Findet ihr Gendern unnötig?

Das Ergebnis basiert auf 56 Abstimmungen

Ja, weil 75%
Nein, weil 14%
Anderes, 11%

15 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Nein, weil

das wird viel heißer gekocht als es dann gegessen wird. Da wird sich in einer Vehemenz gegen gewehrt dass ich oft denke "was genau hast du eigentlich gegen eine einfache Maßnahme, die für mehr Gleichberechtigung sorgen soll?"

Diskurse sind oft schwer, da viele Halb- und Unwahrheiten im Diskurs vorhanden sind, aber bei der gendergerechten Sprache finde ich es extrem wie stark der Diskurs dominiert wird von falschen Annahmen.

Es tut letztlich niemandem weh ein wenig auf die eigene Sprache zu achten - ungeachtet des Genderns. Sprache ist im ständigen Wandel und manche Entwicklungen sind dabei gut, andere weniger, wobei man diese Bewertung nur selbst vornehmen kann da wir alle nicht wirklich überschauen können was das für Auswirkungen hat. Mich stört zum Beispiel sehr stark, dass Umgangssprache auch schriftlich inzwischen sehr häufig genutzt wird, denn hier sehe ich Potenzial für das Verlorengehen grundlegender Kompetenzen die auch mit der Digitalisierung nicht ersetzt werden können.

Oft bin ich dann wirklich ein wenig schockiert weil ich mir denke, dass ist doch nun wahrlich kein Drama. Anfangs habe ich das Sternchen genutzt, da es mir wichtig war, einen Beitrag leisten zu können wenn der Aufwand dafür so unglaublich gering ist. Schnell hat sich aber herumgesprochen, dass das für Menschen mit Beeinträchtigungen sehr schwierig sein kann und das hat mir eingeleuchtet, daher habe ich umgestellt auf Begriffe ohne Sprachbarrieren.

Auch bei mir schleichen sich immer wieder Begriffe ein, die nicht geschlechterneutral sind und ich glaube es darf auch nicht darum gehen zum Messias zu werden der von heute auf morgen die Ungleichheit abschafft. Es geht darum sich zu bemühen. Ich konnte viele Begriffe in meinem Sprachgebrauch ersetzen, spreche inzwischen oft von "Menschen" oder "Personen" schlicht geschlechterneutral zu schreiben. Ich schreibe viele Dinge aus und sage dann eben Autoren und Autorinnen, ich kann wirklich nicht behaupten die 2,7 Minuten meines Lebens zu vermissen die ich vermutlich in den letzten Monaten gebraucht habe weil ich ein Wort mehr geschrieben habe wann immer nötig, im Gegenteil, mit der Zeit habe ich etwas sinnvolles gemacht.

Leider habe ich noch keine geeignete Antwort für mich gefunden, wie ich Menschen mit einbeziehe, die sich binär nicht zuordnen, denn was ich inzwischen ja mache ist Maskulinum und Femininum zu nutzen. Ich hoffe da kommt bald jemand auf eine tolle Idee, wobei ich nach Möglichkeit neutrale Begriffe wie "Lehrende" nutze, welche man ausgeschrieben als "lehrende Personen" durchaus geschlechterneutral bewerten würde.
Und was soll ich sagen: ist wirklich kein Drama.

