Streit wegen Wohnortwechselwunsch?
Hallo liebe Leute,
wohne 190 KM von meiner Heimatstadt entfernt in einer Stadt, in die ich vor 17 Jahren wegen Studium zugezogen bin. Orte sind im gleichen Bundesland. Habe nach meinem Studium in der Nähe Arbeit gefunden und bin hier geblieben.
Mit meiner Frau bin ich seit 13 Jahren verheiratet. Wir haben uns in Ausland kennengelernt und sie ist zu mir nach Deutschland gezogen. Wir haben 2. Kinder (7. und 10.)
Durch Pandemie und des Homeoffice hat mein Arbeitgeber einen dauerhaften Homeoffice etabliert. Ich könnte in meinen alten Job von zuhause Arbeiten. Damit könnte ich wieder in meine Heimatstadt zurückkehren, wo ich aufgewachsen bin, Familie, Geschwister, Cousinen, alte Freunde etc. um uns hätte.
In der Gegend wo wir jetzt wohnen, haben wir bis auf einige Freunde keine Familienangehörige. Auch meine Frau hat wenige Freunde. Ihre Familie lebt im Ausland. Sie will aber nicht in ihre Heimat zurück, weil sie sich in Deutschland wohler fühlt. In der Gegend fühle ich mich nicht wohl. Ich kam zu Studienzwecken hierher fand hier Arbeit, habe mich aber nie heimisch gefühlt. Viele Freunde, die ich während meines Studiums kennengelernt habe, sind alle wo anders hinweggezogen.
Ich habe mit meiner Frau gesprochen und argumentiert, dass es für uns und die Kinder vorteilhaft ist, wenn wir in einer Gegend wohnen würden, wo Familienangehörige zumindest eines Elternteils in der Nähe sind. Die Kinder würden mit den Cousinen zusammenwachsen. Die Oma wäre in der Nähe und wir hätten auch andere Vorteile. Unsere Kinder fühlen sich sehr wohl wenn wir in meiner Heimatstadt sind. Sie haben zahlreiche gleichaltrige Cousinen. Ein soziales und familiäres Netzwerk würde uns sofort auffangen.
Meine Frau will nicht von hier weg, sie argumentiert, dass sie sich hier in 13. Jahren eine Umgebung und einige, wenige Freunde etc. aufgebaut habe. Was ich verstehen kann. Wenn ich will könne ich alleine wegziehen. Sie würde hier bleiben etc. und es kam zu einem Streit. Ich sei egoistisch und würde sie nicht berücksichtigen usw.
Ich muss erwähnen, dass unsere Kinder, mit ihrer Naivität wenn wir in meiner Heimatstadt zu Besuch waren, öfters fragten: "papa mama lass uns doch hier wohnen". Meine Frau gefielen solche Aussagen der Kinder überhaupt nicht und ich sah wie sie das abzulenken versuchte. Auch versucht sie irgendwie, dass die Kinder nicht öfters zu Besuch in der Heimat sind. Auch will sie nicht, dass meine Verwandte oder andere Familienangehörige uns besuchen. Das macht sie unterschwellig, was dazu führt das tatsächlich wegen der Entfernung und des resignierten Verhaltens meiner Frau uns niemand besucht oder selten jemand vorbeikam.
Ich bin sehr unglücklich. Auf der einen Seite will ich meine eigene Familie, Kinder nicht aufgeben oder alle 2. Wochen mal sehen. Fühle mich in meiner jetzigen Wohngegend total schlecht. Der Grund warum ich hier wohne, hat sich durch das HomeOffice komplett aufgelöst. Ich hoffe meine Frau ändert ihre Meinung, bin aber sehr skeptisch.
Danke
Felix
2 Antworten
Nicht jede Frau möchte seine Familie so eng haben. Was für dich Vorteile sind, sind für sie Nachteile.
An deiner Stelle würde ich nichts tun, was deine kleine Familie gefährdet. Überrede deine Frau nicht. Akzeptiere, dass sie das nicht möchte. Und dann warte ab. Vielleicht ändert sie später ihre Meinung.
Bis dahin, nutze die neu gewonnene Zeit und bau dir einen Freundeskreis in deiner aktuellen Stadt auf und erhöhe dein Wohlbefinden. Sei nicht böse auf deine Frau. Sie darf dort wohnen bleiben wollen.
Hmmm. Inwieweit hast du die Kinder bzgl. deiner Heimat manipuliert?
Deine Eltern leben nicht ewig.
Viele Freunde, die ich während meines Studiums kennengelernt habe, sind alle wo anders hinweggezogen.
Dann sind in deiner Heimat ja auch nicht viele alte Freunde. Obendrein warten die nun auch nicht wirklich auf dich/euch. Ich befürchte, dass du dir das alles evtl. ein wenig zu toll ausmalst und die Realität am Ende eine andere sein wird.
Auffällig ist auch, dass du immer Vorteile erwähnst. Das klingt sehr nach Egoismus!
Im Leben hat alles seinen Preis. Man kann nicht nur nehmen, man muss auch geben! Werden deine Eltern alt, wer pflegt sie dann? Deine Frau?
Für mich hat die Sache ein G'schmäckle. Eure Ehe steht auf keinem gesunden Fundament.
