Schimmel in Außenecken des Schlafzimmers - was tun?


17.02.2023, 15:14

Update: Ich hatte heute eine Firma im Haus, die sich das ganze angeschaut hat. Tatsächlich handelt es sich um oberflächlichen Schimmel auf der Tapete. Es gibt keine Nässe in den Wänden. Das Problem taucht aktuell wohl sehr häufig auf:

Er hat die Temperatur der Wände gemessen. Die Wände selber hatten 20 Grad, die Ecken sind aber extrem kalt. Mehr heizen bringt da wohl gar nichts, im Zweifel ist es eher hinderlich, weil sich nachts durch die großen Temperatur Unterschiede das Wasser noch schneller in den Ecken absetzt. Bedeutet ich muss einfach weiterhin gut lüften, Heizung kann wieder auf "normale" Schlafzimmertemperatur. Die Tapeten kann man (bei mir war es ja nur ein sehr leichter Befall), lediglich ab und zu mal reinigen und im Winter noch Geräte für die Luftentfeuchtung aufstellen. Mehr ist das wohl nicht zu machen.

Herzlichen Dank für die ganzen Tipps!

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hi Tariel

du hast sehr gute Vorarbeit geleistet - toll. Dein Lüften / heizen scheint alles Ok. Jetzt geht es drum, die Ursache zu finden. Dabei sollte natürlich evtl. der Vermieter mithelfen. Du hast das Deine schon fast erledigt. (50-70% Feuchte bei 18-19 Grad sind schon viel). Was jetzt kommt, ist schon eine Fleißaufgabe.

  • bitte guck mal, ob das Fenster in der Nähe der Ecke ist. Hier könnte entweder bei Dauer-Kipp kalte Luft reinkommen oder (viel wahrscheinlicher, weil du ja explizit lüftest - sehr gut) die Dichtungen des Fensters könnten undicht sein. Auch mal drauf achten, ob die Fenster nass / beschlagen sind (evtl. weil zu wenig isolierend). Lüften nicht lange, sondern nur ca. 5min und lieber einmal öfters.
  • in der unten angehängten Antwort ist eine kleine Anleitung, wie man noch mehr Detektiv spielen kann mit Hilfe eines Infrarot-Thermometers (entweder leihen oder für wenig Euronen besorgen).
  • Erste Messung: Temperatur an einer anderen Innenwand. Temp. merken. Bei ca. 50-65% Feuchte und 19 Grad (Wand / Luft-Temp) suchst du nach einem Punkt in der Ecke der so ca. 8-13 Grad hat - da wäre der Taupunkt erreicht. Vielleicht kommt an diese Stelle kalte Außenluft ran (vom Fenster her) - oder natürlich das Problem liegt im Bau / an der Wand / am Fenster an sich. Aufgrund der Geometrie sind Ecken auch eine Schwachstelle. Das sollte dein Vermieter dann aber ggf. von einem Fachmann untersuchen lassen.
  • nur eine Idee (unwahrscheinlich): kann es sein, dass nachts warme Luft z. B. aus dem Wohnzimmer in das kältere Schlafzimmer kommt? Das könnte bei Abkühlung der Luft Feuchtigkeit mit reinziehen.

Nur als Abrundung - da habe ich einiges allgemeines zusammengefasst, aber dein Fall scheint wirklich sehr speziell zu sein. Ich habe die Befürchtung, da muss wirklich ein Fachmann vor Ort.

https://www.gutefrage.net/frage/bringen-neue-fenster-dichtungen-etwas#answer-489185728

Tariel 
Fragesteller
 16.02.2023, 12:20
  • Tatsächlich ist auf der Wand selbst ein Fenster, genau mittig zu beiden Ecken. Mehr Schimmel ist auf jeden Fall in der Ecke vom Bett. Auf Kipp stelle ich mein Fenster eigentlich nie. Tatsächlich sind die Fenster auch vor etwa 3 Jahren neu gekommen, aber hatte bis jetzt trotzdem kein Problem mit Schimmel. In den anderen Räumen habe ich auch nichts entdeckt bisher. Feuchtigkeit an den Fenster wäre mir bisher auch nicht aufgefallen.
  • Ich kann grundsätzlich nicht ausschließen, dass Nachts wärmere Luft aus anderen Zimmern kommt. Aber die Tür ist geschlossen und erstmal käme dann ein Flur, der gar nicht geheizt ist (es ist nicht möglich den Flur zu heizen). Also vermute ich, dass das eher nicht das Problem sein wird.

