Ist Gendersprache mittlerweile Pflicht?
Ich finde dieses Phänomen absolut rückschrittlich. Es ist doch schon vor Jahrhunderten festgelegt worden, dass bspw „die Teilnehmer“ auch die „Teilnehmerinnen“ inkludiert?! Wie kann man es denn ernsthaft gutheißen, dass man „Teilnehmer:Innen“ schreibt?!
Muss man das?
Das Ergebnis basiert auf 29 Abstimmungen
12 Antworten
Ja und nein. In Stellenausschreibungen sollte es Pflicht sein, in der Anrede, z. B. "liebe Kolleginnen und Kollegen", ist es höflich. In einer längeren Rede wäre es störend und ermüdend. Hier halte ich einen Hinweis das Redners zu Beginn der Rede, dass er immer, egal wie es formuliert, alle Geschlechter meint, angebracht.
"liebe Kolleginnen und Kollegen"
Damit hast Du bereits gegen Genderqueere, Genderfluide, Nicht-Binäre und Agender diskrimiert.
Viel Glück im Minenfeld!
Ich finde dieses Phänomen absolut rückschrittlich.
Nun, das fanden Leute in der Menschheitsgeschichte Veränderungen immer
Es ist doch schon vor Jahrhunderten festgelegt worden, dass bspw „die Teilnehmer“ auch die „Teilnehmerinnen“ inkludiert?!
Das ist festgelegt worden?? Nein, Sprache hat sich entwickelt. In einer Männerdominierten Welt so, dass der plural fast immer männlich ist.
Warum sollte man das nicht ändern? Zumindest für irgendwelche offiziellen Dokumente?
Niemand wird dich zwingen irgendwie zu reden.
Wie kann man es denn ernsthaft gutheißen, dass man „Teilnehmer:Innen“ schreibt?!
Was ist dein Problem damit? (übrigens das i dann klein, Teilnehmer:innen).
Wie wir und alle um uns herum sprechen und was wir lesen beeinflusst immens wie sich unsere Persönlichkeit entfaltet. Es gibt immer noch sehr viele typische Männer- und typische Frauenberufe. Warum also nicht diese Sprachbarriere aufbrechen, damit die nächsten Generationen neutraler Aufwachsen, und nicht von der Gesellschaft in irgend eine Richtung gedrückt werden?
Warum ist das ein Problem für dich wenn, wie gesagt, niemand dich zwingen wird das so im Alltag zu verwenden?
Nein, Pflicht ist es nicht! Es gibt da keine Rechtschreibregeln für und sowohl der Duden als auch der Verein zum Schutz Deutscher Sprache haben sich dagegen ausgesprochen.
Allerdings gehört es heute für Viele zum Guten Ton, also in manchen Parteien, Buchverlagen usw. ist es Pflicht und an manchen Universitäten kannst du Punktabzug bekommen, wenn du in deiner Hausarbeit nicht genderst. Andererseits kannst du bei anderen Professoren wiederum Punktabzug kriegen, WENN du genderst, also es ist überall unterschiedlich, also Geschmackssache.
Ich verstehe diesen Hype darum nicht. Und es ist mir auch völlig egal.
Wichtig finde ich im Alltag nur, dass man für einen Menschen die richtigen Pronomen verwendet.
Aber ob in irgendeinem Text nun Leser*Innen, Fahrer*Innen, etc steht oder nicht, ist mir völlig schnuppe. Ich fühle mich trotzdem angesprochen und gemeint, auch wenn mein Geschlecht nicht explizit benannt wird.
Auf die Nerven gehen mir nur Leute, denen es zu umständlich ist, die korrekten Pronomen oder Geschlechtsbezeichnungen zu verwenden, wenn es mich persönlich betrifft und ich gemeint bin.
Der Rest ist mir völlig schnuppe.
Es wurde "festgelegt"? Von wem? Wer hat sich denn das generische Maskulinum ausgedacht?
Selbst wenn es denn so wäre, dass es jemand irgendwann mal festgelegt hätte: das generische Maskulinum ist nicht so generisch wie immer wieder gerne aufgeführt. Nachlesen kann man das z.B. in der Studie von Gygax et al. (2008).
Wenn man z.B. mit "Lehrern" oder "Studenten" auch weibliche Vertreterinnen dieser Gruppe berücksichtigen möchte, funktioniert das nicht so allgemeingültig wie oftmals angenommen. Diese Formen werden entgegen des generischen Maskulinums oftmals als nicht generisch sondern spezifisch wahrgenommen.
Geht denn nicht aus dem Kontext hervor, dass es auch um Frauen geht? Gerade bei Lehrern und Studenten wissen wir doch, dass es an Schulen auch Frauen gibt und an Hochschulen ebenso.
Nein, das geht aus dem Kontext eben nicht immer hervor, siehe z.B. besagte Studie. Wenn das so wäre, wäre das Generische am generischen Maskulinum nicht in Frage zu stellen.
das geht aus dem Kontext eben nicht immer hervor
Aber inwiefern stellt dies nun ein Problem dar? Welche Konsequenzen hat es?
Konsequenz ist die Nicht-Berücksichtigung einiger, die eigentlich berücksichtigt gehören.
Das habe ich verstanden, doch was ist die Konsequenz? Wirkt es sich auf Frauen in irgendeiner Weise negativ aus, dass sie dadurch unter psychischen Problemen o. Ä. leiden?
Du siehst das von der falschen Seite: eine nicht-gendergerechte Sprache hat keine aktiven Auswirkungen auf Nicht-Berücksichtige, sondern unterstützt den Status Quo. Frauen und ihre Rollen in der Sprache sichtbar(er) zu machen, ist auch Teil der Gleichstellung und Sichtbarmachung der Frau im generellen gesellschaftlichen Kontext.
Und an dieser Stelle sind wir bei dem Punkt, der vielfach kritisiert wird: Die Annahme, dass eine Änderung der Sprache zu einer Änderung der Situation von Frauen führe. Wikipedia sagt:
Die These der feministischen Sprachkritik, dass Veränderungen in der Sprache zu gesellschaftlichen Veränderungen führen würden, wird von verschiedenen Sprachwissenschaftlern als unhaltbar betrachtet.
Ich verweise auf den nachfolgenden Artikel: Das Gleichstellungsparadoxon.
Dennoch hat es mich gefreut, deine Sichtweise näher kennenzulernen. Solch ein Meinungsaustausch ist essentiell.
Nirgends habe ich geschrieben, dass die Anpassung der Sprache alleine zu einer Änderung der Situation der Frauen führt - für mich ist es einer von vielen benötigten Teilen.
Ich hatte dir nicht unterstellt, dass du dies als die alleinige Lösung ansiehst.
Aber in Anbetracht der Tatsache, dass geschlechtergerechte Sprache offensichtlich nur einen marginalen Unterschied für die Situation der Frau macht, wundert es mich doch, wie präsent dieses Thema mittlerweile ist. Wir könnten - anders gesagt - auch von einer Unverhältnismäßigkeit sprechen.
Inwiefern stellt dies ein Problem dar?