Schlechte Seiten des Buddhismus?

6 Antworten

Hallo,

den allgemeingültigen Buddhismus an sich gibt es nicht mehr, da die ursprünglichen Lehren Buddhas im Laufe der Zeit und im Zuge der geographischen Ausbreitung den neuen Bedürfnissen angepaßt wurden.

Betrachtet man jedoch die originalen Aussagen Buddhas, erkennt man, daß diese auch noch heute anwendbar sind, mit positiven Aspekten anderer Religionen übereinstimmen sowie deren Fehldeutungsanfälligkeit vermeiden.

Auch wenn beispielsweise seine Höherwertung des männlichen Geschlechtes heutigen modernen Vorstellungen nicht mehr entspricht, bleibt trotz allem, daß er mit seiner Einstellung seiner eigenen Zeit weit voraus und teilweise heute noch nicht erreicht ist.

Die Schwachstelle sind die Menschen, die als Buddhisten bezeichnet werden. Aus den zuerst nach eigener Entscheidung Nachfolgenden sind - wie bei uns - im Laufe der Zeit viele Menschen halt einfach in diese Religion "hineingeboren worden" und verfügen über keine tiefere Einblicke mehr. In diesen Schichten kommen - wie bei uns - Verbrechen, Kriege, Neid, Mißgunst, Habsucht und vieles andere mehr vor. Aber: Von Buddhas Lehre werden diese Vergehen nicht gedeckt sondern ausdrücklich abgelehnt.

Ansonsten wird vermeintlich Negatives (Seelenlehre, Anatta, Reinkarnation, Moral, Karma, Samsara, Nirwana) heutzutage nur von Menschen gesehen, die nicht tief genug in die Lehre eingedrungen sind und Vorurteile oder Unkenntnis Anderer ungeprüft übernehmen.

Häufig steht die eigene spirituelle Entwicklung im Vordergrund. Demgegenüber muß einiges hintenanstehen. Es wirkt auf mich manchmal ein bisschen egoistisch.

Falsch ist auch die Idee etwas erreichen zu müssen (z.B. spiritueller Fortschritt, Erleuchtung usw.). - Eher wahr wäre es zu sagen, dass es weder etwas zu erreichen noch nicht-zu-erreichen gibt.

Enzylexikon  15.05.2013, 12:27

Wenn man an den Mahayana-Buddhismus denkt, wo es darum geht, zum Wohl aller Lebewesen auf den Eingang ins Nirvana zu verzichten, um stattdessen "Starthilfe" zu leisten, finde ich zumindest diese Ausprägung des Buddhismus ausgesprochen altruistisch.

Über Konzepte des Advaita diskutiere ich an dieser Stelle bewusst nicht, da sie nicht Teil der Fragestellung waren.

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Kemroy  15.05.2013, 14:13
@Enzylexikon

Ein schönes Ideal. Das funktioniert aber auch im Mahayana nicht, dass das eigene Ego kein Ausgangspunkt für die Handlung ist.

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Meiner Meinung nach ist jede Religion nur so gut wie jeder einzelner ihrer Anhänger.

In einem Zitat von Schiller heisst es: " Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt".

Letztlich scheitert selbst die friedfertigste Religion an den menschlichen Schwächen, so dass es immer genau so christliche, buddhistische, muslimische, oder jüdische Mörder geben wird, wie Atheisten, die trotz hoher ethischer Maßstäbe Menschen töten.

Selbst wenn es die perfekte Religion geben sollte - der perfekte Mensch existiert nicht

Zwischen dem was ursprünglich gelehrt wurde, den Interpretationen und den tatsächlichen Handlungen der Anhänger einer Religion besteht praktisch immer eine Diskrepanz.

Selbst wenn man in der Lage wäre, jede religiöse Lehre in ihrer Urfassung zu hören, oder zu lesen, wäre es immer noch vom einzelnen Menschen abhängig, wie er diese Lehre versteht und in welcher Weise sie befolgt - was früher oder später immer auch negative Folgen haben würde.

Ich persönlich bin der Ansicht, es gibt keine "gute" oder "böse" Religion, sondern nur Menschen, die sich positiv, oder negativ verhalten und dabei Religion als Rechtfertigung für ihr eigenes Verhalten nutzen.

Dennoch kann man meiner Meinung nach durchaus nach argumentativen Schwächen in den Lehren und dem Dogma einer Religion suchen, - was für viele Menschen auch notwendig ist, um die Religion zu finden, die ihren individuellen Bedürfnissen am besten entspricht.

Ich würde nicht soweit gehen und sagen* "Der Inhalt ist gleich, nur die Verpackung ist anders"* und damit eine gewisse Beliebigkeit implizieren - dazu sind die theologischen Aspekte der Religionen zu verschieden - aber ich persönlich sehe mehr Gemeinsamkeiten zwischen den Religionen, als dass ich Unterschiede sehe.

Missverständnisse im Bezug auf die Konzepte einer Religion, sowie bewusste fanatische Fehldeutungen, um eine bestimmte Religion zu diskreditieren und eine andere besser dastehen zu lassen wird es immer geben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

es gibt einzelne Buddhisten, die den Buddhismus nicht umsetzen, aber sich Buddhisten nennen. Sonst gibt es nichts Schlechtes. Es werden ja auch deswegen viele Menschen in Deutschland Buddhisten.

Z.B. könnte man (nicht ich persönlich) den Buddhisten das Fleischessen vorwerfen. Buddha selbst hat das Töten von Tieren nie erlaubt, aber die Tradition ist eben andere Wege gegangen.

Allerdings soll sich der Dalai Lama seit ein paar Jahren vegetarisch ernähren.