Kann mir jemand das Modell des Sozialstaates erklären?

4 Antworten

Der Sozialstaat definiert sich aus dem Solidaritätsprinzip. Jeder soll seinen Möglichkeiten entsprechend, gleich zur solidarischen Finanzierung des Staates beitragen. Das heißt aber auch, dass man jemanden, der überhaupt nichts beisteuern kann, auch nicht auf sich alleine gestellt lässt.

Das Grundgesetz definiert, dass jeder Mensch "in Würde" leben können muss (GG Art.1). Aus mehreren Paragraphen des Grundgesetzes leitet sich daher das Sozialstaatsgebot ab. Denn es ist schwierig in Würde zu leben, wenn du z.B. kein Dach über dem Kopf hast und dich nicht duschen kannst usw.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich zudem die Erkenntnis durch,, dass Volkswirtschaften durchaus stabiler sind, wenn es ein System gibt, dass für eine gleichbleibende Grundnachfrage sorgt (bei Börsencrashs werden Renten, Krankenversicherungsleistungen, Wohngeld usw. weiter gezahlt). Auch sind die Ausbildungsgänge der Menschen weltweit immer länger und die Geburtenraten in westlichen Staaten nicht mehr so hoch wie anno dazumal. Darum kann es sich ein moderner Industriestaat immer weniger leisten, sein Humankapital (die Bürger/Menschen) zu gefährden. Die Einführung eines Wohlfahrtsstaates ist also nicht nur aus Mitleid geschehen, sondern es stecken auch knallharte ökonomische Überlegungen dahinter.

Es gibt zudem verschiedene Typen von Sozialstaaten. Deutschland hat bspw. einen familienzentrierten Sozialstaat, das heißt viele Leistungen sind z.B. an die Eltern von Kindern gekoppelt. In Dänemark bekommt jeder Bafög, unabhängig von seinen Eltern, hier erstmal nicht.

Wie bereits andere hier geschrieben haben, ist ein weiteres Grundprinzip des deutschen Sozialstaates, dass er immer dann eingreift/eingreifen sollte, wenn es sog. "Marktversagen" gibt. Beispiel: Alle Bürger sollten ein Dach über dem Kopf haben, aber auf dem Wohnungsmarkt ergibt sich dies nicht. Dann springt der Staat ein und sorgt dafür, dass jeder eine bleibe erhält.

Eine Kombination aus der (relativ) freien Marktwirtschaft (liberal) und einem sozialen Ausgeleich (Sozialdemokratisch), da die Märkte ziemlich brutal sein können. Das ist die soziale Marktwirtschaft.