"Schutzleiter" bei Schutzklasse II "nicht am Gehäuse" - was heisst das genau?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Aktive Leiter = diejenigen, die im fehlerfreien Betrieb aktiv sind = L und N.

Der von dir beschriebenen Fall kommt in der Elektroinstallation vor (z.B. an Leuchten), wo du die Leitungen im Gegensatz zur flexiblen Anschlussleitung eines Gerätes nicht mal eben austauschen kannst.

Bei einer Anschlussleitung sollte von vorneherein die passende gewählt werden, so dass ein überzähliger oder fehlender PE nicht sein sollte.

Du darfst den Schutzleiter bei SK2 nicht leitend mit dem Gehäuse verbinden. Auch dann keinen gutgemeinten Schutzleiter, wenn das Gehäuse komplett aus Metall ist.

Ein angeschlossener Schutzleiter umgeht nämlich die Schutzisolation und verletzt diese dadurch. Der Verbraucher würde dadurch auf SK1 oder gar SK0 zurückfallen und müsste konsequenz als solcher behandelt und geprüft werden.

"als aktiver Leiter behandeln" = Tu' einfach so, als wäre das kein Schutzleiter, sondern ein Außenleiter mit vollem Saft drauf, für den du keine Verwendung hast - Also schön brav mit Blindklemme versehen und so unterbringen, dass er nirgendwo versehentlich Kontakt bekommt :).

Schukosteckdosen sind naturgemäß immer SK1. Daher ist eine Verlängerung immer 3-adrig. Schuko ohne PE = böse.

Woher ich das weiß:Hobby
atoemlein 
Fragesteller
 13.06.2019, 12:17

Das verstehe ich eben nicht:

"Du darfst den Schutzleiter bei SK2 nicht leitend mit dem Gehäuse verbinden. Auch dann keinen gutgemeinten Schutzleiter, wenn das Gehäuse komplett aus Metall ist.
Ein angeschlossener Schutzleiter umgeht nämlich die Schutzisolation und verletzt diese dadurch."

Warum? Wodurch verletzt?
Einziges Risiko wäre ja, dass ein Laie den überzähligen dritten Leiter im Stecker an einen der aktiven Leiter anschliesst. Will man das ausschliessen mit dieser Regel?

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Franky12345678  13.06.2019, 12:31
@atoemlein

SK2 heißt ja letztlich: Die vorhandene Schutzisolierung garantiert, dass keine Spannung an von außen berührbare Metallteile gelangen kann. Kein PE nötig.

Um den PE dennoch an die Metallteile legen zu können, müsstest du ihn zunächst durch die Schutzisolierung hindurchziehen.

Der PE selbst ist nur basisisoliert gegenüber L und N.

An der Stelle hast du eine Lücke in der Schutzisolierung.

Wenn (warum auch immer) PE spannungsführend wird (u.a. irgendwo unterbrochen und gleichzeitig Isolationsfehler im Verbraucher.), steht das Gehäuse unter Spannung, was eigentlich bei SK2 nicht passieren kann.

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ProfDrDrStrom  13.06.2019, 12:49
@Franky12345678

Ich glaube jetzt verkennst du den Vorteil von SKI.

Bei deinem Beispiel wäre die Schutzisolierung defekt (durch den PE-Anschluss herbeigeführt) sollte nun ein Isolationsfehler auftreten habe ich direkt Spannung auf dem Gehäuse.

Tritt der selbe Fehler bei SKI auf liegt eben keine Spannung auf dem Gehäuse.

Sobald 2 Fehler auftreten wird es gefährlich, bei SKI und SKII.

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Franky12345678  13.06.2019, 13:43
@ProfDrDrStrom
Bei deinem Beispiel wäre die Schutzisolierung defekt (durch den PE-Anschluss herbeigeführt) sollte nun ein Isolationsfehler auftreten habe ich direkt Spannung auf dem Gehäuse.

Warum das?

Der PE ist doch trotzdem noch der PE.

Eher meldet sich dann der FI (und vielleicht sogar der LSS) zu Wort.

