Mein Pferd vertraut mir nicht?

11 Antworten

Nicht bös gemeint aber ich glaub du hast eine etwas verklärte Bild (wie im Filmen z.b. Ostwind ) von einer Beziehung zum Pferd.

Das Pferd vertraut dir ja – es macht brav mit, hat keine Unarten etc. Was will man mehr?

Wie stellst du dir denn vor, dass das Pferd zeigt, dass du für ihn eine Schutzperson bist? Weil es auf zurufe von der Koppel freudig strahlend und wiehernd mit wehender Mähne zu dir her galoppiert kommt? Das kann auch nur sein weil es weiß das du etwas leckeres dabei haben wirst….

Ich hatte noch nie eine RB wo ich das Gefühl hatte, dass ich die Schutzperson sein müsste. Wenn es keine gröberen Diskussionen gibt oder gefährliche Unarten (beißen etc) gibt, zeigt mir das Pferd eh, dass es mir vertraut.

Die Bindung zueinander entsteht nicht über Nacht und es gibt sie nicht geschenkt.

Wenn dein Pferd nach 2 Tagen ohne Beritt bereits "hart im Rücken" ist, passt etwas grundlegendes nicht. Fang mal bitte damit an, das Sattelzeug zu testen und ein Tier von fachkundigen Leuten untersuchen zu lassen...

Am Platz oder in kontrollierter Umgebung wirst du meist nicht mehr als eine Arbeitsverbindung spüren. Das Pferd weiß ja inzwischen auch, welches Programm in der Halle/ auf dem Platz läuft. Du gibst Hilfen, das Pferd reagiert, muss nicht selbstständig denken, braucht keinen eigenen Antrieb, kein großes Vertrauen zu dir. In der Halle riecht alles nach den anderen Pferden, oftmals ist man ja auch nicht alleine dort.

Wenn du nicht gerade ein panisches Nervenbündel unterm Sattel hast, muss hier nicht viel passieren.

Im Gelände sieht die Sache anders aus. Hier seid ihr zu zweit, sonst keine Pferde, alles fremd, alles neu. Hier entsteht echtes Vertrauen.

Ich habe mein Pferd von einer Kollegin übernommen, für die das Tier mehr ein Sportgerät als ein Lebewesen war. Mein Boy reagierte fein auf jede noch so kleine Hilfe, weil er wusste: Tue ich es nicht, tut es gleich weh.

Das war wie Auto fahren, nicht wie reiten... Du drückst ein Bein ran, er geht in die Richtung - nicht was ich unter reiten verstehe. Sein Kopf war aus, der Gang war drin, langweilig.

Vertrauen und Bindung baust du auf, indem du dem Tier nie einen Grund gibst, an deiner Art zu zweifeln.

Selbst wenn es sich komplett quer stellt, darfst du nie Gewalt anwenden, nie zu hart am Zügel hängen, niemals sein Vertrauen und seine offene Zuwendung missbrauchen.

Pferde verzeihen Fehler, bzw. vergessen sie, aber nur bis zu einem bestimmten Punkt.

Zeig dem Tier einfach bei jedem Umgang und das ist schon das aufhalftern auf der Koppel, das es keinen Grund hat, dir mit Missgunst entgegen zu treten.

Sei im Umgang souverän, zielgerichtet und klar, denn Pferde suchen Führung (Herdentiere/ Fluchttiere) die Sicherheit ausstrahlen.

Vom Boden aus wie auch im Sattel bist du diese Führungsperson, an deren Vorgaben das Tier sich anlehnen kann.


Nachtigalbb  13.10.2019, 20:18

Kann das nur bestätigen. Mein Friese war noch vor einem Jahr im Gelände ein kompletter Problemfall, ich hab mich kaum ein paar Meter vom Stall mit ihm weg bewegt und er war nur noch am rennen.

Was hab ich also gemacht: Jeden Tag nach oder als Arbeit mindestens 10 Minuten raus. Man hat mir immer gesagt ich soll doch Schrecktraining und so erstmal aufm Platz machen, gebracht hat's nichts.

Es war ein echt harter Weg aber mittlerweile können wir entspannt an der Straße entlang laufen, wenn ich mit ihm spazieren geh, muss ich ihn noch nicht mal festhalten weil er mir einfach hinterherdackelt.

Das hat mir einfach gezeigt diese ewige Bodenarbeit, wie's die ganzen Horsemanship Leute immer predigen nicht heißt das dadurch ein Bomben Vertrauen entsteht, sondern dadurch das man den Pferden in den entscheidenden Momenten Sicherheit gibt und das ist nunmal in ungewohnten Situationen.

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Vertrauen baut sich auf durch den täglichen Umgang. Dabei muss man als Mensch zeigen, dass das Pferd einem Vertrauen kann, also muss man ein gewisses Maß an Selbstsicherheit haben.

Wenn meine Ponys vor etwas Respekt haben, dann dürfen sie es sich anschauen und, wenn möglich, beschnuppern. Außerdem fasse ich, falls möglich, das "gefährliche" Ding an. Dadurch zeige ich ihnen "hey, ich traue mich, das zu berühren und es frisst mich nicht auf".

Da du schon viel Bodenarbeit machst, habe ich nur die Vermutung, dass deine Körpersprache und deine Ausstrahlung im Umgang mit deinem Pferd widersprüchlich sind - und es dich einfach nicht versteht... Vielleicht musst auch du erst verstehen lernen, dass du gar nicht der "Beschützer" deines Pferdes sein musst...

Ich kann dir dazu wärmstens dieses Buch empfehlen:

  • "Pferdeflüstern kann jeder lernen" von Heinz Welz (vom Titel bitte nicht verwirren lassen, das Buch ist echt genial)

Ich wünsch dir viel Erfolg und weiterhin Freude mit - und an - deinem Pferd ! ;)

Ich habe das Herz meiner pferde stets auf längeren urlaubs-,,und Wanderrittem gewonnen. Genau die von dir erhoffte Aufmerksamkeit, wenn ich komme oder bis ich gewendet habe und tatsächlich weg fahre , hat solch eine Zeit gebracht, in der ich über 2-3wochen mit meinem Pferd 5-8-10 Stunden am Tag verbracht habe, und mit ihm unterwegs war. Inkl. Füttern, Pausen, abwaschen/, buersten hinterher und chillen undbgrasen in der Sonne.

Am meisten Spaß gemacht hat das mit ner Freundin und ihrem Pony zusammen, aber auch mal alleine.

Nimm dir das doch für die Osterferien vor

Hab Geduld.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Reiten-Haltung-Zucht-Ausbildung n.LTJ u.ä.

Littlelollygirl 
Fragesteller
 09.10.2019, 21:47

Leider kenne ich niemanden, mit dem ich sowas machen könnte...

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