Linksautoritär?

12 Antworten

Linksautoritäre wollen eie linke Diktatur oder zumindestens ein dahin tendierendes System. Ein gutes Beispiel für einen linksautoritären Staat ist bzw war die DDR. Der Marxismus bzw der Leninismusist durch die Sache mit der Diktatur des Proletariats durchaus Autoritär. Lenin war ja schließlich ein Diktator.

Es gab niemals ernsthafte Bestrebungen eine Anarchie zu etablieren weshalb man nicht weiß ob dieses System funktionieren wird

Ist es schlecht eine Diktatur zu befürworten?

Der Anarchismus ist kompt gegen eine Staatliche Ordnung und dementsprechend auch gegen die von dir genannten Ideologien.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich studiere Geschichte und bin an Politik interessiert

Anarchist:innen wollen Kapitalismus und Staat überwinden und eine solidarische und herrschaftsfreie Gesellschaft. MLer sind zwar gegen Kapitalismus, finden den Staat als Unterdrückungsinstrument aber ganz geil, weshalb sie auch als bürgerliche Kommunist:innen bezeichnet werden

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Wenn man autoritär denkt, meint man Sachen wie "Es wird so gemacht und nicht anders. Widerspruch dulde ich nicht."

Das ist schon eine radikalere Art zu denken.

Wenn jetzt noch das Attribut "links" dazu kommt, ist das verwirrend, weil autoritär eher zu Menschen mit rechter Gesinnung passt.

Aber da es sowohl im linken als auch im rechten Spektrum Extreme gibt, ist die Bedeutung Jacke wie Hose.

Beides meint, daß derjenige radikal denkt.


Frosch161  03.03.2022, 23:12
“Es wird so gemacht und nicht anders. Widerspruch dulde ich nicht.“

Was du beschreibst ist die Herrschaft von Menschen über andere, die in vielen Bereichen der Gesellschaft das Verhältnis der Menschen zueinander bestimmt (Regierung <> Untertanen, Manager:in <> Arbeiter:innen, Lehrer:in <> Schüler:innen).

Nicht auf Zwang und Unterordnung basierende Beziehungen sind z.B. die zwischen Freund:innen.

Anarchist:innen glauben, dass die ganze Gesellschaft auf Basis von Solidarität und freiwilliger Kooperation funktionieren sollte - eben so wie das Verhältnis von Freund:innen zueinander.
Diese Idee bricht radikal mit der politisch vorherrschenden Lehre des „egoistischen Menschen“, der Dinge nur zu seinem eigenen Vorteil tut - ein bereits mehrfach soziologisch widerlegtes Menschenbild auf dem u.a. Staat und Kapitalismus aufbauen.
Aus diesem Grund lehnen Anarchist:innen Staat und Kapitalismus, wie auch alle anderen Formen der Herrschaft ab.

Autoritäre Linke (z.B. Marxisten-Leninist:innen) hingegen wollen nur den Kapitalismus abschaffen - am Staat als Unterdrückungsinstrument und dem im zu Grunde liegenden Menschenbild soll vorerst nicht gerüttelt werden. Das ist nicht radikal sondern vielmehr ein der Ideologie der Herrschenden angepasster, bürgerlicher Kommunismus!

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kapundkappa  05.03.2022, 09:03
@Frosch161
ein bereits mehrfach soziologisch widerlegtes Menschenbild

Das glaube ich eher nicht, oder hast Du links oder Studienergebnisse, die deine Behauptung beweisen können? Ach was, warum frage ich überhaupt...? Ich könnte mindestens genauso viele Studienergebnisse aus dem Netz fischen, die genau das Gegenteil behaupten.

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Frosch161  05.03.2022, 11:37
@kapundkappa

Kann dir nur das Buch „im Grunde gut“ des niederländischen Historiker Rutger Bregman empfehlen, in dem sind sehr viele Studien mit Quellenangabe zusammengefasst.

Oder überleg doch mal, wie du dich siehst. Bist du ein Mensch, der für gewöhnlich rücksichtslos und egoistisch handelt, oder überwiegen deine guten Eigenschaften?Wenn du jm in einer schlechten Situation siehst, überlegst du dann wie das ausnutzen kannst oder ist dann dein erster Impuls, diesem Menschen zu helfen oder ihn wenigsten zu trösten?