Damit in dem Fall Spannung aufs Gehäuse gelangt, muss der PE, wie bereits erwähnt, zusätzlich noch funktionslos (irgendwo unterbrochen) sein. Aber in dem Fall macht es keinen Unterschied, ob echte SK1 oder verhuddelte "SK2". In beiden Fällen gelangt dann durch den Isofehler Spannung auf das Gehäuse.

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Franky12345678  13.06.2019, 13:46
@ProfDrDrStrom

Korrektur: Beim Zitieren falschen Absatz erwischt :(.

Ich bezog mich auf das hier:

Tritt der selbe Fehler bei SKI auf liegt eben keine Spannung auf dem Gehäuse.
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ProfDrDrStrom  13.06.2019, 13:53
@Franky12345678

Genau das ist was ich meine du brauchst zum Worstcase immer 2 Fehler.

Der Vorteil von SK2 ist halt futsch.

Ich sehe SKI und SKII soweit als gleichwertig an und sehe bei SKII keinen Vorteil.

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Franky12345678  13.06.2019, 13:56
@ProfDrDrStrom
Genau das ist was ich meine du brauchst zum Worstcase immer 2 Fehler.

Bringt dir nicht viel, wenn der Laie sich im Baumarkt schlaukauft und von vorneherein den einen Fehler einbaut (kein PE) und das niemand merkt, bis Fehler zwei auftritt.

Ich sehe SKI und SKII soweit als gleichwertig an und sehe bei SKII keinen Vorteil.

Der Vorteil bei SKII ist, dass du für denselben Worst-Case 3 Fehler brauchst, wovon der erste eigentlich nicht passieren sollte:

  • Umständlich drangepfuschter PE
  • PE funktionslos
  • Ungünstiger Isolationsfehler zwischen PE-Bruchstelle und Verbraucher oder im Verbraucher
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ProfDrDrStrom  13.06.2019, 14:01
@Franky12345678

Der umständlich drangepfusfchte PE wäre in diesem Fall ein unzulässiger SKI-Umbau aber kein Fehler in der 2-Fehlerkette. Es bleiben immer 2 Fehler, dass können wir drehen und wenden wie wir wollen.

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Franky12345678  13.06.2019, 14:05
@ProfDrDrStrom

Solange die Schutzisolierung eines SK2-Verbrauchers intakt ist (und auch sonst nicht gepfuscht wurde), kann keine Spannung vom inneren auf das Gehäuse gelangen. Bei SK1 dagegen schon (PE-Bruch + Isofehler).

SK2 ist nicht auf einen funktionierenden PE angewiesen.

Das ist der Vorteil, der u.a. bei Altinstallationen mit PEN ein großer Vorteil ist. ;)

Auch von Vorteil: Bei SK2-Leuchten können Laien bei "Farbe auf Farbe" nicht so schnell lebensgefährliche Fehler herbeirufen.

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ProfDrDrStrom  13.06.2019, 14:14
@Franky12345678
SK2 ist nicht auf einen funktionierenden PE angewiesen.

SKII ist auf eine intakte Isolierung angewiesen.

Es bleibt dabei, 1 Fehler führt nicht zur Lebensgefahr - es sind immer 2.

Umgekehrt könnte ich argumentieren: bei SKII Isolationsbruch plus Isolationsfehler und schon habe ich eine Spannung auf dem Gehäuse die der PE abfedern würde.

Wenn du magst, kannst du den folgenden Artikel mal lesen, hier wird ebenfalls erklärt das SKI und SKII ein qualitativ ähnlichen Schutz bieten.

https://www.elektropraktiker.de/ep-2006-03-200-202.pdf?eID=tx_nawsecuredl&falId=7400&hash=dddd4f4b4269aa735cf84956e7a48cd8

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Franky12345678  13.06.2019, 14:24
@ProfDrDrStrom
Es bleibt dabei, 1 Fehler führt nicht zur Lebensgefahr - es sind immer.

Wenn man es so will: Ein einziger PEN-Bruch in einer Altinstallation reicht bereits, um Lebensgefahr an einem SK1-Verbraucher herbeizurufen. :P

Umgekehrt könnte ich argumentieren bei SKII Isolationsbruch plus Isolationsfehler und schon habe ich eine Spannung auf dem Gehäuse die der PE abfedern würde.

