Peter bieri- unser wille ist frei?

4 Antworten

Dass man sich besser über freien Willen informieren soll, wennman über ihn reden will und dass die Neurobiologie dann gar nicht mehr sooo toll und progressiv is


Der gelesene Artikel ist offenbar:

Peter Bieri, Unser Wille ist frei. In: Der Spiegel 2 (2005), 10. Januar, S. 124 - 125

ein ausführliches Buch des Autors zum Thema ist:

Peter Bieri, Das Handwerk der Freiheit : über die Entdeckung des eigenen Willens. München ; Wien : Hanser, 2001. ISBN 3-446-20070-3

Peter Bieri vertritt die Auffassung: Es gibt Willensfreiheit. Willensfreiheit ist, wenn sie richtig verstanden wird, mit Determiniertheit (Bestimmtheit/Bedingtheit alles Geschehens als notwendig aufgrund von Gesetzmäßigkeiten von Ursache und Wirkung) vereinbar.

Versuch einer kurzen Wiedergabe der Gedanken im Artikel

Das menschliche Selbstverständnis, sich in seinem Tun und Wollen als frei zu erfahren (als Urheber des eigenen Handelns zu erleben, dem eigenen Eindruck nach einer offenen Zukunft entgegenzugehen, für Handlungen verantwortlich zu sein) wird von der Meinung mancher Leute herausgefordert, die Hirnforschung habe die Freiheitserfahrung als bloße Illusion nachgewiesen.

Peter Bieri widerspricht dieser Meinung und stellt ihr seine Auffassung entgegen, aus der Hirnforschung folge dies nicht.

Der Mensch kann aus zwei Perspektiven beschrieben werden, die gleichermaßen berechtigt sind:

1) Außenperspektive: physiologische Geschichte über den Menschen (darunter neurobiologisches Geschehen), naturwissenschaftliche Beschreibung

2) Innenperspektive: psychologische Geschichte über den Menschen als Person, der Phänomene wie Wille, Überlegungen und Entscheidungen zugeschrieben werden können

In diesen Perspektiven werden unterschiedliche Dinge ein Thema. Die Perspektiven dürfen nicht vermischt/durcheinandergebracht werden. Denn bestimmte Begriffe ergeben nur in der einen Perspektive einen Sinn, nicht in der anderen. Freiheit oder Unfreiheit sind bei Personen (handelnde Wesen mit einem geistigen Profil) möglich. Das Gehirn ist dagegen ein logisch falscher Ort für die Idee von Freiheit/Unfreiheit. Entscheidungen gibt es, wo von Gründen und Überlegungen gesprochen werden kann. Die Begriffe sind aus der Sprache des Geistes und beim Gehirn als einem materiellen Gegenstand mit einer Mechanik neuronaler Prozsse fehl am Platz.

Das Mentale (Geistige) hat eine Grundlage im Physischen (Körperlich-Materiellem). Diese Abhängigkeit psychologischer Eigenschaften von neurobiologischen Eigenschaften schließt aber Willensfreiheit nicht aus.

Vor der Abhängigkeit erschrickt nur, wer Willensfreiheit als durch nichts bedingten Willen versteht.

Dann sind Anforderungen an Freiheit:

  • Unter genau denselben inneren und äußeren Bedingungen ganz unterschiedliche Wege nehmen können, also anders handeln und wollen.
  • Immerzu wie ein unbewegter Beweger sein, also völlig losgelöst von /Bedingungen/Umständen/Einflüssen etwas von sich aus in Gang setzen.

Dies ist aber eine falsche, ganz unstimmige Weise, Freiheit zu denken. Der Wille wäre dann völlig zufällig, ohne Verbindung zu Körper, Charakter und Lebensgeschichte einer bestimmten Person. Der Wille hätte keine Gründe und wäre unkontrollierbar.

Richtig ist, bei der Willensfreiheit einen auf bestimmte Weise bedingten Willen anzunehmen. Es wird eine Entscheidung getroffen, die auf einem mit Gründen verbundenem Urteil aufgrund von Überlegungen beruht.

Eine Offenheit der Zukunft liegt im Spiel der Einbildungskraft. Menschen können sich in einem inneren Abstand zu einem gegenwärtigen Zustand Möglichkeiten vorstellen. Die vorgestellten Möglichkeiten beeinflussen den Willen. Der Gedanke einer Person ist: Ich würde etwas anderes wollen und tun, wenn ich anders urteilte.

Unfreiheit besteht, wenn Urteil (Beurteilung einer Möglichkeit durch die Person) und Wille auseinanderfallen, z. B. beim unbeherrschten und beim zwanghaften Handeln.

Richtig verstandene Willensfreiheit kann durch neurobiologische Befunde nicht widerlegt werden. Gegenteil von Freiheit ist nicht Determiniertheit (Bestimmtheit/Bedingtheit), sondern Zwang.

Na, wir sollen wohl Deine Arbeit machen. Wäre hilfreich, wenn Du die Fragen konkreter stellst, sodass man erkennt, was Du gelesen hast und wo es hängt.

Für Peter Bieri ist der freie Wille Ausdruck seiner Entscheidungsfreiheit zum ganz konkreten – selbstreferierten Handeln. Diese dezidierte Willensfreiheit beruht auf volitiven (willentlichen) Urteilen (als bewusst kognitiver Prozess zu einer Entscheidung für oder gegen eine Handlung) und dem Urteil voraus geht wiederum eine bewusst – attentive Deliberation (Überlegung) die wiederum auf der diachronen Vorgeschichte und dem damit verbundenen, in das Gedächtnis encodierten Erfahrungen, Erlebnissen und Erkenntnissen beruht.

In und aus dieser Willenskette von v.a. kognitiven Operationen und Verfahren können zukünftige Handlungssätze aus dem Prozess des Entscheidens herausgehoben werden in eine Simulation möglicher – willensfreiheitlicher – Entscheidungen – die sich vorgestellt werden können und die jederzeit auch veränderbar, frei wählbar, antizipierbar sind, da sie sich auf „Bedingtheiten“ beziehen . So schreibt Bieri : "Die Offenheit der Zukunft, die wir für die Freiheitserfahrung brauchen, liegt im Spiel der Einbildungskraft. Und nur in diesem Spiel. Nicht nur ist es falsch, daß bloß vorgestellte Möglichkeiten für die Freiheit des Willens nichts nutzen. Es ist umgekehrt: Nur vorgestellte Möglichkeiten nützen etwas." [Peter Bieri, Das Handwerk derFreiheit, S.284]

Unfrei, und damit determiniert, wird der Wille dort, wo intrinsisch („von innen“), pathologisch gehemmt oder extrinsisch („von außen“) erzwungen.

Ottavio  22.11.2016, 19:53

Habe nun ach Philosophie, neun Jahre lang Latein und sechs Jahre lang Griechisch durchaus studiert mit redlichem Bemüh'n. Aber diese Ansammlung von Fremdwörtern liest sich für mich wie Wortgeklingel.

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verreisterNutzer  22.11.2016, 20:10
@Ottavio

Dann sei mir mein - aus meinem Beruf ausfließender - Schreibstil verziehen. Aber in meinem Alter werde ich nicht mehr auf ein anderes Format umstellen.

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