Steht im Koran man soll sich in der Minderheit verstellen?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Taqīya ( arabisch تقية,  DMG  Taqīya oder Taqiyya ‚Furcht, Vorsicht‘) ist ein bei verschiedenen  schiitischen Gruppen geltendes Prinzip, wonach es bei Zwang oder Gefahr für Leib und Besitz erlaubt ist,  rituelle Pflichten zu missachten und den eigenen Glauben zu verheimlichen.
Im  sunnitischen Islam ist das Konzept zwar ebenfalls bekannt, doch hat es nicht in der Allgemeinheit Anwendung gefunden und wurde oft auch abgelehnt. Verheimlichung des eigenen Glaubens in Gefahrensituation gilt jedoch meist als zulässig. [1] Der große Unterschied ist nach Goldziher, dass Taqīya im schiitischen Islam eine „unerlässliche Pflicht“ darstelle, während es im Sunnitentum als  Ruchsa, also „als Konzession für die Schwächeren“, gelte. [2]
Das Prinzip der Taqīya wurde bei den Schiiten häufig mit dem Prinzip der  Taqwā, „Gottesfurcht“, assoziiert. Taqīya gilt Schiiten auch als das „Gute“, mit dem man laut  Koranvers  28:54 Böses abwehrt. [3].....

Wichtigste koranische Grundlage für das Taqīya-Prinzip ist Sure 3:28, wo es heißt:

„Die Gläubigen sollen sich nicht die Ungläubigen anstatt der Gläubigen zu Freunden nehmen. Wer das tut, hat keine Gemeinschaft (mehr) mit Gott. Anders ist es, wenn ihr euch vor ihnen (d. h. den Ungläubigen) wirklich fürchtet ( illā an tattaqū minhum tuqāt).“...
Daneben gilt laut dem schiitischen Gelehrten  Hasan as-Saffār auch der in  Sure 40: 28 erwähnte „gläubige Mann aus dem Geschlecht Pharaos, der seinen Glauben verborgen hielt“ ( raǧulun muʾminun min ʾāli firʿauna yaktumu ʾīmānahū), als Vorbild für das Taqīya-Prinzip. [10] Hier wird jedoch das arabische Wort  katama mit der Bedeutung „verbergen“ verwendet. [11]

– Paret3:28

https://de.wikipedia.org/wiki/Taq%C4%ABya

Judith171  07.08.2021, 07:29
Die Gläubigen sollen sich nicht die Ungläubigen anstatt der Gläubigen zu Freunden nehmen. Wer das tut, hat keine Gemeinschaft (mehr) mit Gott.

Das erklärt einiges.

2
mulan2255  07.08.2021, 13:21
@Judith171

Das ist falsch. Im arabischen Original steht „auliya“ (Sing. waliy), und das sind nicht herkömmlich einfach Freunde sondern Leitungs-, Führungspersonen, daher zuweilen auch Schurzherren übersetzt, in Neudeutsch auch Guide genannt. Man soll sie sich also nicht zur Leitperson für den Glauben nehmen. Darin geht es, nicht um den ganz normalen Umgang mit Menschen. … Sorry, dass ich als Muslim geantwortet habe, aber wenn etwas falsch verstanden oder interpretiert wird, ist es legitim, darauf hinzuweisen. Im übrigen ist hier niemandem eine Meinungsäußerung zu verwehren, da dies für alle offen steht. Äußerungen sollten nach Möglichkeit aber auf Basis von Wissen erfolgen. …

0
Bodesurry  07.08.2021, 15:46
@mulan2255

Es mag so sein, wie Du schreibst. Nur gibt es Tatsachenberichte, dass es Muslime anders interpretieren. Das war auch schon Thema hier auf GF.

0

Aus Bodesurrys Antwort lässt sich ableiten, dass die Antwort JA lautet!

Das entscheidende aber, liebe SalomeLeyla,

ist NICHT, was im Koran steht, da bekanntlich auch die meisten Moslems keine Ahnung haben, was im Koran steht (wofür ich sie keinesfalls verurteilen will! ...MICH würde das auch nicht interessieren!), sondern es kommt darauf an, was Moslems TUN - und das ist einfach Cleverness!

