Steven Stanley und Zeugen Jehovas?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Wachtturm-Gesellschaft (WTG) missbraucht Zitate von Wissenschaftlern, um ihren Kreationismus zu unterstützen. Die Zitate werden so aus dem Kontext gerissen, dass die Meinung vom Wissenschaftler sogar ins Gegenteil verschoben wird.

jw org:

In dem Buch Der neue Fahrplan der Evolution sprach Steven Stanley davon, daß die „Fossilurkunden keinen einzigen überzeugenden Beleg für den Übergang einer Art in eine andere“ liefern.

Hier wird Stanley aus dem Kontext gerissen: Das gilt nur für bestimmte Tierarten und für bestimmte Zeiträume, nicht generell.

Ansonsten ist die Aussage falsch:

Anfänglich wurden Missing Links oft als Gegenargument zu Darwins Theorie verstanden; selbst heute noch werden sie manchmal fälschlicherweise so dargestellt. Wissenschaftlich gesehen haben sie sich jedoch zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt: Durch weit über 1000 ehemalige Missing Links, die bis heute gefunden wurden, hat sich die Evolutionstheorie auf überzeugende Weise bewährt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Missing_Link

Hier wird also dem Leser suggeriert, dass es generell keine Missing Links gibt.

jw org:

Die Fossilüberlieferung hat, soweit bekannt, der Idee ... [einer langsamen Entwicklung] von jeher widersprochen

Auch hier wird Stanley aus dem Kontext gerissen: Hier ist eine langsame, lineare (konstante) Geschwindigkeit gemeint.

Hier wird dem Leser suggeriert, dass es eine langsame (oder gar keine) Evolution nicht gibt.

Stanley vertritt den Punktualismus: die Geschwindigkeit ist nicht linear, sondern unterschiedlich. Zeiten mit wenig bis kaum Veränderungen (Stasis) wechseln sich mit Zeiten starken Veränderungen ab:

wechselt im Punktualismus ein mit "Stasis" (Stillstand) bezeichneter zeitlicher Abschnitt, in dem Arten nur ein geringes Ausmaß an morphologisch auffälliger Veränderung erkennen lassen, mit schnellem Wandel während der allopatrischen Artbildung ab („schneller“ Wandel ist dabei, da er sich auf geologische Zeiträume bezieht, nicht unbedingt „schnell“ für menschliche Verhältnisse im Sinne des Alltagsgebrauches). "Stasis" wird durchbrochen (engl. punctuated).

https://de.wikipedia.org/wiki/Punktualismus

„Das Muster, nach dem nun seit 120 Jahren gesucht wird, existiert nicht.“

Das trifft nur auf bestimmte Tierarten bzw ihre Fossilienfunde zu. Nicht generell.

keine Erklärung gefunden haben.

Das gilt nur für die Tatsache, dass bestimmte Tierarten in bestimmten Zeiträumen sich wenig verändern.

Hier wird suggeriert, dass es keine plausible Erklärung gibt.

Der Punktualismus widerspricht nicht der Evolutionstheorie, sondern ist Bestandteil von ihr:

der Punktualismus im Rahmen der Synthetischen Evolutionstheorie steht

https://de.wikipedia.org/wiki/Punktualismus

Das war das Buch "Das Leben - Wie ist es entstanden? Durch Evolution oder durch Schöpfung?" - herausgegeben von der Wachtturmgesellschaft.

Die Suchergebnisse liefern zwei Zitate von Steven Stanley:

.... Steven Stanley davon, daß die „Fossilurkunden keinen einzigen überzeugenden Beleg für den Übergang einer Art in eine andere“ liefern. Er sagte: „Die Fossilüberlieferung hat, soweit bekannt, der Idee ... [einer langsamen Entwicklung] von jeher widersprochen.“ Niles Eldredge gab ebenfalls zu: „Das Muster, nach dem nun seit 120 Jahren gesucht wird, existiert nicht.“
... Steven Stanley spricht „von den neuen und überraschenden Erkenntnissen ... über unsere biologischen Ursprünge“. In dem Buch A View of Life, das von drei Evolutionisten geschrieben wurde, heißt es: „Der Fossilbericht ist angefüllt mit Aussagen, für die Paläontologen bisher keine Erklärung gefunden haben.“

Dann wird noch mal kurz erwähnt:

Steven Stanley nannte die Mutationen „das Rohmaterial“ der Evolution. Und der Genetiker Peo Koller erklärte, daß Mutationen „für den evolutionären Fortschritt notwendig sind“

LG - B.

Mayahuel  30.03.2022, 16:23
Fossilurkunden keinen einzigen überzeugenden Beleg für den Übergang einer Art in eine andere“ liefern.

hier schreibt jw org Unsinn

Die Fossilüberlieferung hat, soweit bekannt, der Idee ... [einer langsamen Entwicklung] von jeher widersprochen

Hier ist eine langsame lineare (konstante) Geschwindigkeit gemeint.

Stanley vertritt den Punktualismus: die Geschwindigkeit ist nicht linear, sondern unterschiedlich. Zeiten mit wenig bis kaum Veränderungen (Stasis) wechseln sich mit Zeiten starken Veränderungen ab:

wechselt im Punktualismus ein mit "Stasis" (Stillstand) bezeichneter zeitlicher Abschnitt, in dem Arten nur ein geringes Ausmaß an morphologisch auffälliger Veränderung erkennen lassen, mit schnellem Wandel während der allopatrischen Artbildung ab („schneller“ Wandel ist dabei, da er sich auf geologische Zeiträume bezieht, nicht unbedingt „schnell“ für menschliche Verhältnisse im Sinne des Alltagsgebrauches). "Stasis" wird durchbrochen (engl. punctuated).

https://de.wikipedia.org/wiki/Punktualismus

„Das Muster, nach dem nun seit 120 Jahren gesucht wird, existiert nicht.“

Das trifft nur auf bestimmte Tierarten bzw ihre Fossilienfunde zu. Nicht generell.

keine Erklärung gefunden haben.

Das gilt nur für die Tatsache, dass bestimmte Tierarten in bestimmten Zeiträumen sich wenig verändern.

Der Punktualismus widerspricht nicht der Evolutionstheorie, sondern ist Bestandteil von ihr:

der Punktualismus im Rahmen der Synthetischen Evolutionstheorie steht

https://de.wikipedia.org/wiki/Punktualismus

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KyraRoeder 
Fragesteller
 11.04.2022, 09:49

Leider ist das Zitat, wie anzunehmen war, aus dem Zusammenhang gerissen. Steven Stanley ist ein kompetenter Wissenschaftler und daher selbstverständlich Anhänger der Evolutionstheorie. Er lehnt die Annahme einer Stufenweisen Änderung ab und geht stattdessen von einer punktualistischen Änderung aus.

Die Stelle lautet korrekt: "Die Fossilüberlieferung hat, soweit bekannt, der Idee des stufenweisen Wandels von jeher widersprochen." Seite 88 in Steven Stanley der neue Fahrplan der Evolution 1983.

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