Lohnt sich das Mathe Studium?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

Deine Frage ist durchaus berechtigt und es macht Sinn, diese zu stellen. Obwohl meine Antwort erst jetzt nach knapp einem Jahr kommt und Du vermutlich schon gewählt hast, hoffe ich dadurch möglichst viele weitere "Interessenten" zu erreichen. Ob sich ein Mathestudium lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ich selbst habe vor 2-3 Jahre mein Studium abgeschlossen und kann daher eher berichten, worauf man sich im Studium und im Beruf einstellen muss.

Das Studium ist an allen deutschen Unis sehr anspruchsvoll und zeitraubend, aber nicht unmöglich. Jeder durchschnittlich begabte Schüler mit viel Einsatzbereitschaft und Interesse kann dieses Studium erfolgreich abschließen. Durch das Studium verkaufst Du aber Dein Privatleben für 5-6 Jahre. Während Altersgenossen heiraten, Kinder bekommen, Häuser bauen und finanziell gut abgesichert sind, beschäftigst Du Dich mit Wahrscheinlichkeitsmaßen u.ä., zahlst jahrelang Miete/Studiengebühren, und wachst aus Deinem "(Alp-)Traum" erst mit knapp 30 Jahren auf. Das Studium kann (bei vorhandenen Vorlesungsangebot) zwar interessant sein; aus privater Sicht ist es ein absoluter Reinfall. Nur wenige Studiengänge verlangen soviele Opfer wie dieser!

Wie in jedem "MINT"-Studiengang gibt es auch hier Zwangsvorlesungen, die nur zum Rausprüfen dienen und keinerlei Interesse wecken. Im Hauptstudium wird man vielleicht 5-10 Vorlesungen besuchen (können), die wenigstens ein wenig Realitätsbezug besitzen und interessant sind. Auffallend ist auch die didaktische Inkompetenz vieler Dozenten, die es sich auf ihrem Lehrstuhl eingerichtet haben, und Studenten als Melkkühe für wissenschaftliche Arbeiten (z.B. 2-jährige Diplomarbeiten) missbrauchen.

Leider hatte ich nicht das Glück, allzu viele Kommilitonen auf meiner "Wellenlänge" kennenzulernen. Viele Mathestudenten, insbesondere WiMa-Studenten, sind einfach nur karrieregeile Affen, denen man besser aus dem Weg gehen sollte. Viele Lehramtsstudenten haben ebenfalls null Interesse am Fach und wollen nur in den Hafen der gutbezahlten Verbeamtung auf Lebenszeit einschiffen. Wenn man mit Kindern klarkommt, ist Lehramt Mathe durchaus eine Option. Jedoch ist Mathe auf Diplom/Master für die meisten Studenten der falsche Weg in den Beruf.

Als Matheabsolvent kann man sich aber sicher sein, dass man "irgendeinen" Job finden kann. Hier muss aber auch erwähnt werden, dass ich im Rahmen meiner bisherigen Jobsuche von Versicherungen nur Absagen bekommen habe, obwohl meine bisherigen Abschlussnoten sehr gut sind. Auch als ich in einer Versicherung ein Praktikum machen wollte, hagelte es aus dieser Branche nur Absagen. Den klassischen "Mathearbeitgeber" kannst Du somit gleich vergessen, es sei denn Deine Verwandtschaft hat Vitamin B zu einer Versicherung. Das gleich gilt für oftmals genannte interessante Arbeitnehmer wie den BND (Kryptographie) etc. In der Regel landen Mathematiker eher im IT-Bereich und werden Codemonkey oder Beraterknecht. Eine Kommilitonin ist etwa im Einzelhandel "gelandet". Von daher bekommen Mathematiker i.d.R. ganz normale Jobs wie Leute ohne Studium, in denen sie den hart erkämpften Mathestoff aus dem Studium nicht mehr im Geringsten benötigen. Oftmals werden Sie mit Leuten, die nur eine Ausbildung gemacht haben, gleichgestellt. Zwar steigt man im Betrieb ein wenig höher ein; jedoch hat man jahrelange Gehaltsausfälle hinter sich und muss sich dort erst einmal beweisen! Während Azubis diesen Job schon seit knapp 10 Jahren machen, muss ein Mathematiker komplett von vorne beginnen und zudem in kürzerer Zeit mehr Leistung bringen. Aus diesen Gründen lohnt sich ein Mathestudium i.d.R. aus beruflicher und finanzieller Sicht nicht, auch wenn man nach dem Studium einen Job bekommt.

