Schädigt dieser Pilz den Baum?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

Wenn ich das recht sehe, dann blicken wir ganz oben im Bild durch eine sehr tief liegende Gabelung deines Apfelbaumes. Unterhalb der Gabelung und auf den nach rechts abgehenden Ast übergreifend sehen wir einige Fruchtkörper einer Tramete. Aus den Kommentaren entnehme ich, das dieser nach rechts gehende Ast bereits abgestorben ist. Dies erklärt, dass wir die Fruchtkörper eines Totholzbesiedlers sehen. Wir sollten aber nicht Ursache und Wirkung verwechseln: ja, da findet eine, ich denke langsam voranschreitende Fäule statt, aber der Pilz zersetzt einfach Holz, das schon tot ist, er bringt den Baum nicht zum Absterben.

Was also tun?

Die Pilzfruchtkörper abschneiden? Naja, das kannst du tun, wenn du sie zB für Dekozwecke verwenden möchtest. Es sind ja lediglich die Fruchtkörper, der eigentliche Pilz wächst als Geflecht im toten Holz, und er tut sein Zersetzungswerk nicht langsamer, wenn man seine Fruchtkörper entfernt.

Ich kann die Situation nicht beurteilen: ist das eine weitläufige Streuobstwiese in der Natur oder ein enger Hausgarten und der abgestorbene Ast ragt bereits über die vielbefahrene Straße daneben? Wie sieht der ganze Baum aus? Welcher Teil ist tatsächlich abgestorben, wie vital ist der Rest? Davon hängt ab, was genau ich tun würde. Bei genügend Platz und keiner verschärften Verkehrssicherungspflicht kann es eine Option sein, einfach den Dingen ihren Lauf zu lassen. Alte Bäume mit abgestorbenen Baumteilen sind ein wertvoller Lebensraum zB für Insekten und Vogelarten die sich von ihnen ernähren und in Baumhöhlen brüten, Spechte und andere. Eventuell kann man, um auch in Zukunft diese Sorte zu haben, den Baum abveredeln, oder falls bekannt einen gekauften Baum derselben Sorte nachpflanzen. Andererseits, wenn es mehr im Vordergrund steht, dieses Baumexemplar solange wie möglich zu erhalten, wäre als lebensverlängernde Maßnahme ein starker Rückschnitt angebracht. Dabei sollten, auch zur statischen Entlastung, alle abgestorbenen Teile entfernt werden, auch größere, und im lebendenden, gesunden Teil ein Verjüngungsschnitt durchgeführt werden. (NB: vom Verstreichen der Wunden halte ich allgemein nicht viel, hier kann man es sich in jedem Fall sparen, die Fäule ist doch sowieso schon drin!)

Ich durfte einmal einen Schnittkurs bei einem der größten Pomologen der Jetztzeit, Dr. Werner Schuricht, mitmachen. Zu einem arg mitgenommen alten Baumfragment, das aber immer noch trug, meinte er sinngemäß: "Nun ja, da sollte man sich daran erfreuen, solange man ihn noch hat!" Und wer weiß, vielleicht überlebt er uns noch beide!

Quaeror 
Fragesteller
 16.02.2022, 06:26

Der Baum ist im Kleingarten, den toten Teil habe ich soweit abgesägt, dass er nicht mehr vom Eigengewichtso schnell abbricht, da aber der Buntspecht schon mal schauen war, wollte ich ihn stehn lassen, aber gerne von der lebenden Hälfte noch Äpfel (Golden Delicious, hält bis Februar) haben. Die Seite würde mir aufs Häuschen fallen. Ein Vorgänger hat be zwei meiner alten Bäume eine Hohlkrone fabriziert, indem er den über der Gabelung den 15 cm dicken Stamm abgesägt hat und die Äste darunter fast waagerecht sind. in den umwallten Baumstümpfen steht immer Wasser, das ist der Anfang von der Misere. Der Gravensteiner sieht auch nicht gut aus, an den doktere ich auch rum. Du meinst also, einmal radikal alles absägen, was schlecht aussieht, ist besser als Stück für Stück?

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Pomophilus  16.02.2022, 08:26
@Quaeror

Vielleicht habe ich mich etwas missverständlich ausgedrückt: einen stärkeren, abgestorbenen Ast- bzw Stammstumpf auf der im Bild rechen Seite würde ich wohl auch belassen, soweit er statisch kein Problem mehr darstellt. Der Buntspecht hat es ja bereits entdeckt, und die Option "Rückschnitt bis ins Gesunde" haben wir wohl nicht mehr, das ginge nur mir einem Querschnitt kurz über der Grasnarbe. Das meinte ich nicht mit starkem Rückschnitt. In der abgestorbenen Baumhälfte würde ich aber durch Schnitt dafür sorgen, dass kein allzu großes Gewicht mit allzu langem Hebel an der Gabelungsstelle zerrt. Starker Rückschnitt, Verjüngungsschnitt aber im lebenden Teil! Ich weiß nicht, wie stark der Austrieb noch ist. Durch den Schnitt wird er jedenfalls angeregt: der Baum kann sich nicht mehr so "verzetteln" muss seine begrenzten Kräfte auf weniger Punkte beschränken. Auch hier würde ich großes Augenmerk darauf richten, den Schwerpunkt der Krone möglichst nah an den Mittelpunkt, den Stamm, zu bringen. Wir wissen schließlich, dass darin eine Fäule (die ihn zwar nicht umbringt, aber statisch schwächt) steckt und wollen ihm daher keine allzu großen, vor allem einseitigen Belastungen aufbürden. Dabei muss dann auch der eine oder andere stärkere lebende Ast fallen. Dem jetzigen Schnitt müssen in den Folgejahren natürlich weitere, nicht mehr so starke folgen, um das Ganze in die richtige Richtung zu lenken. Wie du sicher weißt, wird ein verstärkter Neuaustrieb am Anfang, zumindest im Jahr danach, weniger Fruchtertrag (bis hin zum Ausfall) bedeuten, aber im Endeffekt kannst du dann länger was von dem Baum haben.

