Karl Marx und seine Religionskritik

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Opium gehört ja zu den sedativa. Das heißt, dass es einen "ruhig stellt". Und eben das macht auch die Religion in gewissen zügen. Sie sorgt dafür, dass menschen Antworten auf bestimmte fragen vorgesetzt bekommen und sich in ein rollenbild einfügen. Insbesondere ohne weiter kritisch über bestimmte aspekte nachzudenken. Das heißt, wenn Religion und Staat verknüpft werden, entsteht eine gefährliche mischung. Da der kommunismus in seinen anfängen als freiheitliche revolutionäre idee gesehen wurde, war alles abzulehnen, was das volk u.a. in seiner geistigen freiheit einschränken würde.

Was dann letztendlich aus dem kommunismus geworden ist, steht auf einem anderen Blatt.

Aber das ist natürlich nur meine persöhnliche Sichtweise der dinge. Menschen wie Marx von vornherein als A***loch zu betiteln halte ich für äuserst primitiv, denn wenigstens hat er sein hirn gebraucht und sich mit problemen auseinandergesetzt. Was letztendlich daraus wurde, liegt ja nicht mehr in seinem Einflussbereich.

zetra  11.11.2011, 17:31

Das A-Unlob zeugt von Unwissenheit. Er müsste sich einmal kümmern, welche Zustände in England zurzeit herrschten, als Marx seine Zeilen schrieb. Gaskell: Nord und Süd. Diese Platte hat die BBC hervorragend mit Bildern beschichtet, als lehrreiches Anschauungsmaterial dringend zu empfehlen.

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SomOne  11.11.2011, 18:04
@zetra

Guter Tipp. Werd ich mir mal einverleiben.

In Großbritannien wird übrigens, wie ich finde, sehr viel gutes Material fürs TV produziert. Wer die Zeit hat sollte unbedingt mal auf 4od.co.uk stöbern. Exzellente Reportagen zu vielen sozialen/politischen Themen. U.a. The Ascent of Money, The Shock Doctrine etc.

Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das von deutschland aus funktioniert, oder ob die ausländische IPs sperren.

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Collagen2  11.11.2011, 17:35

Deine Antwort, SomeOne hat Substanz und ist ausgezeichnet formuliert! Meinen Respekt!!! HG,Jürgen

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Kleine info am rande: Marx sagte nie "Religion ist das opium des volkes" . das ist die lenin'sche form davon. marx sagte original "Sie ist das opium des volkes"... ist ne spitzfindigkeit, aber beipielsweise Lehrer hängen sich daran gerne auf ;)

Hallo,

Marx reflektiert die Rolle der Religion im Rahmen seiner Theorie vom Klassenkampf. Grundfrage: Wie kommt es, dass die Masse der Arbeiter angesichts Ausbeutung und entfremdeter Arbeit nicht unmittelbar zur Revolution kommt und eine klassenlose Gesellschaft herbeiführt? Da vielen eine tatsächliche Veränderung der Verhältnisse unmöglich scheint, neigen sie dazu, die Realität zu verdrängen und in Wunschwelten zu flüchten: Sie flüchten sich in Alkohol und Drogen – oder eben in religiöse Vorstellungen, die das Elend des Alltags (scheinbar) erträglicher machen. Marx spricht nicht von „Opium für das Volk“ (das andere, also die Herrschenden, verabreichen würden), sondern reflektiert das Phänomen, warum die Arbeiter selbst zu dieser „Lösung“ neigen, sich also selbst betäuben und dadurch zur Revolution unfähig werden. Gerade in diesem letzten Punkt liegen einige der hier gegebenen Antworten schief.

Collagen2  12.11.2011, 13:43

Hallo Karl Klavier, Du interpretierst den Marx hier etwas sehreigenartig, so , wie Du ihn gern verstehen "möchtest"! Ich mag Dir da nicht ganz folgen Gehe ich richtig in der Annahme, dass Du einen religiösen "Tatsch" hast??

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karlklavier  13.11.2011, 00:54
@Collagen2

Hast du deine Antwort mit "Amen" beendet oder ich? :) - trotzdem hast du recht, ich habe einen schweren religiösen "Tatsch" (... ich zitiere ...). Was aber dem, was ich geschrieben habe, keinen Abbruch tut, es stimmt trotzdem. Vielleicht ist es etwas einseitig - eben in dem Bemühen, das Anliegen der Religionskritik genauer zu erfassen. Hattest du den Eindruck, ich gehöre zu den religiös motivierten Marx-Hassern? Da liegst du komplett falsch, ich schätze Marx sehr, besonders seine scharfsinnigen Analysen, besonders auch der damaligen bürgerlichen Religiosität - von diesem Scharfsinn können sich bis heute "bürgerliche" Religiöse eine dicke Scheibe abschneiden. Die Kritik, die Marx generell der Religion gegenüber äußert, nehme ich ernst in der Weise, dass ich seine Kritik als immer wieder berechtigte Anfrage an einen möglichen Missbrauch von Religion zu sehen, ohne (da unterscheide ich mich von Marx) die Religion an sich zu verdammen.

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Religion ist das Opium des Volkes

Das ist die übliche verstümmelte Form, in der das wiedergegeben wird. Das Zitat lautet korrekt so: "Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks."

Das Zitat stammt aus Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung. So aus dem Zusammenhang gerissen sagt das ja nicht soviel..

Der Text lässt sich herausgoogeln, zB steht er hier: http://www.mlwerke.de/me/me01/me01_378.htm

Ich würde "Religion(en)" und "Glauben" getrennt betrachten, denn im Grunde glauben wir doch alle an dasselbe, während jede Religion für sich beansprucht, mehr oder weniger die allein seeligmachende zu sein. Ich spreche jedem Menschen das Recht ab, im Namen eines höheren unsichtbaren und nicht direkt wahrnehmbaren Wesens zu sprechen und hieraus einen Machtanspruch abzuleiten. Ob es einen Gott gibt oder nicht weiß ich nicht, aber ich spüre seine Nähe und Liebe auf allen Wegen. Mein Leitspruch ist der Psalm 23, was muß in David vorgegangen sein, als er das schrieb?