Ist es gerechtfertigt ein Wildtier anzufassen und es sogar hochzuheben um es vor Leid durch den Menschen zu bewahren?
Hallo zusammen..
Ich war eben mal noch etwas im dunkeln im Wald und auf einem Feldweg unterwegs.
Als ich auf dem Feldweg ging bemerkte ich plötzlich wenige Meter vor mir eine Krötenwanderung. Vor mir auf dem Weg lagen 8 Kröten. Zwei dieser 8 Kröten waren bereits tot(überfahren).
Da dieser Feldweg sehr häufig benutzt wird (auch noch spät abends), habe ich mich dazu entschlossen die Kröten alle vorsichtig in die Hand zu nehmen, und sie abseits vom Weg in die Richtung in die sie wollten hinzusetzen.
Ich tue es mir bei sowas immer ziemlich schwer denn ich versuche mich immer in das Tier zu versetzen, und Stelle mir vor was eine Angst es haben muss da es ja nicht weiß dass ich nur gute Absichten habe. Ich versuche es unter anderem deshalb möglichst immer zu vermeiden Wildtiere anzufassen.
Da in dieser Situation nach meiner Einschätzung allerdings eine potenzielle Gefahr für die Tiere durch den Menschen ausging habe ich mich genau zu dem Gegenteil entschieden.
Jetzt wüsste ich mal gerne von euch wie ihr dass seht..
Findet ihr man sollte Wildtiere unter solchen Umständen anfassen und sogar hochheben um sie vor Leid zu bewahren? Oder findet ihr man sollte sie einfach komplett in Ruhe lassen und hoffen dass alles gut geht?
Ich war in solchen Situationen bisher nicht so der Typ fürs hoffen.. ^^
Selbes Szenario hatte ich auch schon unzählige mal mit Blindschleichen, Igeln und Insekten die mitten auf der Straße oder dem Gehweg lagen/saßen.
Bin gespannt auf eure Antworten..
.
8 Antworten
Kröten (und andere Amphibien) vor dem Überfahren retten ist ein typisches Beispiel für Umweltschutzarbeit "für jedermann"...
...auch die an Amphibienschutzzäunen "gestauten" Tiere müssen ja irgendwie rüber gebracht werden...
Mit ein wenig Wissen über die Tiere kann man einschätzen, ob man was tun soll/kann/darf oder nicht:
- Erdkröte auf Straße: Kröte rüberbringen ist ein minimaler Eingriff und rettet mit großer Wahrscheinlichkeit ihr Leben...
- "gefundenes" Kitz anfassen ist ein Bärendienst, die Geis verstößt es evtl. danach
- Insekten oder Spinnen einfangen und raussetzen ist zumindest besser als plattmachen...
- Jungen Singvogel reinnehmen dagegen nicht, meist werden die auch am Boden noch weiter gefüttert bis sie richtig Flügen können...
Grib gesagt zur Orientierung: ist es ein kurzes Eingreifen um ein Tier aus unmittelbarer Gefahr (Straßenverkehr z. B.) zu bringen= eher ja...
...ist es die Herausnahme aus dem natürlichen Lebensraum wegen (insb. aus vermenschlichendem Blickwinkel) vermeintlichem "Verlassen sein" oder so = eher nein...
Ist es gerechtfertigt ein Wildtier anzufassen und es sogar hochzuheben um es vor Leid durch den Menschen zu bewahren?
Hängt immer von der konkreten Situation ab und wie genau das gemeint ist.
In Deinem Beispiel dürfte es OK sein, wenn Du z.B. Igel oder Kröten von der Straße trägst damit sie nicht überfahren werden. Ich würde dabei aber ggf. Handschuhe oder ähnliches benutzen.
Alles klar, werde ich dann zukünftig benutzen.
Vielen Dank für die Antwort!
Du hast genau richtig gehandelt! Die Kröten sind dir sicher dankbar.
Eigentlich sollte man Wildtieren ihr Schicksaal überlassen. Aber wenn es bei uns Menschen auch so wäre, würdest du dann kein ertrinkendes Baby aus dem Pool retten weil er reingefallen ist?
Ich finde deine Einstellung zu Tieren super!
Letztens habe ich auch auf einem oft benutzten Gehweg eine einsame Kröte gesehen. Es war Nacht und man hat die Kröte kaum gesehen, weshalb sie leicht zu übersehen und draufzustehen wäre. Ich wollte sie auf die andere Seite helfen wo Gras und Büsche wachsen. Sie wollte aber nicht aufgehoben werden, weshalb ich sie immer leicht hinten angestossen habe. Sie ist immer weiter gesprungen bis sie auf der anderen Seite war. Sie hat kurz innegehalten als ich meine Hand 'von ihr entfernt' habe und ist dann ins Grüne gesprungen
Ich finde, in solchen Situationen sollte man ihnen helfen, vor allem wenn sie 'bei uns' und nicht in der Wildnis ausser Reichweite von Meschen leben.
LG deine Lavendelmond
Ich finde, in solchen Situationen sollte man ihnen helfen, vor allem wenn sie 'bei uns' und nicht in der Wildnis ausser Reichweite von Meschen leben.
Dass sehe ich auch so.
Danke dir für deine Antwort!
Du hast etwas gutes getan. Sicherlich kannst du nicht die ganze Nacht da sein um weitere Leben zu retten. Was anderes als anfassen machen die Freiwilligen Helfer und die NABU auch nicht. Du solltest deine Kommune anrufen und fragen ob nicht ein Krötenzaun aufgestellt werden kann. Erkläre ihnen die Lage und ich denke ein Trupp rückt an,immerhin sind es sehr nützliche Tiere. Mach dir keine Gedanken,Wildtiere darf man anfassen wenn keine andere Hilfe zu erwarten ist und man Leben retten kann.....
