Schimmel an den Außenwänden?

7 Antworten

Meldung an den Vermieter - so etwas entsteht nicht in 2 - 4 Wochen

Ja, leider kennt man hier im Forum die Gesamtsituation in Eurer Wohnung nicht, aber es muss nicht zwangsläufig immer an einer "zu hohen" Raumluftfeuchte liegen. Ich vermute mal grob, dass die Ecke mit dem Schimmel schon lange Zeit feucht ist und nie richtig getrocknet wurde.

Feuchte am Vollziegelstein (Altbau) lässt dessen Dämmwert erheblich sinken! J.S. Cammerer hat dies schon vor Jahrzehnten untersucht. Sein Ergebniss (Balken-Diagramm) lässt sich leicht ergoogeln (Bildersuche mit J.S. Cammerer). Schon geringe Feuchten lassen den Dämmwert erheblich (!!!) sinken, deshalb ist es sehr wichtig, dass das Mauerwerk nicht nur ein bischen trocken gehalten wird, sondern knochentrocken gehalten wird.

Da alukaschierte Dämmtapete auf die Stelle geklebt wurde, besteht das Problem offensichtlich schon längere Zeit. Die Feuchte im Mauerwerk senkte den Dämmwert und die kühle innere Oberfläche zog noch mehr Feuchte aus der Raumluft, was eine weitere Auffeuchtung der Wand zur Folge hatte. Dämmstoffe aufs feuchte Mauerwerk kleben (weder von innen, noch von aussen) ist nun keine Lösung mehr! Die Wand muss vorher getrocknet werden.

Im Mollier-h-x-Diagramm (Bosy-online liefert im Internet sehr gute pdf-Vorlagen) kann man die Luftfeuchte vor einer kühlen Oberfläche ablesen, indem man sich den Punkt der kreuzenden Linien Raumtemperatur links im Diagramm (waagerechte Linie) mit der gebogenen Linie der relativen Luftfeuchte (im Raum gemessen) sucht und von diesem Punkt aus senkrecht nach unten geht, bis zur waagerechten Linie der mittels Infrarotthermometer gemessenen kühleren Oberflächentemperatur. Eine durch diesen 2. Punkt verlaufende Luftfeuchtelinie zeigt die oberflächennahe Luftfeuchte vor der kühlen Oberfläche an. Da diese oberflächennahe Luftfeuchte mit dem Feuchtewert der Oberfläche korreliert, kann man davon ausgehen, dass die Oberfläche den gleichen Wert besitzt, wie die Luft davor. 80% rF (rF = relative Feuchte) der Luft ergeben beispielsweise eine Oberflächenfeuchte von 0,8 aw (siehe aw-Wert im Internet)

Ab dauerhaften 69% rF an einer Oberfläche keimen erste Schimmelsporenarten auf einer nährstoffreichen Oberfläche aus. In der Praxis ist allerdings der Wert von ca. 80% für die Schimmelbildung relevant. Es muss also nicht zum Taupunkt (100% rF) kommen, wo flüssiges Wasser entsteht. Schimmelwachstum beginnt schon eher.

Nun kann man mit viel gutem Lüftungsverhalten versuchen, die Raumluftfeuchte gering zu halten, um einen zu hohen oberflächennahen Luftfeuchteanstieg in der kühlen Raumecke zu vermeiden und um eine Rücktocknung zu erzielen. Leider ist das in der Praxis oft vergebliche Liebesmüh, wie auch zum Teil zahlreichen Beiträge hier zeigen - weil die Oberfläche eben kalt bleibt und deshalb auch nicht trocknet.

Eine Infrarotlampe vor der kühlen, schimmelbehafteten Stelle ist da schon hilfreicher. Durch die Oberflächenerwärmung wird die oberflächennahe Luftfeuchte erheblich gesenkt, die Oberfläche wird trockener, was nachfolgend -durch kapillare Wasserleitung im Baustoff- den Transport von Wasser aus der Wand zum Abdampfen an die Oberfläche bewirkt. So wird die gesamte Wand zum Trocknen angeregt. Die Feuchte muss natürlich auch regelmässig aus dem Raum rausgelüftet werden.

Was oftmals fehlt und selten beachtet wird, ist also die Wärme an der Wandoberfläche. Der Heizungsbauer baut fleißig stark lufterhitzende Heizkörper (HK Typ 22 oder sogar HK Typ 33) ein, die zu viel Warmluft produzieren und leider zu wenig angenehme Wärmestrahlung. Nur die einfache Heizplatte, der Heizkörper Typ 10 gibt mehr Wärmestrahlung ab, als er Warmluft produziert.

Da die Wärmestrahlung jedoch mit Lichtgeschwindigkeit im Raum verteilt wird und durch Strahlungsausgleich sich alle Oberflächen im Raum thermisch angleichen, ist nur die Wärmestrahlung geeignet, ein ausgegleicheses Raumklima zu schaffen. Warmluft steigt immer nach oben und lässt die Füße frieren.

Wärmestrahlung schafft es durch die schnelle Übertragung auch kritische Stellen an der Fensterlaibung und an sonstigen Wärmebrücken ordentlich zu erwärmen, so dass dort durch die entsprechende Oberflächentemperatur die Feuchteanlagerung vermindert und nachfolgend die Schimmelbildung verhindert werden kann.