Natürlich riskierst Du keine dicke Lippe, solange Deine Haltung nicht mehrheitsfähig ist, sondern arbeitest im Stillen daran, dass Deine Meinung mehrheitsfähig wird!

Nein, auch wenn Islamfeinde dies behaupten:

Wie das Beispiel Hasan as-Saffārs deutlich machte, sehen sich schiitische Minderheiten im Nahen Osten mit Verweis auf Taqīya noch immer schnell der Lüge bezichtigt.  Jakob Skovgaard-Petersen schreibt deshalb, dass dieser Vorwurf in  Europa nun auf einmal auf die Sunniten zurückkommt: Denn  Islamfeinde werfen Muslimen oft vor, stets zu lügen. [25]
Dies konstituiert für Skovgaard-Petersen eine Strategie, mit welcher das islamfeindliche Milieu Muslime außerhalb des demokratischen Dialogs stellen und in Anspruch nehmen, erklären zu können, was die wahre Absicht von Muslimen sei. Damit würden Islamfeinde die Stimmen von Muslimen in einer demokratischen Gesellschaft ersticken und die Macht über Muslime an sich reißen. Denn der Vorwurf von Taqīya zeuge davon, dass überhaupt kein Interesse besteht, Muslime anzuhören. [26]
Skovgaard-Petersen betont, dass ein individueller Politiker eine „geheime Agenda“ haben könne oder selektiv ist in dem, was er sagt. Das Prinzip von Taqīya aber in diesem Kontext anzuwenden, sei falsch. Er ruft deshalb dazu auf, im Namen der Demokratie gegen diejenigen vorzugehen, die Muslimen die Stimme nehmen und behaupten, sie könnten an ihrer Stelle sprechen. [27]
Der  Orientalist  Stefan Jakob Wimmer betont, dass Muslime nur in äußersten Notsituationen ihren Glauben verheimlichen dürfen. Als Beispiel führt er die  Reconquista auf, im Zuge derer Muslime unter Zwang das Christentum annahmen, Schweinefleisch aßen oder – wenn überhaupt – im Geheimen ihre Rituale durchführten, um ihr Leben zu retten. Taqīya ist laut Wimmer also keine Strategie, um Andersgläubige hinters Licht zu führen, damit beispielsweise der Islam verbreitet wird. Dieser Vorwurf des islamfeindlichen Milieus sei falsch. [28]
Wimmer sieht in dem Vorwurf der Taqīya gegen Muslime eine Parallele zum  Antisemitismus. Auch im 19. Jahrhundert haben sich Antisemiten „als aufrechte Verteidiger des christlichen Abendlandes“ dargestellt und Lüge als  jüdischen Wesenszug definiert. Auf dieselbe Strategie würden nun Islamfeinde zurückgreifen: Da ihrer Meinung nach der Islam in Deutschland keinen Platz habe, werfen sie jedem Muslim, der dem widerspricht oder den Islam nicht extremistisch auslebt, vor, Taqīya zu betreiben. Die Tatsache, dass diese gezielte Fehlinterpretation von Taqīya Einzug in die Mehrheitsgesellschaft hält, alarmiert Wimmer. Eine demokratische Gesellschaft müsse sich gegen die „ Diffamierung“ einer religiösen Minderheit genauso wehren, wie sie sich gegen fundamentalistische Feinde wehrt. [29]

Aber in der Biographie Mohammeds steht so etwas ähnliches drin, um politische Gegner zu beseitigen (Seite 367):

Then he composed amatory verses of an insulting nature about the
Muslim women. The apostle said-according to what 'Abdullah b.
a1-Mughith b. Abu Burda told me-'Who will rid me of Ibnu'I-Ashraf?'
Muhammad b. Maslama, brother of the B. 'Abdu'l-Ashhal, said, 'I will
deal with him for you, 0 apostle of God, I will kill him.' He said, 'Do so if
you can: So Muhammad b. Maslama returned and waited for three days
without food or drink, apart from what was absolutely necessary. When
the apostle was told of this he summoned him and asked him why he had
given up eating and drinking. He replied that he had given him an undertaking
and he did not know whether he could fulfil it. The apostle said,
'All that is incumbent upon you is that you should try: He said, '0 apostle
of God, we shall have to tell lies.' He answered, 'Say what you like, for
you are free in the matter.'
mulan2255  07.08.2021, 13:39

