Ist ein Literaturkanon an Schulen sinnvoll?

6 Antworten

Man braucht keinen allgemeinen Literaturkanon, sondern eine Diskussion darüber.

In der Praxis hat sich herausgestellt, dass Goethes Faust I von Lehrern wie Schülern akzeptiert wird, andere Pflichtlektüren oft abschrecken.

Meine persönliche Ansicht:

Es sollte eine Reihe von verpflichtenden hervorragenden Kurztexten geben und einen weiten Kanon, aus dem pro Schuljahr ab Klasse 10 verpflichtend eine Ganzschrift ausgewählt wird. Ständig Wilhelm Tell, Maria Stuart, Sandmann, Effi Briest schafft Abneigung bei Schülern und Lehrern.

Aber zum Glück bin ich ja nicht Kultusminister und in keiner Lehrplankommission. So machen die mit jedem Lehrplan neue Fehler, das gibt schöne Abwechslung der Fehler und etwas zuviel Einheitsbrei des Zeitgeistes.

Irrelevante Literatur?

Es gab Zeiten da wurden selbst die berühmtesten Schreiber müde belächelt. Wer unterscheidet was relevant und irrelevant ist.

Bildung ist leider Ländersache. Was natürlich komplett gegen das Ziel steht, dass Eltern die Arbeiten wollen flexibel sind. Denn so kann es vorkommen, dass manche Themen in Schuljahr 4 und andere erst in Schuljahr 6 behandelt werden. Ungünstig wenn umgezogen wird und es um anderen Bundesland komplett umgedreht wäre.

Egal... damals konnte ich mit Goethes "Werther" nix anfangen, ob es jetzt mit 30 anders wäre? Keine Ahnung ... dazu müsste ich die Texte erneut lesen.

Was im Unterricht gelesen wird, wird teilweise auch von der Schule bzw. dem Lehrer selbst entschieden.

Gut ist es, wenn er auch aktuelle Romane nimmt. Bspw. Beim Leben meiner Schwester von Jodi Picoult, war damals ein aktueller Roman. Genutzt wurde das Buch im Ethikunterricht, da es doch sehr viele interessante Fragen aufwirft.

Relevant für wen? Im deutschen Schulsystem entscheidet man nicht selbst, was man für notwendig erachtet zu lernen. Diese Fähigkeit wird dem Einzelnen angesprochen. Du entscheidest selbst, wann Du Laufen und Sprechen lernst, wann Du Hunger und Durst hast, aber ab Deinem sechsten Lebensjahr sperrt man Dich in ein Schulgebäude ein und zwingt Dir einen Leerplan auf, wie ich ihn gerne nenne.

Vorteil: Eine hohe Zahl an Schülern, die am Ende der Schule schon mal von Goethe und Schiller gehört haben.

Nachteil: Wenige, die etwas über sie wissen.

Gruß Matti

Ich befürchte, der materielle Wohlstand und die grenzenlose Freiheit haben dazugeführt, dass wieder einmal in der Geschichte Deutschlands die Mehrheit meint, sie könne ohne das Erlesen von schwierigen Gedanken und Gefühlen "über Gott und die Welt" genau diese beiden Fundamente ihres Lebens erhalten. genau das geschieht eben nicht: Das Natürliche, das Primitive ist offensichtlich die Einengung, die Abgrenzung, die Machtsuche über und gegen andere Menschen, gegen sogenannte Fremde. das "Kultürliche" ist das Erlernen von Sprachen, das erlernen und Erkennen von vielen Verhaltensmustern und Vorstellungen vom menschlichen, friedlichen Zusammenleben.

Ein freierer Literaturkanon (Literaturempfehlungen) sollte diese Probleme den jungen Menschen im steigenden Schwierigkeitsgrad (auch in der deutschen Sprache) allmählich über Jahre hinweg zuführen: Das geschieht ja auch, schließlich gibt es doch Lehrbücher für Literatur für alle Klassenstufen.

Ein verpflichtender Kanon für alle deutschen Schüler ist aber schon wegen der Menge der möglichen Literatur Zensur. Genau dies will niemand, denn so lernt man nicht denken und fühlen und zweifeln und sich gewiss sein. Die LehrerInnen lassen ja auch SchülerInnen Lektüre vorschlagen, warum nicht diese AUCH lesen?! Literatur entwickelt sich - wie hoffentlich die Menschen....

Das Problem sind die vergleichbaren Prüfungsergebnisse über das Wissen um Literatur, es soll ja vorrangig in der Schule Noten geben... das muss eben endlich beendet werden, ist aber nur der Gipfel der inhuman antiken Schulform.

Ein Literaturkanon ist dann sinnvoll, wenn die entsprechenden Werke BEGRÜNDET von einem WAHREN Experten-Team ausgewählt werden, zum Beispiel unter dem Aspekt der Zeitlosigkeit = ständigen Aktualität.

Sinnvoll wäre auch, wenn ein Lehrer innerhalb eines Epochen-Schwerpunktes zwischen verschiedenen Werken wählen dürfte.

Zu bedenken ist ein Satz aus Werner Fulds Opus "Die Bildungslüge" (Vorwort): "Ein Großteil der Curricula gehört auf die geistige Müllhalde des 19. (!!) Jahrhunderts !"

Zu bedenken ist des Weiteren, dass das "tolle" Argument von Lehrern ("Das wurde schon immer gelesen !") ein geistiges Armutszeugnis ohnegleichen ist - vergleichbar dem unsäglichen Unsinn von Hausaufgaben: "Die wurden schon immer aufgegeben !" (Ich gab nie HA auf - außer vor Arbeiten / Klausuren.)

Und das schulinterne Deutsch-Curriculum...?! Ich dachte an Werner Fuld und setzte mich erfolgreich darüber hinweg - 42 Jahre lang.

pk

Woher ich das weiß:Berufserfahrung