Möglicherweise hochbegabt, aber Underachiever: Meine Lehrer wollen mich nicht fördern aufgrund zu schlechter Leistungen?

12 Antworten

Hochbegabt muss nicht gleichgesetzt werden mit "Ich kann jetzt alles besser" ... dass du dich mit vielen Dingen intensiv beschäftigst, intensiver, als es die Schule anbietet, ist zwar sehr löblich, aber dass du mit deinen "abweichenden Erkenntnissen" deswegen immer Recht haben musst, ist ja auch nicht gesagt.

Das, was an der Schule gelehrt wird (naturwissenschaftliche Fächer) ist schon belegtes Wissen. Und in manchen Fächern kann man durchaus eine eigene Meinung haben (gesellschaftspolitisch), da ist es eine Frage der Toleranz, wenn man eine andere Meinung zulässt.

Deshalb ist eine abweichende Meinung, auch wenn man sie gut begründen kann, immer noch deine Meinung und nicht für alle verbindlich.

Die Erfahrung, dass man mit dem, was man heute hochbegabt nennt, auch keine Sonderkonditionen in der Schule hat, die habe ich auch machen dürfen.

Ich "durfte" in der ersten und zweiten Klasse nachsitzen wie kein anderer Schüler meiner Schule, weil ich aus Langeweile ständig Blödsinn gemacht habe.
Ich habe als Schülerin in einer Sprachspezialklasse in der 10.Klasse bereits in den Sprachen Russisch und Englisch das Abitur gemacht und war als 17-jährige mit in der nationalen Jugendmannschaft, die zur Internationalen Mathe-Olympiade gefahren ist.

Meine Lehrer haben von mir mehr verlangt als von anderen. Ich habe auch mal eine Weile versucht, zum Beispiel in Mathe auf Hausaufgaben zu verzichten. Mein Lehrer hat auf meine "Überflieger-Haltung" derart reagiert, dass ich die HA eben live an der Tafel machen musste. Hätte ich verweigert, hätte ich ebenso wie die ohne HA meine Fünf abgefasst.

Und für Rechenaufgaben ohne Rechenweg hätte ich auch keine Bewertung bekommen. Mein Ehrgeiz war also, einen eher ausgefallenen eleganten Weg zu finden, nicht den, den man idiotensicher gelernt hat. DAS wurde durchaus akzeptiert, aber eben nicht ganz ohne Rechenweg.

Die Haltung "Ich verweigere den normalen Lehrstoff, weil es mich langweilt" hätte man mir nicht durchgehen lassen. Du kannst richtig gut sein und den Dingen auf den Grund gehen wollen, dennoch brauchst du das grundlegende Rüstzeug - und das vermittelt Schule nun mal.

Vielleicht eine andere Schule besser als deine jetzige - aber prinzipiell stehen Hochbegabte auch nicht außerhalb der Schule.

Du kannst doch auch triviale Dinge hinterfragen - wer hindert dich daran?

Lehrer haben nun mal nur ein Instrument, deine Fähigkeiten und dein Wissen einzuschätzen - das sind Noten als Leistungsbeleg.

Kein Lehrer kann per se sagen, ob ein Schüler wegen Überforderung, wegen Langeweile oder mangels Motivation keine Leistungen bringt.

In Berlin gibt es einen Verein, HighQ e.V. Dort tummeln sich in ihrer Freizeit Leute, die alle als nachweislich hochbegabt gelten.
Ich habe mal eine Zeitlang da mitgemacht. Du triffst dort alle - Uniprofessor und Krankenschwester,  Oberarzt und Ingenieur, Dispatcher, Hausfrau und Taxifahrer. Längst nicht jeder nutzt seine Möglichkeiten - und mehr ist eine Hochbegabung nicht - auch beruflich aus.

Nutze deine Möglichkeiten richtig aus - so etwas ist wie ein Geschenk. Aber es ist kein Privileg, kein Verdienst und auch kein Freibrief.

Alles Gute für dich wünscht dir
Anne (IQ 141)

Svenja313 
Fragesteller
 03.11.2017, 06:06

Du hast mein Problem nicht erfasst und solltest noch einmal nachlesen... 

Ich zweifle weder die Naturwissenschaften an noch behaupte ich, dass meine Meinung die einzig Richtige sein muss. Auch weigere ich mich nicht, die Hausaufgaben zu erledigen, eine Rechnung anzugeben oder Dinge auswendigzulernen.

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Ja kann man. Das kommt drauf an auf welchem Gebiet du hochbegabt bist. Wenn deine Lehrer einen gültiges Ergebnis eines Intelligentestes vorliegen haben müssen sie sich darum kümmern.

Es klingt zwar für mich ein wenig seltsam, da es für gewöhnlich auffällt wenn ein Schüler Anzeichen einer Hochbegabung zeigen. Dennoch würde ich sonst deine Eltern mal mit den Lehrern sprechen lassen.