Ich habe dir hier noch eine Suche:
https://www.youtube.com/results?search_query=bonelli+familie
Raphael Bonelli ist Psychiater in Wien.
Aber die Vorteile überwiegen den Nachteilen.
Nein. Alles, was für irgend etwas gut ist, ist gleichzeitig für irgend etwas schlecht. Jedes Medikament hilft gegen die Krankheit und schädigt dabei wenigstens Nieren und Leber. Ich könnte noch unzählige Beispiele aufzählen.
Mein Eindruck von dir ist, dass du noch sehr unbewusst bist. Ich kann keine Liebe in dir wahrnehmen. Es klingt alles sehr rational.
Wenn dir das Wohl deiner Kinder wirklich am Herzen liegt, dann kümmere du dich selbst gut um sie und delegiere nicht an die anderen Kinder in deiner Herkunftsfamilie.
Wenn ich früher in den Sommerferien an der Nordsee bei meinen Großeltern war, fand ich das auch immer voll klasse und war super traurig, wenn wir wieder nach Hause fuhren. Da oben hatte ich jede Menge Freunde und verdammt viel Spaß. Heute sehe ich das so: Wären es echte Freunde gewesen, hätte der Kontakt ja auch unter dem Jahr bestanden und vielleicht auch noch heute. Nein, er wurde wie eine Lampe an- und ausgeknipst. Meine wirklichen Freunde waren dort, wo ich geboren wurde und zur Schule ging.
Vielleicht solltest du mit deiner Frau darüber sprechen, ob ihr eine Paartherapie machen wollt?
Hallo GutenTag2019,
Vielen Dank für deine Antwort. Ich will das Wohl meiner Kinder nicht meiner Herkunftsfamilie delegieren. Ich habe momentan sogar mehr Zeit mit Ihnen und wir unternehmen gemeinsame Dinge, weil ich überwiegend zu Hause bin und Arbeit und Beruf besser kombinieren kann.
Du hast es geschrieben, die wirklichen Freunde waren dort, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Genau so geht es mir nun auch..Aber dieses Gefühl kollidiert mit den Interessen meiner Frau..
Du weichst mir in zu vielen Punkten aus und reagierst nur auf das, was dich betrifft.
Offensichtlich bist du zu wenig abgenabelt und tust dich schwer damit, Verantwortung zu übernehmen.
Sorry, mehr kann ich hier nicht für dich tun.
Es schlicht Heimweh der mich seit Jahren plagt und jetzt immer größer wurde.
Und da bist du nie auf die Idee gekommen, dir mal therapeutische Hilfe zu suchen? Auch das bestätigt nur den dringenden Bedarf an der charakterlichen Nachreifung.
Noch einmal: Ich befürchte, dass du am Ende auch in deiner Heimat eine ordentliche Ernüchterung erfahren wirst, weil du feststellst, dass dieses Heimweh eigentlich eine tiefe Sehnsucht nach elterlicher Fürsorge ist, die du vielleicht nicht in erfüllender Form erhalten hast und eben deshalb noch in dieser emotionalen Abhängigkeit verstrickt bist. Dann hast du am Ende einen hohen Preis bezahlt, wenn du dafür deine Familie verlassen hast!
Ich denke, dass ich deine Problematik richtig wahrnehme. Leider ist es eine komplexe Sache, für die wohl JEDER Mensch Jahre braucht, um sie im gesamten Ausmaß zu erkennen.
Ich werde deine Ratschläge zu Herzen nehmen und therapeutische Hilfe aufsuchen. Die Befürchtung habe ich auch, dass es zu einer Ernüchterung kommen könnte.
In meinem Arbeitsumfeld gibt es einige Kollegen, vor allem die, die aus dem Osten zugezogen sind, die jetzt wieder zurückkehren wollen. In den meisten Fällen sind es die Frauen, die sich das Wünschen, wieder in die Heimat zurückzukehren und ihre Ehemänner dies für ihre Frauen tun wollen. Manche treffen diese Entscheidung auch gemeinsam. Das ist kein Phänomen das ich alleine habe. Vor allem jetzt, bedingt durch die Pandemie und die Möglichkeit dauerhaft im HomeOffice arbeiten zu können, spielen viele mit dem Gedanken.
Danke fur deine Antwort!
Meine Frau wird niemanden pflegen müssen. Ich und 2 weitere Geschwister würden, wenn übehaupt, so etwas auf die eigenen Schulter nehmen. Ich würde auch nicht in das Haus einziehen, wo meine Eltern leben. 10-30 Km Umkreis. Ich will nicht nur wegen der Familie dorthin hinziehen wollen. Es gibt auch Gründe wie Lebenshaltungskosten, niedrige kosten für wohnen etc. Es ist mir klar das niemand auf mich wartet. Sicherlich gibt es auch viele Nachteile, insbesondere wenn man zu viele Familienangehörige um sich hat. Manchmal hat man auch Ärger mit denen. Das ist mir bewusst. Aber die Vorteile überwiegen den Nachteilen. Es ist auch die Region und Umgebung, nicht nur Freunde oder Familie, die mich innerlich dazu bewegen, dorthin ziehen zu wollen.