Ich denke auch, dass man um einen Fachmann am Ende nicht herum kommt. Da mein Vermieter aktuell eben nicht da bzw. aktuell nicht vorbeikommen kann, muss ich schauen, ob er trotzdem schon einmal bereit wäre einen Fachmann zu beauftragen. Auch wenn natürlich jetzt gerade der (hoffentlich nur) oberflächliche Schimmel erstmal wieder weggeputzt ist.

Vielen herzlichen Dank für die ausführliche Antwort!

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norbertk62  16.02.2023, 12:58
@Tariel

Kein Problem - du hast dich wirklich angestrengt, aber manchmal gibt es eben so verwanzte Fälle, die sich den üblichen Maßnahmen entziehen.

Nur so eine Idee: Die Fenster sind relativ neu - da darf nix dran sein. Vielleicht hast du eine Chance rauszubekommen, ob der Spalt am Fenster zwischen Fensterrahmen und Fenster-Korpus wirklich dicht ist (mit Thermometer - da darf keine kalte Luft rein - siehe die x-Grad Unterschiede aus der Antwort).

Hoffentlich findest du den Grund - das ist wirklich lästig.

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norbertk62  16.02.2023, 13:02
@norbertk62

PS: Nachtrag. Versuch bitte, das rauszubekommen, solange das Wetter kalt ist. sobald der Frühling kommt, stehen die Chancen sehr schlecht, den Verursacher zu finden.

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Tariel 
Fragesteller
 16.02.2023, 13:44
@norbertk62

Das wäre auch eine Frage die ich hätte, hat man im Sommer bzw. Frühling - vorausgesetzt es liegt an der Luftfeuchtigkeit im Raum - automatisch erstmal keine Probleme mehr mit dem Thema (bis der nächste Winter kommt), oder geht das dann wohl genauso weiter?

Oder wäre es möglicherweise hilfreich, den Raum für bspw. 1 Woche richtig warm zu heißen (22 Grad in etwa), und möglicherweise nicht in dem Zimmer zu schlafen, damit man das ganze einmal "austrocknet"? Oder ist das Quatsch, weil es von vorne losgeht, wenn man das Zimmer wieder "normal" nutzt?

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norbertk62  16.02.2023, 14:10
@Tariel

Du machst dir wirklich Gedanken - Schulterklopf. Deine Fragen treffen genau den Punkt.

Die Feuchtigkeit, von der wir reden, ist Feuchtigkeit in der Luft. Je wärmer die Luft ist, umso mehr Wasser kann sie aufnehmen (die relative (!) Luftfeuchte sinkt, obwohl die absolute (!) Feuchte gleich bleibt. Solange die Temperatur innen und außen höher sind, wird das Wasser einfach in der Luft transportiert und schlägt sich nicht nieder. Wenn dann der Herbst kommt, werden die Wände kälter (vielleicht wenig Heizung, schlechte Isolierung oder so) und zack - kann an den kalten Stellen der Wand das Wasser sich absetzen (vorausgesetzt, der Taupunkt wird erreicht).

Das Problem - sofern es am Wasser in der Luft liegt - kommt also wieder, wenn die Wände kälter werden (und Fenster und ...).

Wenn du jetzt mal richtig einheizt, wird das Wasser in der Luft gebunden - dann vielleicht alle 1-2 Stunden mal 5min Stoßlüften - das schafft viel Wasser nach draußen. Aber dann: sobald du die Temperatur wieder senkst, ist es wie vorher. Es wird vielleicht eine Zeit dauern aber es behebt ja nichts.

Im Frühling / Sommer (wenn nicht geheizt wird) kannst du diesen Effekt einfach nutzen und das Fenster oft auf machen.

Was natürlich noch sein könnte: Wasser in (!) der Wand. Das dauert lange, bis es durch das Material in die beheizten Räume durchsickert - genauso lange dauert es, um es rauszubekommen. Vielleicht ein Wasserrohrbruch aus dem es sickert, vielleicht was an der Dampfsperre / -bremse, evtl. Undichtigkeiten im Dach, vielleicht eine Wärmebrücke durch unzureichende Isolierung und ... und ... - das ist es, was ich meine mit - vielleicht sollte da der Fachmann ein Auge drauf werfen.

