Kann mir jemand den Begriff Transzendezfähigkeit gut erklären?

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Hallo esine, um mal große theoretische Erörterungen zu vermeiden, ein Beispiel (Das Bild aus Schülerarbeitsmaterial siehst du in der Anlage):

Drei Israeliten sitzen, nachdem sie den Ägyptern entkommen waren, am Ufer des Roten Meeres. Alle drei haben das gleiche (messbare und nachvollziehbare) Erlebnis gehabt. Die Wertung, die sie treffen, ist aber anders. So wie jeder Mensch auch ein Erlebnis auf verschiedene Weise werten kann.

Der erste denkt in einer rein empirischen Ebene: Die Ägypter haben sich dumm angestellt.

Der zweite denkt in einer Sinnebene (Welche Ziele, welche Ursachen, welche Wirkung?): Da haben wir aber Glück gehabt.

Der dritte denkt in der Glaubenesebene (und diese Wertung ist nicht beweisbar, aber auch nicht widerlegbar): Jahwe hat uns gerettet.

Diese letzte Ebene bezeichne ich als transzendent Ebene. (von lateinisch transcendentia „das Übersteigen“). Transzendenzfähigkeit würde ich die Denkweise bezeichnen, die über die rein empirische Ebene und die Sinnebene hinaus weiterschreiten kann.

Israeliten am Roten Meer - (Psychologie, Menschen, Religion)

Es gibt zu nächst 2 Dinge:

Dein Bewusstsein

und die Wirklichkeit.

Dein Bewusstsein nimmt die Wirklichkeit wahr, aber es ist egal wo du hin blickst, sie erscheint dir immer gleich.

Das mit Gott ähnlich. Da Gott unbegrenzt und überall ist, kann man nicht zu ihm "aufsteigen" im räumlichen Sinne. Denn wohin willst du, wenn das Ziel überall ist?

Die erste Stufe der Transzendenz ist die des Wahrtraums. ein Traum mit einer schlüssigen inneren Logik. Der Traum ist der einzige natürliche Zustand in dem der Mensch sozusagen, "erhoben" wurde. Aber nur der Wahrtraum gestattet es ihm Raum und Zeit zu überwinden. Da z.B. Gott Raum und Zeitlos ist. Wie anfangs erwähnt gibt es das Bewusstsein und die Wirklichkeit. Im Wahrtraum nimmst du nicht nur den begrenzten Abschnitt der Wirklichkeit wahr, sondern etwas darüber hinaus. Das bedeutet , dass das Bewusstsein in Verbindung mit der Wirklichkeit ist, denn die Wirklichkeit ist nicht so stark beschränkt, wie deine Wahrnehmung der Wirklichkeit. Je mehr du dich mit der Wirklichkeit verbindest, desto mehr "siehst" du. Blöderweise gibt es eine natürliche Grenze, die für alle Menschen gleich ist. Wenn das Bewusstsein mit der Wirklichkeit vollständig verschmilzt, stirbt das Bewusstsein und wird zu Wirklichkeit, das bedeutet, es ist eins mit Allem. Alle Erfahrungen in deinem Leben sind begrenzt. Viele erwirbt man nur durch Fehler oder anderer bitterer Erlebnisse. Doch der "Ich-Tod" erspart dir alle diese Qualen, die du sonst für Erfahrungen auf dich nehmen müsstest und erlaubt dir Wissen und Kenntnis ohne Erfahrung. Je mehr du mit der Unendlichen Wirklichkeit verschmilzt, desto klarer werden die Erkenntnisse. Deine Begrenzten Fähigkeiten werden "belebt", sie sind nicht mehr an vergänglichem Glück gebunden, sondern erlauben dir durch "neue Hände" und "neuen Sinnen" Dinge zu genießen, die für normale Menschen nicht zu erreichen sind. Dies zu erreichen ist aber nicht sehr schwer. Das erste was du brauchst ist die Sehnsucht, dieses Ziel zu erreichen. Denn Taten werden nach den Absichten beurteilt. Gott, Nirvana, Jenseits, Wirklichkeit sind alle Dasselbe. Es ist das "Ungesehene" wrnach du dich sehnen solltest, nicht "sinnliches" sondern "vollkommenes" und "reines" auf geistiger Art. Wenn du mit der Wirklichkeit verschmlzen willst, hasst du einige Übungen, die dir helfen sollten:

Ehrlichkeit und Sanftheit in der Sprache.

