Sollte man die Bibel wörtlich nehmen?
Ich bin Atheist und ich frag mich immer warum viele sich Gläubige in Diskussionen darauf berufen, dass man die Bibel ja nicht wörtlich nehmen kann. Da stellen sich mir zwei Fragen, Die Bibel ist doch die Schrift Gottes, wieso sollte er Raum für Spekulationen lassen? Und viel wichtiger noch, wenn in der Bibel erwähnt wird, das die Erde ~6000 Jahre alt ist und man sich dann darauf beruft, das man es ja nicht wörtlich nehmen kann, dann wiederspricht man der Bibel doch, bei solchen Angaben gibt es doch gar keinen Raum für Spekulationen???
Ps: Schreibt zu den antworten bitte ob ihr Gläubig seid oder nicht, da man dahingehen voreingenommen sein könnte)
20 Antworten
Die Bibel ist doch die Schrift Gottes
Da ist schon ein entscheidender Irrtum. Die (Mehrheit der) Christenheit glaubt eben nicht, dass die Bibel die Schrift Gottes ist, von ihm diktiert wäre oder seine entscheidende Offenbarung an die Menschheit wäre. Die entscheidende Offenbarung Gottes ist für uns Jesus Christus, von dem die Bibel Zeugnis gibt. Das ist zB der wesentliche Unterschied des Christentums zum Islam, für den der Koran die entscheidende Offenbarung ist.
Daher ist für uns Christen auch enorm wichtig zu verstehen, wie, wann und wo ein Text der Bibel entstanden ist, von wem er geschrieben wurde und an wen er gerichtet war, damit wir besseren Zugang zu den Texten finden.
Da stellt sich mir aber die Frage, ob man dann wirklich an etwas Glauben soll, was beliebig interpretieren kann
Deswegen glauben wir auch nicht an die Bibel, sondern an Gott, von dem uns die Bibel erzählt.
da scheint es mir doch besser ungläubig zu sein und eigene moralische Prinzipien zu erstellen an die man dann sozusagen „glaubt“
Jo, auch ein guter Weg. Ein Weg den halt auch nicht jeder gehen kann.
Ich gehöre der evangelisch-reformierten Kirche an.
Um deine Frage gut beantworten zu können, müsste man die jeweiligen Kapitel und Verse anschauen.
- es gibt Stellen, die erschliessen sich einem, wenn man den zeitlichen Kontext kennt (die auf die heutige Zeit nicht anwendbar sind)
- es gibt Stellen, die erschliessen sich einem, wenn man die jüdische Kultur und Geschichte kennt (was für Christen nicht mehr gilt oder nur so zu verstehen ist)
- es gibt Gleichnisse, die nicht reale Ereignisse wiedergeben, aber "gute Bilder" zum Beispiel zur Lehre von Jesus darstellen
- Begriffe, die durch mehrmaliges Übersetzen nicht mehr die gleiche Bedeutung haben
Auf die ersten beiden Punkte bezogen: Wieso sollten wir den dann noch daran Glauben, die heutige Welt ist so unfassbar anders und Fortgeschrittener, warum dann an etwas glauben, was vor 2000 Jahren aktuell war, wir haben unfassbare technologische Fortschritte gemacht, doch hängen im Glauben noch 2000 Jahre zurück.
Das ist genau das, was ich meine. Es heisst nicht, dass die Texte, die die beiden ersten Punkte betreffen, für uns heute keine Relevanz mehr haben. Nur muss sich die Leserin/der Leser mit der Kultur, der Geschichte und der Wortbedeutung damals auseinandersetzen, damit sie/er versteht, wie sie heute zu verstehen sind.
Verdeutlichung anhand eines Beispiels: Wenn es heißt, dass Gott alles in 6 Tagen geschaffen hat, dann ist "Tag" wörtlich. Wenn man nun nicht beachtet, dass das Wort "Tag" in biblischen Zeiten verschiedene Bedeutungen hatte, dann wird man zu dem Schluss kommen, dass es sich hierbei um 24-Stunden-Tage handelt. Doch das Wort "Tag" hatte damals auch die Bedeutung größerer Zeiträume. Gott gibt also keinen Raum für Spekulationen, sondern redete lediglich in der Sprache, in der man ihn damals verstanden hat, und ließ die Schreiber der Bibel in ihren Sprachen schreiben.
Zum richtigen Verständnis sind auch die historischen Hintergründe wichtig, ohne deren Kenntnis man die Texte, die in den historischen Hintergründen eingebettet waren, völlig missverstehen wird, was sich gut im Protestantismus zeigt, der wegen unzähligen biblischen missinterpretationen in über 47. 000 Glaubensgemeinschaften zerspalten und zersplittert ist.
"Tag" hatte damals auch die Bedeutung größerer Zeiträume.
Der Singular jôm mit einem Zahlwort bedeutet in der Bibel immer nur 1 Tag.
