Sind Gedanken wie die Wahrnehmung des Hörsinns, nur dass diese nicht direkt durch akustische Reize entstehen?

3 Antworten

Richtig. Das Gehirn und seine Funktionen, die zu solchen Sensationen führen, wird noch erforscht. Man ist zwar schon zu einigen Erkenntnissen gelangt, aber die Wissenschaft steht am Anfang. Eine Sensation bezeichne ich hier im ursprünglichen Wortsinn, eine Sinnesreizung.

Der Mensch hat Sensoren, Sinne, empfindliche Organe, die äußere Reize, Erfahrungen, nach Innen leiten und erst im Gehirn werden sie auf noch nicht ganz verstandener Weise zu "Wahrnehmung". Ohren für Akustik, Augen für Visuelles, Nase für Gerüche usw. Ein Auge ist ein einfachster Weise erklärt nur ein Brennglas. Die Lichteinwirkung leitet es ans Gehirn weiter. Im Grunde sind Lichtwellen aber nicht bunt, es sind nur versch. Wellenlängen. Erst die Wahrnehmung "wandelt" sie in Farbempfindung um. Der Mensch empfindet (er findet, dass,) Licht als Farbe.

Wir "hören" wohl alle unser Gehirn ständig am "Quasseln", Gedanken, die unaufhörlich in Worten, Bildern oder Geräuschen sich zeigen. Dabei "hören" wir Wörter, obwohl sie nicht vom Ohr ins Innere transportiert werden. Das Gehirn "erschafft" nicht nur Worte, sondern auch jede Erinnerung, jede Vorstellung, jede Illusion, jeden Traum jeden Glauben usw.

Das Gehirn kann nur das reproduzieren, was es an Input aufgenommen hat, also Erfahrungen. Da ein Deutscher deutsch erfährt, denkt sein Gehirn auch in deutschen Wörtern. Beim Engländer eben auf seine Weise. Auch kulturelle Prägung der Weltanschauung usw. Es kann nur Farbe als Vorstellung (zB. einen Regenbogen) wieder hervorrufen, wenn das Gehirn abgespeichert hat, was Farbe ist. Ebenso Geräusche. Ein Musikstück wird im Gehirn gespeichert wie auf einer Festplatte (das Gehirn ist die Festplatte) und du kannst es aus dem Gedächtnis heraus hören oder singen. Das gleiche gilt für Wörter, Gedichte, Gerüche, Geschmacksvorstellungen, Einflüsse der Erziehung, ethnische Prägungen, Götter und Götzen. usw.

Wie diese Zellen des Gehirns diese Sensationen herstellen ist noch noch nicht klar. Zur Wahrnehmung sind sowohl Sinne, als auch Reizweiterleitung (Nervenzellen) und Gehirn Voraussetzung. Ist ein Element davon gestört, funktioniert es nicht.

Die subjektiven Denkvorgänge können von außen nicht untersucht werden; es bedarf immer das Subjekt, den "Denker" dazu, der bereit ist, sein denkendes Bewusstsein zu erforschen. Du hast es schon mit der Frage angefangen., Wenn du dich mit dem Thema näher befassen möchtest" (es ist sehr interessant,) solltest du diesbezügliche Literatur lesen. Und aus spezieller Sichtweise vielleicht Jiddu Krishnamurti, der einer der tiefgründigsten Entdecker dessen ist, was mit Bewusstsein mit allen Facetten des Wissens, der Wahrnehmung, des Glaubens, der Ängste und der Beziehung zu Umwelt und Mitmenschen zusammen hängt. ;-)

Hören und sehen sind Sinneswahrnehmungen, Gedanken nicht. Gedanken sind z.b. Interpretationen der Sinneswahrnehmungen nehmen aber selbst nichts wahr. Gedanken sind vernetzt und assoziativ. Gedanken vernetzen und erweitern das was gehört oder gesehen wird. In diesem Sinne haben Gedanken keine Aehnlichkeiten mit den Sinneswahrnehmungen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich will Menschen verstehen, nicht durchschauen.
Goldlaub  24.06.2021, 15:11

Da bin ich im Zweifel. Gedanken entstehen nur aufgrund, als Folge von Sinneswahrnehmungen, oder nicht? Gedanken sind nicht direkt Sinneswahrnehmungen, ja, wenn man zu den Sinnen, die eine äußere Erfahrung aufnehmen nur Auge, Ohr, Nase, Gaumen und Haut (taktile Sinnesreizung) zählen. Aber stell dir mal die Frage, wie, mit was der Mensch seine innere Aktivitäten des Gehirns "wahrnimmt". Musik, Erinnerungen oder Vorstellungen von Gesichtern. Es ist leicht fest zu stellen, dass das ohne unsere sechs Sinne vonstatten geht. Mit WAS hört der Mensch zum Beispiel Musik aus dem Gedächtnis?