Natürlich, es gibt Argumente die dagegen sprechen, und zwar auch sehr starke Argumente. Schräg finde ich es nur, dass man in den meisten gesamtgesellschaftlichen Diskursen nie auch nur eines dieser Argumente findet. Und das stört mich immens. Man darf gerne dagegen sein, aber dann soll man sich damit auseinandersetzen und entsprechende Argumente dafür auch als stärker erachten als die pro-Argumente. Die Argumente die aber meist angebracht werden lassen sich sehr leicht entkräften da sie selten auf faktischer Basis beruhen. Das ist tatsächlich etwas, was mich nervt. Hauptsache man hat eine Meinung, egal wie undurchdacht und hirnlos sie auch sein mag. Was ich also fordere: eine argumentative Basis für die eigene Meinung. Mir ist dann egal, wie die Meinung aussieht, aber die Basis muss fundiert sein. Ich würde soweit gehen und behaupten ich kenne die meisten contra-Argumente, denn wie gesagt: ich habe mich erst einmal damit auseinandergesetzt bevor ich mich entschieden habe, dass ich meine Sprache gendergerecht gestalten möchte. Ich war auch eine Zeit lang dagegen, da mir die contra-Argumente ebenso eingeleuchtet haben und sich sie auch eine Zeit lang als stärker erachtet habe für mich selbst. Inzwischen bin ich aber eben dafür, finde es aber wichtig darüber im Diskurs zu bleiben. Nur: mit vernünftigen Argumenten und nicht mit emotional aufgeladenem Dorffunk.

Anderes,

Hallo,

es kommt auf die Form des Genderns an.

Das auf den (Gender)Stern oder sonstige Zeichen reduzierte Gendern sowie das Gendern durch substantivierte Partizipien (Studierende, Mitarbeitende, Lehrende usw.) sowie andere "Wortungetüme" lehne ich ab!

Deshalb nutze, spreche und schreibe ich den Genderstern auch nicht, und es nervt mich ungemein, wenn ich Nachrichtensprecher und Fernsehmoderatoren ihn aussprechen höre - was heißt aussprechen, es ist ja vielmehr eine Kunstpause.

Ich gendere durchgehend in der Form von Studentinnen und Studenten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Lehrerinnen und Lehrer usw.; zumindest versuche ich es. Manchmal "verfalle" ich aber auch in das generische Maskulin, mit dem ich persönlich aber auch kein Problem habe.

Daneben verwende ich je nachdem, ob ich jemanden duze oder sieze, bei der Anrede die Pronomen du, dein, dir, dich oder Sie, Ihr, Ihnen, Sie. Ansonsten verwende ich die Personalpronomen ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie und die entsprechenden Possessiv- und Objektpronomen.

Das ist meiner Meinung nach völlig ausreichend; für manche Leute sogar schon viel zu viel.

Ich finde es schade und kann inzwischen schon nur noch darüber schmunzeln, dass so viele Leute meinen, sich über Asteriske usw., Wortendungen oder Pronomen definieren zu müssen.

AstridDerPu

Ich finde gendern und ähnliches einfach unnötig, denn es ändert Garnichts an der Aussage die getroffen werden soll. Wenn sich jemand mit einer Berufsbezeichnung, einer Stellenausschreibung oder ähnlichem nicht angesprochen fühlt ist das seine Sache, und nicht die der Allgemeinheit.

Dadurch daß ich seit 40 Jahren in Bayern lebe heißt es für mich und die meisten meiner Mitmenschen auch weiterhin "n..."- (das Bier Cola Mischgetränk) Mohrenkopf usw. Ohne es abwertend zu meinen. Genauso spreche ich Männer mit Herr an, und Frauen mit Frau. Jeder muss für sich selbst entscheiden zu welcher Gruppe er gehören will, und wer sich nicht entscheiden will darf sich auch nicht darüber aufregen

Ja, weil

es absolut unnötig ist, wegen einer handvoll Leute die das unbedingt wollen, die ganze Sprache zu verkomplizieren.

Es macht keinen Sinn und ist absolut nicht notwendig. Es bringt niemandem einen Vorteil, nur Nachteile.

trangnguyen29 
Fragesteller
 30.01.2022, 10:39

Arbeitsstellen, die gendern, sprechen z. B. auch mehr diverse Menschen an

0
guitarbassman  30.01.2022, 11:13

als großer Anhänger George Orwells finde ich es einerseits immer erstaunlich, andererseits aber auch schockierend dass viele den Idealzustand der Sprache als simpel bezeichnen würden.

0
Ja, weil

Ich hab absolut kein Problem mit der gendergerechten Redensart, wenn ich gerade direkt mit einer Person rede, von der ich weiß, dass diese sich nicht klar einem Geschlecht zuordnen kann/mag und auch nicht mit neutral verfassten Texten.

