Ist "jüdisch" eine Ethnie?

6 Antworten

Juden sind eine ethnisch-religiöse Gruppe. Die Religion steht dabei deutlich im Vordergrund. In der europäischen und russischen Diaspora hatten sich die jüdischstämmigen Menschen so stark mit der einheimischen Bevölkerung vermischt, dass sie äußerlich gar nicht mehr von dieser zu unterscheiden waren. Die wenigen Juden, die noch in Deutschland leben, werden wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer jüdischen Gemeinde als solche wahrgenommen, nicht wegen ihrer Abstammung. Und die Juden, die nach 1918 aus Europa und Russland nach Israel gegangen sind, haben ethnisch kaum noch etwas mit den Juden des alten Testaments zu tun gehabt. Wohl aber in ihrem jüdischen Glauben.

Warum selbst irgendwas meinen, denken, glauben?

Die Juden nennen sich selbst so:

Am jehudi = jüdisches Volk.

Zu der Meinung, die hier vertreten wird, Judentum würde vom Vater vererbt werden, mal eine Quelle, die sich besser auskennt:

https://www.juedische-allgemeine.de/religion/das-mutterprinzip/

Das ist eine Zeitung des deutschen Judentums.

Der Staat Israel hat sich teilweise modernisiert, indem er sein völkisches Staatsbürgerrecht wenigstens entsexualisiert hat.

Es kann natürlich sein, dass irgendwelche grün angehauchten Juden oder Philosemiten es gerne anders hätten, aber die jüdische Religionsschule sieht es trotzdem nicht so, dass Männer und Frauen hinsichtlich der Vererbung gleichgestellt sind.

Die meisten Menschen können das, was sie gerne hätten und das was ist, nicht auseinanderhalten.

Also. Zum Einen: Ja, jüdisch sein ist eine Ethnie.

Zum anderen ist das Judentum auch eine Religion, denn Nicht-Juden können ebenso jüdisch sein, indem sie konvertieren. Nach der Tora handelt es sich dann bei einem Nicht-Juden, also einem Goi, um jemanden, der seit seiner Geburt an bereits vollwertiger Jude war. Also eine ,,verlorene Seele, die zurückgekehrt ist''.

Demnach ist es sehr kompliziert aufzufassen. Es ist zwar eine Ethnie, doch nach orthodoxer Anschauung bist du nach einer Konversion trotzdem vollwertiger Jude - als wenn du der gleichen Ethnie abstammst, nur im falschen Körper geboren wurdest.

Zusammenfassend ist das Judentum an sich also nicht nur eine Ethnie und nicht nur eine Religion, sondern beides in einem. Es ist eine Lebenseinstellung, eine Lebensphilosophie und ein Glauben.


Emmi07615 
Fragesteller
 05.12.2023, 02:44

moment mal also angenommen jemand ist vor 500 jahren konvertiert (eine frau) sind ihre nachfahren heute dann immer noch goi und was hat es mit dem verlorene Seele auf sich ist das jetzt auf die religion oder auf die ethnie bezogen?

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MenschDNA  05.12.2023, 02:45
@Emmi07615

Wenn jemand vor 500 Jahren zum orthodoxen Judentum konvertiert ist, dann sind die Nachfahren, also die Kinder, automatisch vollwertige Juden, ohne dass sie selber zum Judentum konvertieren mussten. Dies wird von jeder orthodoxen jüdischen Rechtsschule so anerkannt und geht auch aus der Tora hervor. Dabei ist es egal, ob es sich und eine Frau oder einen Mann handelt, der konvertiert ist. Seine oder Ihre Kinder sind dann jüdisch. Haben somit auch automatisch das Recht ihre Alia zu vollziehen und haben das Anrecht auf einen israelischen Pass bzw. Staatsangehörigkeit.

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Emmi07615 
Fragesteller
 05.12.2023, 02:48
@MenschDNA

hää in der torah steht klar dass nur jude ist wenn die mutter jüdin ist und wenn es aus der torah hervor geht ist es eine religion und keine ethnie. ich glaube herzl hat grosse verwirrung gestiftet.

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MenschDNA  05.12.2023, 02:51
@Emmi07615

Das, was du glaubst, stammt aus fehlerhafter gesellschaftlicher Vorstellung, die bereits fehlerhaft in Schulen beigebracht wird. Ich selber kann mich noch erinnern, dass an unserer Schule gesagt wurde, man kann nur Jude sein, wenn die Mutter jüdisch war. Und das ist faktisch absolut falsch. Zwar stimmt es schon, doch dies ist nicht der einzige Weg. Sowie die Mehrheit der Gesellschaft nicht weiß, dass man zum Judentum konvertieren kann.

Einer der berühmtesten Rabbiner der jüdischen Geschichte, Abraham ben Abraham, war ein Konvertit.

Wenn deine Mutter nicht jüdisch ist. Dein Vater auch nicht Jude, aber er ist vor deiner Geburt zum Judentum konvertiert, dann bist du automatisch auch Jüdin. Das geht so aus der Tora hervor mit absolutem Konsens.

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Emmi07615 
Fragesteller
 05.12.2023, 02:56
@MenschDNA

okay das macht absolut gar keinen sinn du vermischt wieder religiöse texte und realität. abraham hat nicht existiert und er war bestimmt kein rabbiner oder ähnliches und natürlich wäre er "konvertiert" da es vor ihm doch noch gar keine juden gegeben hätte. Und was du erzählst macht keine sinn das sind ideen aus dem reform judentum was auch eine religion ist. das wäre das selbe wie wenn ich sage: "meine religion heisst jetzt lolismus und dadurch bin ich jetzt inder" wo ist da der sinn?

