Könnt Ihr von schönen Erinnerungen aus der Vergangenheit zehren?

Das Ergebnis basiert auf 16 Abstimmungen

Nein, mich machen sie eher traurig 63%
Ja, ich kann davon zehren 38%

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Nein, mich machen sie eher traurig

Bzw. scheint es mehr so zu sien, dass ich mich nicht so an die schönen Momente erinnern kann, wie ich das gerne hätte.

Das ist so ziemlich mit das, was mich am ehesten zum heulen bringt, daran zu denken, wie schön manche Momente waren und mir bewusst zu sein, dass sie vergangen sind und niemals ewig halten, oft nichteinmal länger als für einen Moment.

(Ich neige im Übrigen dazu mich bei Leuten zu bedanken, die mich zum heulen bringen, schlicht, da das derart selten vorkommt und an sich ein eher gutes Gefühl ist (wohl da es erleichtert und oft zusammen mit eigentlich schönen Gedanken auftritt). Demnach, auch wenn es nur kurz war, möchte ich dir Danke sagen.)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Laie mit Interesse an Psychologie

checkpointarea 
Fragesteller
 02.06.2021, 17:06
Das ist so ziemlich mit das, was mich am ehesten zum heulen bringt, daran zu denken, wie schön manche Momente waren und mir bewusst zu sein, dass sie vergangen sind...

Wir können uns die Hand geben. :/ Besonders, wenn die Zeit unwiderbringlich ist, weil beispielsweise ein bestimmter Ort, oder eine bestimmte Person nicht mehr existiert, stürzt mich das teilweise sogar in eine Art Loch.

Ich neige im Übrigen dazu mich bei Leuten zu bedanken, die mich zum heulen bringen, schlicht, da das derart selten vorkommt und an sich ein eher gutes Gefühl ist (wohl da es erleichtert und oft zusammen mit eigentlich schönen Gedanken auftritt). Demnach, auch wenn es nur kurz war, möchte ich dir Danke sagen.

War keineswegs meine Absicht, aber interessant zu sehen, wie manche Menschen "funktionieren".

2
Destranix  02.06.2021, 17:10
@checkpointarea

Wenn es nur das wäre. Bei mir ist quasi jeder schöne Moment unwiderbringlich, schlicht, da es kaum dazu kommt, dass er sich wiederholt. Wenn doch, dann meist nur in anderer Intensität oder verändert.

Das Leben kann schon grausam sein, wenn es uns das Erstrebenswerte vor Augen führt, nur, um es sofort wieder wegzunehmen.

Da bleibt einem nur, sich Phantasiekonstrukte zu wünschen oder bestimmte Arten der Freude komplett zu ignorieren, zumindest solange, bis sie von alleine wiederauftreten.

1
checkpointarea 
Fragesteller
 02.06.2021, 17:11
@Destranix

Die Sätze eines scheinbaren Hobbyphilosophen muss ich direkt am Abend nochmals lesen, um sie in ihrer Gesamtheit zu verstehen. :D

1
Destranix  02.06.2021, 17:16
@checkpointarea
War keineswegs meine Absicht, aber interessant zu sehen, wie manche Menschen "funktionieren".

Ja gut, das lag auch nicht an dir allein und war leider auch nur von kurzer Dauer.

Die Sätze eines scheinbaren Hobbyphilosophen muss ich direkt am Abend nochmals lesen, um sie in ihrer Gesamtheit zu verstehen.

Hm, ja, wenn ich traurig bin neige ich dazu, Lebensweisheiten von mir zu geben, die zwar weise scheinen mögen und oft auch etwas gestelzt klingen, im Kern aber nicht wirklich verifiziert sind.
Schlicht eine Jammerei, die zwar Wahrheit in sich hat, aber eine pessimistischere/einfachere Weltsicht propagiert, als ich sie tatsächlich habe. Wobei durchaus auch sehr hohe Erkenntnisse dabei herauskamen, denn das regt dazu an, sich hohe philosophische Fragen zu stellen und sie zu beantworten und hebt mich damit auf höhere Erkenntnissebenen.

Das jetzt ist aber kaum vergleichbar mit dem von vor mehr als einem Jahr.

1
Destranix  04.06.2021, 08:31
@checkpointarea

Nun, an sich, auch wenn es mich mein eigenes Leid sehen lässt, verschafft es mir doch oft Einblicke in höhere Erkenntnisebenen und sorgt dafür, dass ich Dinge anstrebe, die außerhalb des vorstellbarem liegen.
Zudem scheint mir, dass auch alte Erinnerungen dann öfters Mal hochkommen, auchw enn diese schlußendlich oft nur schmerzen oder direkt verblassen.

