Morgens im Wald, aber Angst, dass Jäger mich abknallt?

10 Antworten

Wenn du auf den Wegen bleibst, sollte auch der blindeste und/ oder besoffenste Jäger erkennen, dass du ein Mensch bist. Da sehe ich also keine Gefahr.

Wenn du die Wege verlässt, sieht das anders aus. Ich kenne das Problem und ich finde es eigentlich ziemlich traurig, dass man als Mensch im Wald Angst vor anderen Menschen mit Waffen haben muss. Eigentlich darf ein Jäger nur auf etwas schießen, dass er eindeutig und zweifelsfrei identifizieren kann. Wie gesagt: eigentlich. Es passieren zwar nicht viele Jagdunfälle und die meisten auf Gesellschaftsjagden, aber es schleichen und kriechen ja auch nicht so viele Menschen im Dunkeln durch den Wald (leider).

Ich bin sehr gerne auch zur Dämmerung im oder am Wald unterwegs, weil diese Zeit für mich die spannendste ist. Viele Tiere die man tagsüber nicht oder selten sieht, zeigen sich da. Und manchmal muss man eben auch in gebückter Haltung schleichen, um etwas näher an das Tier heranzukommen, was man gerade beobachten möchte. Und in diesen Situationen ist man am gefährdetsten, da man sich nicht typisch menschlich bewegt. Zumindest aus Jägersicht. Aus meiner Sicht ist auch diese Bewegungsart ganz normal. Es gab eine Zeit, undzwar mindestens 95 % der Menschheitsgeschichte, da war das Alltag...als Jäger und Sammler meine ich. Wer wilden Tieren näher kommen möchte, kommt um diese Art der Bewegung nicht umhin. Alles andere wäre viel zu auffällig (es gibt Ausnahmen). Die Idee, im Wald zum Schutz vor Jägern eine Warnweste zu tragen, ist eine absolute Zumutung (siehe unten)! Auch die Idee, im Dunkeln und zur Dämmerung den Wald zu meiden, empfinde ich als sehr schlechte Lösung. Da wo es nicht ausdrücklich verboten ist, hat jeder Mensch das Recht, den Wald zu betreten, egal ob am Tag oder in der Nacht. Die Jäger haben sich darauf einzustellen und nicht umgekehrt. Dass man darauf achten sollte, die Tiere nicht unnötigem Stress auszusetzen, ist wichtig. Aber gerade wenn man sich langsam und leise bewegt, werden die Tiere nicht panisch flüchten, sondern eher ausweichen. Und wenn man öfter in demselben Waldstück unterwegs ist, gewöhnen sich die Tiere auch an einen und die Fluchtdistanz verringert sich...und manche werden sogar neugierig und kommen näher. Natürlich sollte man Wildtiere nie füttern!

Von einem Jäger erwarte ich, dass er einen Menschen, der auf allen Vieren läuft von einem Wildschwein unterscheiden kann. Er muss ja auch eine Bache von einem Keiler unterscheiden können...er muss sogar ein einjähriges Reh (Schmalreh) von einem zweijährigen Reh (Ricke) unterscheiden können! Zumindest theoretisch. Ich habe einige Jäger kennengelernt und war zum Teil schockiert, was für Leute da auf Lebewesen schießen dürfen. Ich will nicht sagen, dass ALLE Jäger Idioten sind. Es gibt viele sehr respektvolle, die ihr Handwerk verstehen und ihre Empathie nicht über Bord geworfen haben...aber es gibt eben auch das genaue Gegenteil davon. Da ich also nicht 100 % sicher bin, dass ich im Dunkeln schleichend eindeutig als Mensch identifiziert werde, treffe ich Vorsichtsmaßnahmen:

  1. die Gegend kennenlernen, wissen, wo die Hochsitze sind (es gibt auch Pirschjäger die brauchen keine Hochsitze, aber die meisten jagen vom Hochsitz aus)
  2. in der Dämmerung oder nachts die Nähe von Hochsitzen vermeiden, es sei denn man bleibt auf den Wegen
  3. Kontakt zur Jägerschaft aufnehmen und mit Ihnen darüber sprechen. Nicht so einfach, aber es ist von Vorteil, wenn auch die Jäger wissen, dass sie mit Menschen rechnen die im Dunkeln unterwegs sind

Wie gesagt, wenn du sowieso auf den Wegen bleibst, und auf 2 Beinen läufst, brauchst du keine Angst haben. Nur wenn du die Wege verlässt, oder dich aus Jägersicht eher wie ein Wildschwein oder ein Reh bewegst, solltest du aufpassen.
Ich hoffe ich konnte weiterhelfen.

Fuchssprung  20.05.2019, 11:10

Jeder LKW-Fahrer muss ab dem Fünfzigsten Lebensjahr immer wieder zum Arzt und sich auf Tauglichkeit untersuchen lassen. Jäger dürfen ihr Hobby ausüben, bis sie tot umfallen, ohne den Nachweis dass sie Kimme und Korn noch erkennen können oder ob sie noch alle Latten am Zaun haben. Das halte ich für sehr bedenklich.

