sehr umstrittene Meinungen: wie realistisch bzw nutzvoll ist wing chun wirklich?
achtung: etwas längerer text! ich spiele schon länger mit dem gedanken, mit einer kampfkunst oder einem kampfsport zu beginnen. wichtig sind für mich aber keine wettkämpfe, es soll lediglich hobby und selbstverteidigung sein. wenn man sich nun über passende Kampfkonzepte informiert, stolpert man immer wieder über wing chun. der erste vorteil der für meine interessen sprechen würde: es ist eine kampfkunst, das bedeutet es gibt keinen wettkampfgedanken im training. doch dann geht es an die effektivität.. und da spalten sich die Meinungen. für den einen stellt wing chun die perfekte selbstverteidigung dar, weil der zweck von wing chun sei, auch körperlich überlegende gegner schnell ausschalten zu können. doch dann gibt es wieder andere die sagen, die techniken seien auf der straße kaum anwendbar und werden auch realitätsfern trainiert, sodass man auf eine wirkliche konfliktsituation gar nicht vorbereitet ist. man studiert quasi plump seine formen ein, übt diese in trockenübungen, doch ein angreifer auf der straße greift unvorhersehbar an und nicht unter kontrollierten bedingungen. schlimmer wird es dann noch, wenn der gegner ebenfalls erfahrungen im kampfsport hat. ein boxer schlägt zum einen härter und gezielter als ein normaler eingreifer, zum anderen kann er viel schneller auf die reaktionen eines wing chunler reagieren. immer wieder lese ich, dass wing chun dann versagt, wenn es zu einem vollkontakt kommt. unzählige videos gibt es ebenfalls zu diesem thema, in dem vermeintliche wing chunler gegen boxer, mma fighter etc kämpfen oder sparring betreiben und immer wieder unterliegen, da sie ihre techniken schlicht nicht anwenden können. man sagte mir, ich solle doch einfach mal ein probetraining machen, aber das wird mir ja nicht zeugen können wie effektiv wing chun wirklich anwendbar ist. grundsätzlich interessiert mich wing chun , weil es eben keim wettkampfsport ist und eine gewisse tradition ausstrahlt, aber ich möchte nicht jahrelang etwas betreiben, was im ernstfall gar nicht effektiv wäre(klar den sinn eines hobbys erfüllt es dennoch). hat da vlt jemand erfahrungen was das angeht, vergleichswerte? (wing chun gemacht und gewechselt oder so). einfach meinungen von leuten die vlt aus den selben gründen wie ich mit wing chun begonnen haben.. das könnte mir sehr weiter helfen:) ich danke für das lesen und für eure antworten :)
6 Antworten
Alle Kampfsportarten die bestimmte Bewegungsabläufe trainieren sind im Straßenkampf erstmal nicht zu gebrauchen.
Hinzu kommt das die meisten Trainer auch keine Erfahrung im Straßenkampf haben und einfach das Lehren was sie mal gelernt haben. Egal wie gut sie das machen, wirklich realistisch ist es nicht.
Du trainierst bestimmte Bewegungen die du in bestimmten Situationen einsetzen sollst. Diese treten aber eigentlich nie ein. Bestes Beispiel ist jeder Selbstverteidigungskurs für Frauen. Wenn sie lernen wie sich sich gegen einen Mann verteidigen der sie von hinten oder auch vorne am Handgelenk packt. Wenn das eine Frau wirklich so einsetzen würde, weil sie am Handgelenk gepackt wird, kann sie sich danach vor Gericht wiederfinden. ;-)
Aber. Im Kampf kommt es auf Reflexe, Koordination, Kraft und Schnelligkeit an. Wenn du dazu noch ein paar Griffe oder Techniken beherrschst umso besser.
Also im Endeffekt gewinnt der, der besser Trainiert ist. Egal welche Kampfsportart er gemacht hat. Und Wing Tsun Kämpfer sind im allgemeinen eher weniger Trainiert als z.B. ein Kick Boxer. Also wird auch meistens der Kickboxer gewinnen.
