Lohnt sich ein Chemiestudium heute noch - und wie sind die Chancen?
Hallo, da ich nächstes Jahr Abitur mache, bin ich schon länger auf der Suche, was danach passieren soll. Meine Leistungskurse sind Chemie und Mathematik, wenn das eine Rolle spielt. Bio und Physik habe ich behalten. Mein Schwerpunkt liegt klar auf den NaWis bzw MINT, vorzugsweise auf Chemie oder Bio.
Logische Konsequenz wäre für mich ein Chemiestudium, da das mir am grundlegendsten und vielfältigsten mit allen Richtungen erscheint. Trotzdem schreckt mich das Studium ab. Doktor ist ja üblich zwecks Profilierung und Spezialisierung, also dauert es min. 8 Jahre! Die Inhalte sind nach Erfahrungsberichten teilweise im Laboralltag nutzlos. Würde ich SOFORT danach anfangen, wäre ich erst mit 26 oder 27 fertig!
Der Bedarf an Chemikern ist ja nicht so da wie an Mathematikern, Informatikern, Physikern oder Ingenieuren. Biologen und Chemiker werden nach NaWitabelle im Schnitt eher schlechter als diese Gruppen bezahlt.
Lohnt sich das Chemiestudium überhaupt noch heutzutage?
Ich habe auch schon überlegt, eher eine spezielle Ausbildung in EINE Richtung zu machen, ich möchte aber schon gerne an die Uni. Duale Studiengänge sind rar.
Meine Alternativen wären etwa Geologie, Biologie, Pharmazie, Biomolecular Engineering, Physik, Materialwissenschaften oder etwas entsprechendes an der Hochschule. Die NCs sind kein Problem.
Der Doktor ist natürlich etwas gutes, ich bin da aber eher etwas skeptisch.
Lohnt es, sich Chemie mit Doktor zu studieren denn, oder sollte ich besser etwas 5 jähriges ohne Doktor studieren?
Ihr könnt auch gerne Erfahrungsberichte reinschreiben! Danke schonmal im Voraus!
5 Antworten
Ich bin promovierter Chemiker. Hier meine subjektive Meinung:
Wie der Arbeitsmarkt in 8-10 Jahren aussieht, kann dir niemand sagen. Es gab auch Zeiten, in denen Mathematiker/Physiker keinen Job gefunden haben und Chemikern hingegen der rote Teppich ausgerollt wurde...
Letztendlich kannst du aber mit JEDEM MINT-Fach erfolgreich sein. Das Ganze hängt aber halt davon ab, ob du einen Tunnelblick hast oder nicht. Die Industrie sucht flexible Arbeitskräfte. Wenn du dir neben dem Sudium BWL-, Projektmanagement-, IT-Kenntnisse etc. aneignest, wirst du keine Probleme haben. Letztendlich wirst du später für dein analytisches Denken bezahlt. Deswegen stellen unter anderem auch die großen Consulting-Firmen (Boston Vonsulting, McKinzie etc.) sehr gerne MINT-Fächler ein. Denk immer daran: die Unis bilden Chemiker meistens für eine akademische Karriere aus! Wenn du aber in die Industrie möchtest, darfst du nicht allein auf den Studienplan vertrauen.
Du hast auch Laborarbeit angesprochen. Du wirst als Chemiker nach deinem Studium nicht mehr im Labor stehen! Falls du Spass an der Laborarbeit hast, solltest du über eine Ausbildung zum Chemielaboranten nachdenken. Letzteres bietet eine sehr attraktive Vergütung (der IG BCE ist vermutlich der beste Tarif, den man so haben kann), von der so mancher promovierter Chemiker in kleineren Betrieben nur träumen kann. Viele Unternehmen unterstützen ihre Laboranten sogar bei Zusatzausbildungen (Techniker, Bachelor etc.).
Studienzeit: 8 Jahre ist möglich, aber fast die Ausnahme. Rechne mal lieber mit 9-10 Jahren. Auslandssemester? Führt bei vielen Unis auf Grund schlechter Studienpläne oftmals zu Zeitverlust (dennoch sinnvoll). Diplom-/Masterarbeit läuft nicht so? Manchmal ist eine Verlängerung nötig. Doktorarbeit an einer anderen Uni (evtl. auf Geund fehlender Geldmittel an der alten Uni)? Ggf. wieder etwas Zeitverlust. Promotion in 3 Jahren? Ich kenne viele, die 5 Jahre oder mehr brauchen...
Bezahlung: die chemische Industrie zahlt gut (da muss man sich defintiv nicht vor Physikern, Ingenieuren und co verstecken), aber die Stellen sind halt auch rar. Ich bin bei einem DAX-Unternehmen eingestiegen und verdiene eben mal das Doppelte wie mein Kollege, der nur in einem kleineren Betrieb untergekommen ist.
"oder sollte ich besser etwas 5 jähriges ohne Doktor studieren?"
Auch bei den anderen von dir genannten Fachrichtungen ist die Promotion sinnvoll und erwünscht. Insofern ist deine Überlegung falsch.
Deutschland hat eine in der Welt führende chemische Industrie, auch wenn ihr von Umweltverbänden und manchen Medien das Leben schwer gemacht wird.
Du solltest keine Probleme bekommen, einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden. Meistens wirst du nach dem Diplom oder Master während der Promotion bereits bezahlt.
...aber die Arbeit kann man als Dissertation verwerten - meistens.
Man wird während der Promotion schlecht bezahlt und verliert das Geld, welches man bekäme, wenn man bereits einen richtigen Job hätte.
Also ich hab mir bei meiner Studienwahl nie die Frage gestellt ob sich das Studium lohnt. Nur danach was mir gefällt und was mir Spaß macht.
Meiner Meinung “lohnt“ sich ein Studium insofern nicht, wenn man dabei keinen Spaß hat.
Haha, warte mal auf die Zeit der Promotion und danach.
Habe jetzt deinen Post erst ausführlicher gelesen. Pharmazie ist dem Chemiestudium in den meisten Fällen vorzuziehen, die Approbation ist immer noch recht wertvoll.
Von Biologie (oder allen Verwandten wie Life Science, Molekularbiologie, ...) lässt du mal besser die Finger.
Du machst auch den großen Fehler, dich viel zu sehr an den Sachen zu orientieren, die du von der Schule kennst. In der Schule lernt man sehr viel unnützes Zeug. Die Lehrpläne haben sich in den letzten Jahrzehnten nur leicht verändert, der Arbeitsmarkt ist aber nicht mehr derselbe.
Du musst zuerst überlegen, welchen JOB du gern machen möchtest. Dann kann man schauen, welches Studium dich dorthin bringt.
Wieso sollte der Doktor prinzipiell etwas gutes sein? Den kann man in jedem Fach machen. Der ZWANG zum Doktor besteht aber aufgrund der hohen Konkurrenz nur in Fächern wie Chemie, ich sehe das eher als etwas negatives.
Falls dein Abischnitt top ist, solltest du dringend über Medizin nachdenken. Und nein, wenn du nicht willst, musst du nach dem Studium nie wieder einen Patienten sehen, kannst einen Facharzt in Mikrobiologie oder Klinischer Chemie machen und hast top Karriereaussichten.
kommt drauf an, wo du dich in 10 Jahren siehst. eine Garantie für nen guten Job hat man damit schon lange nicht mehr. Wie sind deine Noten insgesamt, wieviel willste in 10 Jahren netto haben? In welchem Land willste wohnen? Was wäre dein Traumjob?
Das ist insofern richtig, als dass das kaum mehr ist als ein Student zum Leben hat und man Vollzeit arbeitet.