Kann natürlich auch passieren. Das wäre wieder ein Vorteil für SK1.

Die Schutzklassen haben alle ihre Vor- und Nachteile - Sonst wären längst alle bis auf die beste ausgestorben :).

Die Vorteile, die SK2 eben hat, machst du dir halt kaputt, wenn du zu SK1 umwurschtelst, ohne dafür unbedingt die Vorteile von SK1 zu bekommen. Im blödesten Fall hast du eben das schlechte aus beiden Welten.

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ProfDrDrStrom  13.06.2019, 14:41
@Franky12345678
Wenn man es so will: Ein einziger PEN-Bruch in einer Altinstallation reicht bereits, um Lebensgefahr an einem SK1-Verbraucher herbeizurufen. :P

Wieviel Altanlagen mit echtem PEN bis zur Steckdose sind noch in Betrieb?

Richtig. Zuviele! Aber die Prozentzahl ist verschwindet gering.

ABER:

Wieviel FI-geschütze Bäder mit Badewanne haben wir in Deutschland? Sicherlich mehr als 50%. Und die ohne Potianschluss an der Wanne werden immer mehr.

Das entspricht der aktuellen Norm!

In solch einem Bad werfe ich einen SKII Haartockner ins Wasser und was passiert? Ausser das ich sterbe nichts! Nicht mal der FI fliegt. Dank SKII.

Was wäre mit SKI passiert? Richtig - der FI wäre geflogen und ich könnte weiter fleissig hier Fragen beantworten! ;-PPP

100:1 für SKI

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Franky12345678  13.06.2019, 16:21
@ProfDrDrStrom
Und die ohne Potianschluss an der Wanne werden immer mehr.

Plastikrohre ftw.

In solch einem Bad werfe ich einen SKII Haartockner ins Wasser und was passiert? Ausser das ich sterbe nichts! Nicht mal der FI fliegt. Dank SKII.

Leider wahr... -.-

Kann man nur hoffen, dass man mit dem Badesalz großzügig genug war, so dass es wenigstens so gerade eben für den LSS reicht.

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atoemlein 
Fragesteller
 13.06.2019, 17:25
@Franky12345678

ergibt mir keinen Sinn. Es gibt zig Geräte, die aussen ein Metallgehäuse haben, die Innereien sind aber schutzisoliert sind. Bsp: Rasenmäher oder zig anderer Gartengeräte. Die sind oft zweipolig angeschlossen, aber mit Metallchassis, Metallbügel.
Warum sollte die Sicherheit sinken, wenn ich das Metall mit dem Schutzleiter verbinde (auch wenn das nicht nötig ist)?

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ProfDrDrStrom  13.06.2019, 20:39
@Franky12345678
Plastikrohre ftw.

Ich weiß nicht was du mir damit sagen willst.

Selbst bei 1000g. Badesalz im Wasser, möchtest du dann in der Wanne sitzen?

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Franky12345678  13.06.2019, 22:58
@atoemlein

Das liegt schon bereits in der Definition der Schutzklassen selbst:

Schutzklasse 1 -> Schutz durch Schutzleiter

Schutzklasse 2 -> Schutz durch Schutzisolierung (bzw. doppelte Isolierung)

Wenn du ein Loch in die Schutzisolation bohrst, um deinen PE vom Anschlussbereich zum Metallgehäuse ziehen zu können, hast du die Isolierung zerstört (und mit einem gut leitenden Draht umgangen) und Schutzklasse 2 natürlich ist nicht mehr gegeben. Puff... weg...

Zudem musst du eine Möglichkeit schaffen, PE normgerecht klemmen zu können.

Du veränderst durch diese Maßnahmen letztlich den Verbraucher bzw. betreibst ihn nicht wie vorgesehenden: Er ist nunmal nicht mehr Schutzklasse 2. Die Doppelquadrate auf dem Typenschild sind nun nicht mehr gültig.

