mytisches und phylosphisches denken

7 Antworten

Du hast es im Ansatz schon ganz gut verstanden. Mythologie versucht die Entstehung der Welt und das Leben der Menschen mit Geschichten darzustellen. Jedes Volk hat andere Mythen. Die Indianer glauben, dass Manitu die Welt erschaffen hat und sie am Ende in die "Ewigen Jagdgründe" eingehen. Geschichten um Götter und Elementarkräfte, Naturgeister u. ä. spielen auch bei den alten Griechen eine große Rolle. Hier werden die Götter auch mit sehr menschlichen Eigenschaften dargestellt, z. B. ist Zeus ein sehr polygamer Typ, der jeder Frau hinterhersteigt. Und, seine Ehefrau Hera ist deshalb durchaus eifersüchtig. Hier geschehen auch Intrigen und durchaus grausame Geschichten. So isst z. B. isst Kronos seine eigenen Kinder auf.

In der Philosophie werden keine Erzählungen weitergegeben, sondern Gedankengebäude errichtet, die (zumindest in der westlichen Welt) auf Logik und abstraktem Denken beruhen. Aber auch das Ying und Yang der Taoisten (und Buddhisten)gehört dem philosophischen Bereich an, da es sich um eine eher abstrakte, reduzierte Erklärungsweise der Welt handelt (auch wenn sie nicht logisch wie in der westlichen Welt ist).

Mit philosophischem Denken meinen Sie vermutlich folgerichtiges Denken. Mythisches Denken setzt eine Gerichtetheit voraus. Im mythischem Denken geht man von einem Anfange aus. Dieser Beginn ist oft wesenheitsgebunden. Schöpfungsglaube. Die Welt wird als beabsichtigt betrachtet. Aus einer Richtung (der Vergangenheit) kommend, einem Ziele zustrebend. Mythen sind ein Erklärungsversuch der Welt. Sie sind ein Produkt der Vergangenheit und werden weiter getragen, ohne Aussage/Inhalt zu verändern. Philosophisches Denken ist "beweglch", läßt Wandel, ja sogar Abkehr zu. Mythos und Philosophie stehen dennoch gleichberechtigt nebeneinander. Kurz beschrieben: Mythos zählt zusammen, Philosophie setzt in neue Verhältnisse.

Ein Mystiker bezieht seine spirituelle Kraft aus unergründlichen Geheimnissen, die für ihn nicht hinterfragbar sind - es handelt sich hier um eine grundlegende Haltung, die viel mit Demut und geistiger Ausrichtung nach innen zu tun hat. Mystiker suchen die absolute Erfahrung der göttlichen Wahrheit. Mehr zum Thema Mystik findest du in der Bibel bei Moses und Johannes. Philosophie ist eine mehr oder weniger logisch orientierte Auseinandersetzung des Philosophen mit sich, der Umwelt, aber auch mit spitituellen Fragen. Es gibt nicht DEN Philosophen, sondern viele verschiedene Ansätze, die sich z.T. überschneiden und aufeinander aufbauen. Lesetipp für Laien: "Die philosophische Hintertreppe" von Weischedel.

Albrecht  10.10.2010, 22:12

Bitte die Frage genau lesen! Es geht um mythisches Denken, nicht um mystisches Denken.

0

Der Unterschied zwischen Mythos und Philosophie kann weitgehend als Unterschied zwischen Mythos (μῦθος) und Logos (λόγος) dargestellt werden.

Die Bezeichnung Logos stammt ebenso wie die Bezeichnung Mythos aus der griechischen Sprache und hat vielfältige Bedeutungen, von „Wort", über „Rede", „Bericht", „Gedanke", „Definition", „Begriff" bis zu „Verstand“ und „Weltvernunft“. Ratio ist ein anderer Ausdruck dafür aus der lateinischen Sprache.

Das griechische Wort Mythos bedeutet unter anderem „Rede“, „Wort“, „(erdichtete/sagenhafte) Erzählung/Geschichte“.

In der Gegenüberstellung zu Mythos bedeutet Logos die auf Vernunft gegründete Welterklärung. Die Begriffe sind Gegensätze, aber keine absoluten (in Mythen kann eine bestimmte eigene Art von Rationalität stecken).