Hallo,
Ich meine, von einem Standpunkt aus, der mir objektiv erscheint (falls es so etwas wie Objektivität tatsächlich gäbe) ist die Sache doch ziemlich klar: die Kröten, die du über den Weg getragen hast, haben die Chance zu überleben. Sie können ihr Geburtsgewässer erreichen, sich dort fortpflanzen. Möglicherweise hatten sie ein kurzes Stresserlebnis als du sie angefasst und hinübergetragen hast. Kröten, die nicht hinübergetragen werden, haben dagegen eine hohe Chance, es nicht zu schaffen, den Weg zu überqueren, sondern überfahren zu werden. Es scheint ein geteerter Weg zu sein. Teer speichert die Wärme des Tages, deswegen verweilen die wechselwarmen Tiere dort lange, um sich aufzuwärmen. Das erhöht ihre Chance, überfahren zu werden ziemlich stark. Ich meine, dass die Phase der unausweichlichen Annäherung eines Autoreifens für sie ebenfalls Stress bedeutet. Nur ist das Ergebnis für sie ein anderes als das bei der Annäherung zum Hinübertragen durch dich.
Inwieweit können wir unsere Empfindungen auf Wildtiere wie Kröten übertragen? Die rasche Annäherung eines Etwas, das viel größer ist, wird wohl universell, von Menschen wie von Kröten, als bedrohlich empfunden. Aber wenn dieser Annäherung dann nichts weiter schädigendes oder bedrohliches folgt, wird das dann auch von der Kröte als Stress empfunden, wenn das, das sich angenähert hat, noch vorhanden und nicht weggegangen ist? Oder würde das ein Bewusstsein voraussetzen, das wir vielleicht haben und die Kröte nicht?
In meiner Kindheit, vor einigen Jahrzehnten, hat man sich über solche Dinge weniger Gedanken gemacht. Dennoch, ich meine, meine Eltern haben mich für solche Dinge sensibilisiert als ich damals ziemlich weit von der Zivilisation im Wald aufwuchs. Ich wusste zum Beispiel, dass Eidechsen, wenn sie sich angegriffen fühlen, Angst haben, als Schutzmechanismus, um Angreifer zu verwirren, ihren Schwanz abwerfen. Ich habe ziemlich viele Eidechsen gefangen als Kind, und wenn ich mich recht erinnere, hat dabei nicht eine einzige ihren Schwanz abgeworfen - obwohl ich bei ziemlich vielen gesehen habe, dass der Schwanz gerade frisch fehlte, oder noch nicht komplett nachgewachsen war. Es schien also ziemlich häufig vorzukommen. Aber ich habe es nie ausgelöst, anscheinend war ich vorsichtig genug, habe sie nie einem zu hohen Stress ausgesetzt. Eidechsen, die ich einmal gefangen hatte, sind mir dann aus der Hand über den Arm und die Schulter auf den anderen Arm geklettert, wenn ich mich ruhig verhalten habe. Ich meine, sie haben mich nicht mehr als Bedrohung wahrgenommen, sondern sogar im Gegenteil die Wärme meines gleichwarmen Körpers genossen.
Deshalb denke ich, dass es möglich ist, Reptilien wie Eidechsen oder Amphibien wie Kröten zu fangen und sie dann beispielsweise über einen Weg zu tragen, ohne ihnen dabei allzuviel Stress zu verursachen.
Ich fange auch manchmal Eidechsen. Sie haben bei mir auch den Schwanz nie verloren. Ich mache dann nach ein wenig Zeit die Hand auf und meistens bleiben sie auf meiner Hand mit halbgeschlossenen Augen und sonnen sich. Dann stosse ich sie leicht an und sie steigen wieder runter, bleiben aber oft dort anstatt sich vor mir zu verstecken. Aber manchmal muss ich sie sogar selber runtertun weil sie nicht runterwollen😂
Ich hasse es wenn meine Schwestern oder andere Kinder Eidechsen fangen! Sie heben sie oft am Schwanz auf, der sofort 'abbricht' und dann fällt die Eidechse von mind. 1 Meter flach auf den Boden. Manchmal heben sie sie auf und erdrücken sie fast. Ich hasse das😖
Ich nehme meinen Schwestern dann immer die Eidechse weg und setze sie auf den Boden aber versteckt, damit sie sie nicht wieder finden und fangen können.
Wenn ich eine gefangen habe setze ich sie oft wieder schnell auf den Boden weil sonst meine Schwestern kommen und sie auch nehmen wollen. Dann ist die Eidechse so traumatisiert das sie sich nicht mehr bewegt wenn sie abgesetzt wird🤦♀️
LG deine Lavendelmond
Danke für deine Schilderung! Schön, dass es heute noch junge Menschen mit Bezug zur Natur gibt, wenn es auch nicht alle sind . Deine Schwestern sind wahrscheinlich jünger? Sie werden bestimmt noch lernen!
Bitte :) ja leider gibt es heutzutage wenige solcher Menschen. Ja, sie sind 10 und 13. Die mit 13 hat sich aber ein wenig gebessert. Ja hoffentlich!
Sehr interessant, vielen Dank für die hilfreiche Antwort! :)
Vielen Dank für die hilfreiche Anwort! :)