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Patrickson  24.06.2021, 17:41
@Goldlaub

So ist es! Natürlich sieht man auch Bilder ohne mit den Augen zu sehen usw. oder erst das Träumen! Das Gehirn kann offenbar Bilder, Töne und Gefühle aus dem Gedächnis simulieren, bei anderen Sinneswahrnehmungen und Eindrücken scheint es schwieriger zu sein, denn einen Duft aus dem Gedächnis dünkt mich komplizierter, oder eine taktile Wahrnehmung ebenfalls, da braucht es Umwege dazu. Tatsache ist bekanntlich auch, dass das Gehirn, ohne Sinnesreize wahrnehmen zu können, solche zu simulieren beginnt. Man kann auch gedanklich Musik komponieren und hören ohne diese jemals zu vor so gehört zu haben. Oder Bilder, welche man so noch nie gesehen hat. Aber dies gehorcht dem Spektrum der tatsächlichen Sinneswahrnehmungen denn man kann nicht in Infrarot träumen oder in 3000000 Herz hören in Gedanken. Die Gedanken entsprechen also der Wahrnehmung der Sinnesorgane. Zuerst ist immer ein Input und darauf simuliert das Gehirn. Mozart konnte keine Rockmusik komponieren weil er sowas noch nie gehört hat. Und Julius Cäsar konnte sich keinen Panzer bildlich vorstellen, weil er sowas noch nie gesehen hat. Die Gedankliche "Sinneswahrnehmung" entspricht also dem Input durch die tatsächliche Sinneswahrnehmung, kann diesen Input aber in einem gewissen Spektrum verändern und neu erfinden, neu zusammenfügen.

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Patrickson  24.06.2021, 18:29
@Goldlaub

Die Fantasie und die Gedanken eines Menschen entspricht seiner Sinneswahrnehmung und wie er diese Assoziiert; beides sollte miteinander im Gleichgewicht sein, denn es bildet sein Innenleben. Oder auch wie es so schön heisst: "Wissen ist die Uebereinstimmung von Objekt und Subjekt." Entsprechen die Assoziationen nicht der Wahrnehmung der Aussenwelt oder sind sie nicht im Gleichgewicht mit ihr, so kommt es zum Konflikt und man ist oder wird krank. Eine Frau, welche in mir einen Vergewaltiger sieht, befindet sich in einem solchen Ungleichgewicht, denn ich bin kein Vergewaltiger. Sie sieht mich zwar äusserlich mit ihren Sinneswahrnehmungen korrekt, aber ihre Assoziationen dazu sind nicht adäquat, sie befinden sich im Konflikt. Ihr Innenleben ist im Ungleichgewicht weil es nicht dem Aussenleben entspricht. Sie wird erst dann wieder gesund, wenn ihre Assoziationen mit der Aussenwelt im Gleichgewicht sind, erst dann kann sie mich erkennen als denjenigen, den ich bin, nämlich z.b. eben kein Vergewaltiger. So hängt alles zusammen.

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Goldlaub  25.06.2021, 02:29
@Patrickson

Ja, stimme ich zu. Das mit der Diskrepanz und der daraus folgende Konflikt ist auch logisch von dir dargelegt.

Mit WAS aber erkennt der Mensch diese Diskrepanz der inneren und der äußeren Wahrnehmung. Ich bezeichne hier jetzt die Wahrnehmung innen und außen so. Ein Baum im Garten erkennt der Mensch durch Auge, Reizweiterleitungen und Gehirn, ist klar. Mit was erkennt er aber was er sich vorstellt, von dem er sich im Wortsinn "ein Bild (in Gedanken) macht" , den Baum z.B., denn er hat ja keine Augen innen und der Baum reflektiert ja auch kein Licht, das die Farben und die Form durchs Auge in das Wahrnehmungszentrum leitet.

Auch im Falle deines Beispiels muss doch der "Denker" die innere Assoziation erkennen können, die im Widerspruch zur realen Person steht, um sie evtll. als falsche Information und nicht den Tatsachen entsprechend zu verifizieren.