Am effektivsten würde ich MMA bezeichnen. Dort nimmst du die besten Techniken aus den anderen Arten und kombinierst sie mit einem gut durchtrainierten Körper. Außerdem wird da viel Sparring und wenig starre Übungen durchgeführt. Aber auch hier gilt, ein richtig guter Win Tsun oder Aikido Kämpfer, gut Trainiert und mit praktischer Erfahrung wird nen mittelmäsigen MMA Kämpfer den Hintern versohlen.
und auch sparring ist ja auf ein reglementierten 1 vs 1 kampf ausgelegt, bei dem dein gegner auch noch die selben techniken wie man selber verwendet.
Genau das ist der Punkt. Das hast du bei jeder Kampfsportart.
In der Realität gewinnen folgende Punkte. Wer ist Körperlich und Geitig Fitter (Kraft Geschwindigkeit Reflexe etc). Wer kann sich schneller auf seinen Gegner einstellen. Und meistens noch wer hat zuerst Zugeschlagen.
Welche Techniken man drauf hat ist vielleicht nicht unwichtig aber bestimmt nicht an erster Stelle.
Nach meiner Meinung ist MMA da das effektivste weil es eben den Köper stark trainiert und viel Bodenkampf und dieses einfache Kloppen drin hat. Was bei ner Barschlägerei z.B. eher vorkommt als schöne Sidekicks oder sonstiges. Aber in ner Bar gewinnt wahrscheinlich auch eher jemand der sich öfter einfach Prügelt als ein mittelmäßiger MMA Kämpfer :D
Habe Wing chun gemacht und finde es klasse, nicht um mich zu prügeln sondern als Hobby mit der positiven Eigenschaft sich selbst behaupten und verteidigen zu können. Es ist definitiv in kritischen Situationen einsetzbar...
Jede Kampfmethode, die zur Selbstverteidigung geeignet sein soll, muss sich von "Gewohnheiten" lösen, weil reale Angriffe auf der Straße keinen vorgefertigten Mustern unterliegen. Kampfmethoden, die sportiven Regeln folgen, sind nur beschränkt zur SV. anwendbar. Sei es Karate, MMA, Wing Chun, jede Methode richtet sich im Training an "Vorstellungen" zu ihren Zielen aus. Die Ziele sind unterschiedlich und jeder Wertung sollte sich an diesen Zielen orientieren. Die meisten wertenden Vergleiche zwischen Systemen sind unangebracht. Eiskunstlauf ist nicht bessere als Eisschnelllauf, doch verfolgen beide das Gleiten auf Eis verfolgen.
Das betrifft auch jedes Sparring, das den "Ernstfall der Methode" nachstellt. Es unterliegt den Vorstellungen der jeweiligen Methode, den Vorstellungen des Wettbewerbs, der denkbaren Situation im olympischen Vergleich und den Vorstellungen über die zu erwartenden physischen wie psychischen Belastungen.
SV-Systeme können die physische, wie psychische Belastung des Ernstfalls allerdings nur hypothetisch nachstellen, da diese keinem gewohnten Muster folgt. Manche SV-Systeme legen ihren Fokus auf höchste Fitness, was der Vorstellung unterliegt, körperliche Überlegenheit bestimme den Sieg. Das ist eine Sackgasse wo der Angreifer fitter, zahlenmäßig überlegen oder bewaffnet ist. In Videos erscheinen kräftige, fitte Personen attraktiv, überlegen, doch bilden solche Videos nicht die erfolgreiche Verteidigung gegenüber einem körperlich überlegenen Angreifer ab.
Wing Chun Systeme unterscheiden sich innerhalb ihrer Gruppe auch. Es gibt die Traditionalisten, die wie vor x Jahrzehnten das System in seiner damaligen Fassung fixieren wollen. Es gibt den "Fitten" , der das Training hart und schweißtreibend ausfüllt, sich an Sportsystemen orientiert. Und es gibt jenen, der sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert, an Forschung über den Ursprung und sinnvolle Ergänzungen aus anderen Zweiten einbringt, um sein Ziel der erfolgreichen SV zu realisieren.
Man spricht daher auch im Wing Chun inzwischen von unterschiedlichen Linien. Ein genauerer Blick in das Training ist angeraten, wenn man ein bestimmtes persönliches Ziel mit Erlernen verfolgt.