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kapundkappa  05.03.2022, 12:36
@Frosch161

Gute Frage. Ich sehe mich mal so und mal so. An guten Tagen bin ich nicht so egoistisch. Die Gründe dafür, könnte an den Strukturen hier liegen. Keine Ahnung. Danke für die BuchEmpfehlung.

Natürlich kann man so gut wie alles mies machen.... Was nicht unbedingt meine Absicht ist.

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Heyyh71d  28.04.2024, 07:59
@Frosch161
am Staat als Unterdrückungsinstrument und dem im zu Grunde liegenden Menschenbild soll vorerst nicht gerüttelt werden

Falsch. Marx und Engels beschreiben im Manifest der kommunistischen Partei, dass zusammen mir der Bourgeoisie gegen das bestehende System gekämpft wird, um danach direkt und unumgehend als Proletariat gegen die Bourgeoisie zu kämpfen und eine Diktatur des Proletariats einzuführen.

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Heyyh71d  28.04.2024, 07:57

Autorität kann durchaus ein linkes Attribut sein, wenn sie den Theorien von Marx und Lenin folgt (Diktatur des Proletariats).

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Warum stehen Marxisten-Leninisten oft im Krieg mit Anarchisten?

Die Anarch@s wurden von den MLern in der Geschichte oft zur Bekämpfung der Reaktion benutzt und dann verraten und teilweise sogar ermordet - wie z.B. in der russischen Revolution die Machnowschtschina, die die Bolschewiki erst als Verbündete gegen die Weißen brauchten und dann blutig niedermachten.

Überhaupt wurden in der Sowjetunion die Anarchist:innen (und andere dissidente sozialistische Strömungen) teilweise brutal verfolgt und unzählige Menschen ermordet - nicht nur unter Stalin, sondern schon unter Lenin, und zum Teil auch nach der Stalin-Ära. In der Revolutionszeit waren die Anarch@s noch als Verbündete gegen die zaristischen Kräfte willkommen, aber als dieser Kampf gewonnen war, hat man planmäßig versucht, sie auszuschalten.

Als "autoritär" werden Anhänger:innen des Marxismus-Leninismus deshalb bezeichnet, weil sie den Sozialismus über eine Machtübernahme im Staat erreichen wollen, was nach Ansicht der Anarchist:innen nicht funktionieren kann. Bakunin brachte es auf den Punkt: "Nehmt den Überzeugtesten Revolutionär und setzt ihn auf den Thron aller Reussen (=Russen) - und ehe ein Jahr vergangen ist, wird er schlimmer sein als der Zar." Die Geschichte der autoritär-sozialistischen Revolutionen (oder soll ich sagen: "Putsche") hat die Wahrheit dieser Befürchtung zumindest in weiten Teilen bestätigt. Man sehe sich zum Beispiel an, was aus China geworden ist.

Und wo der Anarchismus funktioniert hat? Anarchistische Experimente wurden meistens nach kurzer Zeit von reaktionären/autoritären Kräften niedergeschlagen. Man kann vielleicht sagen, dass die Zeit noch nicht so ganz reif zu sein scheint, dass sie sich dauerhaft irgendwo halten können. Im Moment gibt es z.B. ganz erfolgversprechende Ansätze in den befreiten Gebieten in Chiapas/Mexiko. Wie sich Rojava hält, weiß ich gerade nicht.

Für Ansätze anarchistischer Strukturen musst Du allerdings gar nicht so weit und gefährlich reisen: bei uns in der Gegend vermehren sich die anarchistischen Kollektivbetriebe gerade rapide, und kollektives Wohnen (-> Mietshäusersyndikat, Ökodörfer) liegt auch gerade voll im Trend.

Linke wollen im Grunde keine Diktatur, aber ohne sie würde der Sozialismus augenblicklich zusammenbrechen, schließlich gibt es zahlreiche erbitterte innere und äußere Feinde. Das Übel ist nur, dass die notwendige zeitweilige Diktatur in eine dauerhafte umschlägt, weil der Sozialismus - noch - nicht im Weltmaßstab je siegte.

Und noch was, halb,- und unterentwickelte Staaten sind für den Sozialismus im Allgemeinen ungeeignet, schon weil sie eine harte Diktatur errichten, z.T. errichten müssen, was jeden halbwegs entwickelten Menschen abstößt. Ich denke hierbei an Stalinismus und Maoismus. Marx und engels wußten dies und empfahlen den Sozialismus nur für hochentwickelte Staaten, weil da die Produktivkräfte schon entwickelt sind.