Du holst dir einfach unnötige Probleme ins Haus. u.a.:

  • Der Hersteller garantiert nicht, dass ein mehrteiliges Metallgehäuse so zusammengefügt ist, dass die Übergangswiderstände dazwischen gering ist (weil PE ja nicht vorgesehen). Das müsstest du herausfinden und den PE ggf. an mehreren Stellen anschließen.
  • Du hast den Verbraucher verändert (SK2 -> SK1) und die Haftung für das Ding geht auf dich über. Wenn das Teil falsch konstruiert ist und aus irgendeinem Grund abbrennt oder jemanden umbringt, kannst du die Verantwortung schlecht bis gar nicht an den ursprünglichen Hersteller abgeben. Du hast quasi ein neues Betriebsmittel geschaffen, was entsprechend neu geprüft werden muss, die ggf. vorhandene TÜV-Zertifizierung verliert usw.
  • Du musst das Typenschild anpassen (das Doppelquadrat weg und stattdessen gut sichtbares SK1-Zeichen in die Nähe der PE-Klemme)
  • Der Hersteller hat sich bei der Auswahl der Schutzklasse vielleicht was gedacht, und möchte Spannung auf dem Gehäuse unbedingt verhindern, weil das Gerät z.B. bei Gebrauch in der Hand gehalten wird und das Herz im Fehlerfall mit größter Wahrscheinlichkeit im Strompfad liegt. Oder weil das Gerät mit Wasser in Berührung kommt. Das hebelst du durch den Schutzleiteranschluss erfolgreich aus.

Wenn du mit diesen Punkten einverstanden bist und du weißt, wie es geht: Deklariere auf SK1 um und schließe PE an :P.

Ihn einfach bei SK2 zu belassen und den ggf. vorhandenen PE zu isolieren, wäre jedoch deutlich einfacher. :)

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atoemlein 
Fragesteller
 14.06.2019, 01:05
@Franky12345678

Puh, ich danke euch für die Anstrengung.
Offenbar hab ich da in ein Wespennest gestochen.

Diese letzte Erklärung klärt nun alles und zeigt wohl die Gedankengänge, auf welchen diese Vorschrift entstanden ist:
Falls man, um einen allfälligen PEN mit "dem Gehäuse" (des elektrischen Systems) zu verbinden, dann muss man (normalerweise) die Schutzisolierung durchbrechen.
Soweit klar!

  • Nun nochmal folgender Fall (ich denke mal "laut" bzw. schriftlich):
  • Gerät mit SKII: ich habe einen Rasenmäher mit schutzisoliertem Motor, das Kabel führt vom Anschlussstecker äusserlich dem Metallbügel entlang zum Motor runter, der ebenfalls auf dem Metall-Chassis sitzt.
  • Nun könnt man ja auf die Idee kommen: Ich traue dieser Kiste nicht, und schliesse dafür noch einen PEN an den Metallteilen des Mähers an
  • Hiermit habe ich die Schutzisolierung des Motor noch nicht durchbrochen
  • Aber ich sehe schon: um den PEN bei einem nun dreipoligen Anschlussstecker anzuschliessen, wird die Schutzisolierung beim Stecker selbst durchbrochen (weil er dann nicht mehr eine hermetisch dichte Einheit bildet mit dem eigentlichen Gerät. Richtig?
  • erst recht geht die Schutzisolierung drauf, wenn man in Versuchung käme oder genötig wäre, das Kabel auszuwechseln, und sei es auch nur ganz "oben" beim Stecker, der dann nicht mehr dicht ist. Richtig?
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Franky12345678  14.06.2019, 01:48
@atoemlein
Gerät mit SKII: ich habe einen Rasenmäher mit schutzisoliertem Motor, das Kabel führt vom Anschlussstecker äusserlich dem Metallbügel entlang zum Motor runter, der ebenfalls auf dem Metall-Chassis sitzt.

Yoah... SK2 gut möglich. Die Anschlussleitung ist selbst SK2 (Außenmantel = Schutzisolierung).