Schöne Sorten hast du da, Berlepsch ist mein Favorit, Gravensteiner kommt gleich danach. Goldparmänen erreichen bei uns aus ihrem Lager in einem wunderbaren Gewölbekeller, erst jetzt die Grenze, dass man sie nicht mehr ganz so gerne essen möchte (heute Mittag gibt's bei mir nochmals eine,) aber wir haben natürlich noch andere, haltbarere Sorten. Was mich nur etwas wundert ist, dass bei dir der Golden Delicious so gut wird! Natürlich freut es mich und ich gönne es dir, aber in meiner Region ernten die Hobbyanbauer von dieser Sorte im Spätherbst nur so kleine, längliche Dinger, wo es zwischen dem Schorf nicht gelb, sondern grün hervorschaut. In der Natur gilt halt immer das Gesetz des Örtlichen!

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Quaeror 
Fragesteller
 16.02.2022, 09:14
@Pomophilus

Mit den Sorten bin ich der gleichen Meinung, der Berlepsch bekommt nur unter einer Kiefer, die nicht mir gehört, zu wenig Licht. Der Delicious neigt bei mir zu Stippe, hat aber immer gut getragen und schmeckt aber sogar, den habe ich als Kind gekauft als völlig geschmacksfrei in Erinnerung.

Beim Gravensteiner weiß ich nicht, ob ich dieses Jahr bessser ein Drittel schwaches oder gleich die ganze Hälfe wegnehmen soll, die noch grün ist aber auf jeden Fall kaputt. Der treibt stark neu.

Vielen Dank für Deinen guten Rat,

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Hallo, diese Pilzart gehört auf jeden Fall mal zur Gruppe der Porlinge. Diese Gruppe besteht hauptsächlich aus Pilzen, die an lebenden oder toten Bäumen wächst.

In Frage kommen könnte der Zunderschwamm, Buckel-Tramete oder eine der vielen Pilze die in meinem kleinen Buch hier nicht angeführt sind. Nützlich wären auch noch die Infos, wie groß die Pilze sind und wie hart/weich, welche Farbe außen und innen etc. und nicht nur ein einzelnes Bild.

Es gibt sehr viele Pilze, die in Symbiose mit Bäumen leben und manche, die parasitär an Bäumen sind. Generell suchen Pilze Wasser und Feuchtigkeit. Sie sind ein berechtigter Teil der Natur und nicht einfach nur unerwünschte Gäste. Die meisten dieser Art leben auf bereits totem Holz, wenn sie lebendes befallen, dann meistens bereits beschädigte oder kranke Bäume. Sie verursachen ggf. dass das Holz spröde wird und der Baum irgendwann umfällt. Also jein, ein Pilz schädigt nicht per se nur selbst den Baum, ich würde es eher als einen natürlichen Prozess bezeichnen. Der Ertrag ist davon eventuell erstmal unbetroffen.

Ich bin kein Experte, aber ich würde mal die Pilze wegschneiden und schauen ob das was bringt oder der Natur einfach zusehen und um andere Bäume kümmern. Vielleicht hilft dir die Antwort irgendwas, ansonsten hoffe ich, dass dir hier andere besser weiterhelfen können als ich.

Quaeror 
Fragesteller
 15.02.2022, 20:49

Der rechte Stamm ist schon tot, aber links hat noch eine Krone, hat vor zwei Jahren auch noch gut getragen

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Von Experten Silo123 und Pomophilus bestätigt

Das ist ne https://de.wikipedia.org/wiki/Buckel-Tramete

= die wächst auf totem Holz - du sagst ein Teil des Baums ist schon tot?...

...Vergleich mal das Muster auf der Unterseite mit dem Bild im Link ...

Der Baum hat sicher das meiste hinter sich - ich würde in trotzdem stehen lassen - aber schon an einen Nachfolger denken...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Hallo, Trameten können zwar als Schwächeparasit auftreten, machen das aber sehr selten und sind bei weitem nicht so aggresiv wie z. B. Hallimasch. Sind Teile des Baumes geschädigt oder schon tot, kann sich dieser Pilz ansiedeln, befällt aber nicht die gesunden Teile. Das Sterben eines zu sehr geschädigten Baumes kann allerdings durch den Pilz beschleunigt werden. In welchem Maß das passiert, ist allerdings noch weitgehend unbekannt.

Woher ich das weiß:Hobby – Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft f. Mykologie

der Baum ist sicher nicht gesund, kann aber unter Umständen trotzdem noch viele Jahre leben und tragen.

aber du solltest beginnen, den Bestand zu verjüngen, am besten mit alten Apfelsorten, deren Erhaltung gefährdet ist, weil sie nicht vermarktbar sind.