Das waren keine politischen Gegner, wie es heute gern formuliert wird, da es diese indirekt zu guten Leuten erklärt, die nur gegen etwas bedrohliches sich wehren würden oder dergleichen. Es ist nicht mit dem zu vergleichen, was man heute darunter versteht. Das waren Leute, die offen gehen die Muslime aufgewiegelt hatten, die offen gegen den Propheten polemisiert hatten und dazu aufriefen, die noch junge Gemeinde zu vernichten. Es war die Zeit der Angriffe seitens der Mekkaner unter Abu Sufyan gegen Medina. Es waren Teilnehmer an den Aktionen gegen die Muslime. Man sollte mit berücksichtigen, was vor und nach dem Zitat steht. Da stehen Dinge, die die Zusammenhänge erkennen lassen, die so nicht sichtbar sind. Und man sollte mehr über die Personen wissen.

Ansonsten kann man die Analysen der genannten Autoren unterschreiben.
Hier noch eine kurze Zusammenfassung zum Begriff Taqiyya, der oft benutzt wird, um mittels Totschlagargument ein Gespräch mit Muslimen unmöglich zu machen. http://www.eslam.de/begriffe/v/verstellung.htm

0
BelfastChild  07.08.2021, 13:41
@mulan2255

Die Seite Eslam beinhaltet auch Fehler, wie ich die Tage nachgewiesen habe.

0
mulan2255  07.08.2021, 13:49
@BelfastChild

Auch hierzu? … kannst du mir mal die Links zu deinen Aussagen dazu liefern?

0
BelfastChild  07.08.2021, 14:04
@mulan2255

Das Thema Taqīya ist eine Wissenschaft für sich. Aiman A. Mazyek behauptet, die Scharia sei mit dem GG kompatibel. Es gibt Muslime, die Westlern Sand in die Augen streuen. Er erzählt den Westlern das, was sie gerne hören. Guckst du auch HIER (1:00:51 - 1:07:45).

0
mulan2255  07.08.2021, 14:56
@BelfastChild

Ich meinte Links zu dem, was du bzgl. Eslam.de „die Tage“ geschrieben hast, dass die Fehlerhaftes enthalten.

0
mulan2255  07.08.2021, 15:07
@BelfastChild

Sorry, der link ist eine sehr deutliche und tendenziöse Verteidigung der Kreuzzüge. Und wenn ich von den keltischen Türken höre, habe ich das Gefühl, dass hier jemand die Geschichte neu schreiben will unter Erfindung einer neuen Ethnie, auch wenn ich weiß, dass Kelten bis zum Bosporus gekommen sind (Istanbuls Stadtteil Galata heißt nicht zufällig so). Aber es gab keine keltischen Türken. … DAS ist lediglich die ziemlich durchsichtige Polemik dieses Mannes, der uns auch noch erklären will, dass Jihad „Rückeroberungskrieg“ bedeute. Damit erklärt er, dass die Muslime sogar verpflichtet seien, zu erobern und Kriege zu führen zur Verbreitung des Islam. Früher hatte man das mit dem Schlagwort von „Feuer und Schwert“ umschrieben. Nichts neues also, wiederholen alter Klischees in seriös wirkendem Gewand. Ein rein polemischer Clip, keine wissenschaftliche Analyse. Sorry, ist mir einfach zu durchsichtig.

0
BelfastChild  07.08.2021, 15:11
@mulan2255

Nun ja, die damals entwickelte Jihad-Doktrin ist sehr deutlich. Die rechtfertigt natürlich kein Blutbad (ab 2:55), das ist klar:

Im Namen Gottes ermordeten die Kreuzfahrer alle Bewohner der Heiligen Stadt. Das Blutbad rechtfertigten sie mit dem Aufruf des Papstes, die Stadt den Ungläubigen zu nehmen. Wer kein Christ war, also den Papst nicht anerkannte, war eine verlorene Seele, kein Mensch. Die siegreichen Kreuzfahrer hatten also keine Skrupel, als sie alle Muslime ermordeten. Das Massaker im Jahr 1099 ist der traurige Höhepunkt des Ersten Kreuzzugs.

