Medikamente kombinieren?

4 Antworten

Aripiprazol und Olanzapin sind beides Arzneimittel aus der Gruppe der atypischen Antipsychotika. Zugelassen sind beide zur Behandlung schizophrener Psychosen und manischer Episoden (bipolare Störung). Aripiprazol wirkt üblicherweise antriebssteigernd, Olanzpin sedierend.

Beide Medikamente werden im off-label use (Anwendung ohne spezifische Zulassung der Arzeimittelbehörde) bei Depressionen eingesetzt. Seit der Markteinführung von Quetiapin wird Olanzapin allerdings eher selten verwendet. Dies hat gleich 2 Gründe:

  1. Quetiapin ist explizit als Zusatzmedikament zur Behandlung von Depressionen zugelassen und gemäss Studien im Durchschnitt auch wirksamer.
  2. Olanzapin ist bekannt für gewisse sehr einschneidende und starke Nebenwirkungen (z.B. eine massive Gewichtszunahme). Auch Quetiapin kann (nicht muss) ähnliche Nebenwirkungen verursachen. Diese sind im Durchschnitt jedoch etwas schwächer ausgeprägt.

Ich litt jahrelang unter schwersten Depressionen und musste unzählige Medikamente durchprobieren. Keines half. Das erste das mir nach ca. 8 Jahren wenigstens ansatzweise half war Aripiprazol. Das zweite war Quetiapin. Allerdings sagt meine Erfahrung nichts über einen anderen Fall aus. Jeder Mensch reagiert auf jedes Psychopharmakon etwas unterschiedlich.

Sowohl Aripiprazol, als auch Olanzapin sind im Kontext der Depressionsbehandlung klassische Wirkstoffe zur Augmentation. Das bedeutet vereinfacht gesagt, dass sie nicht selten zur Wirkverstärkung eines Antidepressivums eingesetzt werden, wenn dieses alleine nur unzureichend wirkt.

Helfen Aripiprazol und Olanzapin also auch alleine gegen depressive Erkrankungen?

Nein. Augmentation darf man nicht mit Kombination verwechseln. Bei einer Kombination werden zwei Wirkstoffe mit ähnlicher Wirkung zusammen gegeben, um eine stärkere Wirkung zu erzielen, z.B. zwei Antidepressiva. Bei einer Augmentation hingegen wird zu einem primär wirksamen Wirkstoff (z.B. einem Antidepressivum bei der Depressionsbehandlung) oft ein "fachfremder" Wirkstoff hinzugegeben (z.B. ein Neuroleptikum), der alleine gar nicht die gewünschte (hier: eine antidepressive) Wirkung zeigen würde. Zusammen mit dem primär wirksamen Wirkstoff gegeben, verstärkt der augmentierte Wirkstoff allerdings die primäre Wirkung des primär wirksamen Wirkstoffs.

Im Klartext: Neuroleptika wie Aripiprazol und Olanzapin wirken nicht antidepressiv. Sie können allerdings bei gleichzeitiger Gabe die antidepressive Wirkung eines Antidepressivums verstärken. Dafür braucht es aber ein Antidepressivum.

Um es noch verständlicher zu machen, kann man sich die Augmentation wie die Hinzugabe von Sauerstoff zu einem Glutnest vorstellen. Das verstärkt die "Wirkung" des Glutnests. Ist aber gar kein Glutnest vorhanden, kann man noch so viel pusten wie man will – es wird nicht warm.

Lange Rede, kurzer Sinn: Gegen eine klinische Depression helfen von psychopharmakologischer Seite primär nur Antidepressiva, sie sind die Basis der Behandlung. Ohne Antidepressiva keine (medikamentöse) antidepressive Wirkung. Aufbauend kann man mit Neuroleptika wie Aripiprazol oder Olanzapin augmentieren, aber eben nur, wenn eine Basis besteht.

Ich wünsche dir alles Gute.

Dahemp77 
Fragesteller
 27.04.2024, 11:39

Ok danke für deine Antwort ist es eigentlich echt so das ein Ad eine Psychose verstärken kann?

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Keines der beiden Medikamente ist zur Behandlung einer Depression geeignet

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Niedergelassener Facharzt

Das solltest du mit deinem Arzt besprechen. Einfach so kombinieren ist gefährlich

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin selbst seit 2000 betroffen