Es verschafft mir die Möglichkeit, die Gesamtheit und Nichtigkeit des Ganzen zu sehen und dabei die Details zu ignorieren.
Am Besten wäre es natürlich, alle Details auch erfahren zu können und dennoch das ganze zu sehen, doch das wird kaum "realistisch" erreichbar sein.

1
Nein, mich machen sie eher traurig

Beides, aber im überwiegenden macht mich die Erinnerung an die Vergangenheit traurig, insbesondere dann, wenn die Menschen nicht mehr leben oder wenn es mir gerade schlecht geht, aber damals gut ging.

Liebe Grüße!

Nein, mich machen sie eher traurig

Mein Problem ist das ich die jetzige Zeit nicht schön finde und auch nicht richtig in die Zukunft schauen kann.

Daher macht mich der Blick in die Vergangenheit traurig. Denn die schöne Zeit kommt nicht mehr zurück.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – War in Therapie und hab noch Dies/Das. :P
Nein, mich machen sie eher traurig

Ich habe ewig versucht, die Vergangenheit zu verdrängen, aber wenn ich an die Vergangenheit denke, dann erinnere ich mich automatisch an Zeiten, in denen ich nicht wirklich glücklich war.


checkpointarea 
Fragesteller
 02.06.2021, 17:09

Dich macht also eine schöne Vergangenheit nicht traurig?

0
blurryeyes22  02.06.2021, 17:11
@checkpointarea

Die schönen Erinnerungen sind mir sehr wichtig, wenn man an eine schöne Zeit denkt, erinnert man sich gerne daran.

Das Erinnern an das Schöne macht mich nicht traurig.

1
Ja, ich kann davon zehren

Mal so und mal so. Eigentlich aber eher positiv, ich schöpfe aus der Vergangenheit oft Kraft und meine Maxime ist "doppelt lebt, wer Vergangenes genießt". Es gibt auch traurige Erinnerungen etwa wenn man spürt, dass gewisse Dinge und Menschen nicht mehr wieder kommen - vor allem mein Großonkel (Onkel Rudi) fehlt mir, obwohl ich weiß, der wäre jetzt 88 Jahre alt bzw. würde dieses Jahr 89 werden - wer weiß ob er das (er wurde 84) überlebt hätte und wie es ihm heute ginge. Er war ein ganz toller Mensch, mit dem ich viel Zeit verbrachte ... starb mit 84 Jahren unverhofft und war Tags zuvor sogar noch mit dem Auto - BMW E39 als 523i in Cosmosschwarz völlig ohne Extras außer Klimaautomatik und BMW Business RDS ... weil du ja auch einen hast schreibe ich das mal - beim Treffen ehemaliger Kollegen. Er war aus meiner Familie sicher mit der Ehrlichste und könnte mir heute ganz viel sagen über gewisse Dinge, die er zu Lebzeiten durchweg angedeutet hat, aber nicht aussprach um mir nicht weh zu tun. Heute weiß ich warum.

Bei mir war es leider so, dass sich viele Dinge, an die ich fest geglaubt hatte im Nachhinein als nicht so herausgestellt haben, wie sie in Wirklichkeit gewesen sind. Ich wuchs bei meinem Opa auf, der verschiedene Dinge vor allem bezüglich meiner Mam anders dargestellt hat, wie sie waren und damit auch bis vor wenigen Jahren Erfolg hatte. Erst als meine Freundin drauf bestand, dass ich sie suche und Kontakt aufnehme klärte sich das auf ... und ich wurde unterm Tisch immer kleiner als ich erfuhr - sie hat über 10 Jahre lang versucht, Kontakt mit mir aufzunehmen, aber der Opa hat alle ihre Briefe zurückgeschickt und mit mehr oder weniger diffamierenden Kommentaren in roter Schrift "ergänzt". Sie hat mir alle gezeigt und ich habe die Schrift meines Opas sofort erkannt.

