"Nach fest kommt lose!" - wie findet ihr diesen Handwerkerspruch?
Mir gefällt der nicht. Es kommt mir so vor, als würde derjenige, der besonders gut arbeitet, etwas dafür können, wenn eine Schraube mal ihren Geist aufgibt.
Ich arbeitete mal in einer Computerfirma. Da waren die Gehäuseschrauben der Computer derart schlecht, das man die nur "reindrehen" durfte. Nur ein wenig mehr und sie brachen schon.
Klar, diesen Spruch darf man nicht so streng sehen - aber man wird doch immer wieder als Buhmann angesehen, wenn man mal eine Schraube zu stark "anknallt" und sie deswegen bricht. Und wer besitzt/benutzt schon einen Drehmomentschraubendreher bei seinen ständigen Tätigkeiten ?
Wie steht Ihr diesem Problem gegenüber ? Mal sehen, ob es unter Euch ebenfalls jemand gibt, den dieser Spruch nervt :)
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30 Antworten
Ich kenne nur: "Nach Fest kommt Ab" oder "Nach Fest kommt Kaputt".
Das wird in meinem Umfeld aber nur für die Leute verwendet, die alles so dermaßen fest drehen, dass schon das Wasser aus der Schraube quillt.
Manche Schraubverbindungen müssen mit Drehmoment angezogen werden. Gerade Gewinde in Aluminium, an Fahrzeugen und Feingewinde. Die reagieren recht empfindlich auf zu viel Kraft.
(Manchmal läuft es aber anders. Der Verkäufer von meinem Motorrad hat beim Kettenwechsel die Hinterachse so dermaßen fest gezogen, dass sich das Feingewinde "verschweißt" hat. Da galt dann "Nach fest kommt richtig fest". Selbst der große Schlagschrauber konnte die nicht lösen. Aber Flex und Mutternsprenger haben sie gelöst.)
Was du wegen den Schrauben vom PC geschrieben hast, kann ich nachvollziehen. Ich hatte zu Pentium 1 Zeiten viel mit PCs gebastelt. Da gabs "ChinaSchräubchen", die mich zur Weißglut brachten. Schlechtes Gewinde, minderwertiges Material (zu weich) und an keinen Bit sauber passernder Kopf. Laufwerk rein, Schraube fest mit drei Fingern am Schraubenzieher. "Knack" und nun war entweder der Kopf ab und der Rest steckte im Laufwerk oder der Kreuzschlitz war rund gedreht und die Schraube kann nichtmehr rausgedreht werden.
Endlich mal ein Einäugiger unter den Blinden hier :))
Derjenige, der die Schraube zu fest anzieht, arbeitet eben nicht "besonders gut".
Eine Schraube oder ein Bolzen soll ja halten, ohne unter unnötiger Spannung zu stehen, so dass Gefahr besteht, dass sie bricht.
Eine Autowerkstatt hat mir das mal erklärt, als ich mich wunderte, dass sie die Radbolzen nach dem fest anziehen minimal wieder lockerte. Wäre doch blöd, wenn die Radbolzen brechen.....
Mir fallen auch grad zwei Flugunfalluntersuchungen ein, wo die Triebwerksaufhängung eine Rolle spielte.
American-Airlines-Flug 191https://www.youtube.com/watch?v=k1DJvEUk7RY
El-Al-Flug 1862https://www.youtube.com/watch?v=azfoYNDd-10
Und bei den Gehäuseschrauben von dem Computer, da wurde man dann veranlasst, das zu tun, was man gleich hätte tun sollen: Neue Schrauben besorgen... 😂
Das mit den Radbolzen ist interessant - danke für Deinen Beitrag !
"Interessant" ist gut. 😂 - ich möchte nicht von einem meiner Räder überholt werden...
Ich kenne den Spruch als „ nach fest kommt ab“ und das beutetet nur, das der Handwerker nicht gut gearbeitet und zu viel Gewalt angewendet hat, z.B. eine Schraube viel zu fest angezogen hat, so das das Gewinden kaputt gegangen ist oder die Schraube abbricht. Aus Erfahrung weiß ich das der Spruch stimmt.
Wenn die Schraube zu sehr angeknallt wird, kann auch das Gewinde kaputtgehen und sie ist dann lose und lässt sich auch nicht weiter reindrehen - so ist das gemeint.
Einige sagen, sie hätte dann ein besonders großes Drehmoment ;-))
Genau in dieser Art habe ich das in meiner Antwort geschrieben, nur mit anderen Worten.
Das Sprichwort bedeutet so viel wie den Bogen zu überspannen oder zu viel des Guten.
Im Handwerk bezieht es sich auf Vergleich zu einer Schraube. Willst du zu viel bekommst du manchmal gar nichts.
Manchmal eigentlich noch weniger als gar nichts. Denn wenn die Schraube abbricht, hat man erst recht ein Riesenproblem. Das nicht Abgebrochene wieder herauszubekommen, ist häufig nicht möglich.
Besonders schlimm beim Gewindeschneider!
Den Spruch kann man ja noch mit den Worten "und nach ab kommt Arbeit" ergänzen. Diesen Spruch finde ich sehr treffend. In 9 von 10 Fällen kann derjenige der an der schraube gearbeitet was dafür, das sie abreist. Es zeugt nämlich von mangelndem feingefühl. Und wenn sie dir des öfteren abreißen, würde ich an deiner Stelle mal überlegen woran es liegt. Wer einen Drehmomentschraubendreher nutzt? Eben jeder der eine schraube gescheit und definiert anziehen will. Bei mir auf der Arbeit nutzen wir Drehmomentschlüssel. Jeden Tag, für sehr viele Verschraubungen.
"und nach ab kommt Arbeit"
Gute Ergänzung ! Denn wenn die Schraube "nur" lose ist - also durchdreht, kann man sie wenigstens wieder herausbekommen. Da der Schraubendreher dann keine ziehende Wirkung mehr hat, geht es dann mit der Kombizange weiter.
Allerdings darf das Gewinde, in dem die Schraube war, auch nicht angegriffen sein - ansonsten --> siehe Deine Ergänzung^^.
Schöne neue Gesichtspunkte. Vielen Dank für diesen Beitrag... DH!!