Selbstdisziplin und Härte gegen sich selbst. Heißt zeige deine schwache Seite nicht den anderen um sie zu verletzen. Wenn du z.B. eine nervige Arbeit zwei mal machen musst, mache sie erneut, ohne jemanden den Hauch von Ärger spüren zu lassen. Das zeugt von Würde und Charakterstärke.

Beherrschung und Demut im Verhalten.

Schlichtheit, Reinheit und Mildtätigkeit in den Gewohnheiten.

Und Streben nach Höherem durch Meditation, Gebet und Fasten.

Das alles kann, je weniger man sich dagegen strebt, dazu führen, dass man innere Ruhe und Klarsicht besitzt und sich geistig der Wirklichkeit anpasst. Man ist nicht mehr "Bewusstsein des Ichs" sondern "Bewusstsein der Wirklichkeit" man geht in eine höhere Wirklichkeit über. Alle Menschen mit Verstand oder der Fähigkeit zu Gott zu beten, haben die Chance dazu. Der Dichter Ghalib sagte: "Durch Anstrengung kann vieles erreichen, wenn man sich nicht erkennt, soll man sich verlieren." Damit ist gemeint, wenn man nicht in der Lage ist sich geistig zu formen, soll man sein ich aufgeben, weil beides Dasselbe Ergebnis erzielt, den "Ich-Tod". Auch in diesem Leben kann man also sich mit Gott vereinigen und Gott wünscht dies. Geht man einen Schritt auf Gott zu, so geht Gott zwei Schritte auf einen zu. Geht man zwei Schritte auf Gott zu, so rennt Gott auf einen zu. Das heißt, das die Liebe zu Gott nie ohne Wirkung bleiben kann, wie es bei Menschen ist.

Viele liebe Grüße,

Cyberautist

Wenn ich das richtig verstehe, bedeutet Transzendenz eine Art Verbindung oder Übergang zwischen der physischen und somit messbaren Ebene und der spirituellen Ebene (im christlichen Sinne, kann man diese als geistigen Himmel, also im Sinne von Heaven, verstehen).

Transzendenzfähigkeit kann vielleicht der Begriff dafür sein, ob und wie leicht es einem Wesen möglich ist, zumindest von der Wahrnehmung her in spirituelle Sphären überzugehen. Ich will nicht bewerten, was ich nicht kenne, aber mich würde doch wundern, wenn es mehr als nur subjektive Wahrnehmungen sind, die sich auf derartige transzendente Erlebnisse beziehen. Anderenfalls hätte man ansonsten schon über seriöse Quellen davon erfahren und es wäre allgemein (auch wissenschaftlich) akzeptiert.

Daher hat für mich dieser Begriff "Transzendenzfähigkeit", ebenso wie auch die Transzendenz, einen esoterischen Klang.

Um mal den wilden Spekulationen auf Pseudoskeptikers Kaffeekränzchenniveau Einhalt zu gebieten, die mit dem Begriff entweder gleich schon wieder Halluzinationen oder Mangel an kritischem Denken verbinden.. etwas wissenschaftliche Butter bei die Fische. Ach menno, darf ich das überhaupt so formulieren? Schließlich sind Fische DAS Symbol für Transzendentes. Und dann mit Wissenschaft zusammen? Da hat doch olle Trismegistos wieder seine metaphorisch sprichwörtlichen Finger im Spiel. Egal, es geht los:

"Es handelt sich dabei um die Fähigkeit, ein beliebiges Problem quasi durch einen „Bewusstseinssprung“ zu transzendieren, es also aus einer völlig neuen Perspektive wahrzunehmen."

Aha, man kann dann also eine Sache (oder Person) durchaus aus verschiedenen Perspektiven heraus wahrnehmen. Jedes Ding kennt zwei oder mehrere Seiten der Betrachtung. Kennt man, oder? Soll einer größtmöglichen Näherung persönlicher Einschätzung an eine sog. Realität oder Wahrheit durchaus entgegenkommen.

die ihrerseits einen größeren seelischen Spielraum zur Verfügung stellt und somit prozess- und wachstumsfördernd wirkt.

