Karikatur DDR, verschiedene Interpretationen?
Hallo Community,
habe gerade eine Geschichtsklausur geschrieben, in der diese Karikatur vorkam. Ich habe sie auf zwei Arten interpretiert:
1. Massenflucht als Reaktion der DDR-Bürger auf Mangelwirtschaft, Normerhöhungen und politische Bevormundung (nach Volksaufstand im Juni 1953), vorm Mauerbau
2. Fliehende Menschen illustrieren Massenflucht in den Westen nach Mauerfall durch Verabschiedung des Reisegesetzes 1989, Metapher für Auflösung der DDR und Wiedervereinigung.
Denkt ihr, beides geht?
10 Antworten
- das nur ein geringer teil, der sonst recht solide im zusammenhalt formatierten DDR bevölkerung dem kern entflohen ist, kann man aber auch erkennen.
- das man offenbar sogar erst ein riesen großes schild aufstellen musste, um die bürgerschaft zu informieren in welche richtung der "westen" führt, sehe ich.
- ebenfalls fällt mir auf, das die DDR in proportion zum "westen schild" recht präsent im raum steht.
- vereinzelte männchen scheinen tatsächlich sogar IN die DDR zu "fliehen"
Beides gut, das erste ist jedoch eher eine Begründung als eine Interpretation. Habe mein Geschichtsabi hinter mir, aber hätte so was wie "Der DDR Schriftzug steht für den Korpsgeist und die Gemeinschaft die in der DDR vermittelt werden. Die flüchtigen DDR Bürger illustrieren den Verfall dieses Gemeinschaftsgeistes und den Sprung hin zur Postmoderne." Und dann noch, dass das vielleicht vertretend steht für Kommunismus und Individualismus, also die einzelnen Bürger fliehen aus der kommunistischen Gesellschaft um ihren eigenen Weg zu gehen (Kommunismus - Ordoliberalismus).
Du verwechselst da ein bisschen Ursache und Wirkung. Die Massenflucht von DDR-Bürgern 1989 war schon vor dem Mauerfall. Tausende von DDR-Bürgern flüchteten über die Botschaften der BRD in Ungarn , Polen und der damaligen CSSR. Die Maueröffnung war dann so eine Art Verzweiflungstat des Politbüros, sie wollten damit die Massenflucht der DDR-Bürger über andere Staaten beenden. Eigentlich sollte es da nur um die Möglichkeit der Ausreise über die Grenze zur BRD und zu Westberlin gehen. Der Text der Ausreiseregelung war aber von Beamten in einem DDR-Ministerium verändert worden, ohne dass Krenz, der diese Regelung ausgearbeitet hatte, davon wusste.
Okay, danke. So genau haben wir das nie besprochen und auch in den Quellen nicht, die ich lernen sollte. Die Ursache für die Massenflucht vor 61 war doch der Missstand in der DDR, oder?
Die zweite Interpretation hat damit nicht mehr viel zu tun. Ich habe das Verlassen der DDR einfach als Folge der Maueröffnung gesehen und wie geschrieben, die Menschen, die den Schriftzug verlassen als Auflösung der DDR, der 1990 durch den Einigungs- und zwei-plus-vier-Vertrag, das Sozial- und Wirtschaftssystem der BRD übergestülpt wurde.
No 2 ist aber etwas verfälscht oder unvollständig.
Die Reisegesetze die Günter Schabowski verkündete waren ein One-Way-Ticket was letztendlich für den ganzen Unmut führte.
Zu hochdeutsch: Ihr könnt gerne gehen in den Westen, aber braucht nicht denken, dass ihr wiederkommen könnt..!? So gipfelte alles schließlich in das andere Extrem: "Erst darf ich nicht RAUS und jetzt plötzlich nicht mehr REIN..? Was ist das für eine kranke Politik? Ich werde praktisch meiner Heimat beraubt ...!"
Und im TV redete Egon Krenz (Nachfolger Honeckers) von der "Wende" in der DDR. Oh man.... waren das Zeiten.
jop ich würde sagen beides geht!