Sind „neue Wörter“ eine Verarmung oder ein Gewinn für die deutsche Sprache?

11 Antworten

Ein Buschklepper ist letztlich ein altes, kränkliches Pferd - ich kenne den Ausdruck noch, aber das sagt heute niemand mehr so und schon vor 20 Jahren haben das nur noch ältere Leute gesagt oder Bewohner kleiner Dörfer in fiesen Dialekten, wo man erstmal nicht gewusst hat, was die überhaupt meinen. Das war denke ich auch eher ein in ländlichen Gefilden und der Umgangssprache gebräuchliches Wort, das einen sehr kleinen Benutzerkreis hatte und das sich irgendwie erübrigt hat. Dass ich das kenne ist Zufall - mein Opa hatte als Handelsvertreter auch ein großes Gehöft beliefert, das auch Pferde und Schafe hatte, da habe ich das Wort mal gehört als ich ihn begleitet hatte. Und diese Leute da waren nett, aber rückständig und ... ja!

Ebenso kenne ich niemanden, der "Füssilade" sagt. Das sind wahrscheinlich sehr betagte Leute, die jetzt schon auf Zeit spielen und wo sich die Verwendung bzw. die Notwendigkeit des Abdrucks in absehbarer Zeit auf biologische Weise klärt. Ich erinnere mich an eine ehemalige Nachbarin meiner Großtante, die oft von der "Remise" sprach: Gemeint war der Wagenschuppen/die Garage; ich habe das Wort zwar übernommen, aber ich dürfte heute auch einer von 20 sein, die noch wissen, was eine Remise ist und das auch noch sagen.

Wenn Worte aus dem Duden/Wahrig usw. entfernt werden, dann hat das schon seinen Grund: Entweder spricht sie niemand mehr, haben sie sich durch technische Weiterentwicklungen usw. irgendwie einfach erübrigt oder waren sie schon immer unbedeutend. Oder es wird ganz banal Platz für neu hinzugekommene Wörter gebraucht, die etwa aus der Umgangs- oder Fachsprache den Weg in den allgemeinen Grundwortschatz fanden. Hier ist noch mehr dazu zu lesen, das die Sachlage ganz gut auf den Punkt bringt.

Interessant ist in dem Zusammenhang der Duden-Kalender "Vergessene Wortschätze", den ich für 2021 gekauft habe - war eine Empfehlung meines Buchhändlers. Da finden sich Worte, die noch im Duden stehen mit ungewisser Zukunft oder schon gestrichen wurden, aber zu schön sind, um vergessen zu werden. Da habe ich aber gestaunt - viele davon benutze ich noch im Alltag, weil ich sie so gelernt habe.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
indiachinacook  20.07.2021, 05:16
Ich erinnere mich an eine ehemalige Nachbarin meiner Großtante, die oft von der "Remise" sprach: […] ich dürfte heute auch einer von 20 sein, die noch wissen, was eine Remise ist und das auch noch sagen.

Anderswo ist das auch heute noch offizielle Terminologie für die Straßen­bahn­„garage“ und jedem Einwohner von einem Blick auf den Linienplan der Straßen­bahnen bekannt. Bizarrer­weise habe ich das Wort auch in Berlin kennengelernt, wo es einen Innenhof bezeichnet, in dem die Kutscher früher die Hauspferde wendeten und parkten.

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es werden nur die am häufigsten gebrauchten Wörter in den Duden aufgenommen ... andere die ehemals häufig waren aber jetzt nicht mehr werden gestrichen.

es ist also weder eine Bereicherung noch eine Schmälerung

nur: wenn man halt die Sprache konstant halten will, sollte man nicht dauernd neue Wörter einführen für Begriffe die es schon gibt. Nur wirklich neue Erfindungen oder Gegebenheiten brauchen neue Wörter.

Ich habe keine Ahnung, was diese 3 Wörter bedeuten. Wenn Wörter nicht benutzt werden und kaum einer ihre Bedeutung kennt, dann können sie auch getrost wieder sterben. Eine Sprache muss leben - meine Meinung. Sprachen sind menschliche Erfindungen. Da muss gar nichts erhalten bleiben - finde ich - wenn es nicht benutzt wird.

verreisterNutzer  19.11.2020, 18:09

Füssilade bedeutet z.B Massenerschießen von Soldaten. Stickhusten, ist das Husten während des Erstickens.

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Da Sprache lebendig ist, und sich auch immer an die Zeit anpassen muss, sind neiue Wörter natürlich eine Bereicherung. Genau so natürlich ist, es, dass nicht mehr verwendete Wörter verschwinden.

Im Fall der angegebenen Wörter: Stickhusten ist Keuchhusten, der Buschklepper wird sicher ein neues, eher englisches Wort bekommen und Füssilade (Füsilade?) hat wohl was mit Füsilieren zu tun) sind noch nicht ganz verschwinden, nur als "veraltet" markiert.

Es redet heute auch kleiner mehr von Fibel als Spange, oder Fernsprechapparat als Telefon, es gibt die Wörter trotzdem noch. deshalb ist jedes neu aufgenommene eine Bereicherung. Ob man die sinnvoll findet oder nicht.

Ich denke, unsere Sprachentwicklung ist dynamisch. Viele neue Wörter finden den Weg in unseren Sprachgebrauch, viele andere sterben aus.