Keine sichtbare Behinderung?
Warum ist es so schwierig ernst genommen zu werden von Menschen die einem kennen, wenn man keine sofort sichtbare Behinderung hat?
Die denken dann oft zuerst man soll sich nicht so anstellen, man hätte ja gar nichts etc.
Bis sie einem besser kennen.
6 Antworten
Willkommen in der Realität!
Ich habe einen GdB von 100, den man mir aber nicht "ansieht"... ich habe ein blaues Berechtigungsschild im Auto (Ablage vorne an der Scheibe) und werde trotzdem von Passanten angepflaumt, wenn ich mal auf dem Schwerbehindertenparkplatz stehe.
Nein, ich sitze weder im Rolli noch bin ich optisch irgendwie auffällig...aber die GdB bestehen zu Recht. Und die Erkrankung ist chronisch und wird auch nicht besser werden.
Ich kenne das von mir und meiner Tochter, haben beide einen Ausweis mit 50 Prozent, eigentlich sind wir beide höher einzustufen, Anwältin ist dabei. Aber da wir keine sichtbare Einschränkung haben, ist es schwer, es denen zu verklickern. Wir sind geistig und psychisch eingeschränkt.
Viele Leute regen sich über Verkehrtes auf und sind neidisch auf alles.
Weil wir als Gesellschaft ableistisch sind.
Alles was nicht sichtbar ist, gibt es nicht. Egal um was es geht. Der Mensch im Rollstuhl "darf" behindert sein, der gehörlose Mensch "darf" es nicht sein.
Viele Menschen glauben, unsichtbare Behinderungen existieren einfach nicht, denn es liegt ja nichts vor, was das Gegenüber als Behinderung erkennen kann.
Das ist ein auch mir bekanntes Problem. Sehr häufig wurde mir in Gesprächen (wenn es um meine Erkrankung geht) gesagt, dass man es mir nicht ansieht. Auch wenn ich von einer Behinderung sprach, folgte oftmals eine "Abgrenzung" - "Naja, du bist, wenn überhaupt, psychisch eingeschränkt".
Anscheinend ist es für viele keine Behinderung, wenn man aus psychischen Gründen sogar die eigene Wohnung nicht mehr verlassen kann.
Zum Glück hat sich mein Zustand nun stark gewandelt, ich bin wieder arbeitsfähig und kann deutlich besser mit Angst, Panik und depressiven Phasen umgehen.