Ist eine Kombiklasse auch für die älteren Schüler von Vorteil?

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Guten Abend! ich bin seit 14 Jahren Grundschullehrerin in Kreis Oberbayern. Vor der Geburt meines Sohnes war ich voll in 3/4 beschäftigt, danach wurde ich wg Teilzeit in 1/2 versetzt. ich bekam zu diesem Schuljahr die Anfrage, die einzige Komiklasse 3/4 bei uns im LKRS zu übernehmen. Nach dem JA meinerseits hatte ich erst einmal höllische Angst,vor allem nach Reden von Kollegen wie WAS TUST DU DIR DENN DA AN??

Ich muss dazusagen, dass ich mich gut organisieren kann. Das ist wichtig.

Jetzt stehe ich zum 4. TAg in meiner Kombi, und stelle fest, dass es eine perfekte Form von Unterricht ist. In den ca 60Prozent in der meine ganze Klasse da ist, kann ich in zwei Klassenzimmern mit Durchgang völlig gewährleisten, dass sowohl Stoffumfang als auch Arbeitshaltung un Disziplin gewährleistet werden. In der übrigen Azeit findet Rel./Sport/Engl/ WTG statt, somit habe ich mit dem jeweils anderen Teil Zeit, Neues einzuführen. Idealer kann das nicht sein. Wenn ich bei ca 9 Kindern sehe, dass jemand etwas nicht versteht, ja dann sehe ich das sofort an den Augen und NICHT erst nach drei Wochen bei der Probe!! Was will ich denn da mehr. Für Mathe bekommen wir 3-5 zusätzliche Lehrerstunden, sodass wir den Stoff getrennt unterrichten, was Sinn macht. Was ich zum Schluss erwähnen und als großes Plus hervorheben werde ist: Die Kinder sehen sich nicht als die Großen und die Kleinen. Auch nicht als die Starken und die Schwachen. Sie sehen sich sofort als die Geber und die Nehmer. Das ist eine wunderschöne Beobachtung.

Herzlichst, eine Kombilehrerin 3/4 aus dem oberbayerischen Land

Ich stimme Black Rainbow666 zu, dass auch die größeren Kinder lernen, und zwar nicht nur für ihre soziale Entwicklung (den Kleinen Helfen), sondern auch den Kleinen etwas erklären und es dabei selbst besser verstehen. So ist der Idealfall. Das setzt m. E. voraus, dass alle Kinder ein angemessenes Verhalten mitbringen, Selbstständigkeit, nicht zu "störanfallig", nicht augenblicklich eine Lehrerbestätigung benötigen usw., setzt aber auch voraus, dass die Doppelbesetzung im Kernunterricht tatsächlich zur Verfügung steht und nicht die ständige Vertretungsreserve darstellt. Die Lehrkräfte haben in den Kombiklassen eine hohe Verantwortung, weil es schwieriger ist, die Entwicklung und Leistung des einzelnen Kindes im Blick zu behalten.

um deine frage mal aus erfahrung mit zwei kindern zu beantworten:

meine große hatte die wahl zwischen einer flex wie von dir beschrieben oder einen reinen normalen grundschulklasse. Ich hielt davon garnix und war komplett vom thema abgeneigt. im endeffekt hat oma uns in die schule gezerrt und ich "musste" mich mit verschiedenen flexlehrern unterhalten. trotz dessen ich noch immer nicht überzeugt war, hab ich sie - durch oma "gezwungen" - in der flex angemeldet. ich muss dir sagen das ich das nie bereut habe. aufgrund der lernstruktur erst durch einen älteren schüler ein jahr betreut zu werden und dann selber ein jahr lang ein kleines kind zu betreuen, wurden die kinder sehr schnell selbständig. sie lernen sehr schnell und vor allem gründlich und zügig arbeiten. das kommt daher weil sie im zweiten schuljahr den erstklässler noch mitbetreuen müssen. zusätzlich werden lernschwächere kinder von einem speziellen lehrer im rahmen des unterrichts betreut, was auch sonst nicht möglich ist. die hauptfächer wie mathe, sachkunde und deutsch/englisch wurden getrennt unterrichtet und dabei macht sich bemerkbar ob 10 oder fast 30 schüler in der gruppe sind. für meine tagtraum-kinder war das genau das richtige. ich würde dir das vorbehaltlos empfehlen und ans herz legen.

also bei uns gibts diese klassen schon seit ca. 5 jahren (Esta) und es ist absolut positiv! da die kinder 1. schneller eingeschult werden können ( also ab dem 6. geburtstag möglicherweise direkt einen tag später) 2. sie je nach dem wie schnell sie lernen die gruppe nach 1,2 bzw 3 jahren oder auch zum halbjahr verlassen können und dann in die 3. klasse kommen! d.h. das wenn ein kind schnell lernt dieses schon nach 1,5 oder 2 jahren in die 3. kommt. abaer ganu so kann ein kind das länger bracht 3 jahre in der gruppe bleiben und kommt dann erst in die dritte!Eingangsstufe

Wir berücksichtigen die unterschiedlichen Lernerfahrungen und Lebensbedingungen der Kinder. Wir unterrichten mit Lern- und Arbeitsformen, die der Unterschiedlichkeit der Kinder entsprechen. Die Kinder erarbeiten wesentliche Inhalte entdeckend, indem sie über Lernwege mitbestimmen. Teamfähigkeit wird gefördert, indem Kinder voneinander und miteinander lernen.

Deine Bedenken teilen viele kritische Menschen (auch Lehrkräfte).

In der Tat gibt es eine alte Pädagogenweisheit: Du kannst alle Klassen kombinieren, nur nicht eine 1 mit einer 2! (Karnack, um 1953) Von den Reformpädagogen hat niemand eine solche Kombination gewählt. Das Modell gab es unter dem Stichwort "Zwergschule im Sauerland" - wurde mit viel Tamtam begraben...

Mein Rat: Setz dich ein für eine Kombination 1 bis 3 und Klasse 4 als Jahrgangsklasse (zwecks Umgewöhnung auf die SEK-1-Zeit).