Nun könnt man ja auf die Idee kommen: Ich traue dieser Kiste nicht, und schliesse dafür noch einen PEN an den Metallteilen des Mähers an

Die PEN-Aufteilung findet allerspätestens an den Klemmen der Steckdose statt. Vermutlich meinst du PE.

Hiermit habe ich die Schutzisolierung des Motor noch nicht durchbrochen

Wenn die Zugentlastung nicht ausgerissen ist und auch sonst alles OK ist: Schutzisolation intakt

Aber ich sehe schon: um den PEN bei einem nun  dreipoligen Anschlussstecker anzuschliessen, wird die Schutzisolierung  beim Stecker selbst durchbrochen (weil er dann nicht mehr eine hermetisch dichte Einheit bildet mit dem eigentlichen Gerät. Richtig?

Nochmal: PEN ist im Stecker nie vorhanden. Immer PE und N getrennt.

Schukostecker = SK1. Hat ja ohnehin vollen PE-Kontakt, sobald du ihn steckt. Der hat also sowieso keine Schutzisolierung im Sinne von SK2, sondern nur einen "normalen" Berührungschutz.

Ein Konturenstecker ohne Schutzkontakt wäre dagegen SK2.

Wie "dicht" ein Stecker ist, wäre eher eine Sache der IP-Schutzart.

erst recht geht die Schutzisolierung drauf, wenn man in Versuchung käme oder genötig wäre, das Kabel auszuwechseln, und sei es auch nur ganz "oben" beim Stecker, der dann nicht mehr dicht ist. Richtig?

Ne. Dann geht eher die Schutzart drauf.

Bzw. die Schutzklasse des Steckers.... :/

Wenn du die Schutzklasse des Steckers zerstörst, bleibt dir die Schutzklasse des Verbrauchers am anderen Ende der Leitung und die der Leitung selbst erhalten.

Du musst die Betriebsmittel diesbezüglich einzeln betrachten.

Ich versuche es jetzt mal anders. Ich habe mal gezeichnet.

Leider habe ich keine Rasenmäher hinbekommen, daher ist es eine Deckenleuchte geworden. Macht aber keinen Unterschied, was das betrifft. Bei einer Nachttischleuchte wäre das genau das gleiche. Wie die Spannung auf der Leitung kommt, ist eher unwichtig.

Das mit dem Stecker ist nochmal ein anderes Kapitel für sich.

https://ibb.co/QKzFGT4

Ich habe dir die Stelle rot markiert, wo du gezwungendermaßen die Schutzisolierung zerstörst.

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Franky12345678  14.06.2019, 01:58
@atoemlein

Kleine Ergänzung: Die Schutzklasse kann im Verlauf mehrmals wechseln.

Hier mal zur Verdeutlichung:

Steckdose (SK1) -> Handyladegerät Eurostecker auf USB (SK2) -> Handy (SK3)

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ProfDrDrStrom  14.06.2019, 06:56
@atoemlein

Ich darf dann hier auch noch mal meinen Senf dazugeben:

Liebes atoemlein,

ja du hast in ein Wespennest gestochen, aber das ist überhaupt nicht schlimm.

Allerdings hättest du dein Beispiel mit dem Rasenmäher gerne auch sofort bringen dürfen. Warum? Ganz einfach, dein Beispiel vom Rasenmäher sehe ich eigentlich als analog zum obigen Haartrockner. SKII ist gut, richtig gut wird es in diesem speziellen Fall aber erst mit PE/Schutzleiter. Ich weiß nicht ob du meinem obigen Link gefolgt bist, deshalb hier nochmal:

https://www.elektropraktiker.de/ep-2010-11-932-937.pdf?eID=tx_nawsecuredl&falId=9334&hash=67398e9fb7134a0e29190c6963412103

Wir können den Haartrockner durch den Mäher ersetzen und die (feuchte) Wiese wäre dann unser Wasser in der Wanne, wobei die Wiese/Rasen mehr oder weniger gutes Erdpotential hat.

Wenn die Rasenmäherzuleitung 3 adrig mit SL/PE ist, der Stecker vergossen und der Schutzleiter vor dem Eintritt der Leitung in den Motor wieder geschützt auf das Gehäuse geführt wird, was möglich wäre, dann würde das deiner Idee entsprechen, bzw. dem Beispiel Haartrockner.

