Meine Freundin fühlt sich mir unterlegen - wie damit umgehen?
Ich habe mit 21 einen abgeschlossenen Bachelor mit sehr guter Note und direkt auch einen Job gefunden, in dem ich sehr glücklich bin. Dort erfahre ich viel Lob und Anerkennung. Mit meinen Freunden und meiner Familie läuft alles gut, es gibt keine großen Konflikte und ich bin zufrieden mit mir und meinem Körper, meiner Fitness und Gesundheit.
Also alles prima.
Meine Partnerin freut sich natürlich auch für mich, hat mir aber gestern gestanden, dass sie sich deshalb in gewisser Hinsicht unterlegen fühlt. Sie misst ihren Erfolg mit meinem und kommt dabei zum Schluss, dass ihr Leben insgesamt schlechter läuft als meins.
Ich finde, dass man unsere Erfolge gar nicht messen kann und auch nicht sollte. Sie ist in einer Ausbildung, hatte eine etwas ruckelige Schullaufbahn und hat deswegen nun mit 22 die Ausbildung begonnen, und ihre Noten sind auch hier nicht die besten. Sie ist einfach eher ein praktisch talentierter als ein akademischer Mensch. Ich finde beides gleich wertvoll und wichtig für unsere Gesellschaft, doch sie scheint meine Laufbahn als höherwertig zu betrachten. Es scheint sie auch zu stören, dass ich vermutlich mehr verdienen werde als sie.
Hinzu kommt, dass ihre Familie unsere Beziehung nur schwer akzeptieren kann, während ich bei meiner Familie schon mit 15 geoutet war und es für niemanden ein Problem darstellte. Wenn wir bei ihrer Familie sind, herrscht oft dicke Luft, während wir bei meiner Familie viel lachen, Brettspiele spielen und ausgelassener sein können.
Zuguterletzt ist sie kein Fan von ihrem Körper (den ich absolut umwerfend und anziehend finde). Sie hat Normalgewicht, aber eben ein kleines bisschen Speck hier und da, nichts Weltbewegendes. Egal wie viele Komplimente ich ihr mache und egal wie sehr ich sie bewundere, sie fühlt sich dennoch immer inadäquat im Vergleich zu mir. Dabei habe ich natürlich viele Fehler und Makel, die mich selbst an mir stören, die sie aber nicht zu sehen scheint und mich für perfekt hält, was absolut nicht stimmt.
Wie würdet ihr damit umgehen? Was kann ich tun, um ihr dabei zu helfen, ihr Selbstbewusstsein aufzubauen und mich nicht mehr als das Idealbild zu betrachten?
Zu unserer Situation: Wir sind seit 2 Jahren ein festes Paar und leben seit einem halben Jahr auch zusammen.
Da mich ein paar missverstanden haben: Ich möchte ihr helfen, den Blickwinkel zu ändern. Sie ist mir absolut nicht unterlegen, sondern ein intelligenter, wunderschöner, fähiger Mensch. Sie selbst sieht das aber nicht, weil sie unsere äußeren Paramter wie Bildungsgrad etc. vergleicht.
Ich musste von dieser Frage gerade fast 40 Tags entfernen, die unpassend, beleidigend und unter der Gürtellinie waren. Wer für so einen Unsinn Zeit hat, soll sich bitte neue Hobbys suchen.
16 Antworten
Kenne die Situation - und es ist extrem schwierig, so etwas sachlich mit der Person zu erörtern, die sich unterordnet bzw. unterlegen fühlt. Es bringt nichts, wenn man so jemanden davon überzeugen will gut zu sein usw. - die Person muss es glauben, sonst hat das keinen Sinn. Sie redet sich derzeit ein, minderwertig zu sein - sie kann sich aber im Gegenzug auch einreden, gut zu sein und solide und wertgeschätzt/angenommen, es ist immer eine Frage des Blickwinkels.
Du kannst mit ihr reden, aber man muss bei solchen Gesprächen aufpassen. Ich hatte 26 Jahre lang und damit seit 1994/seit der gemeinsamen Kindergartenzeit eine Freundin, die sich mir zuletzt wegen beruflicher Probleme und Beziehungskrisen unterlegen gefühlt hat und auch neidisch, missgünstig und stellenweise aggressiv geworden ist. Ich habe dann um es wieder ins Lot zu bringen das Gespräch gesucht und mich wirklich um ein sensibles Gespräch bemüht ------> die ganze Atmosphäre war fürchterlich; irgendwo war's furchtbar und irgendwo war's für die Katz. Mir wurde jedes Wort im Mund rumgedreht.
Frustrierte bzw. unzufriedene Menschen neigen dazu, alles schlecht zu sehen und auch keinen Rat anzunehmen- da muss man im Gespräch extrem aufpassen.
