Ist Unbeholfenheit etwas angeborenes...?
Oder kann man es "wegtrainieren"? Ich bin sehr unbeholfen: Im Kunstunterricht in der Schule zum Beispiel war ich immer einer der ersten, der sich vollkleckert. Auch bei einer Rede, bei der ich unvorbereitet bin, rede ich immer einen Salat zusammen in langen, verschachtelten Sätzen. Wenn ich beim Aufräumen bin, muss ich es immer mehrmals tun, weil sicher irgendwo einen zusätzlichen Schmutz verursacht habe.
Liegt es an meiner fehlenden Konzentration, sodass ich mit genug Anstrengung es loswerden kann? Selbst wenn ich so vorbereitet bin, wie Hitler auf den Krieg, mache ich Flüchtigkeitsfehler (auch wenn sie noch so klein sind).
5 Antworten
Ja, das kannst Du mit dem richtigen Training durchaus einigermassen in den Griff bekommen. Die erste Lektion des Trainings geht folgendermassen: mach weiter wie bisher, aber rege Dich nicht mehr über Deine Unzulänglichkeiten auf. Schussliges Verhalten beruht nämlich in erster Linie auf der Angst, sich vor anderen zu blamieren. Wenn Du lernst, das Problem etwas cooler zu nehmen- zum Beispiel indem Du Dich nur darauf konzentrierst, welche kleinere oder grössere Schwächen Deine Mitmenschen haben- bessert sich das schon einmal. Natürlich solltest Du gegenüber Schwächen der anderen nachsichtig sein, genau wie gegenüber Deinen eigenen kleinen Fehlern. Als zweite Lektion kannst Du Dir einige coole Sprüche zurechtlegen, die Du anbringen kannst, wenn Dir ein Malheur passiert und solche Sprüche auf ihre Wirkung hin überprüfen. Dabei kannst Du in die Offensive gehen: warte nicht ab, bis die anderen Deinen Fehler bemerken, sondern kommuniziere ihn als erster. Wenn Du Dich bei einer Rede verhaspelt, kannst Du zum Beispiel plötzlich innehalten und die Frage an die Zuhörer richten, ob gerade jemand Lust auf Salat habe, denn Du habest gerade soviel Salat zusammengeredet, dass damit alle Zuhörer versorgt werden könnten.
Selbstironie und Humor kommt immer sehr gut an. Ich weiss das aus eigener Erfahrung, weil ich seit jeher ziemlich vergesslich bin. Ein Beispiel:
Treffe ich Leute, deren Namen ich wieder einmal vergessen habe, begrüsse ich die Leute folgendermassen: ich lasse durchblicken, dass ich ihren Namen nicht weiss, sage aber, dass er mir sogleich einfallen werde, und dann nenne ich irgendeinen Namen, der mir gerade in den Sinn kommt. Wenn die Leute dann erklären, dass sie anders heissen, nämlich xxxx, sage ich übertrieben selbstbewusst, dass ich doch genau diesen richtig Namen gesagt hätte und wenn allenfalls doch nicht, dann sicher beim nächsten oder übernächsten Treffen. Das wirkt locker humorvoll, funktioniert immer und erspart Peinlichkeiten.
Der langen Rede kurzer Sinn: akzeptiere Deine Schwächen. Und nur so nebenbei: es gibt Menschen, die schusselige Leute sehr süss und liebenswert finden.
Sicher kann man sich "umtrainieren".
Aber das musst du gar nicht, weil dich genau das ausmacht. Mein Partner ist genau wie du und alle mögen ihn wegen seiner Art :)
Das was Du schilderst kannst Du alles loswerden.
Die Fähigkeiten, die Dir fehlen, kannst Du lernen. Z.B wie man eine Rede anhand von 5 Oberbegriffen strukturiert, den sog. rhetorischen Fünfsatz.
Das mit dem Aufräumen und dem Kunstunterricht ist Tollpatschigkeit, dagegen wäre tatsächlich etwas bessere Konzentration und Achtsamkeit gut.
Würde da nichts ändern, Sowas geht meist nur zu Lasten des Wohlbefindens, das bist halt du. Ich war als Teenager auch so, aber das hat sich gegeben.
😂 alter was ein Vergleich
ach hat alles mit Übung & Selbstsicherheit zu tun die man sich auch woanders holen kann
Ja, das mache tatsächlich (wenn sich die Möglichkeit ergibt und ich den Missgeschick auch zuerst bemerke) und das funktioniert, indem die Folgen „abgefedert“ werden (so ganz verschwinden tun sie allerdings nicht).
Auch das ist eine Gute Idee und den Spruch merke ich mir definitiv. Allerdings muss ich dafür das Gefühl entwickeln, wann, bei wem und vor allem wie ich ihn bringen kann. Dieses Gefühl habe ich leider (noch) nicht.
Zu deinem Fall (mit Namen vergessen): Das habe ich auch und immer häufiger vergesse ich sogar die Gesichter. Du auch?
Was ich mir allerdings immer besonders gut merke, sind die Geburtstage.
Mag sein, allerdings habe ich solche Menschen bisher nicht getroffen (zumindest nicht, dass ich wüsste). Bin bisher höchstens auf Unverständnis und leichte Abneigung gestoßen (falls es überhaupt irgendwelche nennenswerte Reaktion auf dieses „Verhalten“ gab).
Jedenfalls: Vielen Dank für deine ausführliche Antwort!