Es müsste allerdings gewährleistet sein, dass z.B. bewegliche Teile wie der Metallbügel mit soliden Erdungsbrücken an den SL durchverbunden sind.

Gerade beim Rasenmäher wäre eine am Gerät geführte Anschlussleitung mit PE deutlich besser geschützt, als ohne PE. Der PE würde den RCD (so dann vorgeschaltet) im Falle einer Beschädigung des Mantels früher zum Abschalten bringen. Des Weiteren wäre je nach Beschädigung der „Stromfluss“ auf die Hand beschränkt und würde nicht den gesamten Körper durchströmen.

Btw. ein Haartrockner ist i.d.R. ein SKII Gerät, aber eben nicht hermetisch abgeriegelt. Hier wird, wenn man so will, etwas gemacht, was in der E-Technik nicht gerne gemacht wird (außer bei Heizlüftern, Haartrocknern, etc.) und zwar: Sicherheit durch Abstand. Die vom Strom durchflossenen Heizdrähte liegen soweit im Gerät, dass man sie nicht berühren kann, bzw. die Geräteöffnungen sind so klein gewählt, dass ein Berühren nicht möglich ist. Luft und Wasser können jedoch hinein und wieder raus. Beim Rasenmäher könnte eine mechanische Beschädigung ebenfalls für ein durchbrechen der Schutzisolierung ursächlich sein. Durch den PE wäre dann immer noch eine Schutzmaßnahme aktiv.

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ProfDrDrStrom  14.06.2019, 07:43
@ProfDrDrStrom

Habe jetzt auch mal den Picasso in mir geweckt:

https://ibb.co/3c06HHQ

Durch die Steckverbindung vor dem Motor wird die eigentliche SK II erhalten und würde deiner Idee entsprechen. Es wird nirgends die doppelte Isolierung durchbrochen.

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Franky12345678  15.06.2019, 01:03
@ProfDrDrStrom

Das dürfte sogar zulässig und unproblematisch sein, wenn dabei nicht der SK2 Verbraucher selbst geändert wird (d.h nicht mit einer eigenen PE-Klemme versehen wird, sondern den PE-Kontakt indirekt über das Gehäuse erhält, an dem er montiert wird).

Die Zuleitung zum SK2-Verbraucher bleibt bei deiner Variante ohne PE.

Einen SK2-Verbraucher in einen "großen" SK1-Verbraucher zu integrieren ist ja nicht verboten und kommt häufiger vor. Auch wenn die Schutzisolierung in dem Fall nicht mehr nötig ist.

Derjenige, der das so macht, übernimmt ohnehin die Herstellerhaftung für den gesamten SK1-Verbraucher, aber nicht für den darin befindlichen SK2-Verbraucher.

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atoemlein 
Fragesteller
 20.06.2019, 12:42

Danke nochmals. Ich weiss nun leider nicht, wem von euch (dir oder ProfDrStrom) ich die hilfreichste Anwort erteilen soll. Beide haben vieles geklärt.

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Geräte der Schutzklasse II haben ab Werk eine zweiadrige Leitung ohne Schutzleiter. Muss die Leitung mal getauscht werden, so ist sie durch eine Leitung gleichen Typs und Querschnitts zu ersetzen. Und hier kommen die Ausnahmen:

Muss bei der zweiadrigen Leitung der Stecker ersetzt werden, so darf dieser keine Schutzkontakte haben. Hat man nur einen Schukostecker zur Verfügung, so darf dieser nur in Verbindung mit einer dreiadrigen Leitung verwendet werden. Anders herum darf eine dreiadrige Leitung nur verwendet werden, wenn ein Schukostecker vorhanden ist.

Dabei ist darauf zu achten, dass der Schutzleiter im Stecker aufgelegt wird. Im Gerät selber wird der Schutzleiter "beigelegt", d.h. er wird isoliert so im Gehäuse platziert, dass er keinen Kontakt zu leitenden Teilen bekommen kann. Nur so bleibt die Schutzklasse II erhalten (Gerät ohne Schutzleiter).