Wenn es um Unterschiede geht, könnten Unterschiede in einigen Merkmalen versuchsweise - mit etwas plakativen Gegensätzen- aufgestellt werden.

Mythos:

Formen: Religion, Kunst, Dichtung

Darstellungsart: narrativ (erzählend), bildhaft-anschaulich

Subjekt-Objekt-Verhältnis: Subjekt wird vom Objekt ergriffen und überwältigt

Weltsicht: Ungeschiedenheit, alles Wahrgenommene grundsätzlich in einer Realitätsebene

Methoden und Begründungen: Tradition, Glaube, ganzheitliche Erzählung, regelhafte Konstellationen und wiederkehrende Grundmuster

Logos:

Formen: Wissenschaft

Darstellungsart: diskursiv (hin und her erörtend)

Subjekt-Objekt-Verhältnis: Subjekt versucht Objekt zu begreifen

Weltsicht: Suche nach gesetzmäßigen Ursachen (Kausalität), Unterscheidung nach dem Verstand zugänglichen verschiedenen Kategorien

Methoden und Begründungen: analytisch (zergliedernd) und synthetisch (verbindend), kritisch, Hypothesenbildung mit Überprüfung, rationale Argumentation

Der Philosoph Ernst Cassirer hat den Mythos als in etwas Bildliches umgewandelten Ausdruck des Fühlens gedeutet.

Zum Philosophieren gehört im Unterschied zum Mythos kritisches Hinterfragen und begriffliches Denken.

Bei der Frage, woher die Übel in der Welt herkommen, kann ein Mythos etwas von einem Sündenfall erzählen, bei dem verbotenerweise Früchte vom Baum der Erkenntnis gegessen wurden (Bibel). Oder es wird davon erzählt, wie die Götter (mit Zeus an der Spitze) eine schöne verführerische Frau (Pandora) formten und die Übel (Leiden, Plagen) in ein Gefäß einschlossen, das sie ihr mitgaben, um sich an Prometheus für den Diebstahl des Feuers zu rächen (Hesiod, Theogonie). Epimetheus, der Bruder des Prometheus nahm sie sofort zur Frau und das Gefäß wurde geöffnet. So kamen Übel wie Krankheit, Elend, Armut, Not und Verzweiflung in die Welt.

Philosophisches Denken versucht eine Klärung, was Begriffe wie „Übel“ oder „schlecht“ bedeuten, was für Eigenschaften und Fähigkeiten das Wesen Mensch hat und durch welche allgemeine Ursachen /Einflüsse Charakter und Verhalten erklärt werden können. An der Welt wird untersucht, was für eine Struktur die Wirklichkeit hat und welche gesetzmäßigen Zusammenhänge bestehen.

Mythisches Denken kann das Sonnenlicht für eine bedeutsame Kraft/Energie und Sonnengottheiten annehmen. In der griechischen Mythologie fährt z. B. Helios mit seinem von Pferden gezogenen Sonnenwagen täglich über den Himmel, damit verbunden sind Aufgang und Untergang der Sonne.

Naturphilosophisches Denken versucht nachprüfbare und für den Verstand nachvollziehbare Überlegungen als Erklärung zu geben, gestützt auf Wahrnehmung (bis hin zu systematischen Experimenten) und Denken. Erscheinungen werden mit Hilfe allgemeiner wissenschaftlicher Gesetze erklärt.

Man kann den Unterschied vielleicht an der Abstraktion festmachen. Philosophie, die im Allgemeinen schon ein logisches Gedankengebäude darstellt (kann aber auch Scheinlogik sein) lebt vom Zusammenhang, von der Verallgemeinerung, also Abstraktion. Der Mythos hingegen bleibt dem konkreten Bezug verhaftet. Mythen prägten das Denken im Kindheitstadium der Menschheit, in einer frühen Phase der Zivilisation, in einer "vorwissenschaftlichen" Zeit. Später und auch heute werden Mythen gern als Mittel der Manipulation eingesetzt, zum Beispiel "Der Mythos von der Unbesiegbarkeit der Wehrmacht" oder aktuell der neoliberale Mythos von der "Funktionsfähigkeit des freien Marktes" .

Ein weiteres Beispiel findet sich hier:www.typeer.de/view.../Wissensgesellschaft-Mythos-und-Manipulation/