Pestizidverbot Pro und Contra?

annie80  06.06.2021, 13:45

Redest du von der entspechenden Initiative in der Schweiz?

Younervous 
Fragesteller
 06.06.2021, 18:49

ja

6 Antworten

Ein eindeutiges nein.

Pflanzenschutzmittel haben klare Nachteile z.B. Grundwasserverschmutzung, teilschuld am insektensterben, Rückstände etc. allerdings muss man sich bewusst sein das wenn Pflanzenschutzmittel nicht eingesetzt werden das dafür andere Maßnahmen getroffen werden müssen welche ebenfalls ihre Vor- und Nachteile haben.

Ohne jegliche Pflege geht es nicht dann ist der ertrag gleich Null. Auf irgendeine weise muss immer etwas gegen Unkräuter, Pilzkrankheiten und Schädlinge gemacht werden. Wenn man z.B. Herbizide (Unkrautvernichter) weglässt und dafür mehr Pflügt, striegelt und hackt steigt dadurch die Erosionsgefahr und weniger Wasser versickert im Feld also kann es sein das das Dorf überschwemmt wird.

Und da könnte man jetzt noch ewig weitere Beispiele bringen.

Das muss man immer abwägen und für mich sind Pflanzenschutzmittel wenn man sie gezielt in kleinem Maße einsetzt die bessere Wahl.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Die Frage lässt sich so einfach nicht beantworten. Landwirtschaft geht auch ohne Pestizide. Biologische Landwirtschaft verzichtet darauf, hat dadurch geringere Erträge aber es kann funktionieren. Aber! Das Problem sind meines Erachtens nicht unbedingt die Pestizide.

Pestizide sind gegen (Un-/Bei-)Kräuter. Dann gibt es da noch Insektizide, Moluskizide, Herbizide, Fungizide, … die in der Landwirtschaft genutzt und gebraucht werden.

Ein Beispiel das ich letztens aufgeschnappt habe: Ein Landwirt hat Wiesen in denen jedes Jahr der Maikäfer (ja den gibt’s noch) die Larfen reinlegt. Diese fressen dann die Wurzeln. Der Bio-Landwirt kann zuschauen wie seine Erträge schwinden und wenn es ganz blöd läuft geht das ganze an seine Existenz. Es gäbe dagegen ein Insektizid, darf er aber nicht nehmen weil er bio wirtschaftet.

Ohne Pflanzenschutz / Pflanzenschutzmittel geht Landwirtschaft nicht. Es gibt nicht ohne Grund die „gute fachliche Praxis“ im Pflanzenschutz. Die besagt aber eben auch, das zunächst vorbeugende Maßnahmen getroffen werden sollen (Fruchtfolgen, Verzicht auf Dauer-Monokulturen, etc.), anschließend muss abgewägt werden ob mechanische Bekämpfung ausreichend ist (Striegeln, Hacken, …) und erst als allerletzte Maßnahme soll man Pflanzenschutzmittel verwenden.

Das ganze kannst du auch hier nachlesen:

https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/GutePraxisPflanzenschutz.pdf?__blob=publicationFile&v=3

Das Thema kann man nicht mit Pro und Contra betrachten. Schwarz/Weis gibt es nicht. Die Frage ist, wie wendet man die Mittel die einem zur Verfügung stehen an? Würde es nicht ausreichen zu Striegeln und das Risiko einer „Minderernte“ einzugehen, weil etwas Klettenlabkraut im Feld wächst? Oder muss immer 120dt Getreide/ha geerntet werden?
Wenn du dich dafür interessierst, Frag doch mal den Bauern nebenan. Geh doch in nächsten Hofladen und hol dir eine Meinung ein.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
annie80  06.06.2021, 18:50

Der Bauer nebenan ist ziemlich sicher gegen diese Initiative. Und wenn man abstimmen will, muss man sich entscheiden, da gibt es kein Vielleicht oder Ja Nein mit Einschränkung. Man kann nur zustimmen oder ablehnen.

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Carag  06.06.2021, 18:52
@annie80

Klar gibt es „schwarze Schafe“ die keine Lust haben darüber zu reden. Aber ich denke das die meisten es gut finden, wenn ein „Konsument“ die Seite des „Produzenten“ kennen lernen möchte.

oder welche Initiative meinst du?

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Carag  06.06.2021, 19:13
@annie80

Ah ok 😅 wusste ich gar nicht, das es in der Schweiz aktuell eine Initiative gibt.

Meine Meinung zu der Frage in dem Zusammenhang mit der Initiative:

Landwirtschaft ist ohne synthetische Pestizide möglich. Allerdings muss dem Verbraucher klar sein, das dadurch die Preise für Lebensmittel steigen, da die Erträge sinken. Allerdings empfinde ich das als vertretbar. Solange der Landwirt gleiches/mehr Geld für weniger Ertrag bekommt und so seine geringere Ernte kompensieren kann, seh ich da auch kein Problem (für den Landwirt).

Ich würde diese Initiative auch wenn ich sie trotz allem kritisch betrachte unterschreiben.