Mathematiker werden in den Betrieben nur gerne gesehen, da sie eine gewisse Frustrationstoleranz mitbringen. Unternehmen gehen also davon aus, dass diese Personen wahre Wunder vollbringen können, bis zum Umfallen arbeiten und am besten nichts kosten. Solche Jobs hält niemand auf Dauer aus!

Fazit: Ich kann nur jedem abraten, Mathe zu studieren! Aus privater und finanzieller Sicht ist ein Master-/Diplomstudiengang ein absoluter Reinfall. Es lohnt sich nur, wenn man Vitamin B hat oder an der Uni bleiben möchte; auch Lehramt ist noch eine Option. Ansonsten kann ich nur sagen: FINGER WEG! Hört nicht auf die Propaganda die seit Jahren von den Unis und Unternehmen verbreitet wird. Die Unternehmen wollen nur an billige Sklaven herankommen, wofür das Mathestudium als Vorselektion dient. Das Studium wird sich nur mit viel Glück auszahlen. Es gibt diese 100.000+ € Jobs für Mathematiker, aber die bekommen nur die wenigsten! Ansonsten kann ich noch folgende Seiten zur Lektüre empfehlen: http://www.mikrocontroller.net/topic/98756 (Beitrag von Jorge ist empfehlenswert)

BlackCat94 
Fragesteller
 28.01.2013, 23:47

vielen dank , ich hab mich zum glück nicht für mathe entschieden. Hab E-technik gewählt :)

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CLight  29.01.2013, 22:27
@BlackCat94

Elektrotechnik ist zwar mathelastig und anspruchsvoll, aber sinnvoller und angenehmer als ein Mathestudium. Es ist auch kein Massenfach wie Maschinenbau, was die Jobchancen erhöht. Man muss aber aufpassen, nicht in einer Leihbude zu enden. Dieses Land braucht keine Ingenieure, insbesondere keine Berufsanfänger mit Ingenieursabschluss. Von daher würde ich mich nicht zu früh freuen! Wenn ich nochmal die Wahl hätte, würde ich mich für eine vernünftige Ausbildung in einem Konzern entscheiden (mit Abi < 1.5 wird man zwischen den Realschülern schon etwas Brauchbares finden, auch ohne Vitamin B). Studieren könnte man danach immer noch. Eine Verbeamtung im gehobenen Dienst wäre eigentlich auch nicht schlecht. Da es für Uni-Absolventen aber nur miesbezahlte, befristete Angestelltenverträge beim Staat gibt (z.B. Bundesagentur für Arbeit) scheidet der Ö.D. auch aus.

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Als Mathematiker wirst Du nach Deinem Studium mit ziemlicher Sicherheit leicht eine Anstellung finden.
Banken und Versicherungen suche immer Mathematiker und zahlen auch, soweit ich weiß, sehr gut.
Natürlich wird es auch in der Forschung Bedarf an Mathematikern geben.
Als Lehrer wirst Du kaum "enden" (;o), dazu müsstest Du imho auch Lehramt studieren.
Geh vlt. einfach mal zur nächsten Uni mit mathematischer Fakultät und hör Dich dort um. Die helfen bestimmt gerne.
Aber vielleicht bekommst Du ja auch hier noch Rat von einem Fachmann, ich weiß das auch nur aus zweiter Hand.

BlackCat94 
Fragesteller
 05.03.2012, 16:26

wozu brauchen versicherungen mathematiker

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Oubyi, UserMod Light  05.03.2012, 16:45
@BlackCat94

Da geht es, soweit ich weiß hauptsächlich um die Risiko-Kalkulation und so weiter.
Da sind Mathematiker unersetzlich. Ähnlich bei Banken.
So wie ich gehört habe, sind das DIE beiden Bereiche, in denen die meisten Mathematiker arbeiten.
Wenn Du anfängst zu studieren, wirst Du Dich wohl noch wundern, WAS Mathematik alles ist und kann.

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