Eine Hochbegabung in einem Intelligenztest sagt genau genommen nur aus: Du bist gut darin Intelligenztests zu lösen.

Wenn aus einer solchen Begabung was werden soll, musst du sie auch selbst pflegen und diszipliniert auch an Sachen arbeiten, die dich nicht erfüllen.

Ein Schulwechsel oder ein Gespräch deiner Eltern mit den Lehrern sorgt nur für Blockadehaltung auf allen Seiten, behalte das für dich und mach was aus deinem Leben, du hast es mit Hochbegabung vermutlich einfacher als viele andere.

Stellwerk  02.11.2017, 21:16

"du hast es mit Hochbegabung vermutlich einfacher als viele andere."

Das kann nur jemand sagen, der das nicht durchlebt hat. Hört sich erstmal schön an, das mit der Hochbegabung. Dass man aber durch eine andere Art des Denkens überall an Grenzen stößt und aneckt, kann extrem belastend sein. Unser Schulsystem ist halt auch eher auf einen Durchschnittslerner ausgerichtet und zum Teil auf die Förderung der Schwächeren. Dass auch Hochbegabte mit dem Normalsystem enorme Schwierigkeiten haben können, ist oft gar nicht bewusst. 

Zu sagen: halt den Mund und pass Dich an, ist genau das, was HB an ihre Grenzen bringt und ist genauso zielführend, wie einem Lernschwachen zu sagen, stell Dich nicht so dumm an.

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theCapsicum  02.11.2017, 22:33
@Stellwerk

Der Hochbegabte kann bestimmte Stärken ohne große Anstrengung entwickeln. Der Minderbegabte schafft es selbst mit größter Anstrengung nicht.

Klingt für mich schon sehr danach, dass Hochbegabte es tendenziell nicht so schlimm haben. Wer sich hochbegabt fühlt aber keine Disziplin aufbringen kann um durchzuhalten, muss sich eben auch den Vorwurf gefallen lassen, dass es mit seiner Begabung nicht soweit her ist oder er seine Chancen verfallen lässt.

Das sind übrigens die Spezialisten, die ich bei Mensa kennengelernt habe. Sehr eingebildet auf ihre Hochbegabung, aber nicht viel zustande gebracht weil ihnen ja so viele Steine in den Weg gelegt wurden.

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Dreistgeist  03.11.2017, 12:48
@theCapsicum

Du verstehst es einfach nicht.
Als Hochbegabter in einer regulären Schule "absitzen" zu müssen ist so als würde man einem Vogel die Flügel brechen, und ihm dann sagen er müsse so wie die Affen auf den Baum KLETTERN.

Es grenzt an Grausamkeit, dauernd nur zurückgehalten, ausgebemst und kritisiert zu werden, weil man sich ja ANPASSEN soll.
"Wir sind noch nciht so weit"
"Das musst du noch nicht wissen"
"Machs wie die anderen"
"Versuch nicht immer anderen vorraus zu sein"
Haha, Jokes on you.

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Über die Hälfte aller Eltern erklären sich schlechte Leistungen ihres Kindes mit Unterforderung. Es ist also nur natürlich, dass Lehrer erst einmal abblocken.

Wenn du wirklich hochbegabt bist und die Anerkennung dafür bekommen willst, machst du in der Rechnung in Mathematik den nötigen Zwischenschritt. Nicht, weil du ihn für dich brauchst, sondern um der Lehrkraft zu zeigen, dass du ihn kannst.

Wenn du wirklich hochbegabt bist, kannst du banale Dinge schnell auswendig lernen. Mach es, um den Lehrern zu zeigen, dass du es kannst.

Du möchtest spezielle Förderung von deiner Schule. Erst einmal bist du in der Bringschuld, denn erst, wenn du nachweislich zeigst, dass die gestellten Aufgaben zu einfach sind, ist ein Lehrer bereit, über Begabtenförderung nachzudenken. Ein zufälliger Wisch "ich bin wohl hochbegabt" reicht da bei Weitem nicht.

In was möchtest du denn gefördert werden wenn es deine Schulnoten bisher schon nicht zulassen?

Kann man hochbegabt sein, auch wenn man schlechte schulische Leistungen erbringt?

Schwer vorstellbar. Mein Mann hat einen IQ von 140 und war zu seinen Schulzeiten ein reiner 1er Schüler und hat auch sonst eine sehr schnelle Auffassungsgabe bei gleichzeitiger unterentwickelten Sozialkompetenz. Sicher gibt es auch Hochbegabte die schlechte Noten schreiben und auch sitzen bleiben aber dann haben diese Kinder von klein auf noch andere Auffälligkeiten und bezieht sich nicht nur auf Schulleistungen. Das greift auf alle Lebensbereiche über.