Religion, Politik und Gesellschaft?

Das Ergebnis basiert auf 29 Abstimmungen

Wir brauchen Religion nicht 72%
Wir Brauchen Religion unbedingt 28%

21 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Religion spielt durchaus noch eine Rolle, auch in der Politik, das sollte es meiner Meinung nach aber nicht. Religion darf gerne in den eigenen vier Wänden gelebt werden, in der Öffentlichkeit hat es aber keinen Platz.

Politisch kann man das beispielsweise an der immer wieder aufkommenden Diskussion sehen, wie religiöse Symbole in der Schule bewertet werden sollen. Bayern natürlich absoluter Vertreter von Kreuzen in jedem Klassenzimmer, was immer wieder auch in der Kritik steht.

Logistisch spielt es auch eine Rolle, wie viele Menschen welche Glaubenszugehörigkeit haben. Eine Demokratie lebt davon, dass man die Menschen, die in ihr leben, repräsentiert. Wenn in einem Land mit 80 Millionen Menschen 20 dabei sind, die gerne Schach spielen, dann muss der Staat natürlich keine Schachschule eröffnen, doch wenn die 20 sich organisieren und einen Club gründen, können auch sie politisch im Interesse der Schachspieler mitwirken. Jetzt sieht das aber anders aus, wenn beispielsweise 800.000 Menschen einer Religion angehören. Die möchten in einem Staat, der Religionsfreiheit zusichert, ihre Religion leben können. Das bedeutet dann je nach Religion, dass Gebetsstätten errichtet werden müssen. Da kommt es dann auch darauf an, wie viele man wo und in welchen Abständen errichtet, sodass möglichst alle die Möglichkeit haben, eine Gebetsstätte auszusuchen ohne hunderte von Kilometer weit reisen zu müssen. Da bekommt die Religion dann in der Politik eine logistische Dimension, die vor allem die Gemeinden und Länder bewältigen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Teilgebiet meines Studiums
Wir brauchen Religion nicht

Es wäre schön, wenn wir wirklich ein säkularer Staat wären, der wir angeblich sein wollen.

Religion sollte Privatsache sein und nur soweit geduldet werden, wie sie in die Belange von Menschen mit einer anderen Lebensauffassung nicht eingreift.

Es ist nicht hinnehmbar, dass die Kirche sich in politische Belange einmischt, indem sie Ladenöffnungszeiten reglementieren, Feierlichkeiten an kirchlichen Feiertagen verbieten will und sich in die Familienplanung einmischt.

Wer sich dafür entscheidet, nach mittelalterlichen Regeln leben zu wollen und sich ständig davor zu fürchten, in den Augen irgendeines Gottes eine Sünde zu begehen und dafür in die Hölle zu kommen, soll es tun - aber andere mit ihren zweifelhaften Moralvorstellungen in Frieden lassen.

Ich denke man muss erst einmal Religion als spirituelle Vorstellung und Religion als gesellschaftliche Doktrin sehen. Nennen wir es etwas ungenau einmal Glaube und Kirche.

Glaube hilft manchen Leuten individuell mit ihrem Leben, gerade unerfreulicheren Phasen darin, klar zu kommen. Das hat dann etwas von Drogen oder zumindest Schmerzmitteln: sollte man ohne auskommen, aber sie können in Enzelfällen helfen.

Auf der anderen Seite haben wir die Dealer, welche den Nutzen in ein Paket einwickeln, welches mitgenommen werden muss und ihre politischen Vorgaben beinhaltet - legitimiert durch unanzweifelbaren göttlichen Willen, aka, was wiederum seine Priester erzählen.

Das Missbrauchspotential letzteren sollte jedem erkenntlich sein.

Der Linken-Politiker Gregor Gysi hat dazu mal einen Ausspruch gemacht, über den ich lange nachgedacht habe:

„Ich glaube nicht an Gott, aber ich fürchte eine gottlose Gesellschaft.“
Er kenne die Bedeutung der Religion und der Kirche für Tradition, Kultur und eine allgemeinverbindliche Moral

Auch wenn ich in sehr vielen Bereichen ganz anderer Meinung als Herr Gysi bin, stimme ich ihm in diesem Punkt zu.

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Wir brauchen Religion nicht

Salue

Die Religionen hatten mal eine sehr grosse Bedeutung. Dies war bevor es eine eigentliche Justiz, Gesetzgebung oder Gesundheitsvorsorge vom Staat gab. Der Glauben regelte das Zusammenleben und schrieb auch bestimmte Dinge vor (Schweinefleisch leicht verderblich oder Beschneidung mangels Waschwasser).

Heute haben die Nationalstaaten  diese Funktion übernommen. Der Rest der Funktionen der Religion ist "glauben", im Sinne dieses Wortes. Unser Glaube ist eine persönliche Sache. Das geht den Staat nichts an. Die Religionen hingegen haben sich auf das "Seelenheil" zu konzentrieren. Das "Glauben" gehört zu unserer Freiheit. Die wollen wir aber erhalten.  

Tellensohn