Kann man Berlin-Neukölln als ein marginalisiertes Quartier betrachten?

3 Antworten

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Ja und Nein. Natürlich ist Neukölln innerhalb und außerhalb Berlins verpönt, allerdings gibt es auch Menschen, die da gar nicht weg wollen, weil sie sich so wohlfühlen. Von den über 300.000 Menschen die dort wohnen, haben 153.000 Menschen einen Migrationshintergrund (aus 160 Nationen). Das ist sehr viel und deshalb gilt Neukölln auch als Ausländerbezirk. In Neukölln gibt es aber auch viel Kultur: Museen, Galerien, Opern und Theater. Der Bezirk hat seine Schatten- und Sonnenseiten.

"Marginalisiert" ist Neukölln sicher nicht. Es wohnen ja auch viele Eliten dort, es liegt zentral in der Hauptstadt und wird permament thematisiert, quasi als Prototyp des Multikulti-Experiments. Da wird es Quartiere in Stuttgart oder Duisburg geben, die eher marginalsiert sind.


LittleSolidar18 
Fragesteller
 23.01.2023, 15:13

Ich meinte sozial marginalisiert, da es über Jahre hinweg auch sehr Stigmatisiert als "Problemviertel" war. https://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/basisdaten_stadtentwicklung/monitoring/download/2019/karten/Status_Dynamik_Index_2019.pdf Hier sieht man finde ich auch sehr gut, dass im Stadtteil Neukölln, im Bezirk nicht viele Eliten leben.

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Jolle2004  23.01.2023, 15:33
@LittleSolidar18

Aus der Karte lese ich eher eine starke Heterogenität heraus, keine "Marginalisierung".

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DocPsychopath  08.03.2023, 18:09
@LittleSolidar18

Neukölln ist quasi zweigeteilt. Es gibt eine Nordhälfte, aus der die Klischees kommen. Da wohnen weit überwiegend Migranten. Und es gibt Schulen mit 90 Prozent Sozialleistungsempfänger-Eltern (!)

Dann kommt die Ringbahn und ein Gewerbegebiet wie als Trenner. Und südlich davon eine Wohlstandszone gehobener Mittelschicht.

Das weiss jeder in Neukölln. Die Politiker kommen übrigens so gut wie alle aus dem Süden...

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Ja, kann man. Und tut man, wenn man nicht schönfärbt.

Die Nordhälfte ist der ärmste Flecken Berlins. Gleichzeitig wird er politisch vernachlässigt. Berlin giesst seine Steuermittel quasi gleichmässig mit der Giesskanne nach Kopfzahl über die Stadt aus.

Damit bekommt das arme Neukölln mit seinen viel grösseren Problemen nicht mehr als das fette Charlottenburg oder Zehlendorf.

Gleichzeitig werden Belastungsfaktoren wie Flüchtlingsunterkünfte aber sehr grosszügig überdurchschnittlich auf Neukölln verteilt :)

Wenn das nicht Marginalisierung wäre, wüsste ich nicht, wo es die überhaupt geben sollte.