Ist eine komplett neue Physik eigentlich vorstellbar - und sogar nötig?
Die moderne Physik verwendet Begriffe, die fast esoterisch klingen: Dunkle Energie, Dunkle Materie, Teilchenverschränkung, Welle-Teilchen-Dualismus, Dirac- Meer, Tunneleffekte uvm.
Man entdeckt Unglaubliches, Unverständliches....
Gleichzeitig scheint man aber nicht weiter zu kommen. Es kommt einem so vor, wie wenn man sich so im Kleinen verloren hat (Teilchenphysik), dass man einen Quantensprung der Erkenntnisse und Begrifflichkeiten zu brauchen scheint, oder sich wünscht.
Die seit Aristoteles steil ansteigende Kurve der "wissenschaftsthoretischen Evolution" scheint eine Gerade geworden zu sein... Oder?
8 Antworten
Nein, zum Thema daß die Kurve zu einer Geraden geworden ist. Bis auf die dunkle Materie und Energie, beschreiben die anderen verwendeten Begriffe die Qualitäten. Verschränkt,Welle Teilchen Dualismus usw sind Namen für bekannte Effekte und haben nichts esoterisches an sich.
Jain zur komplett neuen Physik. Für eine völlig neue Physik müsste man ja alle bisherigen Erkenntnisse über Bord werfen und so schlimm ist es ja jetzt auch nicht,offensichtlich,haben wir ja das eine oder andere schon recht gut verstanden.
Nein,das wir einiges kapiert haben,zeigt der Stand unserer Zivilisation. Würde eine neue Theorie entstehen, hieße das nicht,daß zwangsläufig alle unseren Erkenntnisse falsch sind.
Eine komplett neue Physik sicher nicht. Aber eine erweiterte Physik. Dabei darf die "alte Physik" aber nicht einfach über den Haufen geworfen werden. Sie wird weiter gelten meist als Spezialfall.
Beispiel Relativitätstheorie:
Nach den Gesetzen der Relativitättheorie müssen zwei Geschwindigkeiten nach folgender Formel addiert werden.
Ist damit die klassische Physik überholt, wo ein Radfahrer auf einen Containerschiff mit
unterweges ist? Nein, denn die einfache Geschwindigkeitsaddition darf weiter angewandt werden, solange nur eine der beteiligten Geschwindigkeiten klein im Vergleich zur Lichtgeschwindigkeit ist. Ein Speziafall eben, den man vor 1915 noch für den Universalfall hielt.
die fast esoterisch klingen
es ist umgekehrt. Die Esoterik missbraucht Wörter der modernen Physik, um wissenschaftlich zu erscheinen (was sie nicht ist) und vorzugeben, dass die Physik die Esoterik bestätigt (was sie nicht tut). Ich wünschte oft, die Esoterik würde konsequent ihre eigenen Fantasienamen erfinden, statt zu klauen.
Ich kenne zB jemanden, der behauptet, seine Frau sei durch Tachyonen geheilt worden...
Ansonsten ist es normal, dass für neue mathematische Konstrukte poetisch klingende Namen vergeben werden (das gibt es auch in der Mathematik selbst), weil man irgend ein Wort braucht. Dunkle Energie zB ist ein Parameter in den ART-Feldgleichungen von Friedmann, LeMaitre et al, der sonst recht prosaisch als Lambda-Parameter durchgeht, aber so nicht gut im Gedächtnis bleiben würde, zumal Lambda für viele andere Dinge gebraucht wird.
Noch mal falsch : Das Wort Esoterik wird misbraucht, von Leuten die keine Ahnung haben worum es in der Esoterik eigentlich geht.
Ist eine komplett neue Physik eigentlich vorstellbar - und sogar nötig?
Ich meine ja und ja.
Mir kommt die derzeitige Phyik so vor wie sie schon einmal um 1900 herum war. Die Physiker haben sich in ihren etablierten Theorien festgefahren (damals in der deterministischen Physik Newtons) und machen keine Fortschritte mehr, obwohl sie erkennen, dass mit der etablierten Physik viele Phänomene nicht erklärbar sind. Dafür erfinden sie dann Dutzende von tollen Begriffen, hinter denen sie zumindest in den Augen von Laien ihr Unwissen verstecken können.
Was wir brauchen, ist eine Revolution wie die, die zuerst Newton und später Einstein verursacht hat. Ich sehe in dieser Beziehung ein kleines Licht am Ende des Tunnels in der Theorie dissipativer Strukturen, die sich schon in vielen Wissenschaftsbereichen breit gemacht hat und jede Menge starke Impulse ausgelöst hat, in der theoretischen Physik und insbesondere auch in der Teilchen- und Astrophysik erst so ganz langsam mit einer neuen Generation von Physikern langsam Einzug hält.
... das immerwährende Streben nach einfachen Antworten im neuen Gewand und ein Trend der Zeit. Verständlich, aber komplett irrational.
Ja, aber im Grunde verstehen wir doch nix. Zum Beispiel das Phänomen der dunklen Energie. Das ist ein Begriff für etwas TOTAL Unbekanntes, ein Platzhalter, ein Mathematisches Muss, damit die Masse-Beobachtungen des Alls rechnerisch aufgehen. Aber es gibt nicht ansatzweise ein passendes Teilchen dafür. Auch die Gravitation und die Teilchenverschränkung. Wir können es ausrechnen und beobachten - aber wirklich begreifen? Ich hab den Eindruck, wir stehen vor einer Mauer aus lauter Rätseln, die in ihrer Summe immer mehr unlösbare Fragen aufwerfen. Man wartet auf die Vereinheitlichung der Theorien. Man entwarf die Stringtheorie als bildhaft interessanten Ausweg aus dem Dilemma. Braucht es einen genialen Quantensprung der Erkenntnis, ein völlig neues Bild/Veranschaulichungskonzept, um alles ganz anders - und vielleicht völlig simpel- zu erklären? Oder könnten wir das nur als KI? Einfach weil wir als Menschen gebunden an eine biologischen Umwelt nur bis zu einem gewissen Punkt Modelle entwickeln können?