Macht Nihilismus glücklich oder unglücklich?

Nietzsche hat eigentlich vor dem Nihilismus als zerstörerischer Einstellung gewarnt. Nietzsche war kein Nihilist sondern wollte die zerstörerischen Werte des Christentums in positive, aufbauende Werte umwandeln. Er hat eher dem "auslaufenden Christentum" vorgeworfen, in einen Nihilismus zu münden, in dem sich der Mensch an Gottes Stelle setzt mit aufgedunsener Scheinmoral und großer Rücksichtslosigkeit. Er hat - wahrscheinlich zu Recht - befürchtet, dass die Menschen es versäumen, sich vorher eine im Positiven begründete Leitmoral zu geben, eine überzeugende Lebensphilosophie (wie es dann auch der Existentialismus versucht hat). Nihilismus ist leben in der Negation und in Orientierungslosigkeit, ein Fall-zu-Fall leben ohne gemeinschaftliche Orientierung. 

Ich musste Nihilismus erstmal googeln, denn ich kannte nur die "Nihiliphobie - die Furcht vor dem Nichts, oder verständlicher ausgedrückt, die Furcht ... vor dem Nichts" (VOY: Nacht)

Nihilismus, also alle Werte und Ziele abzulehnen und keinen Sinn im Leben zu sehen halte ich für eine sehr gefährlich Einstellung die mmn. auf Dauer sicher unglücklich macht. Ein Leben ohne Werte und Ziele ist leer und man wird unzufrieden davon.

Ich denke ein Mensch braucht Werte, an denen er sich festhalten kann, vor allem wenn er mit so Sachen wie Tod und Trauer konfrontiert wird. Damit habe ich leider mehr Erfahrung als mir lieb ist - wen es interessiert, der lese sich mal mein Profil durch. Trotzdem bin ich ein relativ glücklicher und zufriedener Mensch, aber ich denke das bin ich nur, weil ich Ziele und Werte und einen Sinn in meinem Leben habe.

Nihilismus ist eigentlich keine Lebensweise. Es waren Gedanken von Philosophen und Denkern, die verschiedene Modelle durchdacht haben. Das Wort selbst wurde dann häufiger verwendet, ohne dass man sich seiner eigentlich gemeinten Bedeutung bewusst war.

In einer auf Karriere getrimmten Gesellschaft kann die Wertlosigkeit von praktisch allem ein ziemlich stressfreies Leben bedeuten. Statt sich also vom Kaufrausch und Karrieretrend mitreißen zu lassen, gibt man diesen Dingen eben keinen Wert. Sie sind nichts.

Aber letztlich ist das auch kein Nihilismus, sondern eine bewusste Ablehnung bestimmter Lebensziele zum Vorrang anderer Lebensziele. Solche Gedankenansätze findet man zum Beispiel in der Bibel.

Man kann sehr viel Zeit damit verbringen, über das Leben und seinen Sinn nachzudenken. Oder man lebt einfach.

"Der Existentialist bedauert sehr, dass Gott nicht existiert" (Jean-Paul Sartre, Ist der Existentialismus ein Humanismus). Aber Existentialismus ist kein Nihilismus. Wenn auch keine Werte vorgegeben sind, so bist Du es doch, der welche setzt.

Wenn es Dich überhaupt gibt. Das glaube ich eigentlich nicht. In Wirklichkeit gibt es nur mich. Alles andere ist nichts als meine Vorstellung - Wahnvorstellung. Ab er warum beantworte ich meinen Wahnvorstellungen Fragen ?

Das War jetzt Solipsismus. Er ist die konsequente Fortsetzung des Nihilismus. Macht das jetzt glücklich ? Nein.

Nihilismus, liebe Brieftasche, macht rein gar nichts!

Nihilismus ist die "Religion" die solche Menschen annehmen oder selbst erfinden können, die bereits unglücklich sind, um sich in Ihrem Unglück bestätigt zu sehen und dabei am besten noch unglücklicher zu werden!

Nihilismus ist nicht Ursache, sondern Auswirkung von Unglück.

(zugegeben: Manchmal eine ziemlich intelligente Art von Unglück....;)