Karl Marx - Welche Auswirkungen haben seine Theorien auf die heutige Zeit?

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3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Im 19. Jh. waren die Fragen, die die Theorien von Marx lösen sollten, allgemein als wichtige Zeitfragen diskutiert. Marx war nur einer von vielen, die Vorschläge und mögliche Lösungen dazu ausgearbeitet haben. Die Revolutionen sind ganz bestimmt nicht deshalb ausgebrochen, weil alle revolutionär Gesinnten Marx' Schriften gelesen hätten, sondern deshalb, weil die Probleme Demokratisierung, Ausbeutung, Wohlstandstransfer von unten nach oben, bürgerliche Freiheiten (Presse-, Gewerbe-, Glaubens- und Gedankenfreiheit, Versammlungsfreiheit, politische Freiheit) ungelöst waren und dringend gelöst werden mußten.

Marx hat zu den Ereignissen Stellung genommen und versucht, Einfluß darauf auszuüben. Er war ein Feuergeist und hat nach bestem Wissen Theorien entworfen. Dabei war er ein extremer Chauvinist, der die kleinen slawischen Völkerschaften in Ostmitteleuropa als "Völkergerümpel" angesehen hat und auf ihre ethnische Behauptung (ganz anders als zB Herder!) absolut keine Rücksicht genommen hat.

Es kommt dazu, daß er anstelle des feudalen Herraschaftssystems eine Diktatur (des Proletariats) gefordert hat. Es ist ein Widerspruch, daß er auf diese Weise eine Demokratisierung hätte herbeiführen können, die doch den revolutionär Gesinnten (etwa den Studenten auf dem Hambacher Fest) vor allem anderen als Ziel vorschwebte.

In seinen Theorien sind mehrere fragwürdige Züge festzustellen, die man nun glauben (für wahr halten) kann oder auch nicht. Etwa die Notwendigkeit eines bestimmten Geschichtsablaufs, oder die Absolutheit des Enflusses der jeweiligen Produktionbsweise auf die politische Geschichte. Manche seiner Theorien sind teilweise plausibel, aber nicht dazu geeignet ein geschlossenes dogmatisches System zu definieren. Und in der heutigen Zeit ist es nun ganz bestimmt nicht mehr so, daß sich die Menschen vor allem als Mitglieder einer "Klasse", etwa der Lohnabhängigen oder der Unternehmer definieren. Malocher gibt es nur noch wenige; Beamte, Verwaltungsangestellte, Seelsorger, Lehrer, Manager, Banker, Politiker, sind "lohnabhängig", ohne ein gemeinsames "Klassenbewußtsein" zu entwickeln. Das gleiche gilt für Bauern, Ärzte, Rechtsanwälte, Finanzdienstleister, Therapeuten, kleine Geschäftsinhaber: sie sind formal "Unternehmer", ohne daß sie das Bewußtsein besonderer Zusammengehörigkeit als 'Klasse' zu haben. Und wie paßt das große Heer an Transferzahlungsempfängern in diese Dogmatik, die Rentner, Sozialhilfeempfänger, Arbeitslose? Und das soziale Bewußtsein der Mehrzahl der Migranten wird von ihrem Nationalbewußtsein (als, zB, Türken) geprägt oder von ihrer Religion.

Zuletzt ist zu erwähnen, daß Marx zu seiner Zeit nicht wissen konnte, ob Lamarck recht hatte mit der Vererbung erworbener Eigenschaften oder Darwin. Er baute die Ideen von Lamarck in seine Lehre ein, was sein Gedankengebäude zum Einsturz bringen mußte, als der Irrtum Lamarcks und die Wahrheit der modernen Evolutionslehre offenbar wurde. Marx hat nämlich postuliert, in einer "Entwicklungsdiktatur" würden alle Menschen so sehr die Vorteile des Gemeineigentums einsehen, daß diese Erkenntnis vererbt würde, die Diktatur, der Staat würde absterben, und dann träte sowas wie das "Ende der Geschichte" ein.

Auch die Ansichten, daß die Familie überholt und nichts weiter als eine Vorform der Diktattur sei und daß die Menschen besser daran täten, sich so einzurichten, daß Frauen Gemeineigentum wären, ist widerlegt, wenn es denn für diese Ideen einer Widerlegung bedurft hätte.