Dazu muss man sich Wissen aneignen, über die Notwendigkeiten und Voraussetzungen, das angestrebte Ziel betreffend. Will man körperlich überlegene Angreifer erfolgreich bekämpfen, ist körperliche Überlegenheit nicht das Ziel. Will man mit unkonventionellen, auch neuen, unerwarteten Angriffen zurecht kommen, darf man keine vorgefertigten Muster und Abläufe einschleifen.
Kampfvideos zwischen X und Y zeigen keine SV-Situation, nur das Können der Personen im sportiven Umfeld unter festgelegten Bedingungen. SV ist etwas völlig Anderes.
Die GuteKKFeh
Egal welchen Kampfsport/Kampfkunst - Selbsterteidigungsstiel du lernst: Wenn du kein Sparring in deinem Verein machst bringt es dir in einer Selbstverteidigungssituation gar nichts.
Ich mache kein Wing-Chung sondern Karate. Genau das selbe: Wenn du nicht gegen jemand der dich angreift trainierst bringt es dir außer körperlicher Fitness garnichts.
Wenn du aber ab und an einfach deine Trainingspartner auf dich einhauen lässt (mit Schutzausrüstung natürlich), kannst du probieren wie du das erlernte in nicht idealen Situation abgewandelt einsetzten kannst.
Mach ein Probetraining - Wenn du 1-2 Stunden stumpf Formen übst ist das keine Selbstverteidung sondern Kampfkunst.
Ich fands mal interessant: mein Schwager ust WinTsun-Trainer. Mein Freund hat früher geboxt.
Die beiden sind einfach aus Interesse mal gegeneinander angetreten.
So lange der WinTsunler den Boxer auf Abstand halten konnte, hatte der nix zu melden. Und das klappte gut& lange.
Als der Boxer dann doch 'ran'kam, musste der WinTsunler echt einstecken
Die Sache aus meiner eigenen Erfahrung in Schwertkampf inkl. Ringen ist: lass einen Angreifer am besten gar nicht so nah rankommen.
ja aber wie will man einen kampf gewinnen, wenn man nur auf abstand bleibt? kampf vermeiden ist immer das beste, keine frage, aber wenn einer nicht locker lässt, kann man sich auch nicht behaupten, indem man jemanden auf distanz hält.
Die Sache ist: den Kamof schon im Vorfeld vermeiden ist das allergeschickteste. Dann nicht ranlassen das zweitgeschickteste.
Das Dümmste ist definitiv, in den Kampf einzusteigen.
Und NB, wo lebt Ihr eigentlch alle, dass Ihr immer von Strassenlkampf ausgeht?
Bronx 1979?
ich war selber noch in keiner Situation in der ich mich hätte verteidigen müssen, aber es kann halt immer wieder passieren. Ich möchte keine kampfkunst lernen um mich wild gegen irgendwleche leute zu prügeln, absolut nicht. Es soll ein hobby sein und dabei den nebeneffekt erzielen, dass ich mich im Notfall, so unwahrscheinlich dieser auch sein mag, effektiv verteidigen kann. Oder auch andere Menschen verteidigen könnte, z.B. die freundin oder auch fremde wenn man eine situation mitbekommt. und da stimme ich komplett zu: einen kampf zu vermeiden ist das schlaueste. Aber geht das auch immer? Natürlich würde ich versuchen den Gegner vorerst fern zu halten, auch damit der vielleicht sieht ok das ist kein leichtes opfer das ist es nicht wert.. aber wenn der gegner einfach nicht locker lässt muss man den kampf eben auch beenden können.
Dann ist er kein Wing-Chun'ler - im Wing Chun wird auf Nahdistanz gekämpft
zu mma wurde mir auch geraten. aber auch da gibts die frage, inwiefern das training einen auf eine Selbstverteidugungssituation vorbeiten kann.. denn das MMA training und auch sparring ist ja auf ein reglementierten 1 vs 1 kampf ausgelegt, bei dem dein gegner auch noch die selben techniken wie man selber verwendet. das findet sich so auf der straße nicht. aber natürlich ist erstmal jeder im vorteil, der überhaupt etwas macht. und jede kampfkunst/sport ist nur so gut wie der, der sie ausführt. das ist soweit klar. es ist wohl einfach schwer zu deklarieren, welcher kampfsport/kampfkunst effektiv ist und welche nicht..