Prolog - gelungen?

 - (Autor, Bücher schreiben)

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ist ganz gut geschrieben, flüssig und rund und auch hinsichtlich Rechtschreibung und Interpunktion sehr ordentlich. Aber zum Weiterlesen regt es nicht an. Viel zu viele Informationen, die man gar nicht braucht und die die Geschichte nicht voranbringen. Es sei denn, das Buch heißt „Wie ich mich bei einem Startup beworben habe“. Zudem bin ich nicht sicher, ob das überhaupt ein Prolog ist (mit Prologen wird ein wenig inflationär umgegangen) oder nicht einfach der Einstieg in die Geschichte. Aber dazu müsste man wissen, um was es eigentlich geht.

Viel interessanter als die detaillierten Beschreibungen der ganzen Umgebung wären die Empfindungen des Protas. Wobei hier auch wieder im Vordergrund stehen sollte, um was es eigentlich geht. Ist es eine Liebesgeschichte sieht das anders aus als bei einem Krimi. Einen Ansatz hast Du kurz angefangen mit dem Bild von Bansky, aber da bist Du dann nicht weitergelaufen.

Dennoch – für einen ersten Ansatz mehr als durchschnittlich. Da lässt sich sicher war wirklich Gutes draus machen. 

lugg04 
Fragesteller
 17.11.2023, 09:55

Das hier ist der grobe Inhalt zusammengefasst:

Vincent Anraschko hat sein Bewerbungsgespräch. Nach drei Tagen trifft er sich mit seinem Freund Andrew O'Brian, welcher in Graz studiert, in einem Wiener Kaffee. Dort bekommt er dann die Jobzusage, doch als er die Nachricht seiner Freundin mitteilen will, macht sie unerwartet Schluss. Sie geht ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Um klare Gedanken zu bekommen beschließen Andrew und Vincent dann einen Roadtrip an die Ost-Küste der USA zu starte. Sie fliegen nach Boston. Dort geraten sie in eine Hausparty und wachen am nächsten Tag auf. Ohne zu wissen was passiert ist. (die Party spielt später noch eine wichtige Rolle). Sie wollen dann von Boston aus weiter nach NewYork fahren. Auf dem Weg lesen sie zwei Einheimische auf, die eine Fahrgelegenheit (diese heisen: Matthew und Josh) - auch nach NewYork brauchen. Sie halten in Wethersfield - Connedicut, an einer Tankstelle. Dort geraten sie in einen Überfall, indem Andrew und Josh als Geiseln genommen werden. Auf jeden Fall nimmt Vincent dann private Ermittlungen auf und dort spielt die Party wieder eine Rolle...

Das Bewerbungsgespräch spielt eine Rolle, da er später von den USA aus arbeiten kann und somit die Kosten dort decken kann. Er muss sich ja in einem Motel einmieten um von dort aus zu ermitteln.

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tinalisatina  17.11.2023, 10:27
@lugg04

Hehe, 😊 Du machst hier das Gleiche – zu viele Angaben, die nicht nötig sind. Ob es jetzt Krimi, Horror, Liebesgeschichte oder Fantasie, weiß ich immer noch nicht.

Da die Geschichte stringent weitergeht, ist das, was Du gepostet hast, für mich kein Prolog, sondern einfach der Anfang der Geschichte. Da braucht es auch keinen Prolog. Ansonsten ändert sich nicht viel: Weniger unwichtige Details, mehr Gefühle und Gedanken der Personen. Lass den Leser eintauchen in die Geschichte und die Personen.

Zum Beispiel: Ob die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt sind oder nicht, spielt gar keine Rolle. Interessanter wäre, ob er nervös ist. Ob ihn die Verspätung der Bahn nervt. Ob er andere Jobangebote hat. Ob er den Job unbedingt braucht. …

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lugg04 
Fragesteller
 17.11.2023, 10:36
@tinalisatina

Jetzt weiß ich was du meinst. Werde das auf jeden Fall nochmal überarbeiten.

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Ich finde ihn bisher sehr gut und würde auch weiterlesen.

Viel Spaß und Erfolg beim weiteren Schreiben!

Gefällt mir. Vieles richtige wurde schon gesagt.

Wichtig ist, ob Du schreibst wie es Deiner Ausdrucksweise entspricht oder seiner. Es ist leichter, wenn sich Protagonist und man selber darin unterscheiden, denn sonst verliert man den objektiven Blick. Es fallen sehr viele Markennamen - wahrscheinlich sind der Person Marken wichtig, würde nie freiwillig No-Name Klamotten tragen. Viele Anglizismen, die wird er sicher auch in wörtlicher Rede gerne verwendet. Völlig ok (wenn das bewusst so geschrieben ist). Er beachtet sehr viele Details der Umgebung (nervös ablenkend, leicht autistisch, er beobachtet einfach genauer als andere, was bei seinen Ermittlungen später Bedeutung hat ?? Muss durch den weiteren Text geklärt werden). Wichtig ist, dass andere Personen später anders dargestellt werden. Gerade ein Kontrast ist auch reizvoll (Zu Marken zum Beispiel: "Hilfriger? Kenn ich nicht. Ist das ein Freund von Dir?"). Muss dann aber zum Charakter der Person passen.