Aber es stört mich extrem, dass das Gendern jetzt irgendwie alle jederzeit machen sollen, besser gesagt: müssen. Und das sogar, obwohl dies manchen Personen unnötigerweise teilweise ernsthafte Probleme bereitet!

Nämlich zum Beispiel wesentlich mehr betroffene Mitmenschen, die z.B. mit Blindheit, Gehörlosigkeit, Lernbehinderungen, kognitive Einschränkungen o.ä. im Alltag klar kommen müssen. Die haben durch ihre Behinderungen nämlich oftmals echt große Probleme mit mittels Sternchen etc gegenderten Texten. Das wird aber bislang irgendwie zu gern außer Acht gelassen.

Und ich bin mir sicher, dass es auch mehr Menschen mit derartigen Behinderungen gibt, als Personen, die geschlechtsneutral sind und/oder zumindest geschlechtsneutral o.ä. angesprochen werden möchten.

trangnguyen29 
Fragesteller
 30.01.2022, 10:33

Stimmt, gute Argumente, die auch der Wahrheit entsprechen

1
guitarbassman  30.01.2022, 10:52

an sich verständliche Argumente, aber einige Halbwahrheiten hereingestreut.

Bei der gendergerechten Sprache geht es nicht ausschließlich um Menschen, die sich binär nicht zuordnen, es geht ebenso um eine stärkere gesellschaftliche Stellung für Frauen die leider bis ins Jahr 2022 systemisch und gesellschaftlich immer noch benachteiligt werden in vielerlei Hinsicht. Es geht also vielmehr darum, denn Mann als Maß aller Dinge zu ersetzen durch Einbeziehung aller Menschen. Oft wird gesagt: "das generische Maskulinum schließt doch alle ein", aber dann könnten wir genauso gut auf ein generisches Femininum umstellen. Dann gibt es keine Ärzte und Lehrer mehr sondern Ärztinnen und Lehrerinnen. Dieser Vorschlag stößt dann aber doch meist auf Ablehnung.

Zudem kann von "muss" keine Rede sein. Es gibt noch nirgendwo gesetzliche Verankerungen die das Gendern vorschreiben, demnach ist das eine rein freiwillige Sache. Das nimmt tatsächlich leider manchmal überhand, wenn beispielsweise in Hochschulen das Gendern gefordert wird, das finde ich aber auch sehr bedenklich und denke da muss man Lösungen für finden.

Und bezüglich Menschen mit Einschränkungen: genau deshalb ist man inzwischen auch wieder weg vom Sternchen und anderen Sonderzeichen, weil man das durchaus bemerkt hat und ernst nimmt. Und ich kenne auch viele Menschen die - wie ich selbst auch - anfangs mit Sternchen gearbeitet haben, inzwischen aber auf das Ausschreiben (Schülerinnen und Schüler) oder auf neutrale Begriffe ausweichen (Lehrende).

Und ansonsten muss ich sagen: Rücksicht auf eingeschränkte Menschen in allen Ehren, das ist unglaublich wichtig und gut, dass man darauf achtet, aber wir können unser gesamtes Sprachbild nicht anhand der wenigen Menschen ausrichten, die damit Schwierigkeiten haben, stattdessen muss man diesen Menschen besondere Förderangebote machen. Sonst müssten wir morgen sämtliche Artikel abschaffen da sich neu zugezogene Menschen oft mit der, die, das schwer tun und in der Hinsicht halte ich es mit George Orwell: wir haben sowieso zu wenig Worte in unserer Sprache, da sollten wir nicht noch weiter sparen.

Also verstehe mich nicht falsch, ich schreibe keinem Menschen vor, was er von der gendergerechten Sprache halten soll, mir ist nur wichtig dass man eine gemeinsame Argumentationsbasis hat, daher wollte ich die Punkte ansprechen die meines Wissens nach so nicht komplett der Wahrheit entsprechen.

0