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Im Laufe der Nacht steigt die Luftfeuchtigkeit teilweise etwas über 70%. Tagsüber ist sie etwa zwischen 50-55%.

Das ist schon sehr viel. Mehr als 60 % (um es pauschal zu sagen) sollte es auf keinen Fall werden.

Ich lüfte großzügig morgens und abends.

Falls du den ganzen Tag zuhause bist, wäre das zu wenig.

Ich wohne bereits seit Jahren in der Wohnung, bisher hatte ich das Problem nie.

Gab es in den Jahren Veränderungen? Sind z.B. die Fenster erneuert worden oder zumindest besser abgedichtet? Hast Du Dir Pflanzen angeschafft?

Daher meine Frage, was kann man - außer lüften, heizen, Schimmelspray, Luftfeuchtigkeit kontrollieren - noch tun?

Mit zu viel Schimmelspray wäre ich auch vorsichtig. Das ist auch nicht so super gesund.
Prinzipiell ein guter Weg, wie du das sagst. Was kannst du noch machen?:

1.) Herausfinden, wie du die 70 % in der Nacht und die 50 % am Tag herunter bekommst. Könntest du z.B. deine Türe Nachts auflassen, damit die Luftfeuchte besser raus kann? Bringe alle Zimmerpflanzen aus dem Schlafzimmer. Diese verursachen viel Feuchtigkeit.

2.) Die Temperatur der Wand (z.B. mit einem Laser-Thermometer) messen. Zusammen mit der Luftfeuchte und Temperatur im Zimmer, kannst du dann den Taupunkt in einer Tabelle auslesen. Siehe z.B. hier: tabelle.jpg (631×401) (malermeister-dommenz.de)
In deinem Beispiel (70 %, 19 °C) darf die Wand an keiner Stelle kälter als 13,37 °C sein. Wahrscheinlich ist deine Wand Nachts wo der Schimmel ist dort kälter. Ist die Wand dort nicht kälter als das was in der Tabelle steht und es kommt dennoch zu Schimmel, dann kommt Feuchtigkeit von außen herein.

3.) Mittel zum Entfeuchten nutzen. Hier gibt es Hausmittel aber auch elektronische Geräte. Letztere sind leider oft recht teuer. Bei den Hausmitteln fehlt mir die Erfahrung.

4.) Schimmel richtig entfernen. Nimm z.B. Fakolith FK 12 zum großflächigen Abwischen. Dabei beachten, dass der Schimmelbereich im Umkreis von einem Meter! um den sichtbaren Schimmelbefall herum abgewischt werden muss (Bedienungsanleitung genau lesen!). Nach dem Abwaschen von FK12 trocknen lassen. Danach Fakolith FK 14 (=Ameisensäure) großflächig aufsprühen. Das tötet den Schimmel auch in den tieferen Lagen der Tapete ab und verhindert für eine Weile, dass dort sofort wieder neuer Schimmel hochkommt (beachte aber Punkte 1-3!).

Viel Erfolg!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Tariel 
Fragesteller
 16.02.2023, 12:23

Zimmerpflanzen habe ich nicht. Neue Fenster habe ich vor etwa 3 Jahren bekommen, aber bisher damit nie Probleme gehabt (auch nicht in den anderen Räumen). Nachts die Tür offenzulassen kann (soweit ich darüber gelesen habe), noch eher zum Problem beitragen, weil die anderen Räume unterschiedlich geheizt sind und dann möglicherweise noch mehr Feuchtigkeit ins Schlafzimmer ziehen kann.

Herzlichen Dank auf jeden Fall für die Tipps und auch für die Empfehlung des Mittels. Ich denke, dass jetzt erstmal der Vermieter entscheiden muss, was passiert.