So, wie der äußere Baum "weg" ist, nicht mehr wahrnehmbar, wenn man einfach die Augen schließt, so ist eine Vorstellung des Gedankenapparates, Gedankenkonstrukte, seien es quasselnde Wörter, Ängste, Illusion usw. nicht mehr "vorhanden" wenn was geschieht? Verstehst du meine Frage? Augen schließen löst das Problem nicht.

Wie negiere ich meine quasselnden Gedanken ? Zu den Gedankenkonstrukten zähle ich auch Assoziationen.

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Patrickson  25.06.2021, 03:36
@Goldlaub

Er erkennt sie meist durch Selbstreflektion, eine Art gedankliche Spiegelung der Wahrnehmung. Er nimmt den Baum mit seinen Sinneswahrnehmungen war. Nun hat er das Bild des Baumes auch dann vor Augen, wenn er ihn nicht sieht, zwar meist weniger klar und deutlich aber er kann ihn sich in etwa bildlich vorstellen. Nun reflektiert er seine Bildliche Vorstellung und schaut ob sie mit dem realen Baum, den seine Sinne wahrnehmen überein stimmt oder nicht. Je nach dem korrigiert er sein gedankliches Bild und verfeinert es, er legt Wichtigkeiten fest und ordnet es ein. So gelangt er zum Gleichgewicht von Innen und Aussen, indem er sein gedankliches Bild immer wieder vergleicht mit dem realen Bild. Diese Bilder müssen keineswegs überein stimmen um im Gleichgewicht zu sein, sie müssen nur das selbe aussagen, da wo es vorher als wichtig eingestuft wurde. Ich habe keine Ahnung davon aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass im Gehirn dieselben Regionen und Vernetzungen aktiv sind in beiden Arten des Sehens und der Wahrnehmung. Da das Bild bereits "im Gehirn" ist, reichen diese Vorgänge um das Bild innerlich sehen zu können, es bedarf keiner Sinneswahrnehmung mehr. Die Augen sind ja nur eine Linse, wie ein Fotoapparat. Das Bild wird dadurch aufgenommen aber von nun an existiert es als Foto und muss nicht mehr wahrgenommen werden um es sehen zu können. Das Foto selbst ist nur der Träger der Information, so wie das Gehirn der Träger von Information ist, ähnlich wie ein Foto. Ein Foto worauf ein Baum ist hat absolut nichts zu tun mit dem Baum selbst, es reicht die Information welche ihn bildlich darstellt. Da unser Gehirn ein hervorragender Träger von Information ist klappt dies bestens. Und daraus entsteht das innere Bild ohne es mit den Augen zu sehen, weil das Gehirn "sehen" simuliert. Die Augen selbst sehen gar nichts, es ist immer das Gehirn, welches sieht, alles andere sind Informationsträger.

Quasselnde Gedanken sind meist unkontrollierte und oft sogar unbewusste Versuche der Selbstreflektion, Innen und Aussen versuchen ein Gleichgewicht herzustellen. Sie plappern Assoziationen durch bis sie etwas passendes finden. Es ist etwas ähnlich wie diese "Fingerabdruckcomputer" in den US-Krimis. Sie lassen alle Fingerabdrücke durchlaufen bis einer identisch ist. So plappert das Gehirn durch bis es etwas findet womit es ein Gleichgewicht herstellen könnte. Die Angst verschwindet sobald das Innere mit dem Aussen überein stimmt, sobald ein Gleichgewicht hergestellt ist. Wenn du Angst vor Spinnen hast und deine Sinneswahrnehmung eine Spinne sieht, so siehst du eine Spinne von der du Angst haben musst, völlig unabhängig davon ob diese Angst begründet ist oder nicht. Es besteht ein Ungleichgewicht weil das innere Bild nicht der äusseren Wirklichkeit entspricht: Die Spinne ist genauso wenig gefährlich wie ich ein Vergewaltiger bin. Mit der Selbstreflektion wird nun versucht ein Gleichgewicht herzustellen, du schaust die Spinne genauer an und versuchst heraus zu finden wovor und weshalb du Angst hast. Sobald du erkennst, egal wie auch immer, dass die Spinne gar nicht gefährlich ist, ist das Gleichgewicht hergestellt und Innen und Aussen stimmen überein. Ein Ungleichgewicht geschieht zuerst in den Assoziationen und daraus entsteht ein Ungleichgewicht in der Interpretation und dies führt dazu dass auch die innere Wahrnehmung nicht überein stimmt mit dem was deine Sinne wahrnehmen. So kommt es zum Konflikt. ...naja....echt schwierig für mich zu erklären aber du bist eine vorzügliche Gesprächspartnerin und erkennst sofort mögliche logische Fehler... danke! :-)

