Medizin oder Jura, was ist besser?

10 Antworten

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Das ist eine etwas tiefergreifende Entscheidung als die Frage, ob du die blaue oder die rote Hose nehmen sollst :-)

Stell dir auf jeden Fall vor, was du in deinem Leben - nach dem Studium - gerne machen willst und entscheide danach!

Wenn du gerne Menschen in ihren körperlichen Leiden helfen willst und damit allenfalls sogar einen tieferen/sozialen Sinn in deinem Leben erfüllen kannst, dann ist wohl Medizin die bessere Wahl. Innerhalb der Medizin kannst du dich auch sehr unterschiedlich spezialisieren (Chirurg, praktischer Arzt, Röntgen- oder Anästhesiespezialist, Uruloge, HNO, Haut- und Geschlechtskrankheiten, Augen, usw. usw. Du kannst im Spital im Team arbeiten oder aber alleine....). Mit Medizin bist du auch in der ganzen Welt willkommen, solltest du Fernwehtendenzen haben :-)

Wenn du gerne gegen andere Juristen Wortgefechte führst und Freude daran hast, wenn du mit Wortverdrehereien bis jenseits der Grenze aller Vernunft bzw. des menschlichen Hausverstandes irgendwelche "Kriege" zu gewinnen versuchst, dann kannst du als Jurist (bei weniger Arbeit) mehr Geld verdienen, als als Arzt. Aber mach das nur, wenn dich diese Arbeit für die nächsten Jahrzehnte auch erfüllen kann! Selbstverständlich kannst du dich auch hier in viele Richtungen spezialisieren und mehr in den Handel gehen oder Richter oder Staatsanwalt werden, dich mit Schwerverbrechern herumschlagen oder dir dein Leben lang mit Scheidungen anderer Leute dein Geld verdienen...

Entscheiden musst auf jeden Fall du selber.

Das sind zwei paar Schuhe. In dieser Entscheidung deuten deine Kriterien wohl eher auf Jura....😒

Hast du die Möglichkeit, dir mal eine Vorlesung in beiden Studiengängen anzuhören? Dann könntest du entscheiden, was dir mehr liegt. Man sollte sich das Studium nicht nach dem möglichen Ansehen des Berufes aussuchen, sondern nach den eigenen Interessen gehen.

Sicherlich ist Medizin schwieriger und vor allem gibt es ständig weitere Erkenntnisse.Die Rechtsssätze verändern sich auch,aber langsamer.Ich denke Du solltest schon wissen,ob Du Rechtsberater,Anwalt,Richter oder ein Mediziner werden willst.Im Zweifel wird Dir der Numerus Clausus einen Strich durch die Rechnung machen.Auch zum Arztberuf sollte man sich einfach berufen fühlen,keine Zweifel haben.Also wirst wohl Jurist? ^^LG

Jurasuppe  20.12.2016, 10:53

Jerkfun,

Verzeihung aber das hört sich sehr nach einer Medizinermeinung an, die etwas an Neutralität vermissen lässt. Das Recht ist enorm wandelbar und auslegbar. Die Rechtsprechung ist es, die das Recht dauerhaft fortentwickelt. Ein eingerosteter Kenntnisstand kann nach einem Jahr schon lückenhaft sein, nach etwas mehr Zeit im schlimmsten Fall unbrauchbar.

Neue Erkenntnisse werden sicher auch in Laboren gewonnen, stetig und überall, ist man im Studium aber nicht selbst als Student im Labor an der Gewinnung dieser Erkenntnisse beteiligt, weil man gerade darüber Papers schreibt und publiziert, so wird einen das eher weniger tangieren. Die aktuelle Rechtsprechung hingegen muss der Jurastudent kennen, die kann in der eigenen Examensklausur abgefragt werden.

Auch ist das Studium der Medizin sicher nicht "schwieriger", Grund dafür ist das Staatsexamen, welches in Medizin immernoch im MC-Verfahren durchgeführt wird und dadurch Durchfallquoten von etwa 3% aufweist. Die Juristen haben die 10-fache Durchfallquote (30%). Wir schreiben nämlich Fallklausuren, in welchen eine individuelle Lösung schriftlicht und als Analyse bzw. Gutachten erstellt werden müssen. Der Schwierigkeitsgrad ist hierbei z.T. sehr hoch.

Ich kenne mich mit beiden Studiengängen sehr gut aus. Ich habe Jura studiert, mein Bruder Medizin. Mein Bruder gehört übrigens zu den Leuten, die schon im Studium permanent papers veröffentlicht habt, daher bin ich auch mit dem Aspekt vertraut. Mein Bruder sah es auch immer schon so, dass das StEx in Rechtswissenschaft einen ganz eigenen Schwierigkeitsgrad hat. Von daher: Es lässt sich nicht legitim abstreiten, dass das Juraexamen weitaus schwieriger ist als das Medizinerexamen.

Falls der Fragesteller das liest und bis hierher gekommen ist: Was anspruchsvoller oder angesehener ist, sollte weniger ausschlaggeben sein. Du solltest etwas vom Beruf aus denken. Die meistausgeübten Berufe sind Arzt/Anwalt. Nur weil man Medizin studiert hat, muss man freilich kein Arzt werden, nur weil man ReWi studiert hat, kein Anwalt. Eine gewisse Sympathie mit einem Beruf sollte allerdings bestehen. Dann kannst du nochmal abwägen, welches Studium dir ggf. besser gefällt. Für Jura sollte wegen des Examens ein großes Durchhaltevermögen und die Fähigkeit eine abnorme Menge an Stoff lernen zu können, vorhanden sein. Passives Wissen - wie es ggf. noch bei MC brauchbar ist - ist hier aber ein nogo.

Viele Grüße, JS

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jerkfun  20.12.2016, 11:03
@Jurasuppe

Vielen Dank für Deine fast wissenschaftliche Darstellung.Danke,ich bin ein gaanz kleiner "Hobbymediziner",mein eigener Arzt.Ich wollte hier keine tendenzielle Meinung äußern.Wenn es so rüberkam...Sorry.Beruflich mache ich etwas ganz anderes,und so kann es sein,das ich eine unbedarfte Sichtweise habe?

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Ein Studium ist unter dem Strich ja auch "nur" eine Ausbildung, d.h. die meiste Zeit wirst du danach im erlernten Beruf verbringen.

Und da dir das anscheinend so gar nicht klar ist und du allein nach dem Ansehen fragst, dass dir ein Studiengang (und damit eben auch der Beruf) einbringt, wärst du in meinen Augen nie ein guter Mediziner, vielleicht ein passabler Jurist. Aber auch das ist nicht sicher, denn ein Mindestmaß an Einfühlungsvermögen und Interesse an anderen Menschen braucht es auch als Jurist. Denn beides sind letztendlich Dienstleistungsberufe, in beiden geht es nur in zweiter Linie um dich und dein Ansehen.

Aber vielleicht tue ich dir auch unrecht, und du hast dir solche Gedanken schon längst gemacht...