"lilene Farbe"?

4 Antworten

Manche Farbadjektive wie lila und rosa kann man nicht deklinieren; sie sind form­unver­änder­lich, weil sie auf -a enden, was bei echt deutschen Adjektiven nicht auftritt und sich mit der Formenbildung spießt. Man muß also sagen eine lila Hose oder eini­ge rosa Blumen.

Diese unveränderlichen Adjektive klingen ein bißchen komisch, weil Adjektive ja sonst anders funktionieren und je nach Kasus, Genus und Numerus des Bezugswortes ver­schie­dene Endungen annehmen. Als Ausweg kann man Zusammensetzungen in der Art von lilafarben oder lilafarbig oder rosarot verwenden, aber die klingen wiederum manch­mal ein biß­chen zu formal.

Beide Adjektive sind übrigens erst seit dem 18. Jahrhundert im Deutschen: lila von französisch lilas “Flieder” und rosa von lat. rosa “Rose”.

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Nur die Grundfarben wurden mal gebeugt, Mischfarben oder Schlimmeres nicht.

Also: Die rote, blaue oder grüne Wand und die rosa, orange, lila Tür mit dem fliederfarbenen Rahmen.

Das hat sich inzwischen geändert, siehe unten indiachinacook

Woher ich das weiß:Hobby
indiachinacook  24.11.2023, 19:19

Das hat nichts mit Mischfarben zu tun: die beigen Hosen, die purpurne Dekoration, die braunen Pfützen, ein türkises Dach, die orangen Früchte, eine pinke Nelke. Es stimmt, daß ich bei türkis und orange auch schon uninflektierte Formen gesehen habe, aber das scheint zumindest ein extremes Minderheitenphänomen zu sein, oder einfach eine Marotte.

Der entscheidende Punkt ist bei rosa und lila ist, daß diese Adjektive auf -a enden und da­her mit den üblichen Endungen unverträglich sind. Genau deshalb fügen man­che Spre­cher ein -n- ein, was im Prinzip nicht unsinnig ist, aber eben auch nicht Standard.

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indiachinacook  24.11.2023, 20:40
@WilliamDeWorde

Das muß aber schon seit vielen Jahrzehnten so sein. Bei Goethe habe ich einmal die purpurne […] Schale gefunden (Faust 2). Die anderen zuvor erwähnten Farb­adjek­tive kommen in meiner kärglichen Literatursammlung am Laptop leider nicht vor.

Ich bin mir aber sicher, daß man beige oder orange auch schon in den Achtzigern flektiert hat (ein oranger Ball). Da ich aus Österreich komme, habe ich die Form mit ein­ge­scho­be­nem -n- immer schon als ausländisch empfunden, das hat in Öster­reich nie je­mand gesagt.

Mit Google Ngram finde ich auch viele Belege für gebeugtes türkis ab den 70ern, und für gebeugtes orange noch viel früher (allerdings mit starkem Anstieg in den 70ern). Beispiele:

unter türkiser Glasur bemalte Fliesenbruchstücke (1976)
Tiger auf türkisem Feld (1983)
äussere [sic!] Blüten orange, mittlere gelb mit orangem Saum (1901)
aus orangem, leicht gemagertem und hart gebranntem Ton (1972)
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Sprachlich am elegantesten wäre "lilafarben" statt des meist verwendeten "lilane". Ein ähnliches Problem gibts bei "rosa": "rosane" wird oft gesagt aber "rosafarben" wäre besser.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Muttersprachler und ehem. Lehrer