Sinn der "Übung": Wird die Leitung z.B. nach der Entsorgung des Gerätes für ein Gerät der Schutzklasse I verwendet, so muss sich der Anwender darauf verlassen können, dass der Schutzleiter im Schukostecker aufgelegt - also aktiv - ist.

Gleiches gilt z.B. bei der Installation von Lichtschaltern. Wird eine Leitung mit grüngelbem PE verwendet, so ist dieser im Schaltergehäuse beizulegen und in der Abzweigdose aufzuklemmen, damit er bei späteren Änderungen zur Verfügung steht und damit man sich bei Messungen gegen PE auf Spannungsfreiheit verlassen kann.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Industrieelektriker (Betriebstechnik)
ProfDrDrStrom  13.06.2019, 14:08
Muss bei der zweiadrigen Leitung der Stecker ersetzt werden, so darf dieser keine Schutzkontakte haben.

Viel diskutiertes Thema.

Da gibt es verschiedene Sichtweisen zu.

https://www.elektrofachkraft.de/sicheres-arbeiten/euro-oder-schukostecker#axzz5qjEZRYVq

Bei der letzten DGUV V3 - Schulung hat der
Dozent es kurz auf den Punkt gebracht:

Der PE muss soweit durchverbunden werden wie er vorhanden ist. Wenn die Leitung keinen Schutzleiter hat, kann er nicht durchverbunden werden und wenn doch endet der PE isoliert im Gerät.

Ich weiß nicht ob der nachfolgende Link ohne Abo zu lesen ist:

https://www.elektro.net/praxisprobleme/netzstecker-fuer-geraete-der-schutzklasse-ii/

Hier wird der Schukostecker als nicht zulässig erachtet.

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Franky12345678  13.06.2019, 14:12

Das ist halt die schöne heile Lehrbuch-Welt.

In der Praxis darf man sich nie auf irgendeinen "gefundenen" PE verlassen, ohne vorher sichergestellt zu haben, dasss es wirklich PE ist :D.

Schukostecker an SK2 ist unschön. Aber was will man machen, wenn die Anschlissleitung geräteseitig nicht austauschbar ist und der Stecker hin ist?

Eurostecker zum Montieren sind ebensowenig erlaubt und Konturenstecker zum Montieren habe ich ebenso noch nicht gesehen.

Da hat man dann die Wahl zwischen Pest (die Anschlussleitung irgendwie doch versuchen zu ersetzen, auch wenn das Gerät dabei total zerstört wird) und Colera (einen unzulässigen Stecker dranmachen)

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Bei Schutzklasse 2 darf kein Schutzleiter am Gehäuse angeschossen werden.

Damit dies bei einem Anschlusskabel mit Schutzleiter verhindert wird (also der Schutzleiter etwa unbeabsichtigt mit dem Gehäuse in Kontakt kommt), muss der Schutzleiter behandelt werden wie ein "aktiver" spannungsführender Leiter. D. h. entsprechend verlegt, isoliert usw.

Das ist die Überlegung dahinter.

An Verlängerungen muss PE immer anschlossen werden.

atoemlein 
Fragesteller
 14.06.2019, 00:15

Und warum nicht? Die Sicherheit kann ja dadurch nicht sinken.

Warum sollte ich einen PEN Leiter, der eben einer ist, als aktiven Leiter behandeln, nur weil das Gerät SKII ist? Der Sinn erschliesst sich mir immer noch nicht.
Aber offenbar hab ich da in ein Wespennest gestochen.

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Elementarer  14.06.2019, 00:44
@atoemlein

Der Sinn ist, dass es 2 (nein drei, aber das ist jetzt nicht wichtig) gibt: Einmal mit PE Anschluß am Gehäuse, einmal ohne. Wenn du nun an einem Gerät mit Schutzklasse 2 den Schutzleiter anschließt, dann veränderst du die Schutzklasse (im besten Falle) auf eins. Es ist aber das Zeichen für Klasse 2 drauf. Damit stimmt dieses Zeichen nicht mehr! Du müsstest es entfernen und eins der Schutzklasse 1 anbringen (und natürlich vorher sicherstellen, dass das gerät auch wirklich Klasse 1 entspricht!).