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Imago8  20.05.2019, 14:36
@Fuchssprung

Ja ich find das auch bedenklich. Ab welcher Anzahl fehlender Latten am Zaun sollte man den Jagdschein denn entziehen? ;-)

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Fuchssprung  20.05.2019, 15:02
@Imago8

Natürlich beim ersten Anzeichen! Oder würdest du einen LKW Fahrer auf die Straße lassen, dem auch nur eine Murmel durch das Oberstübchen rollt? Wenn das jemandem passiert ist es egal ob er einen LKW fährt oder mit einer Flinte durch die Gegend läuft.

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Der Jäger wird wohl erkennen ob du ein Mensch oder Tier bist.

um auf Nummer sicher zu gehen , gehe nur zur Tageszeit durch den Wald.

Erstens sind Jäger keineswegs hirn-und seelenlose „Tötungsmaschinen“, die 24 Stunden lang auf alles schießen was durch den Wald läuft. Sie kennen ihr Revier, und alles was sich darin bewegt, sehr genau, und haben auch eine sehr genaue Vorstellung davon, was und wo sie bejagen, wenn sie es denn tun. Und zweitens wirst du bestimmt nicht im Unterholz kriechend durch den dichtesten Wald schleichen, sondern gezielt auf Waldwegen laufen. Und das tut Wild in der Regel nicht wirklich. Wenn du trotzdem sicher sein willst erkannt zu werden, zieh dir einfach eine handelsübliche Warnweste für PKW an wenn du im Wald bist.

Fuchssprung  20.05.2019, 11:49

Da liegst du falsch, denn das Wild benutzt die Wege genau wie der Mensch. Oft wächst auf den Wegen das beste Gras und Wildschweine graben gern die Wegränder um. Vermutlich finden sie genau dort die besten Käfer und Engerlinge.

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Wandkosmetiker  20.05.2019, 22:34
@Fuchssprung

Stimmt. Das leuchtet ein. Das hatte ich so nicht berücksichtigt. Dennoch ist das Verhalten und die Bewegung eines Menschen auf dem Weg doch schon sehr anders als von einem Tier. Und solange sich ein Mensch aktiv und Geräuschvoll auf dem Weg bewegt, wird sich in seinem Umfeld kein Wild aufhalten.

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Aus der Sicht eines Jägers:

Ein Jäger hat seine Schusslinie, er darf dich gar nicht abknallen, aber dir sollte klar sein, dass du das Wild damit störst und aggressiv machst, deswegen regen sich Jäger darüber auf. Spaziergänger stören die Tiere im Wald, die durch unsere dichte Bevölkerung ohnehin kaum Platz haben. Dann rennen die Rehe auf die Straße und werden dort überfahren oder machen die Pflanzen kaputt. Wenn es ein Muttertier ist, muss der Jäger dann die restlichen Kitze erschießen, weil sie nicht überlebensfähig sind oder aus der Hierarchie und ihren Territorien ausgestoßen werden. Alles nur wegen dir als sog. Tierfreund.

Im Wald solltest du definitiv nur auf den Wegen bleiben. Hunde immer angeleint, jetzt im Mai sind Setzzeiten der Baby-Tiere, die du und dein Hund störst. Wenn ein Hund dann ein Tier angreift und verletzt, muss der Jäger das Reh abschießen, auch nur wegen dir.

Übrigens schießen Jäger in der Regel in den Abendstunden zwischen 20 und 22 Uhr. In der Dunkelheit kann man nicht sehen, also wäre es lebensgefährlich für Spaziergänger, die sich unter Umständen dort aufhalten. Außerdem schießen Jäger eher in Richtung Feld oder Straßenrand, denn man kann nicht in den Wald hineinschießen, wo man nicht sieht, wo die Kugel hingeht.

Verlege deine Waldspaziergänge lieber auf den Tag. In den Nachtstunden hat man eigentlich nichts im Wald zu suchen. Der Wald ist kameraüberwacht (Wildkameras) und ich als Jäger sehe jede Nacht, wenn sich Leute unbefugt von der Straße in den tiefen Wald herumwursteln, um da irgendwas zu suchen. Dabei stören sie Rehe und Wildschweine. Die Tiere hauen dann nämlich ab und rennen über die Straße oder machen die Felder kaputt. Spätestens dann muss der Jäger eingreifen und das Wild aufhalten (also erlegen).

Kleide Dich entsprechend auffällig. So große Tiere in leuchtende Orange gibt es nicht. Das weißt auch der unterfahrenste Jäger.

Grundsätzlich sollte man nicht zu früh und nicht zu spät im Wald. Am Besten bei Tageslicht. Auch die Waldtiere werde n es danken, nicht gestört zu werden. Also bleibe schweigsam und auf die Wege.