Ist es respektlos eine Person nicht zu verzeihen?
Ich hatte früher als Jugendlicher einige Menschen während meiner Schulzeit getroffen, die mir das Leben zur Hölle gemacht haben (Mobbing). Heute bekam ich auf Instagram eine Nachricht von einen der Personen, die sich wegen früher entschuldigen wollte. Ich habe die Entschuldigung von dieser Person abgelehnt und gesagt, dass diese Person für mich gestorben sei und mich nie wieder kontaktieren soll.
Als ich mein besten Freund diese Situation erzählt habe sagte er, ich solle der Person eine Chance geben und es sei nicht korrekt, dass ich so reagiert habe.
Würder ihr sagen, dass ich mich falsch verhalten habe?
6 Antworten
Diese Entscheidung kann dir niemand abnehmen oder dich da bevormunden. Was und wie du das damals erlebt hast, kannst nur du beurteilen, genau so, wie du selbst entscheiden kannst, was du verzeihst und was nicht.
Im Gegenteil finde ich was du gemacht hast sogar sehr mutig.
Ja, Menschen können sich ändern und können bereuen, aber das heißt nicht in jedem Fall, dass man sie dann wieder in seinem Leben haben will oder ihnen verzeihen muss. Vielleicht ist es wichtig für dich, das zu hören, das kann ich mir vorstellen - Ich hab selbst Mobbing erlebt, zumindest die Einsicht, der anderen würde mir irgendwie helfen - aber verzeihen würde ich es ihnen in meiner Situation auch nicht.
Lass dich da mal nicht unterkriegen, man muss ja auch keine Wunden aufreißen, die schon verheilt sind :)
LG
Eleonora
Hmmm. Letztendlich ist das deine persönliche Entscheidung und nur du persönlich kannst bewerten, ob sie richtig oder falsch war.
Die Wissenschaft und meine eigene Erfahrung sagen, dass die Persönlicheitsentwicklung - auch "Erwachsen-Werden" genannt - erst mit Anfang 30 abgeschlossen ist; auch wenn man rechtlich schon mit 18 volljährig ist. Und es ist normal und ok, dass man in diesem Prozess Fehler macht. Jede Murmel in der Murmelbahn kollidiert mit dem Rand. Sie darf nur nie soweit aus der Bahn fliegen, dass sie nicht wieder irgendwann in die Bahn zurückfällt.
Deswegen fällt es mir - aber das ist mein Ansatz und muss nicht bedeuten, dass es auch deiner ist - deutlich leichter - mit etwas zeitlichem Abstand freilich - die Kränkung eines Herawachsenden zu verzeihen, weil sie "kindisch" ist, als die eines "Erwachsenen". Ich habe mich in dieser Phase nämlich auch hier und da falsch verhalten und würde das heute anders machen. Oder andere Perspektive: Ich weiß, dass die Personen von damals heute andere Menschen sind. Man kann die Fehler der Raupe nicht dem Schmetterling vorwerfen. Vielleicht macht dir dieses Bild meine Position verständlich.
Der römische Dichter Ovid schrieb vor 2000 Jahren dazu:
Sunt pueri pueri; pueri puerilia tractant.
Kinder sind Kinder; Kinder machen Kindisches. (Ein Hexameter)
=> Du hast dich jetzt so entschieden und das ist ok.
=> Vielleicht bewertest du deine Entscheidung in 10 oder 20 Jahren anders, weil du bis dahin selbst an Reife gewonnen hast oder weil der zeitliche Abstand größer geworden ist. Vielleicht auch nicht.
=> Es war auf jeden Fall ein Zeichen von Größe und Reife deines Gegenübers, dass er um Verzeihung gebeten hat und sich dadurch von seinem alten Ich distanziert hat. Davor muss man, wenn es aufrichtig gemeint war, Respekt haben. Das muss man anerkennen. Du könntest dieselbe Größe und Reife beweisen, wenn auch du deine Entscheidung korrigierst. Aber das musst du nicht - besonders nicht, wenn sie sich für dein gegenwärtiges Ich richtig anfühlt.
VG und Respekt dir, dass du dein Handeln reflektierst.
Ich denke nicht . Ich wurde auch gemobbt und würde dennen nie verzeihen weil sie sich schon 3 mal Fake entschuldigt haben.
Es ist vorallem für dich selber nicht gut, nicht zu verzeihen.
Nicht zu verzeihen, bedeutet auch am Schmerz festzuhalten, nicht damit abzuschließen, sich weiter als Opfer zu fühlen.
Zu verzeihen bedeutet für dich zu akzeptieren was war, den Schmerz los zu lassen und frei und offen sein weiteres Leben zu leben.
Du hast meinen Kommentar nicht verstanden, der übrigens auch nichts mit Esoterik zu tuen hat.
Es geht überhaupt nicht um das Gegenüber oder um Absulotion.
Nein. Es steht dir frei, wie du dein Leben gestalten willst und es ist vollkommen legitim, wenn du jemanden, der dir Gewalt angetan hat, nicht mehr in deinem Leben haben möchtest.
Ich fühle da übrigens mit dir. Bei mir hat sich auch ein sehr schlimmer Mensch gemeldet. Schriftlich. Ich hab ihm ordentlich zurückgeschrieben, dass er mich nie wieder kontaktieren soll und falls er mir mal über den Weg läuft, ignorieren soll.
Es gibt kein Recht auf Vergebung. Darf sich jemand wünschen, darf mir aber dann auch am Ar*** vorbei gehen.
Das ist ein isoterischer Irrglaube. Es gibt Dinge, die sind unverzeilich. Es würde auch der gesamten Gesellschaft schaden, wenn immer alles verziehen werden würde. Dadurch würde eine soziale Richtlinie komplett ausgehebelt werden.
Es geht darum, daß erlebte in der Vergangenheit einzuordnen und so zu verarbeiten, dass es einem im Heute nicht mehr belastet bzw. negativ beeinflusst. Das kann völlig unabhängig davon laufen, dass man jemandem eine Absulotion erteilt.