Das ist klar! Das braucht man nicht zu erwähnen. Ist unsinnig.
Das ist klar! Das braucht man nicht zu erwähnen.
Manche Christen glauben, dass 1 Tag in der Genesis länger als 24 Stunden dauert.
jôm ist entweder die Zeitspanne zwischen Morgengrauen und Abenddämmerung (Tag ist der komplementäre Begriff zu lajlāh).
oder die Zeit von Morgen zu Morgen oder Abend zu Abend (24 Stunden)
Ich denke nicht, das die Diskussion über das was Gott mit Tag meinte nötig ist, der Kreationismus ist doch sowieso (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) durch die Urknalltheorie entlarvt. Was hat die Schöpfungstheorie denn dann für eine erklärung, bzw. was macht sie in der Bibel wenn es ja wahrscheinlich nicht stimmt.
Ich weiß jetzt nicht, was du mir damit sagen möchtest, es gibt sehr viele Wissenschaftler, die Gläubig sind, das was du allerdings nicht verstehst ist, das der großteil den glauben und die Wissenschaft klar trennen
Wenn du ein wenig nachdenken würdest, würdest du dahinter kommen, was ich damit sagen wollte, nämlich, dass selbst der Konstrukteur der Urknalltheorie sieht zwischen Urknall und dem Schöpfer keine Diskrepanz. Beides ist miteinander vereinbar.
Man sollte sich in einer Debatte klar ausdrücken, in deinen Satz konnte man mehr reininterpretieren als in die Bibel
Nur wenn man phantasiereich ist. Denn ich schrieb ja im Kontext deiner Aussage, die du zuvor gepostet hast. Man muss also lernen, Geschriebenes im Kontext einer Diskussion zu lesen.
man die Bibel ja nicht wörtlich nehmen kann
Das ist einer der dummen Sprüche, denen man immer ausgesetzt wird. Ein anderer ist.
Man muss das im Zusammenhang lesen.
Das alleine ist schon interessant. Seit wann bestimmen andere, wie man ein Buch lesen muss? Soweit ich informiert bin, bestimmt das jeder selber. Ich lese die Texte so, wie sie gemeinhin verstanden werden. Und, daran halte ich mich. Und, ich lasse mir von niemandem vorschreiben, wie ich Texte zu lesen habe.
Einfaches Beispiel? Die Hölle. Da gibt es einmal den Scheol, ein Müllplatz bei Jerusalem, den es heute nicht mehr gibt, wo z.B. der Antichrist reingeschleudert werden soll. Dann gibt es die Beschreibung, das die Hölle in den Tiefen der Erde liegen soll.
Beides, wird von den Zeugen Jehovas verworfen. Sie behaupten, das es keine Hölle gibt. Wovon ich allerdings auch fest von aus gehe. Da fragt es sich doch dann schon, was ich mit den ganzen Angaben in der Bibel, bezüglich Hölle, etc. anfangen soll?
Natürlich gibt es in der Bibel Stellen, die man nur im Zusammenhang verstehen kann, wie z.B. in Römer 3:7. Paulus hat dort ein "ich" benutzt, was als "man" verstanden werden muss, und erst aus dem nachfolgenden Text verständlich wird. Dies dürfte aber bei dem Thema Hölle, kaum möglich sein.
P.S.
Ich bin nicht Gläubig. Ich habe einen Gott, den JHWH, aus der Bibel, Matth. 22:36-40. Bei dem bin ich fest davon überzeugt, das es ihn gibt, weil ich jeden Tag mit ihm spreche. Ich selber nenne mich Jawehist.
Der letzte Teil macht überhaupt keinen Sinn, du kannst nicht an einen Gott glauben und nicht Gläubig sein…
Die Bibel ist meiner Meinung nach nicht die Schrift Gottes, sondern wird nur als solche angesehen. Sie wurde viele Jahre nachweislich von Priestern oder solchen Leuten geschrieben und im Laufe der Jahre haben sich sehr viele Fehler eingeschlichen. Auch bei der Übersetzung.
Nicht umsonst werden viele Dokumente, auch originale Schriften aus der zeit, unzugänglich im Vatikan eingeschlossen. Wenn man die richtig liest, müsste die kirchliche Geschichte umgeschrieben werden. So hat es mal ein Kirchengelehrter ausgedrückt.
Man sollte das Werk nicht wortwörtlich nehmen, sondern nur als Metapher verstehen, also im übertragenen Sinn. Außerdem gibt es zu viele Widersprüche in den Texten.
Ach so, ich bin keiner Religion verpflichtet und glaube demzufolge auch nicht an Gott.
Da stellt sich mir aber die Frage, ob man dann wirklich an etwas Glauben soll, was beliebig interpretieren kann, da scheint es mir doch besser ungläubig zu sein und eigene moralische Prinzipien zu erstellen an die man dann sozusagen „glaubt“