Was ich hingegen schlecht finde an der Initiative ist der Übergang mit den 10 Jahren. Normalerweise sollte weniger (bis ein Jahr Vorlauf) ausreichen für die Umstellung. In Deutschland gibt es Gesetzte die auch die auch erst in „paar Jahren“ umgesetzt werden müssen. Das stiftet meiner Meinung nach nur Chaos und der Landwirt weis nicht was Sache ist.

Ein Beispiel: In Deutschland mussten konventionelle Grünflächen alle 5(?) Jahre umgebrochen werden, ansonsten wird sie zu Grünland. Grünland bedeutet für den Bauern Verlust von Ackerland, da Grünland nicht mehr umgebrochenen werden darf. Durch die Petition „Rettet die Bienen“ gilt die Regel Jetzt bzw. im nächsten Jahr auch für Biolandwirte. Dementsprechend mussten wir die Weide umbrechen, um das Ackerland nicht zu verlieren, nur um gleich danach wieder Weide zu sähen… letztendlich konnte uns keiner sagen, ob man jetzt schon rein fällt in die Regelung oder erst in paar Jahren…

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annie80  06.06.2021, 19:21
@Carag

Es fehlte in der Frage oben der Hinweis, um was es genau geht (deshalb meine Nachfrage an den Fragesteller).

Dementsprechend mussten wir die Weide umbrechen, um das Ackerland nicht zu verlieren,

Klingt nicht so sinnvoll, oder täusche ich mich?

Ich gehe stark davon aus, dass die obige Initiative abgelehnt wird. Ich darf zwar weil nicht stimmberechtigt nicht abstimmen, wäre aber auch dagegen, weil sie zu übertrieben ist. Auch wenn ich die Absicht gut finde.

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Carag  06.06.2021, 19:56
@annie80

War tatsächlich so. Ging aber manch anderem Landwirt auch so. Gab’s sogar mal ein Beitrag im öffentlich rechtlichen Fernsehen. Bei uns war’s das Problem das die Regelung ganz neu war. Dementsprechend wusste man nicht ob Mans jetzt umbrechen muss oder erst im Folgejahr. Anrufe bei Landwirtschaftsamt haben nichts gebracht, weil keiner uns zusichern wollte das es für nächstes Jahr gilt. Deshalb umbrechen und neu sähen 🤦🏽‍♂️
Das ganze fällt unter Naturschutz in Deutschland / EU 🤪 Hätte ich das vor der Petition „Rettet die Bienen“ gewusst, hätte ich nicht unterschrieben…

https://youtu.be/o_B-m5OGiqk

Bin auf deine Antwort schon gespannt…. Gibt’s bei euch in der Schweiz auch so tolle Regelungen? 😂

Also wenn der ganze Spaß nicht so teuer und co. wäre, wäre es ja fast schon lustig…

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annie80  06.06.2021, 19:59
@Carag

Ich glaube - kann das aber nicht sicher sagen - dass es in der Schweiz nicht so schlimm ist.Hat wohl auch damit zu tun, dass die Schweiz nicht in der EU ist.

Was konkret Weidland betrifft: Ich bezweifle sehr, dass das umgepflügt werden muss. Das wäre mir glaub schon aufgefallen. Und ist ja teils gar nicht möglich aufgrund der Topographie. Gerade deshalb werden gewisse Flächen als Weide genutzt - für was anderes sind sie nicht brauchbar.

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Da gibt es nur Contra. Es gibt mittlerweile haufenweise natürliche Pestizide wie zb Salzspray, was die Umwelt nicht schädigt, wenn es ist Grundwasser gelangt usw. Aber das interessiert die großen Konzerne nicht, da chemische Pestizide natürlich viel billiger sind. Man könnte die Kosten auch einfach auf den Konsumenten weitergeben, aber wie gesagt, immer Geld Geld Geld, auch wegen Steuern.

Carag  03.06.2021, 12:43

Natürlich kann man auf Pflanzenschutzmittel verzichten und es gibt auch Alternativen. Bsp. kann der Biobauer Kupfer gegen Kartoffelkäfer spritzen. Allerdings ist halt die Frage ob ein Schwermetall wirklich im Boden besser ist, als ein anderes Pflanzenschutzmittel…

Das mit dem Salzspray hört sich ja vielversprechend an. Allerdings wenn es wirklich das ist, was du sagst müsste es ja ein richtiges Wundermittel gegen alles sein.

In der Landwirtschaft gibt es ganz unterschiedliche Mittel gegen unterschiedliche Probleme. Ein Pilz, lässt sich nicht von einem Pestizid beeindrucken. Genausowenig wie sich eine Schnecke mit Insektizid bekämpfen lässt. Eine Schnecke ist kein Insekt…

Ich hab noch nie gehört das ein „Salzspray“ als Pflanzenschutzmittel genutzt wird…

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Bei diesen beiden Vorlagen gibt es sicher Gründe dafür und dagegen. Ich musste mich festlegen, ein "jnein" ist ja nicht möglich. Der "Stadt-Landgraben" ist nach dem 13.6. sicher noch tiefer, schade.

Dafür: bessere Ernte (das heißt nicht, dass das ein Grund ist, Pestizide einzusetzen)

Dagegen: Pflanzen und Umweltschutz. Und für die Menschen ist es ja auch irgendwie Gift