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MenschDNA  05.12.2023, 02:58
@Emmi07615
  1. Wir reden hier wohl beide über einen anderen Abraham. Ich meine Abraham ben Abraham, am besten mal googeln. Nicht den 1. Abraham. Dabei handelt es sich um einen Aussteiger der katholischen Kirche, der zum Judentum konvertiert ist und Rabbiner wurde. Einer der populärsten in der jüdischen Geschichte/Historie. Dies wird ebenso von allen orthodoxen jüdischen Rechtsschulen so gesehen und gelehrt.
  2. Von Reform-Judentum sollte man sich distanzieren, da sie entgegen der Pflichten/Mitzwa aus der Tora lehren und handeln, sofern man Jude ist. Eine Konversion über dem Wege des Reform-Judentum wird auf keiner Weise vom Staate Israel oder der orthodoxen Synagoge anerkannt. Wenn man konvertiert, muss es der orthodoxe Weg sein.
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Emmi07615 
Fragesteller
 05.12.2023, 03:05
@MenschDNA

ja aber was du sagst wenn der vater jude ist sind die kinder jüdisch das ist aus dem reform judentum ausserdem geht es hier wieder um religion und nicht um eine ethnie.

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MenschDNA  05.12.2023, 03:09
@Emmi07615

Du verstehst nicht ganz. Ich habe ja bereits zu Beginn festgehalten, dass es sich beim Judentum sowohl um eine Ethnie, als auch um eine Religion handelt. Darin sind wir uns ja einig. So jetzt kommen wir aber zum Punkt. Rein theologisch betrachtet, also nach allen orthodoxen Rechtsschulen bzw. den Auslegungen der Tora, bist du selbst ethnisch gesehen ein vollwertiger Jude (nur eben im falschen Körper geboren. Deine Seele hat aber zur Wahrhaftigkeit wiedergefunden), sofern du orthodox konvertierst und die Gijur vollziehst.

Rein biologisch betrachtet ist man natürlich nicht der Ethnie angehörig. Das kann man ja einfach über einen DNA-Test feststellen. Doch in der jüdischen Community interessiert das absolut niemanden. Selbst ultra-orthodoxe, Heidari Juden, lassen ihre rein ethnische jüdische Tochter mit einem nicht rein ethnischen konvertierten Juden verheiraten, weil Sie in ihm einen vollwertigen Juden sehen. Auch ethnisch ist er für sie ein wahrer Jude. Nur eben auf dem Papier des DNA-Tests nicht.

Schlussendlich tut es nichts zur Sache. Und nochmal als Antwort an dich: Nein, man kann nicht nur Jude sein, wenn die Mutter jüdisch war. Punkt.

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MenschDNA  05.12.2023, 03:16
@Emmi07615

Ich muss mich nur bei einer Sache korrigieren. Da habe ich mich wohl geirrt, also nach der orthodoxen Sicht genügt es nicht. Da muss der z.B konvertierter Vater auch eine Jüdin heiraten, damit die Kinder vollwertig jüdisch sind. Aber wenn nicht, sind die Kinder zumindest trotzdem ,,halb-jüdisch'', müssen aber dann auch nochmal eine Konversion durchgehen.

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Juden sind schon deshalb eine Mischung zwischen Religion und Ethnie, weil sie nicht missionieren, man aber nur dann (aber dann auch wenn man gar nicht religiös ist) als richtiger Jude gilt, wenn man eine jüdische Mutter hat.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

MenschDNA  05.12.2023, 03:05

Stimmt nicht ganz, eine Konversion ist ebenso möglich und wird auf orthodoxer Ebene von allen jüdischen Rechtsschulen und dem Staate Israel anerkannt, wodurch einem das Recht zur israelischen Staatsangehörigkeit gewährt wird.

https://de.wikipedia.org/wiki/Konversion_(Judentum)

https://www.zentralratderjuden.de/service/faq/

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vanOoijen  05.12.2023, 03:15
@MenschDNA

Das weiß ich.

Aber es ist unglaublich schwer und viele Gemeinden lehnen es ab jemanden überhaupt auf diesem Weg zu begleiten.

Zudem weiß ich, dass es zig russische und ukrainische "fake-Juden" gibt.

Ich war sogar mal mit einer liiert.

Ihre Mutter hatte einen Juden geheiratet nach der Scheidung von ihrem Vater.

Offiziell war sie Jüdin und hatte auch den Nachnamen vom Stiefvater im Pass stehen.

In Wahrheit wusste sie nichts vom Judentum und hat sich dafür auch nicht interessiert. Sie war so wenig jüdisch wie ich, abet für die deutschen Behörden war sie Jüdin.

Sie kam aus der Ukraine, abet schon lange vor dem Krieg und hat hier Abitur gemacht und studiert.

Die zweite Option neben Deutschland wäre Israel gewesen, aber si wollte nicht, weil sie schon als Teenie wusste daß Frauen dort 3 Jahre Wehrdienst leisten.

Aber viele Russen und Ukrainer sind mit dem gleichen Trick nach Israel gegangen, werden da aber auch nicht als echte Juden betrachtet.

Der Stiefvater war wirklich Jude, abet die Mutter und meine Freundin überhaupt nicht und ihre kleine Halbschwester nur wenn man denkt wie ein Nazi. Für die wäre di kleine Schwester Halbjüdin gewesen, aber für echte Juden zählt nur die Mutter, also war auch ihre Halbschwester nicht wirklich Jüdin, auch nicht halb.

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Ja, denn sie sind, mit oder ohne Religion, Hebräer.

Jede Ethnie hat ihre eigenen Geschichten.
Wer immer auch Deutscher ist, beruft sich auf die gleiche Identität.
Ebenso die Franzosen (Frankenreich), die Briten normannisch (Wilhelm der Eroberer) und Angelsachsen (germanische Volksstamm).