Onkel Rudi hat mir eine Zeit lang immer gesagt - der Opa ist lieb und nett, ein freundlicher Mann, von dem man alles haben kann, aber glauben kannst du ihm nicht alles. Im Nachhinein erfuhr ich, dass er meine Mam unter der Hand bis zu seinem Tod - auch diese Briefe habe ich alle gesehen - regelmäßig per Brief und Telefon mit Infos und Fotos über mich gefüttert hat und sie bei ihrem Lehramtsstudium finanziell unterstützte. Meine Mam hat gesagt, an seiner Beerdigung hätte sie meine Freundin und mich zum ersten Mal richtig gesehen, blieb aber im Hintergrund. Hätte mein Opa das rausgekriegt, wäre Polen offen gewesen. Er konnte ziemlich hässlich sein, wenn jemand was tat, das er nicht "duldete" - und er hätte es auch nie akzeptiert, dass ich heute so rumlaufe wie ich es tue (siehe mein Profilfoto) und das Leben lebe, das ich mit meiner Freundin heute lebe. Es wäre ihm ziemlich peinlich gewesen, zum Glück bekam er es nicht mit, dass ich nicht mehr für den Gemeinderat kandidiert habe und den "tollen Job" hingeschmissen habe bzw. wechselte in eine Stelle, die mir viel mehr Spaß macht.

Auch wenn ich bei ihm eine gute bzw. sichere und finanziell solide Kindheit und Jugendzeit hatte, in der es an nichts gefehlt hat und mir meine Mam diese in ihrer damaligen Situation nicht hätte geben können - das sagt sie heute unumwunden selber - hat das, was mein Opa mir immer erklärt hat, tiefe Kratzer bekommen. Er hat u.a. behauptet, ich solle damit leben, dass meine Mutter nichts von mir wissen wolle und ich in ihren Augen ein Schädling sei. Als er starb, fiel ich ihn in ein tiefes Loch, aus dem meine Freunde und meine Freundin sowie mein Onkel mich rausgezogen haben. Leider kann ich ihn nicht mehr fragen, was er damit bezwecken wollte - meine Mam sagt, er war so unzufrieden mit ihr und so enttäuscht von meinem Vater (die sind geschieden - ich weiß nicht ob er noch lebt und das ist besser so ), dass er einfach zutiefst verletzt gewesen sein muss und in seinem katholischen Glauben verwundet.

Ob er es getan hat um mich zu schützen (die Wahrheit war tatsächlich unschön) oder um sich besser dastehen zu lassen, weiß ich nicht und ich kann ihn nicht mehr fragen. Auch Onkel Rudi kann ich nicht mehr fragen, obwohl ich weiß, der könnte mir unendlich Geschichten und auch die mutmaßliche Wahrheit erzählen.

Richtig dumm ist es vor allem (und dann tut es auch weh), wenn wie vor Monaten ausgerechnet dann im Autoradio zufällig Fernando Express ("Canzone di Luna") und damit eine Gruppe meiner eigenen Kindheit (die der Opa sehr gemocht hat) läuft und man sich auf dem Weg zur Arbeit sofort an Dinge aus der Kindheit im Zusammenhang mit dem Opa und dieser Musik erinnert ----> Dinge, von denen man im Nachhinein gar nicht mehr weiß, ob das alles ehrlich und echt war oder nur eine vorgetäuschte Wahrheit. Das Gefühl ist so bescheuert wie der Moment, in dem man realisiert, dass man vielleicht einer Lüge aufgesessen ist.

https://www.youtube.com/watch?v=n80CRNhy40A

Und das tut im Endeffekt mehr weh als manche Erinnerung, von der ich weiß, dass sie nicht mehr wieder kommt etwa weil die Leute, um die es sich dreht gestorben sind oder nicht mehr greifbar. Immerhin können wir jetzt alles nachholen ... und ich muss sagen: Mam ist 'ne sehr coole Frau, die viel mitmachen musste, von Männern heute nix mehr wissen will und das Beste aus allem gemacht hat & ich bin stolz auf sie ;-). Und meine Freundin (Schatzele gehört einfach dazu) ist die "perfekte Schwiegertochter" - die mögen sich und das ist mir wichtig! Natürlich gibt's manchmal Konflikte, aber das gibt es immer und generell muss ich sagen, dass es wirklich gut ist. Mir war es auch wichtig, dass sie jetzt in unserer Nähe wohnt und wir viel zusammen machen. Je länger ich mich mit ihr beschäftige, umso mehr merke ich, dass ich menschlich eindeutig die mütterlichen Gene geerbt habe, sogar ein paar Gemeinsamkeiten haben was den Klamottengeschmack angeht (ich sage nur umgekrempeltes Jeanshemd oder Kurzarm über Langarm^^) - das hat der Opa nicht aus mir rausgekriegt ;-)