Guck an.
Transzendenzfähigkeit ist also Grundlage und Motor der Entwicklung psychisch seelischer Reife. Aus der psychotherapeutischen Praxis heraus kann ich hinzufügen, dass insbesondere Männer damit ein großes Problem haben. Männer möchten Knöpfe zum Abstellen. Irgendwas muss doch da zu drehen sein, wenn man sich schlecht fühlt. Entweder an sich selbst oder beim Gegenüber. Aber igitt nochmal bloß keine langwierige Arbeit am Selbst. Sich in andere hineinversetzen, andere Standpunkte betrachten, Gefühle und Mitgefühl entwickeln, womöglich noch die von Partnerinnen oder Frauen? Wozu? Viel zu kompliziert.

In Studien konnte nachgewiesen werden, dass die Fähigkeit zur Transzendenz bei Menschen recht unterschiedlich ausgeprägt ist. Die, bei denen von einer echten Kompetenz gesprochen werden kann, zeigt, dass sie sich Problemen und Herausforderungen weitaus geschickter und nachhaltiger stellt, als solche ohne diese Fähigkeit.

Den Transzendenzfähigeren gelingt es, selbst in existentiellen Krisen offen, interessiert und relativ angstfrei zu bleiben. Sie fühlen sich in einen größeren Sinnzusammenhang eingebettet, was ihnen Raum für Gelassenheit, Selbstvertrauen und Kreativität im Umgang mit Problemen gibt.

Auch das kann ich aus der psychotherapeutischen Praxis heraus vollumfänglich bestätigen. Man sollte meinen, das sind banale und selbstverständliche Kompetenzen. Aber es ist so, dass vor allem Männer mit überbetonter, fast schon zwanghaft anmutender Ratio als Angstabwehr, die ersten sind, die bei einem existenziellen Schnupfen ernsthafte, klinisch bedeutsame Zusammenbrüche erleiden. Nicht zuletzt deshalb gehören sie zur Gruppe "WT weniger transzendenzfähig".

Auch der Umgang mit sich selbst und den Mitmenschen kann so besser gelingen. Weiterhin wird belegt, dass Transzendenzfähige sich gesünder fühlen und, gegenüber den wenig transzendenzfähigen Probanden, signifikant höhere Mittelwerte auf den Vergleichsskalen zur psychischen Gesundheit erzielen.

Guck an.
Ja, es lebt sich doch weitaus sozialer und deshalb gesünder mit ausreichend Empathie und gleichen Wellenlängen.

Quelle der kursiv gestellten Zitate: Die Kompetenz der Transzendenzfähigkeit Eine Studie zur Bewusstseinsforschung, Cornelius von Mitschke-Collande, unveröffentlichte Dissertation im FB Mathematik und Naturwissenschaften der Universität Oldenburg

Ich hoffe, das hat nebenbei auch Dein Frage beantwortet. Du hast übrigens den Kontext vergessen zu erwähnen, in dem Deine Recherche stattfand. Ich habe deshalb den psychologischen genommen. Im Großen und Ganzen handelt es sich dabei um die Fähigkeit, vom eigenen Selbst, vom eigenen Ich zu abstrahieren und sowohl Geschehnisse als auch sich selbst in größeren Zusammenhängen eingebunden wahrzunehmen und als Teil eines größeren Ganzen zu erfahren.

Laut gängiger Meinung wenn du z.B. die Grenze deiner Erfahrung überschreitest, über-natürlich eben. Obs dann auch so ist liegt im Wahnsinn oder der Erkenntnis des einzellnen.

Laut Kants Meinung vor aller Erfahrung da, welche aber erst bedingt, unter transzendentalem Blickwinkel erkenntniskritisch betrachtet wären z.B. Raum /Zeit unserer Vorstellung von den Dingen, nicht den Dingen selbst, zugehörig = transzendental ideal^^

gottesanbeterin  06.02.2014, 04:01

"über-natürlich" trifft´s nicht wirklich, eher "über-irdisch" oder "über-menschlich"! Es ist durchaus in der menschlichen Natur vorgesehen, dass wir einzeln aber auch kollektiv unsere menschlichen Grenzen zu überschreiten vermögen, deshalb nicht "über-natürlich". In allen vielen Kulturen und allen reinen Religionen gibt es dieses gemeinsame Ziel, die "Erlösung" (von allem Übel), das Verlassen des Jammertales, den Ausstieg aus dem Fleischrad, aus dem Karma, den Eintritt "in das Reich Gottes", das echte Yoga.

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