Gut ist die Person zu charakterisieren ohne es direkt auszusprechen. Das machst Du auch, finde ich super. Beispiel erster Satz: "Den Rucksack auf den Oberschenkeln abgelegt ein Latte Macchiato in der rechten Hand". Rucksack zeugt eher von einer jüngeren Person (auch wenn natürlich auch ältere Rucksäcke benutzen), Latte Macchiato davon, dass es wohl kein Schulkind ist. Hinweise, die noch bestätigt werden müssen, aber ein erstes Bild eines jungen Erwachsenen zeichnet sich ab. Latte ist mehr trendy als einfach Kaffee, auch das ein erster Hinweis auf seinen Charakter. Dass kurz später gesagt wird, dass er sich erst durch Benefits überzeugen lies bei der Firma anzufangen zeigt jedoch, dass er wohl keineswegs ein Berufseinsteiger ist, sondern entweder schon ordentlich Berufserfahrung hat oder ein ziemlicher Überflieger ist (oder maßlos überheblich oder naiv, aber dann hätte er den Job sicher nicht genommen).

Was fehlt sind Hinweise auf seine Emotionen. Oder ist er so geflushed was heute auf ihn zukommt, dass er gar nichts mehr spürt? Er achtet sehr auf die Zeit, weil er nervös ist wegen dem Termin oder weil er einfach etwas pedantisch ist? Das sollte mehr rüberkommen. Bitte hier auch Gefühle gerne indirekt rüberbringen. Z.B. Wippt mit den Knien (nervös oder Tick), kann sich nicht auf Musik konzentrieren (nervös oder übermüdet). Mehrere indirekte Zeichen machen ein stimmiges Bild.

Du hast Sätze darin, die wie viele ultrakurze Sätze sind, die zusammengehängt wurden. Beispiel (einmal auseinandergenommen damit Du verstehst was ich meine, praktisch nur Kommas bzw. 'und' durch Punkt ersetzt): "Er läuft Richtung Tür. Er wartet auf den Stillstand der Bahn. Verlässt diese. Quert anschließend die Straße. Schaut sich um." Kurze Sätze erzeugen Spannung. Und diese vielen kurzen Sätze direkt hintereinander (auch wenn Du sie in einem Satz zusammenfasst) dass er eines ist: gehetzt. Ganz sicher schaut er sich jetzt nicht ruhig und besonnen um. Das ganze scheint auf einen Höhepunkt zuzusteuern. Und dann hat er im richtigen Gebäude Zeit um versonnen über die Bedeutung eines Bildes nachzudenken. Da stimmt etwas nicht.

Erzeuge Spannung da, wo Du es willst. Und wenn Du es in jedem Deiner Sätze versuchst wird sie verpuffen. Ein Beispiel für die genannte Stelle in ruhigerer Form "Er steht bereits an der Tür, als die Bahn hält. Als er draußen die Straße gequert hat schaut sich um." Weg zu Tür kann weggelassen werden, dass er aussteigt ersetzt das Wort draußen - der Leser geht automatisch davon aus, dass er dazu die Tür verwendet hat (und er sich nicht z.B. in einem Warpfeld dematerialisiert und auf der Straße rematerialisert hat). Meine Formulierung muss nicht die beste sein, aber er ist ruhig. Soll er hektisch sein, dann wäre Deine Art besser.

Alles in Allem auf jeden Fall ein guter Anfang. Aber bring die Emotion des Protagonisten rein. Alles andere sind Kleinigkeiten.

Vorab ich ich lese eher gerne Krimis. Aber ich kann was dazu sagen. Was mir sehr gut gefällt sind die kleinen Satzeinschübe die du gut nutzt um Details hinzuzufügen , das macht das ganze lebendiger und sorgt dafür , dass der Leser mehr erfahren möchte.

Eine persönliche Sache die ich unangenehm zu lesen finde , sind kurze knappe Haupsätze zu Beginn. Klar bieten diese in wenig Raum viel Information aber so liest es sich zu Beginn direkt stockend , für mich zumindest unangenehm.

Sonst muss ich sagen, für so ein junges Alter, ein bisher sehr kreativ umgesetzt Prolog.

Ich wünsche dir viel Erfolg weiterhin, bleibt dran!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Für 16 ist das nicht schlecht, es fesselt einen aber nichts beim lesen. Es ist einfach nur eine Beschreibung von Handlungen (teilweise viel zu genau, als wenn du einer Versicherung beschreiben sollst, wie sich ein Schadensfall ereignet hat). Kein Raum für Fantasie, keine Andeutungen, die das Interesse des Lesers wecken, kein Blick in die Gefühlswelt des Protagonisten. Ich würde hier nicht weiterlesen wollen.

Mal als Beispiel (jetzt bitte nicht die Formulieren beachten, eher den Inhalt).
Etwas angespannt saß er an einer Haltestelle. Den Rucksack auf den Oberschenkeln und in der Hand einen dampfenden Kaffee, den er sich wie jeden Tag beim Bäcker um die Ecke geholt hatte. Eigentlich hatte er gar keinen Durst, aber er mochte das Gefühl der Wärme, die an seinen Fingern entlang strömte. Es gab ihm ein vertrautes Gefühl, genau so wie das Wissen, das auch heute wieder die Straßenbahn im Wiener Morgenverkehr feststeckte und deshalb wahrscheinlich zu spät kam. Ein kurzer Blick auf die Anzeige genügte, um diese Ahnung zu bestätigen. Normalerweise wäre es ihm egal, aber heute hatte er einen wichtigen Termin.