Muss man verzeihen / eine Entschuldigung annehmen?
Hallo an Alle,
ich habe in meiner Schule schweres Mobbing bis hin zur Körperverletzung mitgemacht. Mittlerweile ist die Schulzeit zum Glück schon ein paar Jahre vorbei und ich arbeite das Mobbing und andere Dinge in einer Therapie auf.
Nun hat mich ein ehemaliger Mitschüler angeschrieben und sich aus heiterem Himmel für das Mobbing entschuldigt. Er gehörte damals eher zu den harmloseren, hat mich aber verbal gerne als Sündenbock ausgenutzt.
Muss / Sollte man eine Entschuldigung annehmen? Kann man eine Entschuldigung auch annehmen und trotzdem nicht verzeihen? Ich verstehe nicht, wie man das erst tun kann und einem ACHT JAHRE SPÄTER einfällt, dass Mobbing vielleicht doch fies ist. Ich bin mir auch nicht sicher ob er nun einfach bloß Absolution will (warum auch immer) und ob es dabei überhaupt um mich und nicht nur um ihn selbst geht.
55 Antworten
Von müssen kann absolut keine Rede sein! Vllt. schreibst du ihm, daß du es zur Kenntnis genommen hast und läßt somit aber offen, ob du ihm Absolution erteilst und ihm verzeihst.
Ich möchte mal unterstellen, während der Schulzeit..in dem Alter..war es ein mitschwimmen mit den anderen, ohne sich darüber bewußt zu sein, was er dir antut. Mag ja schon möglich sein, mit heranwachsen entwickelt sich eine andere Sichtweise und Schuldempfinden und es tut ihm tatsächlich leid!?
Wie du nun entscheidest, das liegt in deinen Händen, deiner Macht..ob du Größe zeigst, zeigen kannst oder es auf sich beruhen läßt!?
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute, daß du mit dieser bösen Zeit endlich abschließen kannst und somit zu einem geregeltem, normalen Tagesablauf übergehen kannst. LG von mir..
Es nagt sicher eben noch nicht verarbeitet in/an dir..und somit ist den Kopf auch nicht frei, damit locker umgehen zu können. Ich denke aber..es sollte eher für dich eine Genugtuung sein als dich belasten..er zeigt..er beschäftigt sich mit dir und das sollte doch ein gutes Zeichen sein, daß er bereut.
Daran ist nichts albern- sondern absolut nachvollziehbar.
Aber, wenn einer ( dein ehemaliger Schulkollege ) nach 8 Jahren so etwas nicht vergessen hat, dann hat ihn das offensichtlich bis dato belastet- sonst hätte er es ganz sicher vergessen und hätte dich nicht kontaktiert.
Deine Entscheidung, was du machst oder auch nicht.
Etwas Posives hat dieses 'Fehlverhalten' immerhin- da scheint einer zu bereuen und sich in dieser Hinsicht geändert zu haben.
da er nach so langer zeit immer noch daran denkt, kann nur heißen: es bedrückt ihn u er hat eventuell ein schlechtes gewissen.
ich würde ihm den gefallen nicht tun u seine entschuldigung nicht annhemen. darauf wartet er ja nur, damit es ihm selbst besser geht 'damit'.
Wenn man verzeihen kann, sollte man es schon auch tun, man muss nicht zwangsläufig Gleiches mit gleichem vergelten. Es ist aber ein Unterschied, ob man nur aus Trotz nicht will oder aus tiefem Schmerz heraus nicht kann.
In diesem Fall ist es natürlich nicht das Gleiche, ich meinte das allgemein. Viel zu oft reagieren wir genauso, wie man uns entgegen kommt, aus falschem Stolz heraus.
Ich hoffe, du bist zu einem endgültigen..und für dich erträglichem Entschluß gekommen.
Danke für's Sternchen..
es wurden hier schon viele gute und richtige antworten gegeben, so möchte ich nur noch einen aspekt zu bedenken geben. wenn es dir irgendwann möglich ist diese entschuldigung wirklich anzunehmen, nicht nur oberflächlich, dann weißt du ganz sicher, dass du im verarbeitungsprozess einen entscheidenden schritt weiter gekommen bist. es geht hier gar nicht um ihn, oder um absolution, sondern um dich. und um die chance, dass etwas auch in der tiefe heilen darf und das geht nur, das hat dieser schreiber zumindest erkannt, wenn man bereit ist sich das vergangene unrecht noch einmal anzuschauen und es durch echte vergebung loslassen zu können. allerdings ist das schon eine hohe kunst! schau wie weit du wirklich schon bist und sieh es einfach als gelegenheit weiter zu heilen. ob das ihm jetzt etwas bringt, oder schnell eine antwort deinerseits kommen muss, das ist erstmal völlige nebensache. und es ist auch klar, dass man nach solchen erlebnissen nicht einfach 'die innere tür aufmacht' und verzeiht, aber wenn man an einen solchen punkt gelangen kann, dann ist es in jedem fall eine wunderbare sache und es gibt überhaupt nichts schlechtes daran. ich wünsche dir einen guten weiteren weg, wie auch immer du dich jetzt entscheiden magst. du siehst ja, man kann irgendwann zu allem einen anderen standpunkt gewinnen, nichts ist auf ewig festgeschrieben, außer man entscheidet sich dafür.