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tommgrinn  16.02.2023, 14:57
@Tariel
Zimmerpflanzen habe ich nicht. Neue Fenster habe ich vor etwa 3 Jahren bekommen, aber bisher damit nie Probleme gehabt (auch nicht in den anderen Räumen). Nachts die Tür offenzulassen kann (soweit ich darüber gelesen habe), noch eher zum Problem beitragen, weil die anderen Räume unterschiedlich geheizt sind und dann möglicherweise noch mehr Feuchtigkeit ins Schlafzimmer ziehen kann.

Jein. Du solltest z.B. beim Duschen die Bad-Tür geschlossen halten und dann erst mal lüften, bevor du sie wieder öffnest. Ansonsten ist mit 70 % definitiv dein Schlafzimmer der feuchteste Ort und den solltest du unbedingt trockener bekommen. Sollte der Rest deiner Wohnung auch bei 70 oder gar 80% Luftfeuchte liegen, dann hättest du definitiv noch ganz andere Probleme. Du hast ja schon einige Messgeräte, womit du das alles überprüfen könntest.

Herzlichen Dank auf jeden Fall für die Tipps und auch für die Empfehlung des Mittels. Ich denke, dass jetzt erstmal der Vermieter entscheiden muss, was passiert.

Der muss mit ins Boot, ja. Da hast du alles Richtig gemacht, finde ich. Es ist aber sicherlich nicht schlecht noch einiges vorher heraus zu finden, denn die meisten Vermieter werden eben sagen, dass du schlecht gelüftet hättest. Hier könntest du mit deinem Hygrometer schön messen, wie viel ist es nach dem Stoß-Lüften (Fenster auf Kipp ist Kontraproduktiv) und wann/wodurch steigt die Luftfeuchtigkeit wieder? Es ist für mich einfach noch fraglich, wie du 50-55 % kurz nach dem Lüften haben kannst. Als Vermieter würde ich jetzt behaupten, du hast nicht richtig gelüftet.

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Was du gemacht hast ist alles richtig.

Wir hatten das gleiche Problem in einem Altbau mit Baumängeln.

Nach der gründlichen Entfernung des Schimmels haben wir die Wand und die Ecken großzügig mit einer Anti-Schimmel Farbe angestrichen.

Damit war das Problem dauerhaft Geschichte.

So eine Farbe war das:

Klick HIER

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Tariel 
Fragesteller
 16.02.2023, 12:23

Herzlichen Dank für die Empfehlung. Vielleicht muss das als letzter Schritt wirklich passieren.

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Colopia  16.02.2023, 12:26
@Tariel

Es gibt unterschiedliche Farben und Wirkungsarten. Manche sind auch mit Silberpartikeln (Kolloidales Silber). So eine Farbe hatten wir verwendet.

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Schimmelspray schonmal garnicht, wenn da Chlor drin ist.

Wenn du 3x täglich für ca. 10 Minuten mit Fenster ganz auf (nicht auf Kipp) lüftest und die Raumtemperatur tagsüber auf 20° eingestellt ist, sollte eigentlich nichts passieren - falls nicht noch bauliche Mängel vorliegen.

Wir haben derzeit in der Nacht im Schlafzimmer auch nur 16-17° und keine Probleme.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Sachverständiger für Schimmelpilz im Wohnungsbau
Tariel 
Fragesteller
 16.02.2023, 12:26

Du meinst man sollte kein Schimmelspray verwenden, vor allem wenn Chlor enthalten ist? Tatsächlich habe ich genau so eins verwendet, dass war auch für Wände ausgeschrieben. Kannst du mir erklären, weshalb man das nicht verwenden sollte? Natürlich ist das zunächst auch erstmal nicht sehr förderlich für die Gesundheit, aber ich habe es einwirken lassen und natürlich auch lange gelüftet danach. Ich wüsste zumindest nicht, wie ich sonst erstmal den bereits existenten Schimmel vernichten soll. Komischerweise habe ich aber auch an meinem Heizverhalten nichts verändert über die letzten Jahre (was man ja aufgrund der Preise denken könnte). Deshalb finde ich es noch komischer.

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Deine Vorgehensweise (heizen und lüften) war grundsätzlich in Ordnung

Es hat den Anschein als ob die Feuchtigkeit von außen durch das Mauerwerk dringt

Die relative (!) Luftfeuchtigkeit ist nachts immer höher, kalte Luft kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen als warme, die absolute Feuchtigkeit bleibt gleich.

Lüften und Heizen tagsüber ist ok