Machen Psychopharmaka impotent?

4 Antworten

Zunächst einmal: Die sexuellen Störungen, die Antidepressiva verursachen, treten viel zuverlässiger auf, als eine antidepressive Wirkung. Professor Peter Gotzsche schreibt, dass die Auslösung von sexuellen Funktionsstörungen die zuverlässigste Eigenschaft von Antidepressiva ist und witzelt, das er diese Medikamente deshalb unbedingt als „hochwirksame Mittel zur Störung des Sexuallebens“ (S. 309) empfehlen würde.

https://www.depression-heute.de/blog/antidepressive-medikamente-und-sexualitaet

Es gibt gewisse Psychopharmaka (allen voran Antidepressiva) die während der Einnahmedauer zu sexuellen Funktionsstörungen führen können. Damit ist nicht nur Impotenz sondern auch Anorgasmie oder gar kompletter Libioverlust gemeint.

Diese sexuellen Funktionsstörungen sind reversibel bzw. lassen nach Beendigung der Medikation wieder nach. In gewissen Fällen dauert es einige Monate bis alles wieder so funktioniert wie gewünscht. Es gibt jedoch sehr seltene Einzelfallberichte über Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI/SNRI im Zuge deren Einnahme die sexuellen Funktionsstörungen permanent bestehen blieben.


catlover69 
Fragesteller
 23.08.2019, 08:45

Ich hab ne Woche lang Benzodiazepine und 2 Tage lang insgesamt 3 Tabletten Antidepressiva (SSRI) genommen.

Da ich noch ein junger Mensch bin (22) sollte sich meine Potenz durch diese Medikamenteneinnahme nicht verschlechtert haben, nehme ich mal an.

Ich bin da etwas paranoid aber ich kann mir nicht vorstellen dass ein paar Tabletten meine Gehirnareale welche für die Sexualität zuständig sind "zerstören".

Ich kann mich nicht besser ausdrücken, tut mir leid.

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samm1917  23.08.2019, 09:03
@catlover69

Benzodiazepine führen nur sehr selten zu sexuellen Funktionsstörungen und wenn dann nur für die Zeitdauer der Wirkung.

SSRI zerstören den Gehirnteil nicht, welcher für die Sexualität zuständig ist. Sie hemmen selektiv die Wiederaufnahme des Botenstoffs Serotonin im synaptischen Spalt (zwischen den Gehirnzellen) und sorgen so zu dessen erhöhter Verfügbarkeit. Lässt man die Tabletten weg sinkt der Serotoninspiegel wieder.

Wenn man SSRI's jahrelang einnimmt kann es sein, dass es eine weile dauert bis alles wieder so wie gewünscht funktioniert, doch wenn man nur 3 Tabletten genommen hat sollte sich die Sache ziemlich schnell erledigt haben.

Millionen Menschen nehmen Antidepressiva, jeden Tag, und die meisten davon sind SSRI's. Bis Dato sind ca. 30-50 Fälle eines permanent anhaltender sexueller Funktionsstörungen wissenschaftlich bestätigt. Die Dunkelziffer dürfte etwas höher sein, doch müsstest du schon riesiges Pech haben wenn du zu diesem minimalstem Prozentsatz gehörst.

Ich beispielsweise habe 2x 4 Jahre lang Sertralin (ein SSRI) genommen. Als ich das Medikament jeweils absetze ging es ca. 2 Monate und dann war alles was die Sexualität betrifft wieder beim alten...

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Ja, das ist gut nachgewiesen. Besonders Antidepressiva vom SSRI-Typ haben diese widerliche Nebenwirkung. Sie kann auch bei einigen trizyklischen Antidepressiva auftreten. Eigentlich sind alle Medikamente, die an der Serotoninschraube drehen, impotenzverdächtig, weil Serotonin auch für die Sexualfunktionen von Bedeutung ist. Auch Neuroleptika bergen diese Gefahr, weil die meisten Mittel von den Antidepressiva abgeleitet sind.

Unter den SSRI-Nutzern werden nach Studienlage etwa 40% der Männer impotent, oft geht das auch nach dem Absetzen erst nach langer Zeit wieder weg.