Allerdings sollte man die Geschichte nicht immer einseitig betrachten, Muslime haben ebenfalls genügend Verbrechen begangen.

0
mulan2255  07.08.2021, 15:11
@BelfastChild

Hab ich verstanden. Aber es wäre nett, wenn du diese mir nochmals mitteilst. Denn ich weiß gerade nicht, welche Links wo du meinst. Wäre einfach nett. 🙂

0
BelfastChild  07.08.2021, 15:16
@mulan2255

Aber nur weil du es bist!:

Tatsächlich gibt es heute im Strafgesetzbuch nur der Länder die Todesstrafe für Abgefallene [murtad], die maßgeblich von der  Westlichen Welt aufgebaut wurden und/oder von diesen gestützt werden, wie z.B.  Saudi-Arabien und  Afghanistan.

Das ist antiwestliche Polemik.

In der  Islamischen Republik Iran ist es hingegen kein Straftatbestand.

Anscheinend schon, oder?:

Die  Todesstrafe kann im Iran für  Mord, verschiedene  Drogendelikte, „ politische Vergehen“,  ProstitutionEhebruch und „Verstöße gegen Moral“ sowie  Gotteslästerung verhängt werden. [271]  Auch für  Apostasie  (Abfall vom Islam) ist die Anwendung der Todesstrafe möglich und wird vollstreckt. [272]  2011 wurde die Todesstrafe am häufigsten (81 %) wegen Drogenhandels, Gotteslästerung (4,3 %) und  Vergewaltigung (4,1 %) vollzogen. Dabei ist  Hängen als Hinrichtungsart üblich, 53 der 753 Verurteilten wurden 2014 öffentlich hingerichtet.  ErschießenEnthauptungSteinigung und (theoretisch) die  Kreuzigung sind nach dem iranischen Strafgesetzbuch möglich; [271] [273] Abseits der Todesstrafe werden nach wie vor Strafen wie die Amputation von Gliedmaßen, die Prügelstrafe und das Ausstechen der Augen verhängt. [274]

Siehe auch HIER (4:15 - 5:03). Und so weiter.

0
mulan2255  07.08.2021, 15:17
@BelfastChild

Im Krieg passieren leider immer schlimme Dinge. Aber es ist bekannt, dass seitens der Muslime entsprechend des im Quran verankerten Kriegsrechts weitaus weniger Exzessives passiert ist als auf Seiten der Kreuzzügler, die ja noch nicht einmal halt machten vor orthodoxen Christen. …
Sagt Dir der Name Usama bin Munqidh etwas?

0
BelfastChild  07.08.2021, 15:21
@mulan2255

Ja. Aber dennoch würde ich den Islam nicht gänzlich verharmlosen. Dass aber auch die Blutspur des Christentums lang ist, das bestreite ich nicht.

0
mulan2255  07.08.2021, 19:50
@BelfastChild

Natürlich nicht, aber oft genug wird dem Islam bzw. den Muslimen alles angelastet, was nur möglich ist. Muslime werden geradezu zu potentiell gewalttätigen Verbrechern erklärt. Muslime haben vor langer Zeit Länder erobert, Christen haben Länder erobert. … Alle haben das getan. Da waren die Muslime nicht schlimmer. Aber wenn man mal von Despoten wie Saddam Husain oder IS absieht, so stehen schon seit Jahrhunderten keine muslimischen Soldaten Krieg gehen andere. Seit gut 200 Jahren gehen Kriege bis Weltkriege nicht von muslimischen Ländern aus. Auch Hiroshima und Nagasaki haben nicht Muslime verbrochen. …

0
BelfastChild  07.08.2021, 19:53
@mulan2255

Das ist (fast) alles richtig. Es sind insbesondere Leute wie Michael Stürzenberger die Stimmung gegen den Islam machen, und Webseiten wie PI-News - wo auch "Stürzi" schreibt - tun ihr Übriges. Das wird auch ein Grund sein, warum islamfeindliche Straftaten mittlerweile verbreitet sind und das können wir nicht hinnehmen. Bleibe gesund!

1