Junge in meiner 5. Klasse hat seit zwei Tagen Schulangst?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Sabine!

Da denke ich grad mehr als zwei Jahrzehnte zurück. Mir ging es damals in der fünften Klasse ähnlich wie diesem Jungen wohl - ich hatte mich, obwohl ich nicht gemobbt wurde enorm unwohl in der Realschule gefühlt, im Grunde sechs Jahre lang, und die Fünfte war besonders schlimm für mich. Vor allem nach den Ferien war das immer wieder problematisch und nach den Wochenenden auch, ich bin montags in der ersten Stunde immer unter einem Vorwand auf die Toilette und stand dann am geöffneten Fenster herum, um nach draußen auf die Straße zu blicken ... damit ich was anderes sehe als die verhasste Realschule. Die Tage waren zäh und lang, sie waren oft auch quälend und ich litt mit 11/12 Jahren zeitweilig unter Schulangst.

er habe sich so wohl gefühlt in den Ferien und jetzt ist das alles wieder so ungewohnt was ihm Angst macht... 

Das war auch bei mir so eine typische Argumentation, die ich zwar nicht ausgesprochen aber gefühlt hatte ... an den Wochenenden und in den Ferien war alles gemütlich, zuhause war es immer schön, Verwandte kamen zu Besuch, ich habe oft was mit meinem Patenonkel unternommen und dann war die Realschule montags der starre und steife Kontrapunkt dazu ... ich trödelte schon auf dem Schulweg herum und versuchte, die Zeit genau zu berechnen um erst gegen 7.39 Uhr auf dem Areal einzutreffen und damit weniger als eine Minute vor dem ersten Gong, damit ich so wenig Zeit wie möglich in dieser Einrichtung verbringen musste - und um 12.55 Uhr ging ich ganz still und schnell nach Hause. Und ich dachte mir oft ... ich wäre gern Onkel Rudi, der ist über 60 und Rentner, der muss nicht in die blöde Realschule gehen, kann gemütlich frühstücken und fährt einen schönen 5er BMW. Nach dem Motto ----> Herr, dein Wille geschehe, aber es geschieht nicht.

XXX

Was ICH in der Situation machen würde - ich würde so reagieren, wie du es getan hast (genau so eine Lehrerin/so ein Lehrer hat mir damals gefehlt - ich finde deine Reaktion klasse!) und das Ganze dann mal beobachten, wie es sich ergibt. Es kann schon sein, dass ein an sich Zartbesaiteter solche Gefühle hegen kann wie dieser kleine Junge und dass das gerade nach sehr schönen Ferien oder Wochenenden passiert. Das ist vor allem in der späten Kindheit an der Grenze zur Pubertät so selten gar nicht und ist nicht mal direkt bedenklich, muss auch nicht auf Störungen oder auf Zerres zuhause hindeuten oder so was (ich würde auch den Schulsozialarbeiter etc. erstmal außen vor lassen und die ELtern nicht informieren ... erst wenn er wieder so schlecht drauf ist ... wer weiß, was die Eltern daheim machen; es gibt grausame Eltern, die Kindern ggf. vorwerfen "Show gemacht" zu haben oder überreagiert zu haben - habe ich alles schon in meinem Umfeld erlebt) sondern kann mit der Situation zusammenhängen.. Menschen sind Menschen und haben Gefühle. Wenn er nächste Woche dieselben Anwandlungen immer noch hat, kann man aber durchaus mal die Eltern anfunken.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
bine2233 
Fragesteller
 11.01.2023, 18:49

Hallo rotesand,

vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort und die Komplimente. Es tut mir sehr leid, was du zu deiner Schulzeit durchgemacht hast. Das finde ich sehr schlimm, wenn Kinder nur unter Angst zur Schule gehen. Das diese vielleicht nicht immer Spaß macht ist ein anderes Thema...

Dann warte ich diese Woche mal noch ab wie es ihm geht. Du hast Recht, man weiß leider nicht, wie die familiäre Situation ist, obwohl ich da bei ihm keine schlechten Gefühle habe.

Wünsch dir alles Gute. LG

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Das würde ich schon mit einen Elterngespräch klären bzw könntest du auch zuerst anregen zum Schulsozialarbeiter zu gehen, sowas habt ihr sicherlich auch in eurer Schule.

bine2233 
Fragesteller
 11.01.2023, 18:52

Dankeschön, ja haben wir. Ich warte mal diese Woche noch ab

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wenns jetzt wieder stark nachlässt, würde ich nichts tun. Aber irgendwann ist schluss und man sollte die Eltern einbeziehen, weil die anderen kinder sollen ihn ja nicht als heulsuse sehen

bine2233 
Fragesteller
 11.01.2023, 18:50

Okay, vielen Dank für die Antwort :-) LG

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Ich bin selber auch eher so ein Problemfall und ehrlich gesagt ist es mir immer lieber, wenn alle so tun, als ob sie gar nichts davon mitkriegen und es gar nicht bemerken.

Deswegen würde ich erst einmal abwarten und vielleicht noch mal in deiner Woche mit ihm ganz alleine in der Pause reden und dann nach 2 Wochen erst mit den Eltern, wenn es nicht besser wird.

Und vielleicht ihn erst mal nicht ungefragt mündlich drannehmen, wenn er sich nicht meldet, damit seine Nerven nicht unnötig gestresst werden.

Der Fall ist jetzt schon ziemlich alt. Ich antworte hauptsächlich nur, weil es mich interessiert, wie es mit ihm weiter gegangen ist

bine2233 
Fragesteller
 10.12.2023, 19:41

Danke für deine Antwort. Habe erstmal noch ein paar Tage abgewartet damals und ihn dann in einer ruhigen Minute nach dem Unterricht zur Seite genommen und mit ihm geredet. Er hatte einige Sorgen, die er mir unter Tränen berichtete. Ein paar waren schulischer Art und diese sind wir gemeinsam angegangen. Habe das Gefühl, dass es ihm gut getan hat. Er weiß, das er sich mir anvertrauen kann, wenn ihn wieder mal Kummer plagt...

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