Klasse 2 wurde nun mal eingeführt, weil es einfachere Herstellungmöglichkeiten bietet, wie etwa Kunststoffgehäuse. Wenn es schon 2 Gruppen gibt, dann müssen deren Kriterien auch eingehalten werden, sonst brauche ich keine zwei, sondern nur eine.

Und warum nicht? Die Sicherheit kann ja dadurch nicht sinken.

Die Sicherheit sinkt auch dadurch, dass dann falsche Kennzeichnung am Gerät ist! Deshalb gibt es ja die Vorschriften.

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atoemlein 
Fragesteller
 14.06.2019, 01:08
@Elementarer

Die letzte Erklärung von Franky.... erklärt es auch gut, und ich habe es gerade zuunterst bei seiner Antwort zurückkommentiert. Aber danke auch dir.

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Wenn wo ein dreiadriges Kabel verwendet wird? Als Anschlusskabel oder als Verlängerungskabel?

Anschlusskabel

Wenn die originale 2-adrige Zuleitung ausgetauscht wird und nur eine 3-adrige Zuleitung zur Verfügung steht, muß der PE im Gehäuse isoliert werden, sprich er wird isoliert wie ein Aussenleiter, der ebenfalls das Gehäuse nicht berühren darf.

atoemlein 
Fragesteller
 13.06.2019, 12:12

Und warum? Damit er nicht irrtümlich im Stecker mit der Phase in Berührung kommen kann oder gar angeschlossen würde?

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ProfDrDrStrom  13.06.2019, 12:29
@atoemlein

Damit er nicht mit dem Gehäuse oder anderen leitfähigen Teilen in Berührung kommt. In dem Moment würde aus SKII > SKI.

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ProfDrDrStrom  13.06.2019, 12:41
@atoemlein

Zur Ergänzung:

Wenn der Schutzleiter mit dem Gehäuse verbunden wäre, würde die Schutzklasse auf dem Typenschild nicht mehr mit dem Gerät übereinstimmen.

Eine Geräteprüfung die nach z.B. VDE 0701/0702 oder DGUV V3 (kenne leider keine passende schweizer Norm) erfolgt, wäre nicht mehr seriös möglich. Der Prüfer führt als erstes die Sichtprüfung durch, erkennt SKII (die beiden ineinanderliegenden Quadrate). Er führt den SKII Prüfablauf durch und erkennt den Schukostecker und misst den PE-Kontakt vom Stecker zum Gehäuse, jetzt erkennt er es ist kein SKII-Gerät, sondern ein SKI-Gerät. Falsches Typenschild und das Gerät kann die Prüfung so nicht bestehen.

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atoemlein 
Fragesteller
 13.06.2019, 17:22
@SuperKuhnibert4

eben nicht bei SKII. Ich sehe noch immer nicht, warum die SK sinkt, wenn man den Schutz "verbessert". Natürlich, man kann gemäss ProfDrStrom die normale Prüfung nicht mehr vornehmen, aber die Sicherheit sinkt ja nicht.

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atoemlein 
Fragesteller
 20.06.2019, 12:42

Danke nochmals. Ich weiss nun leider nicht, wem von euch (dir oder Franky...) ich die hilfreichste Anwort erteilen soll. Beide haben vieles geklärt.

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Das Problem ist, dass Kabel mit Schutzleiter standardmäßig verwendet werden, da sie in großen Stückzahlen produziert und damit billig sind. Deshalb werden sie of als Anschlussleitungen verwendet.

Bei der Schutzklasse 2 ist der elektrische Teil eines Gerätes so isoliert, dass es zu keinem Erdschluss kommen kann (z.B. durch ein Gehäuse aus nichtleitendem Kunststoff). Der Schutzleiter muss in diesem Fall auf der Geräteseite ISOLIERT werden, damit es zu keiner Verbindung mit der Phase oder dem Neutralleiter kommen kann.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Lehre und 40 Jahre Berufserfahrung