Man kann also das Verhältnis von Warmluft zur Wärmestrahlung in einem Raum durch die Temperaturdifferenz zwischen der Zimmerdecke und dem Fußboden erfassen. Bei einem hohen Warmluftanteil hat beispielsweise die Zimmerdecke 24°C und der Fußboden 18°C - also eine Differenz von 6°C. Bei einem hohen Anteil von Wärmestrahlung hat beispielsweise die Zimmerdecke 22,5°C und der Fußboden 22,0°C. Letztere Werte habe ich gerade in meinem Wohnzimmer im ungedämmten Altbau, Erdgeschoß, nicht unterkellert.

Mein Haus hat Heizleisten unten vor allen Außenwänden erhalten, was für die Erwärmung und Trocknung der inneren Wandoberfläche sorgt. Meine Eckcouch musste ich in die Aussenwandecke schieben - eine potentiel gefährliche Situation für Schimelbildung hinter der Couch. Die Heizleiste zwischen Aussenwand und Coucht sorgt jedoch für einen langsam vor der Wandoberfläche aufsteigenden Warmluftschleier, der die Wandoberfläche erwärmt, welche dann Wärmestrahlung in den Raum emittiert. Das das funktioniert, zeigt die Schimmelfreiheit der warmen Wandoberfläche und auch die sehr geringe Temperaturdifferenz zwischen Zimmerdecke und Fußboden.

Man kann sehrwohl Schimmelbildung in Raumecken auf ein schlechtes Lüftungsverhalten der Mieter schieben. Man kann aber auch als Vermieter/Eigentümer für eine gute Wärmeverteilung durch eine entsprechende Heizanlage im Raum sorgen, die kalte Oberflächen minimiert, bzw. vermeidet und damit erheblich der (raumluftfeuchtebedingten) Schimmelbildung entgegenwirkt. Dadurch werden auch heizenergiezehrende Lüftungsorgien vermieden und eine einmalige tägliche Lüftung aus hygienischen Gründen ist ausreichend.

Der Heizkörper Typ 10, die unten vor die Außenwand verlegte einfache Heizrohrschleife oder auch die Heizleiste können wertvolle und relativ preiswerte Mittel gegen Schimmelbildung in Wohnräumen für den Vermieter/Eigentümer sein.

Das Abdecken von Luftschlitzen am Heizkörper Typ 22 oder Typ 33 durch den Mieter macht diesen HK funktionell zum Typ 10, der mehr Wärmestrahlung in den Raum abgibt. Allerdings kann die Gesamwärmeabgabeleistung sinken - dann ggf. wieder etwas Warmluftschlitz freigeben.

Hier gilt: Probieren geht über studieren und die Erfolgskontrolle mittels Infrarotthermometer nicht vergessen - Stichpunkt: Temperaturdifferenz zwischen Zimmerdecke und Fußboden. Die Differenz muss sinken, dann ist man auf dem richtigen Weg gegen den Schimmel!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich rate immer von Innendämmung ab. Kann man zwar machen, wird auch gemacht z.B. bei Gebäuden die unter Denkmalschutz stehen, dann aber nur in Verbindung mit weiteren Maßnahmen.

Durch verstärktes Lüften z.B. 6x am Tag kann man das zwar in den Griff kriegen, aber das ist ja auch nicht auf Dauer die Lösung.

Mit dem Vermieter sprechen und gleich die Heiz- und Lüftungsgewohnheiten darlegen. Er muss für Abhilfe sorgen. Er soll sich einmal Wohnraumlüfter ansehen.


Deppke123  29.11.2021, 20:45

Ich würde mit dem Vermieter sprechen, bevor er es am Ende auf das lüften schiebt. Es gibt vol mellrud ein schimmelreiniger, der macht das ganze etwas ansehnlicher

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Wenn die Fenster morgens komplett nass sind, ist das ein Zeichen für eine übermäßige Raumfeuchte.

Das Styropor ist ein Anzeichen dafür, dass die Schimmelthematik nicht ganz neu ist. Da hat jemand versucht, zu "dämmen".


Jori1838 
Fragesteller
 29.11.2021, 12:25

Heißt das quasi die hohe Luftfeuchtigkeit kommt durchs kochen, duschen etc. oder kann das auch andere Ursachen haben?

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ChristianLE  29.11.2021, 12:29
@Jori1838

Duschen, kochen, Atmen (Gerade im Schlafzimmer) in Verbindung mit zu geringer Raumwärme und wenigem Lüften.

Meldet das aber den Vermieter. Wenn ihr richtig heizt und lüftet , kann das auch bauliche Ursachen haben.

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natow  29.11.2021, 13:12
@Jori1838

ja, das ist wahrscheinlich, kann aber auch andere ursachen haben. wenn es beispielsweise an nur einer stelle probleme gibt, kann das auf einen schaden einer wasserführenden leitung hinweisen oder es gibt eine durchfeuchtung der wand von außen (regenrinne undicht oder verstpoft).

wichtig im zusammenhang mit dem lüften ist es, alle räume aktiv zu lüften und nicht die wärme eines raumes für einen anderen zu nutzen. heizt ihr z.b. das schafzimmer nicht / nur wenig, lasst aber die tür zu den warmen nebenräumen auf, dann steigt die rel. luftfeuchte an den kalten wänden des schlafzimmers soweit an, dass sich schimmel bilden kann.

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sagt Eurem Vermieter Bescheid und seht zu, dass Ihr schnellstmöglich eine neue Wohnung bezieht


schelm1  29.11.2021, 12:29

In einem solchen Schimmelloch kann man nicht gesund leben!

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