Du kannst ihr im Grunde genommen nur zur Seite stehen und ihr sagen, dass du für sie da bist, diese Thematik mit Familie/Beruf usw. für dich keine Rolle spielt und ehrlich zu ihr sein.
Sie mag es erkennen oder nicht. Das Problem ist übrigens nicht neu, sondern sehr oft die Frucht von Beziehungen oder Freundschaften zweier Menschen aus sehr verschiedenen bzw. vielleicht zu verschiedenen sozialen Schichten/zu unterschiedlichen Verhältnissen. Bei dieser "Kindergartenfreundin" und mir ging das solange gut, wie sie "über mir stand" bzw. Abitur hatte während ich eine Ausbildung absolviert hat usw. - so lange, wie sie letztlich auf mich runter blicken konnte. So lange hatten wir das beste Verhältnis. Als ich dann Gemeinderat war und beruflich auch ohne Abi aufstieg, während sie im Studium nicht vorwärts kam, fing dieses Geknatsche an.
Was deine Freundin benötigt sind positive Erfolgserlebnisse zum Aufbau ihres Selbstbewusstseins, denn das braucht sie, um sich mögen zu lernen/sich als Mensch zu akzeptieren. Möglicherweise hat sie zuhause nie Anerkennung erfahren, das schlägt sich da auch nieder. Im Ernstfall ist so etwas über eine Therapie in den Griff zu bekommen, wobei es auch ohne gehen kann: Vielleicht kannst du ihr dabei indirekt behilflich sein, etwa indem du mit ihr nach passenden Hobbys suchst aus denen Erfolge werden können.
Hey,
ich glaube ich hab dein Problem erkannt. Du machst ihr zwar Komplimente aber es sind nicht die richtigen.
Du musst ihr ein Kompliment machen welches nichts mit Aussehen zu tun hat, der Wahrheit entspricht und sehr konkret ist. Nenne auch die Begründung dafür. Das Kompliment muss tiefgründig sein und gerne auf Kleinigkeiten bezogen die andere nicht sehen.
Sag ihr etwas gutes über sie selbst. Es muss sie innerlich berühren.
zBsp. „Wie du mit ... umgehst fasziniert mich sehr. Du bist ein wirklich einzigartiger Mensch. Ich wünschte alle Menschen würden diese Licht in dir erkennen!“ oder so etwas ähnliches.
Ich wünsche euch alles Gute!
LG Fabi :)
Danke Fabi! Das mache ich auch schon recht viel - zum Beispiel schafft sie Dinge, an die ich mich nicht mal rantraue (v.a. Werkeln im Haus, Deckenlampe anschließen etc.). Außerdem finde ich sie wahnsinnig stark, wie sie mit dem Druck in ihrer Familie umgeht und es trotz der Schwierigkeiten schafft, mit ihrer Familie eine Beziehung aufrecht zu erhalten, obwohl sie längst Auf Nimmerwiedersehen hätte sagen können. Aus irgendeinem Grund findet sie ihre Stärke aber nicht so wichtig wie meine - dabei sehe ich das ganz anders...
Selbstbewusstsein kommt nicht von heute auf morgen. Nach allem, was Du schreibst, seid ihr aber auf einem guten Weg und Du vermittelst ihr auch ständig Deine Wertschätzung. Das ist gut so und wird auch auf Dauer seine Wirkung entfalten, wenn Du sie auf diesem Weg mitnimmst.
Es ist wirklich nur eine Frage der Zeit und der Geduld. Der Weg von Deinem Vertrauen und Deinem Vorleben bis zur Verinnerlichung und Vertrauen in sich selbst ist nicht immer der Kürzeste, aber Du arbeitest doch daran.
Deine Freundin sollte stolz sein, jemanden wie dich zu haben. Du kannst sie ermutigen und ihr vermitteln, dass sie ein wichtiger Mensch in dein Leben ist. Sie muss verstehen, dass es nicht wichtig ist, im Leben erfolgreich zu sein, sondern sich selbst und die, die man liebt, wertzuschätzen, es gibt nichts zu vergleichen, den jeder von uns ist einzigartig in seinem Sein.
Zeig ihr diesen Text und bleib dann an ihrer Seite auf dem langen Weg zur Selbstliebe.
Sie selbst muss da am meisten dran arbeiten (Ja, arbeiten, geringer Selbstwert kann auf Dauer Zweifel und Unheil in die Beziehung einbringen), du kannst ihr nur dabei helfen und sie unterstützen.
Viel Glück!
Danke! Bisher merke ich noch keinen Unterschied. Ich hoffe, es kommt noch, denn sie ist der Wahnsinn und es tut weh mit anzusehen, dass sie das selbst nicht wahrnimmt und sie sich fertig macht.