Platons echter/voller Name?

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Die Familie Platons stammte aus Kollytos (einem Stadtteil Athens), daher wäre ein "von Kollytos" als Herkunftsbezeichnung angemessen. 

Der volle Name des berühmten Philosophen Platon (428/427 – 348/347 v. Chr.) lautet einfach Platon (griechisch geschrieben: Πλάτων).

Zu diesem Namen waren Zusätze möglich. Die Griechen verwendeten damals aber kein Namenssystem mit einem Vornamen und einem Nachnamen/Familiennamen.


Zusätze zum Eigennamen eines Atheners konnten sein Patronymikon (der Name seines Vaters) und eine Herkunftsangabe sein, z. B. sein Demotikon (δημωτικόν; der Name des Demos, aus dem jemand stammte) oder eine Bezeichnung als Athener.

Der Demos (δῆμος) war eine lokale Selbstverwaltungseinheit (insgesamt gab es in der Polis Athen 139 solche Demen).

Als Patronymikon konnte dem Eigennamen der Name des Vaters hinzugefügt werden, im Genitiv und mit oder ohne vorangestelltem bestimmten Artikel.

Platon gehörte zum Demos Kollytos (Κολλυτός), wo seine Familie ihren Wohnsitz hatte. Kollytos lag im Stadtgebiet Athens, westlich und südlich der Akropolis.

mit Patronymikon heißt der Philosoph: Platon, Sohn des Ariston (Πλάτων Ἀρίστωνος [Platon Aristonos])

mit Demotikon heißt der Philosoph: Platon der Kollyteer/Platon aus Kollytos/Platon von Kollytos (Πλάτων Κολλυτεύς [Platon Kollyteus])

mit Angabe als Athener heißt der Philosoph: Platon der Athener/Platon aus Athen/Platon von Athen (Πλάτων Ἀθηναῖος [Platon Athenaios])

Diogenes Laertios 3, 1:

Πλάτων Ἀρίστωνος καὶ Περικτιόνης (ἢ Πωτώνης) Ἀθηναῖος, ἥτις τὸ γένος ἀνέφερεν εἰς Σόλωνα.

Diogenes Laertius, Leben und Meinungen berühmter Philosophen. In der Übersetzung von Otto Apelt. Band 1: Bücher I - VI. Unter Mitarbeit von Hans Günter Zekl neu herausgegeben sowie mit Vorwort, Einleitung und Anmerkungen versehen von Klaus Reich. Sonderausgabe. Hamburg : Meiner, 2008 (Philosophische Bibliothek ; Band 53), S. 139:  

„Platon aus Athen war der Sohn des Ariston und der Periktione oder Potone, die ihr Geschlecht auf Solon zurückführte.“

Diogenes Laertios 3, 3:

ἦν δὲ τῶν δήμων Κολλυτεύς, ὥς φησιν Ἀντιλέων ἐν δευτέρῳ Περὶ χρόνων.

Diogenes Laertius, Leben und Meinungen berühmter Philosophen. In der Übersetzung von Otto Apelt. Band 1: Bücher I - VI. Unter Mitarbeit von Hans Günter Zekl neu herausgegeben sowie mit Vorwort, Einleitung und Anmerkungen versehen von Klaus Reich. Sonderausgabe. Hamburg : Meiner, 2008 (Philosophische Bibliothek ; Band 53), S. 140: 

„Er stammte aus dem Demos Kollytos, wie Antileon im zweiten Buche der Zeitrechnung schreibt.“

Es gibt verschiedene Erzählungen und Deutungen zu Platons Namen. Unter anderem wird behauptet, er habe zuerst (wie sein Großvater) Aristokles (Ἀριστοκλῆς) geheißen.

Allerdings nennt Platon sich in eigenen Schriften selbst Platon (Apologie 34 a; 38 b; Phaidon 59 b).

Stefan Schorn, ‘Periegetische Biographie’, ‘Historische Biographie’: Neanthes von Kyzikos (FgrHist 84) als Biograph. In: Die griechische Biographie in hellenistischer Zeit : Akten des internationalen Kongresses vom 26. - 29. Juli 2006 in Würzburg. Herausgegeben von Michael Erler und Stefan Schorn. Berlin ; de Gruyter, 2007 (Beiträge zur Altertumskunde : BzA ; Band 245), S. 122 (zu Berichten, die der Biograph Neanthes bei Philiskos von Aigina gehört hat):  

„Laut Philiskos erhielt Platon seinen Namen von seinen Verwandten aufgrund seiner breiten Stirn. Seit Aleandros Polyhistor ist die Tradition bezeugt, er habe zuerst nach seinem Großvater Aristokles geheißen, sei aber von seinem Turnlehrer wegen seiner kräftigen Konstitution in Platon, verstanden als der 'Stämmige', umbenannt worden. Andere führen die Umbenennung auf die Breite seines Stils zurück. Von einer Umbenennung weiß Neanthes offenkundig noch nichts, und seine Erzählung ist die am wenigsten fiktiv ausgestaltete, […]. Daß 'Platon' der ursprüngliche Name des Philosophen war und nicht ein Spitzname, zeigen die Selbsterwähnungen in den Dialogen. Ob die Legende von der Umbenennung schon zur Zeit des Neanthes existierte, wissen wir nicht. Die Tatsache, daß schon Timon von Phleius den Namen für ein Wortspiel nutzte, weist auf eine frühe Entstehungszeit solcher Spekulationen hin. Immerhin läßt Neanthes' Erzählung zu, daß Platon zunächst anders (Aristokles?) hätte heißen sollen. Denn hier geben die Verwandten, nicht wie üblich der Vater den Namen. Die breite Stirn war daher vielleicht der Anlaß, daß diese den Vater umgestimmt haben. Es liegt hier eine der vielen Geschichten vor, die erklären sollen, warum eine Person einen bestimmten Namen trug.“

Diogenes Laertios 3, 4 enthält Erzählungen zu Platons Namen.

Diogenes Laertius, Leben und Meinungen berühmter Philosophen. In der Übersetzung von Otto Apelt. Band 1: Bücher I - VI. Unter Mitarbeit von Hans Günter Zekl neu herausgegeben sowie mit Vorwort, Einleitung und Anmerkungen versehen von Klaus Reich. Sonderausgabe. Hamburg : Meiner, 2008 (Philosophische Bibliothek ; Band 53), S. 140:

„Seinen Unterricht in der Grammatik erhielt er bei Dionysios, dessen er auch in den Anterasten gedenkt, in der Gymnastik bei dem argivischen Ringmeister Ariston, welcher die Änderung seines Namens veranlaßte, indem er ihn wegen seiner trefflichen Körperverfassung Platon nannte, während er bisher nach seinem Großvater Aristokles hieß, wie Alexander in den Philosophenfolgen sagt. Einige wollen diesen Namen auch auf seinen breiten Redefluß zurückführen oder auf seine breite Stirn, wie Neanthes behauptet. Manche berichten von seinem Auftreten als Ringkämpfer auf dem Isthmos. So auch Dikaiarchos im ersten Buch von den Lebensläufen.“