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Patrickson  25.06.2021, 03:42
@Patrickson

zudem bin ich jetzt todmüde und kippe fast vom Stuhl...Danke für deine 1.Klassigen Kommentare, Goldlaub! Ein echt schöner Name! :-)

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Lacrimis27  24.06.2021, 17:22

Hören und Sehen ist auch nur die Interpretation.. Die Augen nehmen Licht auf kein Bild.. Die nerven geben ekeltrische Impulse weiter kein Bild... Das was gesehen wird, ist die Interpretation aus den Reize die ankamen - keine Realität

Auch die Interpretation des gesehenen Bildes ist mit Assoziationen verbunden deshalb sieht man etwas anderes wenn man andere Daten hat über das gleiche und die Sicht verändert sich sobald man mehr oder weniger Daten bekommt.. Dieses "ich dachte grade da läuft........" gesehen und mit mit zu wenig Daten interpretiert..

Man sieht und hört was man sehen und hören will - weil es mit Assoziationen verbunden ist was letztlich wahrgenommen wird aus den elektrische Impulse..

Es gibt keine Wörter - Wörter sind eine Assoziation zu laute der Mensch macht nur tiergerausche und davon sehr viele - die Anordnung dieser laute und unsere damit verbundene Assoziation ergibt eine vollkommen andere Realität..

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Patrickson  24.06.2021, 17:50
@Lacrimis27

Dem stimme ich zu! Man sieht so quasi das, was man gelernt hat zu sehen, innerhalb der Möglichkeiten der Sinneswahrnehmung. So kann man nicht lernen in Infrarot zu sehen, weil anatomisch dem Menschen diese Möglichkeit fehlt. Alles was sich im Bereich der menschlichen Fähigkeiten der Sinneswahrnehmung bewegt sehen Menschen gleich oder ähnlich, alles andere sehen sie unterschiedlich. Diese zwei "Welten" sind in ständigem Austausch miteinander und nehmen Einfluss aufeinander. Allerdings werde ich nicht mit Assoziationen und Vernetzungen im Gehirn aus einem Tannenbaum einen Panzer machen können, das Spektrum der gedanklichen Möglichkeiten ist also begrenzt und entspricht in etwa der Möglichkeit der Sinneswahrnehmung durch die Sinnesorgane.

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Lacrimis27  24.06.2021, 19:39
@Patrickson

Naja, bspw ergaben Studien mit dimethyltryptamin, das man wirklich etwas sieht.. Das heißt, das der Geist wirklich Bilder erzeugen kann, die dann gesehen werden

Also den input so massivst anders interpretiert, das auf einem Krankenzimmer, Gott wurde

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Patrickson  24.06.2021, 19:52
@Lacrimis27

Ja, das kenne ich selbst aus meinen LSD Erfahrungen, allerdings waren die letzendlich durchaus assoziativ adäquat; ich sah die Wirklichkeit mit starker Symbolik, ähnlich wie im Traum.

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Wenn ein Gedanke das ist, was beim Denken entsteht, würde Dein Postulat gerade die am stärksten lernenden Menschen als nicht fähig zum Denken bezeichnen: Kleinkinder. Hier haben wir Menschen mit Gesten und Bildern angefangen denken zu lernen – ohne Worte. Denn Gedanken sind weit mehr als nur Worte, im Besonderen fließt häufig die gesamte Körperwahrnehmung sowie Ton- und Seheindrücke mit ein. Diese sogenannten Sensationen werden erst von uns und in unseren Gedanken als Worte, Musik, Blätterrauschen usw. oder Nähe und Schutz usw. oder als Geste, Spielzeug, Essen usw. erkannt.

Eine Reduzierung von Gedanken auf Worte fast also zu kurz und der Hörsinn erfasst viel mehr als die "Melodien", die wir als Buchstaben, Wörter und Sätze interpretieren. (Fun fact am Rande: Akkustisch ist ein Satz ein durchgehender, akkustischer Klang, da ist kein Satzzeichen, keine Wortlücke o. ä. zu messen. Erst unser Gehirn teilt den durchgehenden Klang in Wörter und Sätze ein.)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Diplom in Physik