oh, vielen dank! =) sie kam von herzen. ich habe für mich selbst herausgefunden, dass es mich sehr krank machen kann, wenn ich schwierige und belastende lebensereignisse nicht loslassen kann. auch wenn ich für manches jahre brauche, so ist es doch eine enorme befreiung, wenn ein solcher schritt gelingt. und gesund ist es auch... =)
Man kann eine Entschuldigung annehmen, muss es aber nicht!
Es kommt dabei darauf an, was passiert ist und ob man überhaupt zu der Person, die sich entschuldigen will, noch eine Verbindung hat oder nicht.
Wenn eine Person eine Neigung hat, andere zu demütigen bzw. Mobbing zu betreiben, dann ist damit zu rechnen, dass sie es immer wieder tut, möglicherweise unbewusst und merkt es gar nicht, was sie antut.
Wenn längere Zeit von einer bestimmten Person ausgehend viel Schlimmes passiert ist (und immer wieder!), dann finde ich es richtig, mit dieser Person keinen Kontakt mehr zu haben, um sich selbst zu schützen, diese Erfahrung nicht mehr machen zu müssen.
Die Lebenszeit ist viel zu kostbar, um sich mit Menschen zu umgeben, von denen negative Verhaltensweisen ausgehen. Umgekehrt gibt es genügend Menschen mit vorwiegend positiven Eigenschaften, die eine angenehme Atmosphäre verbreiten und zur Lebensfreude beitragen.
Die Lebenszeit ist viel zu kostbar, um sich mit Menschen zu umgeben, von denen negative Verhaltensweisen ausgehen. Umgekehrt gibt es genügend Menschen mit vorwiegend positiven Eigenschaften, die eine angenehme Atmosphäre verbreiten und zur Lebensfreude beitragen.
Eine richtig gute Weisheit! :) ( deine? )
Wenn du es in einem praktischem Beispiel erklären müsstest würde das Ganze folgendermaßen aussehen, um deinen Gemütszustand zu beschreiben: Du nimmst ein Stück Holz wo du für jede negative Erfahrung einen Nagel hinein schlägst. Die Entschuldigung deines ehemaligen Schulkollegen symbolisiert eine Zange die einen Nagel rauszieht. Das Ergebnis = Der Schmerz verursachende Körper (Nagel) wurde entfernt, aber die Narben die auf der Seele (Holz) hinterlassen wurden, werden immer sichtbar bleiben. Gibt genug Menschen, die eine ähnliche Geschichte erzählen können, und kann das ganze aus eigener Erfahrung auch nachempfinden, aber wenn du einen möglichen Weg findest um zu verzeihen, wünsch ich dir die Kraft, es zu versuchen. Mich hat deine Geschichte echt berührt (lebendige Schreibweise) und das ist wirklich sehr selten ! Alles Gute für deine Genesung :)
Natürlich musst du die Entschuldigung nicht annehmen und du musst ihm auch keine Absolution erteilen. Wenn man aber mal darüber nachdenkt, wieviele Mobber überhaupt ihr Fehlverhalten einsehen und wieviele davon dann noch nach so vielen Jahren über ihren Schatten springen und sich entschuldigen............also, ich kenne nicht einen. Selbst wenn die Einsicht da ist, es wird doch totgeschwiegen und in die hinterste Ecke verdrängt. Ich persönlich würde die Entschuldigung annehmen, denn es bedeutet ja nicht, dass ich es damit auch vergessen habe. Und das würde ich ihm auch genauso sagen! Das ist aber nur meine persönliche Meinung!
"Vllt. schreibst du ihm, daß du es zur Kenntnis genommen hast und läßt somit aber offen, ob du ihm Absolution erteilst und ihm verzeihst."
Die Idee gefällt mir sehr gut. So kann ich reagieren muss aber nicht wirklich eine Entscheidung fällen. Vermutlich ist es albern, dass ich mich von seiner Entschuldigung (was eigentlich etwas positives ist) dermaßen unter Druck gesetzt fühle.