Leute wie Stalin oder Pol Pot haben nach der Lehre von Marx gehandelt, soweit sie sie überhaupt verstanden haben. Vor allem etablierten sie eine Diktastur, eine Tyrannei mit Millionen Ermordeter. Sie zerstörten das soziale Gefüge ihrer Völker. Stalin (nicht aber Pol Pot) gelang eine Modernisierung und Industrialisierung seines Staates, allerdings auf Kosten der bürgerlichen Freiheiten, auf Kosten der christlichen Kirche (Synagogen blieben bestehen, Judenfeindschaft wurde mit dem Tod bestraft), auf Kosten der Bauern, ganzer Völkerschaften (Ukrainer, Tartaren, Wolgadeutsche, Kalmücken, Tschtschenen).

Dabei ist es fast schon eine Ironie der Geschichte, daß in den stalinistischen Staaten (auch in der DDR) dogmatisch versucht wurde, die Ideen von Lamarck zu beweisen, die doch damals schon seit 50-100 Jahren wissenschaftlich widerlegt waren. Scharlatane wie Lyssenko hatten eine gute Zeit, Genetiker und Biologen lebten gefährlich.

Sehr fraglich ist, ob die Probleme des 19. Jh's heute gelöst sind. Heute verfügen wenige Prozent der Reichsten über die Hälfte des Wohlstandes des Volkes, es gibt eine gigantische Staatsverschuldung, die durch konfiskative Steuern zur extremen Ausbeutung führt. Selbst in der BRD kann man für gewaltfreie Meinungsäußerung für lange Jahre eingesperrt werden. Und eine befriedigende Lösung für ein demokratisches System wurde bis heute nicht entwickelt, immer mehr Menschen zweifeln am System der "Repräsentativen Demokratie", am Parteienstaat.

kgunther  04.12.2014, 11:19

Und schließlich betrachten immer mehr Menschen die undemokratische Kommandowirtschaft der neuen "Kommissare" der EU als illegitime Herrschaft mit zunehmend diktatorischen Zügen!

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Die 1848er Revolution war eine bürgerliche Revolution gegen den Feudalismus. Es war keine sozialistische Revolution, auch wenn Marx und der Kommunistische Bund etwas Wasser davon auf ihre Mühlen leiten wollten.

Die Philosophie des Karl Marx (wozu nicht das Kommunistische Manifest gehört, denn das ist ein Kampfpamphlet und kein philosophischer Text!) wird selbstverständlich im Rahmen der Philosophie und Gesellschaftswissenschaften diskutiert, wie andere Theorien auch.

Den Kommunismus hat Marx als Utopie formuliert, der erst ganz am Ende der Bewegung der Arbeiterklassen stehen sollte. Auf dem Weg dorthin über den sog. Sozialismus haben sich schwerwiegende Mängel der marxchen Annahmen bei der Umsetzung in die Praxis erwiesen. Es braucht wohl einen neuen Marx, diese Theorie neu zu formulieren. Die jetzigen Nachfolger vertuschen gern die Mängel und pfegen ihre sozialistischen Träumereien, die Marx selbst ohne Praxis immer abgelehnt hat.

Engels war selbst Philosoph und hat einen erheblichen Anteil an der Philosophie von Karl Marx. Außerdem hat er den Theoretiker Marx aus seinen Einnahmen aus der engelschen Industriellenfamilie (Tuchwaren, Wuppertal) am Leben gehalten. Ohne die erfolgreiche Industriellenfamilie Engels wäre Marx verhungert.

Lenin hat dann die marxche Theorie "erweitert". Stalin hat sie pervertiert. Aber ob Sowjetunion, China (Mao) oder Lateinamerika, die marxche Philosophie hat sich in moralischem Getue aufgelöst, mit dem meist die pure Menschenverachtung getarnt wurde. Da die proletarische Revolution (Revolution der Industriearbeiter! - nicht der armen Bauern und ihrer Ziegen!) in keinem industriell fortgeschrittenen Land funktioniert hat, (Russland war ein Bauernstaat mit einem strengen Feudalismus), ist allein darin bereits die marxche Theorie gescheitert.

Die 1848 Revolution hatte nichts mit Marx zu tun. Marx und Engels sind nicht gescheitert, Geschichte hat Zeit. Auch ist es so, dass die beiden in Lateinamerika wieder aktuell sind.

Ja, sie strebten den Kommunismus an.